Kunibert Stock
Wo wohnten die jüdischen Familien im Hammer Land
Neben Günter Heuzeroth und Horst Moog, haben viele andere Autoren sich mit den Bürgern im Hammer Land, die jüdischen Glauben waren, befasst. Die Heimatfreunde werden immer wieder gefragt: "Wo wohnten denn diese Juden eigentlich?"
Es soll hier einmal versucht werden, ohne über Eigentum oder Besitz zu spekulieren, einige Wohnungen dieser Bürger aufzulisten. Es ist nicht möglich, den Besitz vor 1885 nachzuweisen, denn vor dieser Zeit wurden immer nur die Abgabenzahler aufgelistet. Auch später in den 20er und 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts ist es nicht so einfach, denn der Besitz wurde jetzt im Grundbuch eingetragen, aber nicht jeder hat den Einblick in diese Nachweise.
Der ohne weiteres als Zeitzeuge geltende Willi Hörter, aus Hamm, er absolviert damals eine Lehre bei der Amtsverwaltung Hamm und hat viele Angaben über Landwirte, Tankstellen, Gewerbetreibende, Händler und ähnlichem im Ort Hamm gesammelt. Dabei wurden auch Wohnungen von jüdischen Bürger aufgezeichnet. Sie gehörten fast alle zu dem vorerwähnten Bewohnerkreis aus Handel und Wirtschaft. Es soll hier kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben werden, da es einfach zu wenig Angaben aus dieser Zeit gibt.
Zeichnung des
in der Reichskristallnacht demolierten Wohnhauses von Simon
Simon, Scheidt
Zeichnung: Willy Koch
All dieses Wissen, aus den vielen und umfangreichen Gesprächen, wurde auf einer Karte festgehalten. Diese Ausarbeitung soll später einmal in einer anderen Veröffentlichung zusammengefasst werden und so der Nachwelt erhalten bleiben. Hier soll es bei den Angaben über die in Hamm ansässigen Juden, soweit bekannt, belassen bleiben.
In den Jahren zwischen dem ersten und dem letzten Weltkrieg werden von Hörter in Hamm 15 Wohnungen von jüdischen Mitbürger genannt. Es sind dies (mit den heutigen Straßenbezeichnungen):
1. Aron
Salomon, Bergstrasse 2. Bachenheimer, Ringelsmorgen 3. Bär August, Synagogenplatz 4. Bär Emil, Friedrich Ebert Strasse 5. Bär Heinrich, Friedrich Ebert Strasse 6. David Heinrich, Scheidterstrasse 7. David Karl, Bergstrasse 8. Frank Aland, Raiffeisenstrasse 9. Gunzenhäuser Arnold, Scheidterstrasse 10. Herz Moritz, Siegstrasse 11. Michel Sally , Raiffeisenstrasse 12. Meyer Sally, Siegstrasse/Balkertsweg 13. Simon Simon, Scheidterstrasse 14. Tobias Hermann, Scheidterstrasse 15. Max Hirsch, Scheidterstrasse |
Die Familien lebten vom Viehhandel, im Möbelhandel, als Metzger und ähnlichem.
Ein Zeitsprung von 100 Jahren in die Vergangenheit zurück zeigt im Jahre 1832 einige Abgabenzahler mit jüdisch klingenden Namen, wobei nicht sicher ist, dass es sich wirklich um Bürger jüdischen Glaubens handelte und ob die Häuser ihnen gehörten. Die wurde damals einfach nicht vermerkt:
Artikel Nr. Fluren Parzelle Hausnr. Abgabenzahler für ein Klasse Taler/Silbergroschen
61 7 481 16 Abraham Aron, Hamm Wohnhaus 9 21
43 7 505 23 Hirsch Gebrüder, Hamm Wohnhaus 3 4
32 7 506 24 Leiser Georg, Hamm Wohnhaus 4 6 (Herz)
18 7 528 36 Mayer Abraham Witwe, Hamm Wohnhaus 2 2
19 7 529 37 Baer Moses, Hamm Wohnhaus 4 6
6 7 561 49 Abraham Raphael, Hamm Wohnhaus 10 25
Zu bemerken ist dabei, dass im Haus Nr. 24, Georg Leiser wohnte. Georg Leiser war ein unierter Christ, heute würde man sagen er war evangelisch. In den Bemerkungen zu dem Haus, für das er die Abgaben zahlte, stand unter Bemerkungen der Name Herz, wohl ein jüdischer Bürger von Hamm. Was bedeutete dies? Hat er das Haus nach 1832 erworben?
Wohlgemerkt stammen diese Angaben aus einer Zeit, wo der Besitz oder das Eigentum noch nicht aufgeschrieben wurde, sondern man hat sich damals damit begnügt, den Abgabenpflichtigen zu erfassen. Aufzeichnungen über den Glauben der Zahlungspflichtigen sind nur aus den Kirchbüchern bekannt.
Die jüdischen Mitbürger lebten wohl nur in Hamm, haben ihre Tätigkeiten aber nicht nur auf Hamm und auf das Hammer Land und dessen Umgebung beschränkt. So brannten im Jahre 1882 die Häuser der Familien zu Hassenthal ab und nur die gemeinsame Scheune blieb vom Feuer verschont. Der Hammer Händler Moses Bär I war zusammen mit dem Pirzenthaler Ackerer Wilhelm Krämer zur Stelle und pachtete diese zum Unterstellen von Vieh für den Markt in Waldbröl. Auch bei dem Kauf von Ländereien in den umliegenden Orten und bei deren Beleihung waren sie zur Stelle.
Zu vermerken ist noch, dass alle eingesessene Hammer Familien an den Rother Buschbeerbten zu Hamm, dem Hammer Wald, später sagte man Interessentenwald einen Anteil hatten. Jüdische Namen werden keine genannt. Hatten sie keine landwirtschaftlichen Flächen, keinen Wald. Dabei war viel Wald im Besitz der Hammer Familien und der umliegenden Orte, der gemeinsam bewirtschafteten wurde und nach Anteilen besessen wurde. Er befand sich im Seelbachstal von Hamm bis nach Bruchertseifen und von dort auf der anderen Straßenseite der Nister entlang bis nach Thal. Im Jahre 1778 wurde dieser Wald unter den Ortschaften aufgeteilt. Darüber ist uns eine Karte erhalten geblieben.
Zeichnung des
in der Reichskristallnacht demolierten Wohnhauses von Michale
Sally, Raiffeisenstr. Hamm
Zeichnung: Willy Koch