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Pater Heinrich Rick vom Gellershof, ein Marienstatter Zisterzienser.
 
Von P. Stephan Steffen, Abtei Marienstatt.
 
Der Name Rick ist mir von meiner frühesten Jugend an geläufig. Er findet sich in meiner Heimat Wissen (Sieg) noch häufig. Der Rick's Fritz seligen Angedenkens, einst in der Bogenstraße zu Wissen, war mit meinen Eltern eng befreundet. Schreiner von Beruf, verfertigte er meinem ältesten Bruder und mir die ersten Spielsachen. die in sein Fach einschlugen. Noch heute verbindet mich mit anderen Vertretern des Geschlechtes Rick eine Freundschaft, die vor beinahe einem halben Jahrhundert geschlossen wurde.
 
Mit dem Wissener Rick waren die Träger desselben Namens verwandt, die im 17.und 18.Jahrhundert in der nächsten und weiteren Umgebung Marienstatts auf abteilichen Gütern als Pächter saßen oder in sonstigen Diensten des Klosters standen. Wer wollte es mir verübeln, dass ich diesen Landsleuten, d.h. ihren Spuren schon seit langer Zeit nachgegangen bin und hunderte von Notizen über sie. hauptsächlich aus den Marienstatter Pfarrbüchern, gesammelt habe. Ich stieß dabei auf viele andere Familien, die in der Wissener Pfarrei beheimatet und mit den Rick verwandt waren: auf die Stahl, Dörner, Klein, Baldus, Röder, Rödder usw.
 
In den folgenden Zeilen möchte ich eines Pater Rick's Lebensdaten anführen, der auf dem von Marienstatt cirka 20 Min. entfernten Gellershofe geboren war. Der zwischen Marienstatt und dem Dorfe Nister gelegene Hof Idelberg wurde seit ungefähr 1576 nach dem "Hoeveman Johan Geller (Giller)" auch Gellershof genannt, wie auch der Berg oberhalb des Gellershofes zu dem Distrikt Eselshähne hin seitdem Gellersberg heißt.
 
Das (2.) Totenbuch Marienstatts verkündet uns, dass im Jahre 1758 nur ein Mitglied der Abtei verstorben ist: "Am 7.Dezember 1758 starb gegen 1/2 11 Uhr nachts der hochw. P. Heinrich Rick vom Gellershof im 63.Jahre seines Lebens, im 40. Jahre seiner Ordensprofess, im 37.Jahre seines Priestertums. Er erkrankte schwer am 16.November,am 20.November spendete man ihm die Wegzehrung, am 21. die letzte Ölung. Am 29. erteilte ihm der Abt (Bernhard Colonia)die Generalabsolution des Ordens. Mit erstaunlicher Ergebung sah er dem Tod entgegen. Am 7.Dezember endlich erreichte er das Ziel seiner Wünsche. Er starb als Kantor. Am 9 .Dezember begrub ihn der Abt nach dem feierlichen Traueramt in der Kirche links vor der Statue des hl. Dominikus."
 
Soweit der Bericht des Totenbuches. Hier darf schon hinzugefügt werden, dass die Statue des hl. Dominikus noch erhalten ist. Niemand weiß aber mehr. wo sie einst in der Kirche gestanden hat. So schnell ist die Erinnerung an die ehemalige barocke Inneneinrichtung der Kirche verblasst. Das Grab des P .Heinrich ist also unbekannt und das nach Verlauf von nicht ganz 50 Jahren. (Wie viel Tradition ist durch die Säkularisation der Abtei 1803 – 1888 unwiederbringlich verloren gegangen!)
 
P. Heinrich Rick war der Sohn der Eheleute Johann Peter Rick (villicus oder Hofmann auf dem Gellershof) und der Maria Leis seu Elisabeth Hülseman von Nisterberg bei Daaden zum Unterschied von Nisterbrück bei Wissen. Diese hatten am 21.Oktober 1692 geheiratet. Am 29.Oktober 1693 wurde das erstgeborene Kind, das sofort nach der Taufe gestorben war, beerdigt. Ein zweites Kind starb auch gleich nach empfangener Taufe, es wurde am 22.Februar 1695 begraben. Die Taufe eines weiteren Kindes fand am 4.März 1696 statt. Der Täufling war "Hanss Henrich", der spätere P. Heinrich. Pate war des Hülsemans zum aiden Closter sein Sohn". Patinnen waren des Hülsemans Tochter, die zu Nister verheiratet war, und die Tante des Täuflings. des Vaters jüngste Schwester Christina Ricks auf dem Gellershof.
 
Dem Heinrich Rick wurde Ende Oktober 1698 ein Bruder Christian geboren, getauft am 26.Oktober 1698. dann ein zweiter Bruder Ende November 1700. Es war dies der spätere Klosterjäger Philipp Rick, der 1776 in der Nister ertrank. An weiteren Geschwistern sind zu nennen: Eine Schwester N. beerdigt am 03 .Mai 1702. Anna Katharina, getauft am 03.Mai 1704. Maria Sophia. getauft am OS.Dezember 1705. Anna Maria, getauft am 26. März 1709, Anna Gertrud. geboren am 30. Mai, getauft am 04 .Juni 1711. Agnes, geboren am 19.Dezember, getauft am 25.Dezember 1713, und die Zwillinge Joseph und Johann Bernhard. die am 19. April 1719 geboren wurden. Joseph starb gleich nach der Geburt und wurde am 21.April 1719 beerdigt, Johann Bernhard wurde am 23.April 1719 getauft.
 
Wie ein roter Faden zieht es sich durch die Pfarrbücher, dass das Verhältnis der Familie Rick auf dem Gellershof zum Kloster stets ein gutes war. Das lässt es auch verstehen, dass die Eltern Johann Peter und Maria Elisabeth Rick ihrem ältesten Sohne keinerlei Schwierigkeiten in den Weg legten, als dieser den Wunsch äußerte. zu studieren und später als Novize in die Abtei einzutreten. um dort Priestermönch zu werden. Die Studien mag dieser ausschließlich im Kloster gemacht haben.

Wenn das Totenbuch meldet, P. Heinrich sei im 40.Jahre seiner Ordensprofess gestorben, so wird sein Eintritt in das Noviziat 1717/1718 erfolgt sein. Nach einjährigem Noviziat legte er das Ordensgelübde ab. Da er beinahe 37 Priesterjahre erreichte, so darf die Priesterweihe wohl in das Jahr 1721/1722 verlegt werden. Mit dem Empfang der Priesterweihe wurden ihm aber noch nicht alle Fakultäten zur Spendung der Sakramente verliehen. Vorderhand durfte er nur die hl. Messe lesen. Zu einer äußeren Tätigkeit wurde er rein gar nicht verwendet.

Bei einer Beerdigung. die P. Heinrich am 20.Juli 1733 vornahm. wurde in das Totenbuch der Zusatz eingetragen: "primum officiatore patre Henrico Rick eodem ao ad confessiones deputato." Daraus kann der Schluss gezogen werden, daß er in der Moraltheologie bei der Priesterweihe noch kein Abschlussexamen gemacht hatte. Das ließ noch lange auf sich warten. Wenn P.Heinrich erst 1733 die Erlaubnis zum Beichthören erhielt. dann ist nicht von der Hand zu weisen, dass er erst kurz vorher sein Können in einer Prüfung bewiesen hat. Ich bin der Meinung. dass er noch Vorlesungen in der Moral gehört hat, als er schon längst Priester war. In Verbindung damit lässt sich folgendes anführen:

Im 18.Jahrhundert wirkten zuweilen längere Zeit hindurch Jesuiten in einzelnen Abteien als theologische Lehrer. so z.B. in der Zisterzienserabtei Marienstatt P. Everhard Hartmann als Moralprofessor.


Ferner Prorektor Andreas Schüller am Seminar zu Boppard in der Arbeit "Massenexerzitien für Geistliche in der Erzdiözese Trier". Zeitschrift für Heimatkunde von Koblenz und Umgebung, l .Jahrg..H.9.S.134.) Bei P. Hartmann S.J. mag der P. Heinrich Rick die Studien der Moral abgeschlossen haben. Man scheint es in Marienstatt mit der Ausübung priesterlicher Funktionen recht genau genommen zu haben. Abgesehen von der Jurisdiktion für den Beichtstuhl, die dem P .Heinrich erst nach langen Jahren verliehen wurde, durfte dieser, wie bereits gesagt, außer der Lesung der hl. Messe keine Sakramente spenden, ja nicht einmal eine äußere Tätigkeit in der Seelsorge entfalten, die mit der Spendung eines Sakramentes nichts zu tun hatte. Das lässt sich aus folgenden Tatsachen ersehen.


Erst, als P. Heinrich schreiben konnte, er sei "anno 1733 ad confessiones deputatus", nahm er zum ersten Male eine Beerdigung vor. Wir finden ihn von jetzt an auch als Spender des Sakramentes der Taufe. Es war am 4.August 1733, als er einen Bernhard Brenner. Sohn der Eheleute Johann Peter und Maria Katharina Brenner von Limbach taufte. Mit eigener Hand trug er die Taufe in das Taufbuch ein (baptizatus est a me fre Henrico Rick), vergaß dabei aber nicht, die Margi­na lnote:.....cibus, d.h. das erste Mal, hinzuzufügen.

Nun, mit dem eigentlichen Spenden der Sakramente ist es ja so eine - wenn man so sagen soll - heikle Sache. Bei einer Trauung, wo die Brautleute sich selbst das Sakrament der Ehe spenden, hätte man doch schon eher die Assistenz des P. Heinrich in dem ersten Jahrzehnt seines Priestertums erwarten können, zumal in diesem Zeitraum verschiedene seiner leiblichen Geschwister und nächsten Verwandten Hochzeit feierten. Aber nein, auch hierbei war seine Mitwirkung ausgeschlossen. Erst am 28.Juli 1733, als ein Johann Peter Söntgen von Atzelgift eine Anna Gertrud Christian von Luckenbach heiratete, assistierte das erste Mal P. Heinrich Rick: Benedixi P. Henrici vice.

Sobald aber die Schranken gefallen waren, d.h. ihm die Fakultäten für das Beichthören erteilt waren, findet sich P. Heinrich des Öfteren als Funktionär bei Taufen, Beerdigungen und Trauungen, sich zuweilen also angebend; per me P .Henr. Rick loci S Mariae professum Sacerdotem, per me P. Henr. Kick loci S Mariae professum etc. Bei der letzten Trauung, .bei der er zugegen war - 20. Februar 1754 -. heißt es nur: confirmatum p.fr.Henr.R. Es war bei einer Trauung des Johann Dietrich Schneider von Luckenbach mit der Maria Katharina Arnd von Steinberg. Bei einer Trauung am 24.November 1733 schrieb er: ritum adhibui fr. Henr. Rick cirka horam 12 mam: bei einer anderen am 7.Januar 1734: nuptijs his benedictionem et ritum adhibui, ita permittit consuetudo et Agenda. P. Henricus Rick.

Die Eltern des P. Heinrich haben dessen Priesterweihe nicht nur erlebt, sondern noch lange Jahre überlebt. Sie erlebten es auch, dass ihr Sohn im Kloster die Stelle eines Oberen bekleidete. Noch bevor sie der Tod ereilte, liest man einmal im Taufbuch, dass P. Heinrich eine Taufe spendete. Den am 14.April 1740 - in die Jovis an einem Donnerstag - vollzogenen Taufakt. Es handelte sich um die Taufe eines verwandten Kindes vom Hof Lauterbach bei Kroppach. schrieb P. Heinrich persönlich ein, wobei er seinem Namen hinzusetzte: p.t.Subpriore. Vielleicht war seine Ernennung zum Subprior durch den Abt Perus Emons ( 1733 - 1751 ) erst kurz vorher erfolgt. Als P. Heinrich am 19. Januar 1740 im Gellershof eine Nichte taufte, fügte er seine Amtsbezeichnung der Taufmatrikel nicht bei.

Auch bei denjenigen der vorausgehenden Jahre. die seine Handschrift aufweisen. fehlt sie. Am 20.Februar 1737 notierte P. Heinrich Rick eine Taufe und bemerkte am Schluss: R.P.Subprioris supplevi qui supra. -Einer Trauung am 7.Juni 1740, die Alberich Molitor, der frühere Pfarrer von Gebhardshain. vollzog. setzte dieser seinem Namen hinzu: ( fr.Albericus) promixe R.P.Supprior Subsequitor.
 
Wie lange P. Heinrich das Amt eines Subpriors, d.h. des zweiten Klausuroberen inne hatte, lässt sich aus den Pfarrbüchern nicht feststellen. Es dürfte sicher sein, dass P. Quirinus Wasserberg aus Jülich, der am 15.Mai 17S6 als Subprior starb, sein direkter Nachfolger war. Sein zweiter Nachfolger war P. Adam Kneupper aus Montabaur, der 1757 als Subprior erscheint. Diesem folgte P. Hermann Joseph Schwertz aus Hadamar ( 1762 ). Sicher ist, dass. wie oben angeführt wurde, P.Heinrich bei seinem Tode noch mit dem Amte eines Kantors betraut war, das mit seinen verschiedenen Obliegenheiten von Wichtigkeit ist in einem Mönchsorden, der zum feierlichen Chorgebet verpflichtet ist.  
 
Die Jahre 1741 und 1742 brachten dem P. Heinrich großes Leid. Am 10.April starb. versehen mit den Sterbesakramenten, sein Vater im Alter von ungefähr 72 Jahren; beerdigt wurde er am 12.April. Das Totenbuch bezeichnet ihn als "...............fidelissimus villicus noster ex Gellershoff". – Die Mutter verschied Ende März 1742; am 2.April wurde sie begraben. Ausnahmsweise hat man ihre Sterbematrikel in deutscher Sprach eingetragen. Diese lauten: " 2.Aprilis ist die ehr- und tugendsame und recht christliche des Gellershoffrau Maria Elisabeth Rickin unter Begängnis des ehrwürdigen Convents zu Mariastadt und respektive zahlreicher Verwandt – u. Nachbarschaft. zeitig mit allen hl. Sacramenten wohlversehen. allhier zu Mariastadt zur Erden bestattet worden, dero liebe Seel R. in S. pace, anno aetatis ........70
 
Die Handschrift, mit der P. Heinrich die Eintragungen in die Pfarrbücher gemacht hat, findet sich in einem alten Höfeverzeichnis der Abtei unter dem Titel Dorchheim wieder. Anfangs der dreißiger Jahre des 18.Jahrhunderts hatte Marienstatt auf seine wichtigen Besitzungen in Dorchheim einen Bruder des P. Heinrich als Kellermeister geschickt: es war das der Johann Christian Rick vom Gellershof, der, wie oben gesagt wurde. ende Oktober 1698 geboren war. Am 28.Mai 1721 hatte er eine Maria Katharina Franz von Oberhattert. Hachenburger Seite. geheiratet. Nach der Hochzeit scheint er in die Heimat seiner Frau gezogen zu sein; in den Pfarrbüchern Marienstatts fehlen seit jener Zeit Familiennachrichten über ihn.
 
Der P. Stephan Manheim, der seinerzeit dessen Trauung vollzog, hat dabei einen kräftigen Segen gesprochen. Das "wachset und mehret euch" ist bei diesen Eheleuten und ihren Nachkommen tatsächlich in Erfüllung gegangen. Darüber berichten die Hachenburger, Frickhofener, Dorchheimer, Mühlbacher Pfarr- und Standesamtsbücher. aber auch noch solche anderer Orte.
( z.B. Thalheim, Anmerkung von Hannelore Neffgen )
 
Dem Christian Rick, dem ersten Marienstatter Kellermeister seines Namens in Dorchheim. der vom Jahre 1735 an auch ein Achtel des großen und freien Klosterhofes daselbst gepachtet hatte, folgte sein Sohn Christian Rick. P. Heinrich erlebte es noch, dass diesem die Kellerei in Dorchheim übertragen wurde, "Christiano Rick Juniori allini meo".
 
Christian Rick jun., der Neffe des P. Heinrich, starb am 30. Mai 1793. Wenn ich noch seinen Sohn und Erben Bernhard Rick, den letzten Kellermeister Marienstatts in Dorchheim, nenne, so ist damit meine Aufgabe gelöst.
 
Ich füge aber noch folgende Namen hinzu, die den Stammbaum bis auf unsere Tage vervollständigen:
 
PETER RICK, Sohn des erwähnten letzten Kellermeisters, Landwirt. genannt Kellers Peter. * 1801, + 1882.
Dessen Sohn war PETER RICK, Landwirt, + 1904.
Dessen Sohn war wieder ein PETER RICK aus Dorchheim.
Dessen Söhne Peter und Anton ( Toni ) sind gegenwärtig Inhaber
der Firma : PETER RICK SöHNE in Frickhofen.
 
Das ist nur einer der Zweige an dem "RICKBAUM". der vor 200 Jahren von Marienstatt nach Dorchheim versetzt worden und seitdem mächtig gewachsen ist. Wie ich an anderer Stelle betont habe, gebe es ein ganzes Buch, wollte man der Familie Rick in ihren weiten Verzweigungen nachgehen. In Hachenburg leben nur mehr zwei Personen, die dem Geschlecht der RICK entsprossen sind, letzteres ist dort im Mannesstamm erloschen. Von den RICK im Gebiete der heutigen Pfarrei "Marienstatt" hat sich kein Zweig erhalten. wohl aber fließt dort noch viel ”RICKBLUT" in den Adern mancher Familien, deren Ahnfrau eine RICK vom Gellershof war. Auf dem Gellershof verschwinden die Rick schon circa 1765.

 
Meine Urgroßmutter war:
Rick Anna Maria
* 27.03.1819 in Thalheim
+ 18.05.1882 in Frickhofen
Vater:
Rick Anton
* 05.02.1783 in Thalheim
+ ?
Vater:
Rick, Christian
* 07.02.1755 in Thalheim
+ 21.09.1813 in Thalheim
Vater:
Rick, Johann Georg
* 17.05.1729 in Dorchheim
+ 11.05.1799 in Thalheim
Vater:
Rick, Christian
* 26.10.1698 auf dem Gellershof bei Marienstatt
+ 30.08.1768 auf dem Gellershof
Vater:
Rick, Johann Peter
* 1669/1670 ?
+ 10.04.1741 auf dem Gellershof
Meine Urgroßmutter heiratete am 11.05.1851 in Frickhofen Johannes Brötz
 

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