Die Grafschaft Sayn
(Quelle: Hellmuth Gensicke: Landesgeschichte des Westerwaldes)
(Abschrift erstellt durch: Rolf Willmanns)
a. Die Grafschaft bis zur Landesteilung von 1671
Unter Graf Gerhard von Sayn (1420-1493) hatte die Grafschaft noch einmal nahezu jene große Bedeutung ihrer ersten Blüte unter Graf Heinrich III. (1202-1246) erreicht. In wenigen Jahren haben seine Söhne, vor allem Graf Sebastian, die Grafschaft völlig herunter gewirtschaftet, die dessen Sohn Graf Johann IV. (1506-1529) (geboren 1491, gestorben 1529. Er selbst berichtet 1510 von 40'000 Gulden Schulden; um 1555 Aufstellung der Schulden) hoch verschuldet übernehmen musste. Gerhards III. Witwe Johannetta (1488-1529) behielt als Wittum 1506 das Haus und Kirchspiel Altenkirchen und die drei von ihr eingebrachten Kirchspiele und für ihren Anspruch an die Rheinbacher Pfandschaft 1507 statt 1'000 Gulden Jahresrente Hof und Haus Schöneberg mit dem Donnerhof. Ihren Töchtern wurde 1513 Friedewald (1508 Zollgefälle von Engers und Kaiserwerth vorgesehen) und 1519 Gefälle von den Zöllen Engers und Boppard verschrieben. Dazu musste Johann IV. 1511 die Herrschaft Meinsberg (1511-1537 für 4'000 Gulden an Isenburg-Grenzau verpfändet), 1521 Rheinbach und Neuenahr (Für 8'000 Gulden an Walbot von Bassenheim, vor 1540 eingelöst), 1528 Engerser und Bopparder Zollgefälle sowie erneut das Dorf Pommern verpfänden (Dem Trierer Domkapitel; 1554 noch nicht gelöst).
Unter der Vormundschaftsregierung, die Graf Bernhard von Nassau-Beilstein und Johanns IV. Witwe Ottilie von Nassau-Saarbrücken seit 1529 führten, besserte sich die Lage etwas. Graf Johann V. (1536-1560) übernahm zunächst die Grafschaft allein, doch war seit 1542 sein Bruder Sebastian II. (1542-1573) an der Regierung beteiligt. Für Rheinbach und die Grafschaft Neuenahr, die Jülich ihnen entzogen hatte, wurden sie 1550 von Köln mit einer Rente vom Zoll Andernach entschädigt. Am 10.8.1555 teilten sie zu Hachenburg ihre Lande. Dabei erhielt Johann V.: Schloss und Stadt Hachenburg, Schloss und Stadt Altenkirchen und Montclair mit Zubehör sowie das Haus Steinebach. Sebastian II.: Schloss und Tal Freusburg, Schloss Homburg, Haus und Flecken Friedewald und Meinsberg mit Zubehör. Gemeinschaftlicher Besitz blieb Schloss und Amt Sayn, der Anspruch auf Schloss und Stadt Rheinbach und die halbe Grafschaft Neuenahr, oder die Rente vom Zoll Andernach, die beträchtlichen Schulden der Grafschaft und die Weiher auf dem Weitefeld.
In Johannes V. Landesteil folgte 1560 dessen Sohn Graf Adolf (1560-1568), der mit seinem Oheim 1561 die Reformation durchführte, da Adolf nur eine Tochter hinterließ, blieb seine Witwe Gräfin Marie von Mansfeld nur das Wittum Montclair (Besaß sie noch 1575 als Gemahlin Graf Peter Ernsts von Kriechingen und Püttlingen). Die Grafschaft fiel an seine jüngeren Brüder Graf Heinrich (1568-1606) (1542 bereits Pastor zu Engers, unter Gestellung eines Vertreters, 1543-1574 Kanoniker, 1565-1574 Dechant am Dom zu Köln; gestorben 17.1.1606 zu Koblenz, begraben zu Hachenburg) und Graf Hermann (1568-1588), die zunächst gemeinsam regierten. Nach dem Vertrag vom 17.2.1571 erhielt Hermann dann die väterliche Erbschaft und Heinrich 22'000 Taler Abfindung, wofür ihm das Amt Altenkirchen verschrieben wurde. Als am 28.1.1573 Graf Sebastian II., der ledig geblieben war, starb. erhielt Heinrich Haus und Herrschaft Freusburg, Friedewald und den Grund Seelbach mit allem Zubehör; Hermann: die Herrschaften Homburg, Meinsberg und Freudenburg, Sebastians Hälfte der Rheinbrohler Weinrenten, der Rheinzölle, des Amtes Sayn, der Rheinbacher Ansprüche und die Gefälle vom Hof Niederndorf blieben gemeinsamer Besitz. Graf Hermanns Tod am 7.3.1588 machte Graf Heinrich zum Herrn der gesamten Grafschaft (Die Witwe behielt bis zu ihrem Tod 1598, das ihr 1573 verschriebene Wittum Altenkirchen). Die Herrschaft Freudenburg ging 1589 endgültig verloren(Seit 1567 behielt an Nicolaus Schenk von Schmidtburg verpfändete, 1580 mit der Vogtei Taben an Johann von Brempt und 1589 an St. Maximin zu Trier verkauft). Da Heinrichs Ehe kinderlos blieb, versicherte er dem Grafen Wilhelm von Sayn-Wittgenstein, der seines Bruders Hermann Tochter Anna Elisabeth heiraten sollte, auf Grund der 1565 zwischen Sayn und Sayn-Wittgenstein abgeschlossenen Erbverbrüderung am 30.10.1588 die Nachfolge und bestätigte dies auch in seinen Testamenten von 1589, 1592 und 1601.
Die Nachfolge im trierischen Lehen Freusburg war schon 1598 unsicher, da Trier dieses als heimfallendes Lehen betrachtete, so dass Graf Heinrich es am 22.4.1600 an Trier verkaufte. Dazu verpfändete er 1600 den Flecken Rheinbrohl mit Zubehör für 12'000 Taler dem Bischof von Paderborn, der am 1.7.1601 Rheinbrohl in Besitz nahm. Für 4'000 Gulden Schulden seines Bruders Adolf, die bisher auf Rheinbrohl lagen, verpfändete er Wilhelm Mhulem den Grund Seelbach. Als er am 2.9.1601 seine Rechte in Rheinbrohl an Kurtrier abtrat, sah Kurpfalz als Lehnherr dieser Entwicklung nicht länger untätig zu. Am 13.1.1602 schickt der Pfalzgraf den Grafen Wilhelm von Solms als Sequester in die Grafschaft Sayn um weitere ungerechte Käufe zu verhüten und das Recht zu ermitteln. Dieser rückt mit Mannschaft in die Herrschaft Freusburg mit dem Auftrag, Bendorf, Hachenburg und Altenkirchen zu besetzen und sich nach Möglichkeit des Grafen Heinrich zu bemächtigen, ihn auf ein Schloss zu bringen und dort verwahren zu lassen, damit er nicht entfliehe.
Unterdessen weist Graf Heinrich am 16.1.1602 Rheinbrohl an, Kurtrier zu huldigen. Am 11/21.6.1602 verkauft Graf Heinrich Schloss und Herrschaft Freusburg für 40'000 Gulden und den freien Grund Seelbach für 13'000 Gulden an Kurfürst Lothar von Trier. Die Besitznahme wird zwar vorerst aufgeschoben, doch soll Graf Heinrich bis dahin 1'750 Gulden Jahrpension erhalten. Zwischen dem Lutheraner Graf Heinrich und dem Kalvinisten Graf Wilhelm war es über Religionsfragen zu einer Entfremdung gekommen, zumal Heinrich wohl das Recht in Wilhelm die treibende Kraft der pfälzischen Sequestration vermutete. Am 27.6.1602 widerrief Graf Heinrich die Schenkung an Graf Wilhelm und vermachte der Gräfin Dorothea Catharina von Sultz, der Tochter seines älteren Bruders Adolf, die Herrschaft Montclair und Meinsberg nebst dem vom St. Kassiusstift in Bonn erworbenen Zehnten in den Ämtern Hachenburg und Altenkirchen und schließlich alle seine Herrschaften, Lehen und Forderungen. Die Gräfin von Sultz empfing daraufhin am 1.10.1602 mit ihrem Gemahl Christoph Freiherr von Kriechingen und Püttlingen die Kölner Lehen der Grafschaft Sayn. Graf Heinrich von Sayn setzte sie nun auch in den Besitz der Grafschaft Sayn, doch brachte Graf Wilhelm von Sayn-Wittgenstein 1602 mit Hilfe des Oberlehnherrn, Pfalzgraf Friedrich, Hachenburg gewaltsam in seine Hand. Hinter Graf Heinrichs Rücken vertrug sich die Gräfin von Sultz am 4.7.1603 mit Graf Wilhelm, der ihr für ihren Verzicht auf die Grafschaft Sayn die Herrschaft Montclair und Meinsberg überließ und ihr 73'000 Gulden oder die Herrschaft St. Johannisberg versprach, die sie 1604 erhielt.
Als Graf Wilhelm 1603 die bisherigen Beamten absetzte, widerrief Graf Heinrich am 15.7.1603 die Schenkung an die Gräfin Sultz, doch war er den Wittgensteinern nicht gewachsen. Am 2.10.1603 erwirkte Graf Ludwig von Sayn-Wittgenstein von Pfalzgraf Friedrich bei Rhein eine endgültige Belehnung mit der Grafschaft Sayn, die Graf Heinrich verwirkt hatte. Jetzt ließ Graf Wilhelm sich in Hachenburg, Altenkirchen und Freusburg huldigen. Durch Verhandlungen wurde am 19.11.1603 zu Engers der Frieden wieder hergestellt. Graf Heinrich überließ nunmehr die Grafschaft Sayn an Wilhelm, der die Bedienten und Beamten beibehalten sollte, und behielt sich auf Lebzeit Sayn, Bendorf, den Bann Maxsain und die Vogtei Rossbach sowie Freusburg vor. In einem weiteren Vertrag vom 24.1.1605 trat er Wilhelm die Regierung gänzlich ab, beschränkte seinen Vorbehalt auf eine Leibrente, die Häuser Sayn und Freusburg, die Täler und Dörfer Stromberg und Mülhofen und versprach die Kaufhandlungen wegen Freusburg, den halben Grund Seelbach und Rheinbrohl rückgängig zu machen. Noch im gleichen Jahr 1605 führte Graf Wilhelm die reformierte Religion ein. Obwohl Graf Heinrich am 12.9.1605 die Grafschaft mit allen Lehen an Graf Wilhelm von Sayn-Wittgenstein übertrug, nahm Trier, als mit Graf Heinrich am 17.1.1606 der Mannesstamm der Grafen von Sayn aus dem Hause Sponheim erlosch, Sayn und Rheinbrohl sowie die Freusburg als heimgefallenes Lehen gewaltsam in Besitz.
Graf Wilhelm von Sayn-Wittgenstein (1606-1623) hatte zwar in den letzten Lebensjahren Graf Heinrichs von Sayn den größten Teil der Grafschaft Sayn in seine Hand bringen können. Doch ging im Norden durch seinen Verzicht vom 27.10.1603 und 8.11.1604 zugunsten seines Bruders Graf Georg von Sayn-Wittgenstein endgültig der Anteil an der Herrschaft Homburg verloren. Die Gräfin Dorothea Katharina von Sultz hatte schon am 28.2.1603 den saynischen Anteil an dieser Herrschaft mit den Kirchspielen Nümbrecht, Wiehl, Waldröl und Morsbach für 36'000 Gulden im Namen ihres Oheims Graf Heinrich von Sayn an Herzog Wilhelm von Jülich-Kleve-Berg verkauft, der dadurch im Siegburger Vergleich vom 12.6.1604 mit den Grafen von Sayn-Wittgenstein auch deren Herrschaft Homburg einengen konnte. Ein weiterer Siegburger Vergleich vom 16.2.1607 zwischen dem Herzog und Graf Wilhelm von Sayn-Wittgenstein brachte zwar den bergischen Besitz Waldrod und Schöneberg an Sayn, doch musste dieses dafür einen Teil des Kirchspiels Hamm und das Kirchspiel Leuscheid an Berg abtreten. Auch das siercksche Erbe war endgültig verloren, so war die Grafschaft Sayn seitdem nurmehr auf ihre Westerwälder Besitzungen beschränkt.
Graf Wilhelms Sohn und Nachfolger Graf Ernst von Sayn-Wittgenstein (1623-1632) Geboren 26.8.1600, gestorben 2.5.1632) musste seiner Stiefmutter Anna Ottilia von Nassau-Saarbrücken die Kirchspiele Altenkirchen, Almersbach und Flammersfeld als Wittum einräumen, das diese noch 1632 besaß (Gestorben 10.9.1635). Kurtrier entzog ihm 1626, als es beim Reichskammergericht ein günstiges Urteil gegen Kurpfalz erlangt hatte, die vier Kirchspiele des Amtes Freusburg und nahm diese in Besitz. Auf seinen Einspruch wurde zwar Daaden vor 1628 ihm wieder eingeräumt, doch blieben alle anderen Bemühungen erfolglos. Am 24.2.1632 wandte er sich in Frankfurt an den Schwedenkönig Gustav Adolf mit der Bitte um Hilfe (1632, 1634 mit Graf Ludwig von Erbach und Volrad von Waldeck unter Obervormundschaft Landgraf Georgs von Hessen-Darmstadt). Als er am 2.5.1632 zu Frankfurt starb, übernahm seine Witwe Louise Juliane von Erbach die Vormundschaftsregierung für ihren Sohn Ludwig. Die Schweden lösten das Versprechen ihres Königs ein und belagerten und eroberten 1633 Freusburg, das sie ihr Ende 1633 einräumten.
Der Tod Graf Ludwigs am 6/16.7.1636 verschlechterte die Lage erneut. Kurköln zog als angeblicher Lehnsherr 1636 das Kirchspiel Hamm sowie Stadt und Amt Hachenburg ohne das Kirchspiel Kirburg ein und belehnte damit 1636 den Bischof Franz Wilhelm von Osnabrück und seine Brüder die Grafen von Wartenberg (Die Grafen von Wartenberg waren Bastarde des Bayernherzogs Ferdinand). Trotz kaiserlicher Mandate zugunsten der Gräfin blockierten osnabrücksche Truppen seit dem 25.4.1637 das Schloss Hachenburg. Durch Hunger zur Übernahme gezwungen, verließ die Gräfin mit ihren Töchtern am 2/12.7.1637 die Stadt und floh nach Freusburg. Aber auch von dort wurden sie am 20/30.8.1637 von Kurtrier mit Waffengewalt vertrieben. Es blieb vorerst nur ihr Wittum Friedewald als Zuflucht. Ein Urteil des Reichskammergerichts gegen Trier über Freusburg 1639 nützte ihr ebenso wenig wie ein Schutzbrief Kaiser Ferdinands III. von 1639 für Friedewald, Haus und Stadt Altenkirchen, den Bann Maxsain und Rossbach.
Um Bendorf stritten sich der Abt von Laach und Heinrich von Metternich, der 1636 von der Pfalz damit belehnt wurde, ein Protest der Gräfin blieb 1637 vergeblich (Abt von Laach am 31.7.1636 Bendorf besetzt und zu Unrecht als erledigte Vogtei eingezogen). Dazu traten am 12/22.8.1642 die Söhne Graf Wilhelms aus zweiter Ehe mit Anna Ottilia von Nassau-Saarbrücken, Wilhelm Philipp und Ludwig Albrecht ihrem Bruder Graf Christian von Sayn-Wittgenstein die Regierung der Grafschaft Sayn ab, die deren Vormünder schon 1632 beansprucht hatten. Graf Christian besetzte Ende 1642 Stadt und Amt Altenkirchen, den Bann Maxsain, den Grund Burbach und die Vogtei Rossbach (ließ sich am 20.2.1643 huldigen). Eine Wendung brachte erst der Friedensschluss von 1648. Vor allem schwedische Hilfe war es zu danken, dass die Friedensbestimmungen die Wiederherstellung der Grafschaft Sayn forderten. Im Februar 1649 gab Kurköln Schloss, Stadt und Amt Hachenburg und den Weinzehnten zu Ernst an der Mosel zurück. Ein Plan, durch eine Heirat Graf Ferdinand Ernsts von Wartenberg zu retten, zerschlug sich. Nach der Rückgabe teilten am 18.12.1649 die Töchter des Grafen Ernst, Ernestine von Sayn und Johannetta, die Gemahlin Landgraf Johanns von Hessen-Braubach, die Grafschaft zu gleichen Teilen, doch führte die Mutter weiterhin bis 1652 die Vormundschaftsregierung. Nach den Friedensbestimmungen musste auch Laach Bendorf zurückgeben, das am 14.6.1651 wieder mit der Grafschaft vereinigt werden konnte. Die Landgräfin Witwe Johannetta und Ernestina, die seit 1652 mit Graf Salentin Ernst von Manderscheid vermählt war, konnten gemeinsam von Trier am 22.7.1652 Freusburg, sowie die trierischen Rechte an Maxsain und Selters und ihren Besitz zu Vallendar zurück erhalten, mussten aber endgültig auf Sayn mit Zubehör, die Vogteien Irlich und Urmitz, Rheinbrohl, den Weinzehnten zu Andernach, zwei Turnose zu Engers und einen zu Boppard, 100 Gulden Lehngeld vom Zoll Engers sowie ein Viertel des Kirchspiels Heimbach verzichten.
Eine Landesteilung wurde am 23.8./2.9.1652 vorgenommen, wobei Landgräfin Witwe Johannetta das Amt Freusburg und das Kirchspiel Kirburg, Gräfin Ernestine von Manderscheid das Amt Hachenburg erhielt. Gemeinsam blieb Bendorf, dessen Einwohner am 24.8./3.9.1652 geteilt wurden, und nach dem Zusatzvertrag vom 19.12.1652 Weingefälle und Weinzehnten zu Bendorf und Ernst, der MolnarkscheZehnt zu Girkenroth, der große Weiher auf dem Weitefeld, die Lehnsleute, Reichs- und Kreissteuern, der Agent am Reichskammergericht und das Archiv.
Nach langen Irrungen musste Graf Christian von Sayn-Wittgenstein 1662 den saynischen Erbtöchtern die Herrschaft Altenkirchen und den Bann Maxsain zurückgeben (nach einem Reichshofratsbeschluss vom 3.3.1661), die von Köln 1662 auch die Belehnung mit Altenkirchen erreichen konnten, jedoch dafür auf Rheinbach und die halbe Grafschaft Neuenahr, sowie die Zollgefälle zu Kaiserwerth verzichten mussten.
Am 26.3.1662 änderten zu Friedewald Herzog Johann Georg von Sachsen, der zweite Gemahl der Gräfin Johannetta von Sayn, und Graf Salentin Ernst von Manderscheid namens seiner Kinder den Teilungsvertrag von 1652 ab. Nunmehr erhielt Sachsen: Altenkirchen, das Kirchspiel Altenkirchen, ferner Ersfeld Forstmehren, Kraam und Rettersen vom Kirchspiel Mehren, sowie den Hof Bergenhausen, Manderscheid: das Kirchspiel Birnbach, die Vogtei Rossbach und Giershausen, Fiersbach, Hirzbach, Mehren, Nieder- und Obermaulsbach, Neuenhof vom Kirchspiel Mehren und den Hof Honneroth. Der Bann Maxsain bleibt gemeinsamer Besitz.
Der zweite Friedewalder Vertrag vom 14./24.6.1662 teilte Sachsen-Sayn als Residenz Schloss und Stadt Altenkirchen, das Kirchspiel Altenkirchen, die Vogtei Rossbach und das Kirchspiel Mehren nebst dem Dorf Niederölfen aus dem Kirchspiel Birnbach zu. Sayn-Manderscheid erhielt das Kirchspiel Birnbach, den Bann Maxsain und das Kirchspiel Kirburg, dessen Rücktausch bereits 1652 vorgesehen war. Die von Graf Christian von Sayn-Wittgenstein neu angelegten Höfe Bergenhausen, Helmenzen und Honneroth sollten aufgeteilt werden. Dieser Vertrag wurde im wesentlichen am 18./28.1.1668 bestätigt, als nach fünfjährigem Besitz die Einkünfte ausgeglichen wurden. Am 8./18.9.1670 starb Gräfin Witwe Louisa Juliane, und ihre Schwiegersöhne nahmen das Wittum in Besitz. Streitigkeiten, die darüber entstanden, wurden am 24.2.1671 beigelegt, dabei erhielt vom Wittum Sachsen: die Kirchspiele Almersbach, Schöneberg, Daaden mit Ausnahme von Weitefeld und Nisterberg; Manderscheid: den Flecken Friedewald, Weitefeld und Nisterberg, Höchstenbach, den freien Grund und Niederölfen. Da Sachsen aber Friedewald haben wollte, kam am 27.10./6.11.1671 ein Austausch zustande, wobei es für die Kirchspiele Daaden, Almersbach und das Haus Friedewald mit Zubehör an Manderscheid die Kirchspiele Höchstenbach und Schöneberg, das Haus Schöneberg und den Hof Wahlrod, sowie den Grund Seelbach überließ (Gemeinsam blieb 1671. 28.10./7.11. der lutherische Superintendent. Die bis dahin gemeinsamen Weiher werden 1674 29.8./8.11. geteilt). Das Ergebnis der Teilungsverträge von 1652, 1662 und 1671 waren zwei völlig selbständige Territorien, die Reichsgrafschaften Sayn-Altenkirchen und Sayn-Hachenburg.
b. Die Reichsgrafschaft Sayn-Altenkirchen
Herzog Johann Georg von Sachsen-Eisenach weilte nur selten in seiner Altenkirchener Residenz, auch Herzogin Johannetta, die seit seinem Tod 1686 die Regentschaft führte, blieb der alten Heimat meist fern. In ihrem Testament von 1685 bestimmte sie ihren Sohn Johann Wilhelm zum Erben der Grafschaft Sayn. Ihre beiden Töchter verschrieb sie 1695 je 8'000 Reichstaler auf Friedewald und die Kirchspiele Daaden und Gebhardshain (Eleonore Erdmuthe Luise (1662-1696) oo 1. Ehe Johann Friedrich Markgraf von Brandenburg-Ansbach * 1686 oo 2. Ehe Johann Georg IV. Kurfürst von Sachsen + 1694; Friederike Elisabeth (1669-1730) oo Herzog Johann Georg von Sachsen-Weißenfels (1677-1712)). Am 26.4.1697 trat sie dann die Grafschaft endgültig an ihren Sohn Herzog Johann Wilhelm ab (Herzogin Johannetta + 28,9.1701 zu Jena), der bereits 1688 Huldigung als Graf von Sayn eingenommen hatte. Diesem folgte 1729 sein Sohn Herzog Wilhelm Heinrich von Sachsen-Eisenach. Da dieser am 26.7.1741 kinderlos starb, tauchte erneut die Erbfolgefrage auf. Man trauerte der landfremden unbeliebten absolutistischen Regierung der Eisenacher nicht nach, die jetzt von einer ebenso landfremden Herrschaft abgelöst wurde.
Mit Unterstützung des Burggrafen von Kirchberg konnte Markgraf Karl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach, als Sohn der ältesten Tochter der Herzogin Johannetta, 1741 (Nur in Friedewald war ihm seine Base Landgräfin Karoline Christine von Hessen-Philippsthal zuvorgekommen, die jedoch ihre Ansprüche nicht durchsetzen konnte) die Grafschaft in Besitz nehmen. Den Widerstand der Wittgensteiner Anwärter, die bei Kurpfalz Unterstützung fanden, dass vorübergehend die Grafschaft besetzte, überwand er und fand die Schwestern Herzog Wilhelm Heinrichs ab (Herzog Wilhelm Heinrichs Schwestern: Karoline Christiana Landgräfin von Hessen-Philippsthal, Charlotte Wilhelmine Herzogin von Sachsen-Eisenach, Christine Wilhelmine Fürstin von Nassau-Usingen und Johanna Magdalena Herzogin von Kurland geb. von Sachsen-Weißenfels, Tochter der jüngeren Tochter der Herzogin Johannetta, verzichteten auf die Grafschaft). Er starb am 3.8.1757 und hinterließ nur einen Sohn Christian Friedrich Alexander Markgraf von Brandenburg-Ansbach, der sich am 23.6.1783 mit seinem Vetter König Georg III. von England (Sohn der Charlotte Königin von England, Tochter Markgraf Johann Friedrichs von Brandenburg und der Erdmuthe Herzogin von Sachsen-Eisenach) über die Erbfolge in der Grafschaft vertrug und diesem am 28.10.1783 den Mitbesitz einräumte, doch zerschlug sich dieses Vorhaben, und der Markgraf bevollmächtigte auf Preußens Vorschlag am 9.6.1791 den Freiherrn Karl August von Hardenberg als dirigierenden Minister zur gesamten Verwaltung seiner Länder, die dieser, der bekannte spätere preußische Staatsminister, bis 1802 als zur Landesregierung bevollmächtigter Minister weiterführte. Für 3000'000 Gulden Jahresrente Entschädigung trat der Markgraf am 2.12.1791 (Davon 33'570 Gulden 51 ¾ Kreuzer wegen Sayn-Altenkirchen) seine Lande an Preußen ab, das am 5.1.1792 hier Besitz ergriff. Nach einer Geldabfindung der Wittgensteiner Prätendenten und erneutem Verzicht Markgraf Alexander kam die Grafschaft 1802 an Nassau-Usingen.
c. Die Reichsgrafschaft Sayn-Hachenburg
Graf Salentin Ernst von Manderscheid führte die Regierung der Grafschaft Sayn, nachdem sein einziger Sohn Maximilian Johann Ferdinand Graf von Manderscheid-Sayn am 11./21.1.1675 zu Rom gestorben war, nach dem Erbvertrag seiner vier Töchter vom 18./28.8.1675, bis zu seinem Tod 1705 für seine Töchter weiter, die sich am 26.10.1675 in der Grafschaft huldigen ließen. Die jüngste Tochter Salome Sophie Ursula, Gemahlin Graf Ludwig Friedrichs von Wied-Runkel, starb am 24.6.1678 kinderlos. Die älteste Tochter Anna Louysa, Witwe Fürst Moritz Heinrichs von Nassau-Hadamar, die bei ihrer Heirat am 23.10.1675 die Kirchspiele Kirburg, Bann Maxsain, Alpenrod, Birnbach und Grund Seel- und Burbach erhalten hatte, was ihr in einem weiteren Teilungsvertrag am 13.10.1685 bestätigt wurde, hinterließ bei ihrem Tod am 13./23.4.1692 nur eine Tochter, die nach dem Familienvertrag von 1675 für die Nachfolge nicht in Betracht kam, so ließen sich die beiden Schwestern Franziska Eleonora Clara, Gemahlin Graf Anton Leopolds von Pöttingen, und Magdalena Christina, Witwe Burggraf Georg Ludwigs von Kirchberg-Farnrode, 1692 in dem 1675, 1678 und 1685 der ältesten Schwester zugewiesenen Anteil huldigen (Eine Klage Fürst Bernhards von Nassau-Hadamar als Vormund 1695 beim Reichskammergericht und eine Reichshofratsermächtigung für Graf Otto von Salm als Gemahl der Hadamarer Prinzessin 1702 blieb erfolglos).
Nach Graf Salentin Ernsts Tod 1705 führte die seit 1703 verwitwete kinderlose Gräfin von Pöttingen bis zu ihrem Tod am 30.9.1714 mit ihrer Schwester, der Burggräfin Witwe Magdalena Christina, und deren Sohn Burggraf Georg Friedrich von Kirchberg die Regierung gemeinsam. Burggraf Georg Friedrich der seit 1704 die Herrschaft Farnrode in Thüringen innehatte, übernahm nach seiner Mutter Tod am 10.7.1715 die alleinige Regierung der Grafschaft. Als er am 14.8.1749 starb (Im Januar und Februar 1742 im Sayn-Altenkirchener Erbfolgestreit hatten vorübergehend kurpfälzische Truppen fast die gesamte Herrschaft besetzt und den Wittgensteiner Prätendenten huldigen lassen), folgte ihm sein Sohn Burggraf Wilhelm Ludwig (1749-1751) (gestorben 18.2.1751 zu Hachenburg).
Für dessen nachgeborenen Sohn Burggraf Wilhelm Ludwig führte sein Oheim Johann August Burggraf von Kirchberg und seine Mutter, die Wild- und Rheingräfin Louisa die vormundschaftliche Regierung bis 1771. Nach seinem frühen Tod am 7.2.1777 folgte ihm erneut sein Oheim Johann August, mit dem am 11.4.1799 der Mannesstamm erlosch. Die Grafschaft fiel an Fürst Friedrich Wilhelm von Nassau-Weilburg, der seit 1788 mit Luisa Isabella, Tochter des Burggrafen Wilhelm Georg, vermählt war. Ein Vorvergleich von 1786 und ein Hauptvergleich vom 30.3.1790 hatte als Entschädigung für die Erbansprüche der Tochter Burggraf Georg Friedrichs, Karoline, Gemahlin des Fürsten Johann Friedrich Alexander von Wied-Neuwied, den Bann Maxsain, den saynischen Anteil an Steinebach, den Hof Bellen und eine Geldabfindung von 300'000 Gulden vorgesehen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit den nassauischen Haupterben fiel dieser Landesteil ihrem Sohn Fürst Friedrich Karl von Wied-Neuwied 1799 zu.