Die Kirchenbücher der kath. Kirche
Kreuzerhöhung in Wissen an der Sieg
Mittelalter und Frühe Neuzeit
Allgemeines
Die ältesten Kirchenbücher – sie liegen nur als Fragment vor – stammen aus dem 14. Jahrhundert und entstanden in der Provence und in Italien. Das älteste erhaltene Kirchenbuch aus dem deutschsprachigen Raum ist ein Taufbuch, stammt aus >Basel wurde 1490 begonnen und befindet sich heute im Britischen Museum in London. Die ältesten Anweisungen, Kirchenbücher zu führen, stammen vom Konstanzer Bischof Friedrich III. von Zollern aus dem Jahr 1435. Die nachfolgende ständige Wiederholung der Anordnung beweist, dass Kirchenbücher in der Praxis offensichtlich nur schleppend eingeführt wurden. In seiner 24. Sitzung ordnete das Konzil von Trient per Erlass des Ehedekretes vom 11. November 1563 die Anlage von Eheregistern und im Zusammenhang damit auch die Einführung von Taufbüchern an. Für die Führung von Sterbebüchern sowie von Firmmatrikeln< wurden erst im Rituale Romanum im Jahr 1614 Formulare entworfen, aber auch für die Tauf- und Traumatrikel findet man erst hier genaue Formulare. Allerdings hatte das Rituale Romanum keinen verpflichtenden Charakter, so dass die tatsächliche Qualität der Eintragungen in den Kirchenbüchern weiterhin stark variiert. Auch die Sterbebücher waren immer noch nicht verpflichtend. In der Praxis dauerte es so oft noch Jahrzehnte, bevor Kirchenbücher auch überall konsequent geführt wurden. In den Gebieten, in denen sich die Reformation durchsetzte, wurden von Anfang an Kirchenbücher geführt. Diese sind damit also etwa 50 Jahre älter.
Pfarrer führten diese Aufzeichnungen oft auch im landesherrlichen Auftrag, wie z. B. im Kirchdorf Holpe im Auftrag der Grafen von Berg. Dadurch findet man für Zeiten, in denen bestimmte Konfessionen in bestimmten Regionen unerwünscht waren, auch Aufzeichnungen über Protestanten in katholischen Kirchenbüchern und umgekehrt (Simultanregister).
Erst nach Ende des
Dreißigjährigen Krieges, in dem Kirchenbücher in erheblichem Umfang verloren
gingen, liegt eine großflächige Überlieferung der Kirchenbücher vor. Auch
während des Türkenkriegs gingen regional viele Bücher verloren. Unter dem
Habsburger Kaiser Joseph II. (13.03.1741 – 20.02.1790) wurden die Pfarrer
gesetzlich verpflichtet, Zweitschriften für staatliche Zwecke anzufertigen.
Aber auch weitere Kriege brachten erhebliche Verluste, so die Napoleonischen
Kriege< 1797-1809 und nicht zuletzt der Zweite Weltkrieg
Zum 1. Januar 1876 wurden im
deutschen Reich (Personenstandsgesetz) die Kirchenbücher als amtliche,
rechtsverbindliche und staatliche Register durch die Tätigkeit der Standesämter
abgelöst.
Heute dienen Kirchenbücher nur noch
innerkirchlichen Aufzeichnungen. In Deutschland dienen für die Zeit vor 1876
und bei Verlust der Personenstandsregister die Kirchenbücher immer noch als
Nachweis.
Kath.
Kirchenbücher von Wissen
Die Quellen des
noch zu druckenden Gesamtkirchenbuches sind die im Pfarramt der kath. Kirche
Kreuzerhöhung Wissen liegenden Original Kirchenbücher: Ergänzt werden sie durch
die in den Jahren 1842/1845 erstellten Abschriften der damals existenten
Originale, die im fürstlich-hatzfeldt’schen Archiv auf Schloss Schönstein
liegen und die dankenswerter Weise für dieses Werk zur Verfügung gestellt
wurden.
Im Einzelnen handelt es sich um die Taufregister 446 bis 458 (13 Bücher mit
32.219 Datensätzen), die die Zeit vom 18.03.1640 bis 31.12.1903 dokumentieren.
Die
Trauregister 446 und 550, 551, 552 und 554 umfassen die Zeit vom 22.10.1686 bis
06.03.1718 sowie vom 17.06.1739 bis 27.11.1912 (5 Bücher mit 6223 Datensätzen).
Die
Sterberegister 587 bis 590 behandeln die Zeit vom 03.01.1779 bis 31.12.1909.
Zusätzlich ist das Sterberegister 4022 aus der Zeit von 26.06.1692 bis
12.11.1793 in dieses Buch mit eingearbeitet worden, das nur als Abschrift im
fürstlich-hatzfeldt‘schen Archiv auf Schloss Schönstein vorliegt (5 Bücher mit 18.294
Datensätzen). Der Verbleib des Originals ist nicht bekannt. Alle diese Bücher
weisen leider auch Lücken auf. (Insgesamt 56.736 Datensätze meine Erfassung
endete am 26.03.2012)
In
eigener Sache
In den Jahren 1998/1999 habe ich die Original Kirchenbücher auf dem
Pfarramt jeweils freitags digital abfotografiert, fast 10.000 Seiten (2.1
Megapixel mit 32 MB Speicherkarten), Hinzu kommen die Abschriften mit rund
4.400 Seiten, die mir dankenswerter Weise Bernadette Bähner zugänglich gemacht
hat. Der nicht zu unterschätzende Wert diese Abschriften liegt darin, dass sie
vor rund 170 Jahre erstellt wurden und das zur der damaligen Zeit sich die
Originale sicherlich in einem besseren Zustand befanden als heute, trotz guter,
aber nicht fachmännischer Restaurierung. Zudem ist die Handschrift des
Pfarrverwalters, Herrn Klein, der die Abschriften erstellte, vorbildlich. Ein
weiterer Grund für Erstellung dieses Buch ist die Tatsache, dass es
„Ahnenforscher“ gibt, die sich Zugang zu den Originalen erbitten, sich ab nicht
die Mühe machen, die für sie relevanten Passagen abzuschreiben, sondern einfach
die Seite(n) aus dem Kirchenbuch fein säuberlich herausreißen. Sollten sich
unter den Zuhörern Personen befinden, die Zugang zu diesen „verlorenen Seiten“
haben oder wissen, wo sie sich zurzeit befinden, so mögen sie veranlassen, dass
sie doch bitte an das Pfarramt Wissen zurück gegeben werden.
Bei der
Übernahme habe ich mich streng an den Originaleintragungen orientiert, was dazu
führt, dass sich Schreibweisen von Familiennamen und Orten im Laufe der
Jahrhunderte ändern. Die Eintragungen vom Beginn der Kirchenbücher (Nr. 446 bis
450) 1640 bis ca. 1720/1730 bringen keinen großen Nutzen für die
Familienforschung, da Familiennamen nur äußerst selten angegeben sind, die
Mütter gänzlich fehlen und ca. 80 % aller Väter hier im Kirchspiel Wissen
„Johannes“ hießen. So kann man nicht sagen, ob das Kind nun dem Hofpächter oder
einer Person seines Gesindes zuzuordnen ist.
Zusätzlich
durch mich eingefügte Interpretationen, Übersetzungen oder Daten sind durch
Klammern () eingegrenzt.
Da
teilweise die Mütter an anderer Stelle als Patinnen angegeben sich, habe ich
sie, dort wo ich meinte, dass sie zutreffend seien, ergänzt. Ich erhebe aber
nicht den Anspruch, dass meine Angaben rechtsverbindlich zutreffend sind,
sondern sie sollen nur als Hilfestellung dienen. Sollte ich mich geirrt haben,
da es in Familien eventuell genauere Überlieferungen gibt, bin ich für jeden
Hinweis dankbar, der zur Richtigstellung in diesem Buch beiträgt.
Eintragungen,
die ich nicht lesen konnte, sind mit 3 Fragezeichen (???) gekennzeichnet und
wenn es Randbemerkungen gab, die zu umfangreich waren, habe ich 3
Ausrufungszeichen (!!!) eingefügt. Vereinzelt habe ich lateinische Ausdrücke
übersetzt, die Sie in der Form „lateinischer Ausdruck = deutscher Ausdruck“
vorfinden.
In den
Registern der kath. Kirche Kreuzerhöhung sind auch nichtkatholische Christen
vermerkt, die den Zusatz „acath“ oder „Lutheraner“ tragen. Nicht vermerkt sind
Juden.
Auch die
Napoleonischen Herrschaft im Rheinland (Napoleonischen
Kriege 1797-1809 hat Spuren in den kath. Wissener Kirchenbüchern
hinterlassen. So tauchen in der Zeit zwischen Oktober 1806 und März 1811
Ortsbezeichnungen wie z. B. Oberkölzen Nr. 35 oder Siegenthal 125 auf.
Als Säkularisation wird ursprünglich die
staatliche Einziehung kirchlicher< Besitztümer (Land oder Vermögen)
bezeichnet. Im engeren Sinne versteht man unter Säkularisation die
Aufhebung kirchlicher Institutionen und die Verstaatlichung ihres Besitzes
sowie die Einverleibung der geistlichen Fürstentümer und Herrschaften des
Heiligen Römischen Reiches durch größere Territorialstaaten während des
Napoleonischen Zeitalters.
Durch die
Verschiebung der französischen Ostgrenze hatten deutsche Territorialherren
Gebietsverluste erlitten. Als Entschädigung wurden ihnen im
Reichsdeputationshauptschluss von 1803 die kirchlichen Reichsstände und die
Reichsstädte (in diesem Fall spricht man von Mediatisierung zugeschlagen.
Artikel 35 des Reichsdeputationshauptschlusses ging über die reine
Entschädigung sogar hinaus. Die Gebäude und Güter der 1803 aufgehobenen Abteien
wurden der Disposition (Verfügungsgewalt) der Landesherren unterstellt. Das
erlaubte es auch Herrschern, die keinen Territorialverlust erlitten hatten,
kirchliche Güter zu ihren Gunsten einzuziehen und ihre Finanzen zu entlasten.
In unserer Heimat
Das Kloster Marienthal wurde
Aufgrund des Reichsdeputationshauptschlusses säkularisiert. Unter der nassauischen
Regierung wurde es 1813 geräumt, 1815 kam es in preußischen Besitz. Als im
Jahre 1828 das Kirchspiel Marienthal (Marienvallensis) aufgelöst und unter
Altenkirchen, Hamm und Wissen aufgeteilt wurde, kamen ab 1829 die Orte Thal,
Hohensayn, Oettershagen, Roth, Heckenhof, Herrgottsau, Forst, Bitzen,
Dünebusch, Hassenthal, Pirzenthal, Kaltau und Neuhöfchen im Holperbachtal zu Wissen. Allerdings gibt es bereits ab 1820
Eintragungen im Taufregister (Buch 454). Forst, Bitzen und Dünebusch wurden
später der Gemeinde und dem Kirchspiel Hamm zugeordnet.Reformation
„Wiederherstellung, Erneuerung“) bezeichnet im engeren Sinn eine kirchliche
Erneuerungsbewegung zwischen 1517 und 1648, die zur Spaltung des westlichen
Christentums in verschiedene Konfessionen katholisch, lutherisch, reformiert) führte. Angestoßen wurde
sie in Deutschland von Martin Luther (10.11.1483 – 18.02.1546) und endete mit
dem Westfälischen Frieden 1648 (15.05.1648 -
24.10.1648 in Münster und Osnabrück).
Das Haus Hatzfeldt
In diesen Zeiten gehörten die Herrschaften
Schönstein mit der Pfarrei Wissen und Wildenburg mit dem Pfarrort Friesenhagen
den Herren von Hatzfeldt (Linie Hatzfeldt-Crottorf oder Gleichen).
Katharina von Selbach (1546 – 04.07.1583), Tochter
und Universalerbin von Johann von Selbach, der als Erbauer von Schloss Crottorf
gilt, heiratete 1559 Wilhelm von Hatzfeldt. Dieser verstarb bereits 1570 in
Frankreich an der Ruhr. Ihr Sohn Sebastian von Hatzfeldt (1568 – 1630) setzte
1597 den letzten Willen seiner Mutter Katharina in Kraft und verfügte, dass in
Friesenhagen und im Schloss Crottorf lutherische Gottesdienst zu feiern sind.
In den folgenden 40 Jahren versahen hier
nacheinander die evangelische Pfarrer Montanus (1597 – 1606), Worringen (1606 –
1623) und Bolenius (1623 – 1637) ihren Dienst. Sebastian von Hatzfeldt wurde
kurz vor seinem Tode wieder katholisch, aber erst sein Sohn Hermann von
Hatzfeldt (+ 1673) beendete 1637 die Zeit der evangelischen Gemeinde in
Friesenhagen, auch auf Druck seines Lehnsherren, dem Erzbischofs von Köln. Die
Kirchenbücher von Friesenhagen aus dieser Zeit liegen im Landeshauptarchiv in
Koblenz.
1815 fiel unsere Heimat als neu gebildete
Rheinprovinz an Preußen und die ersten evangelischen Christen zogen in diese
Gegend.
Ab 1822 mussten in der Bürgermeisterei Wissen für
die Gebiete rechtes der Sieg, Personenstandsregister im Auftrag der preußischen
Regierung geführt werden.
1836 wurde von der königlichen Regierung zu Coblenz
die Einpfarrung der Evangelischen Bürgermeisterei Wissen nach Hamm angeordnet.
1840 lebten in Wissen 48 evangelische Christen, 1856
war die Zahl bereits auf 150 gestiegen und mit dem Bau der Eisenbahnlinie Köln
– Siegen – Gießen um 1860 (Eröffnung der Eisenbahn in Wissen am 01.07.1860)
wuchs die Gemeinde auf über 400 Mitglieder an.
Die Grundsteinlegung für die Erlöserkirche in Wissen
erfolgte am 14.07.1862 und am 26.09.1863 fand der feierliche
Einweihungsgottesdienst statt. Im Jahre 2012 feierte die Evangelische Gemeinde
Wissen ihr 150jähriges Jubiläum.
Gegen Ende
des 19. Jahrhunderts kamen dann Dezentralisierungsbestrebungen auf, die nicht
zuletzt durch die räumlichen Entfernungen der Höfe zur Kirche in Wissen
gerechtfertigt scheinen.
Wenn man
sich vorstellt, dass ein Kind in Hassel geboren wurde und noch am gleichen Tag
(je nach Geburtszeitpunkt) nach Wissen zur Taufe gebracht werden musste, und
das bei jedem Wetter und Jahreszeit, dann war das eine Tagesreise. Sicherlich
wurden nicht die heutigen Straßen benutzt, aber die kurzen Wege waren in einem
sehr schlechten Zustand. Zudem war keiner der Bauern im Besitz einer schnellen
Kutsche, sondern es musste alles mit Ochsenkarren transportiert werden.
Es wurden
die folgenden Kirchen gegründet:
Kirchengemeinde Grundsteinlegung Einweihung
St. Elisabeth Birken-Honigsessen 1904
St. Bonifatius Elkhausen 25.04.1879 03.08.1879
St. Marien Mittelhof 06.09.1896 15.07.1897
St. Adelheid Niederhövels 16.06.1968 23.08.1970
St. Michael Oettershagen 15.03.1936 05.01.1937
St. Katharina Schönstein 26.03.1417
Gr. Vikarie 1933 selbst.
St. Anna Selbach erbaut
1863 1933 selbst.
Für meine Bearbeitung der kath. Kirchenbücher der
Kirche Kreuzerhöhung Wissen habe ich seinerzeit aus Datenschutzrechtlichen
Gründen den Zeitraum von 100 Jahren angenommen bzw. habe die Daten bis zum
Abschluss des jeweiligen Buches abfotografiert.
Somit enden die
Taufregister am 31.12.1903, die
Sterberegister am 31.12.1909 und die
Trauregister am 27.11.1912.
Wenn man
sich die Trauregister genauer ansieht, stellt man fest, dass in der Fasten- und
Adventszeit keine kirchlichen Trauungen vorgenommen wurden, in manchen
Gemeinden finden auch heute in dieser Zeit keine Trauungen statt.
Einigen Pfarrern waren auch nicht die Geburt oder
der Tod als Ereignis wichtig, sondern die sich daraus ergebende „kirchliche
Handlung“, die da die Taufe und die Beerdigung sind und somit in den
Kirchenbüchern vermerkt wurden.
Da sich die Kirchengemeinde St. Bonifatius bereits
1879 verselbständigte, sind in den Taufregistern von Wissen am Ende eine jeden
Jahres die Geburtsdaten dieser Pfarrei nachgetragen worden. Die Trau- und
Sterbedaten sind allerdings dort nicht erfasst. Zur Vervollständigung meiner
Daten habe ich versucht, auch diese Bücher abzufotografieren, aber es führte
dazu, dass ich buchstäblich von Pontius nach Pilatus geschickt wurde, denn sie
sind im Pfarramt Elkhausen, müssten aber eigentlich, mit Bestimmtheit, könnten
aber auch oder sind eventuell usw.
Vielleicht kommt mir der Herr Zufall noch zur Hilfe,
der mich diese Bücher finden lässt.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Quellen:
Wikipedia
Schloß Crottorf kleiner Führer durch die Burghöfe
und Mitteilungen aus der Chronik des Schlosses
„Verbunden“ Sonderausgabe zum 150jährigen Jubiläum
der Erlöserkirche Wissen
Zeitungsausschnitt 11.1957
Uwe Büch 13.05.2013