Norbert Langenbach
Die Grube Radwald bei Elkhausen
(veröffentlicht im Heimatbuch des Kreisheimatvereins Altenkirchen 2004- hier veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung des Heimatvereins)
In dem Bereich Fähringen-Hof Fallenbach-Alsenthal in der Gemeinde Katzwinkel-Elkhausen liegen die Gruben "Johannesglück "(Fe), "Johannssegen" (Fe, Cu), "Ludwigshoffnung" (Fe, Cu), "Cornelius" (Fe, Cu), "Herrlichkeit" (Fe) ",Gottesgabe"(Fe) ",Ludwigshoffnung" und "Radwald". Letztere wollen wir uns einmal etwas näher anschauen.
Die Grube Radwald wird neben den Gruben Eupel (Aepel) und (Stöcker) Damm die älteste Grube im Bereich der Herrschaft Wildenburg sein, welche der Generalfeldzeugmeister Freiherr von Sparr am 26. Januar 1652 verliehen bekam. In der Berg- und Hüttenordnung von 1480, erlassen von Johann von Hatzfeld, Ritter, und Johann von Hatzfeld, beide Herren zu Wildenburg, heißt es:
"Item wollen wir nicht mehr denn 3 Eisenhütten haben im Kirchspiel Wissen mit Namen der Wilder Wiese, den Alzendeich und auf der Wissen ect."
Hier ist also neben dem Bergbau auch der Hüttenbetrieb und somit auch die Hütte am Alsendeich erwähnt. Man hatte 1905 an der Grube am Alzendeich Spuren des Hüttenwesens gefunden. Bei Schürfarbeiten in Alsenthal bei der Grube Radwald stieß Wilhelm Huhn aus Tüschebachsmühle durch Zufall auf die ca. zwei Meter unter der Erdoberfläche vergrabenen Überreste eines oberschächtigen Wasserrades (ähnlich einem Mühlrad) mit vollständig erhaltener Radkammer. Es dürfte sich hier um das Antriebsrad für die Stampfen der oben genannten Hütte am Alzendeich gehandelt haben, die auch im Jahre 1630 schon einmal erwähnt wird. Dieses Wasserrad war ca. 4,46 Meter im Durchmesser nach den Beschlagresten zu urteilen.
Analysen von Schlackenresten dieser Hutte, von Hüttendirektor A. Knaff von der Alfredhütte in Wissen um 1910 erstellt, zeigten einen sehr bedeutenden Anteil an Eisen (Fe) 38,00% und Mangan (Mn) 2,55% an. Der Blasofen (Hütte) wies eine quadratische Form aus. In einer Rechnung von Johann Klein von Steeg bei Friesenhagen über Hüttenzinsen,BIasegeld und Zehentstein vom Weihnachten 1592 heißt es:
"Item die Hütte zu Alsendahl im May 5 Wochen und zu Herbst 5 Wochen, gibt jede Woche zu Zinsen einen Taler und jährlich zu Wassergang 1 Radgulden, macht 10 Taler und 1 Radgulden.
Johann Klein unterscheidet auch noch in einen Hüttenbetrieb für Eisenerze, wie vorhin genannt, und in einer Schmelzhütte (für Blei- und Kupfererz), denn er spezifiziert weiter "nur die Schmelzhütte zum Rade (Radwald) gibt jährlich zwei Radgulden, dieses Jahr nur 1 Taler 17 Albus". Die Schmelzhütte muss also schon länger in Betrieb gewesen sein.
1594 schreibt Klein dann: "Die Hütte zum Alsendeich hat nichts geblasen".
Nun ist eines klar: Es war die Grube Radwald schon in Betrieb und die Blashütte fürs Eisenerz und Schmelzhütte fürs Bleierz.
Auch die ergänzende Wildenburgische Bergordnung von 1607 setzt schon mehrere betriebene Gruben voraus. Eine davon war eben die Grube Radwald. So ist ein schriftliche Hinweis in dem Buch "Über den Bergbau der Alten in den Ländern des Rheins, der Lahn und der Sieg" von J. D. Engels Siegen 1808. Hier heißt es:
"Radwald in der Herrschaft Wildenburg. (In einer gegen Ende des 17.Jahrhunderts geschriebenen Nachricht von Gerlach Ermert, der freyen Künste und Philosophie Magister aus Grünebach (bei Betzdorf/ Sieg) in der Grafschaft Sayn) im Wildenburgischen negst dem Hasselt und Stockschladen ist der Radwald, allwo vor Alters ein wunderherrlich Silber- undKupferbergwerkgevesen. Es erzählt mir einer, gesehen zu haben, daß innwendig aufm Erz, man mit einem Wagen sich herumdrehen künnte. (So groß soll die Erzader gewesen sein? ) Die Bergleut hätten einmal ein Fuder Wein auf den Berg geführt, und solches mit Hülfe der Nachbarsleut in einem Saufs ausgetrunken.
Seyen zwey Stollen drauf, der letztere sey noch nit durchgetrieben, worüber der Schwedenkrieg (1618 1648) eingefallen und das Werk ersitzen geblieben."-
Eine weitere Nachricht ist aus einer Urkunde vom Bergamt Siegen vom 18. Oktober 1817 zu ersehen:
Die heute Nachmittags zwei Uhr yon dem Herrmann Giehsler zu Niederndorf eingelegte Mutung auf Stahleisenstein und Kupfererz wie auch Blei- und Silbererz auf dem Gange der im alten hohen landesherrlichen Freien gelegenen Grube Radwald bei dem Hofe Hasselt und Vallenbach in der Herrschaft Wildenburg und Kreis Altenkirchen wird j.c.d. hiermit angenommen und dem Muter die Erlaubnis erteilt, in dem Feld dieser Grube einzuschlagen und deren Stollen wieder zu gewältigen. Sobald ein Ganglager oder sonst bauwürdiges Gestein entbloßt worden, müssen sogleich mit Bericht Gangstufen eingereicht und die Belehrung oder Bestätigung dieser Mutung nachgesucht w erden.
Dieser Mutschein ist dem Königlichen Geschworenen Herrn Stoelicht zu Ründeroth innerhalb 8 Tagen zu präsentieren, welcher den Stempel (Gebühr) hierzu kassieren wird, er seit dem von heute an sechs Monate also bis den 1S. April 1818 gültig und verliert ohne zur rechten Zeit unter erheblichen Einbußen nach-gesuchter PROLOGATION seine Kraft und Gültigkeit. gez: Bergmeister Staudt
Von Interesse ist, dass man die Mutung dem Berggeschworenen zu Ründeroth vorlegen musste und nicht auf dem Bergamt Wildenburg/Friesenhagen, welches ja normal zuständig gewesen wäre.
5 Jahre später, am 15. Mai 1822, wurde E. Glaeser jun. aus Siegen wieder mit der Grube belehnt und dies wurde besonders von der Königlichen Oberberghauptmannschaft im Ministerium des Innern in Berlin hervorgehoben (am 9. Juni 1822). Auch damals schon Beziehungen!
Die Belehnungsurkunde gibt uns wieder etwas näher Auskunft über den Betrieb. Sie kostete an Gebühren insgesamt 7 Mark. Unter dem Namen Radwalder Gewerkschaft wurde der "Radwalder Gang" auf eine Fundgrube (mit 40 Lachter) und vier Maaßen (je 28 Lachter, Preuß. Lachtermaß war 2,092 m) nach der Jülich-Bergischen Bergordnung von 1719 verliehen. Sie erhielt drei Zehnt-Abgabe-Freijahre, danach musste dieser entweder in NATURA (Eisenerz) oder auf Billigkeit amtlicher Taxe an die Bergkasse bezahlt werden. Insgesamt waren es pro Quartal 6 1/2 Silbergroschen für die Eisenstein-, Kupfer- und Bleierzgrube.
Weiter ist darin zu ersehen, dass die Grube von dem Schichtmeister Giehsler aus Niederndorf am 17. Oktober 1817 gemutet und von da an ununterbrochen in Betrieb gehalten wurde. So beschreibt es das Preußisch Rheinische Oberbergamt Bonn, unterzeichnet von Ernst Graf Beust, Oberbergrath.
Aus weiteren Akten erfahren wir auch etwas über die Förderung: "Wir zeigen reso ehrergiebigst an, dass 100 Zentner Spateisenstein an die Wendische Eisenhütte (Wenden b. Olpe) verkauft und 59 Zentner, 55 Pfund Bleyerz, wovon der Zehnte (Abgabe = Steuer) 5 Zentner 104,5 Pfund beträgt an die Königliche Metallhütte zu Gosenbach (b. Friesenhagen) abgeliefert worden sind, wovon der Betrag ganz zur Gewältigung des Grubenbetriebes angewendet worden ist und der übrig gebliebene Rest zu den noch vorzurichtenden Ausrichtungen dienen soll. Leider müssen wir bei dieser Veranlassung anzeigen, dass der Befund der Grube nicht so war, wie die Tradition ihn schildert". Die Grube wurde markscheiderich aufgenommen von dem Königlichen Revierbeamten.
Dabei wurde festgestellt, dass "die Alten" 18 1/2Lachter tief einen Blindschacht von der Stollensohle aus einer Kluft in südlicher Richtung gehenden Erzgang geteuft hatten. Auch in die nördliche Richtung hatte man Ausrichtungsarbeiten ausgeführt, wie der Bergassistent Schmidt vom Königlich Preußischen Bergamt Siegen berichtet.
Die Meurer'sche Berg- und Hüttengewerkschaft aus Köln, später Wissener Bergwerks- und Hütten AG, mutete dann in den Jahren 1867 1870 die Grubenfelder der Gruben Radwald und Radwald 1+ 2 wieder neu,nachdem sie um 1830 stillgelegt waren. Sie wältigten die im alten Weisweilerschen Distriktfeld liegenden Gänge neu auf und "modernisierten" ihre Anlagen mit einem Dampfkessel zwecks Abpumpen der Grubengewässer.
Die Grube Radwald liegt im Gangzug Friedrich-Vereinigung in der nördlichen Fortsetzung. Er führt neben dem Eisenstein häufig Beimengungen von Blei-, Kupfer- und Zinkerzen. Den Gang Radwald hat man auf einer Länge von 17 Metern abgebaut und er war unterschiedlich in seiner Stärke.
Die Konzession vom 4. August 1869 des Kessels mit der Nummer 122 wurde am 1. August 1884 von dem Königlichen Bergmeister Wolf in Wissen eingezogen, da die Grube Radwald schon seit 3 Jahren stillstand. Sie ist dann 1885 endgültig als stillgelegt abgemeldet worden.
Das Grubenfeld wechselte über die Wissener Berg- und Hütten AG (1872) an die Vereinigten Stahlwerke Düsseldorf am 25. 3. 1927, kam aber nie mehr in Betrieb.
Benutzte Quellen und Literatur:
Akten des Oberbergamtes Saarbrücken
Hoffmann, Adolf: Beschreibungen rheinland-pfälzischer Bergamtsbezirke, Band 1, Betzdorf,1964
Knaff, Albere Beiträge zur Geschichte der Eisenindustrie an der mittleren Sieg, Düsseldorf 1910
Langenbach, Norbert: Bergbau in den Gemarkungen Hövels, Katzwinkel, Elkhausen, ... Teil 3, in Wissener Beiträge, Heft 23, 1995
Langenbach, Norbert: Einst brannten die Feuer, Roth, 2000
Wolf, Gustav: Beschreibung des Bergreviers Hamm an der Sieg, Bonn, I S65