Johann
Georg Brötz
und Anna Maria Klee
Johann Georg war das 3. Kind
des Ehepaares Brötz
Johann Georg und Kühn Anna Maria. Seine Geburt fand
am 21.01.1829 um 10 Uhr nachts statt. So steht es in der Taufurkunde
der Kirche
St. Martin zu Frickhofen,
wo er auch am 25.01.1829
getauft wurde. Seine Taufpaten waren Johann Georg, Sohn des Fritz
Staudt und
Anna Katharina, Tochter des Sendschöffen Johann Georg
Kühn, also eine Schwester
seiner Mutter. Beide waren aus Frickhofen.
Johann
Georg wurde Bauer und im Nebenberuf Tuchweber.
Am 09.12.1855 verehelichte er
sich mit Anna Maria Klee
von Frickhofen. Sie war
das Mädchen, das vorher mit
seinem älteren Bruder Jakob verlobt war, der nach Texas ging
u. dort 1854
verstarb. Acht Kinder bekam das Ehepaar, von diesen später
noch die Rede sein
wird.
Im Jahre 1868 wurde Johann
Georg vereidigter Flurschütz.
Im Walde von Frickhofen
ist ein Berg, auf dem die
Reste der Dornburg (Donarburg) stehen. Auf einer Seite des Berges liegt
Geröll.
Dicke Steine liegen dort, wie wenn sie bis obenhin aufeinandergelegt
wären. Diese Stelle nennt man "Auf der Lah".
Unter den Steinen ist den ganzen Sommer über Eis. Man
führt dieses auf den
vulkanischen Ursprung des Berges zurück. In diesen Berg grub
der Flurschütz
Johann Georg Brötz
gemeinsam mit dem Förster einen
Doppelstollen, genannt „Eisloch“. In diesem kann
man den ganzen Sommer über Eis
und Schnee sehen.
Da er als Flurschütz
sein Land nicht bearbeiten durfte,
tat sein alter Vater für ihn die Landarbeit. Das "Beiackern"
war
strengstens verboten. Einst traf er seinen Vater an, wie er
für ihn beiackerte.
"Vater, was macht Ihr da", rief er „ich muß
Euch anzeigen". Das tat er auch, hat aber die Strafe selbst bezahlt.
Durch sein Amt machte er sich
viele zu Unfreunden. Eines
Tages kam jemand zu ihm und sagte:
„Geh
einmal unten im Wiesengrund nachschauen. Dein Schwager Schardt
weidet dort 5 Kühe auf fremder Weide". Er mußte
selbstverständlich hingehen und überraschte seinen
Schwager. Er zeigte ihn an
und derselbe mußte
12 Taler Strafe zahlen. Sein
Schwager Schardt suchte
sich nun an ihm zu rächen. Er
schrie wütend: „Ich
bringe dich ins
Gefängnis"!
Eines Tages wurde im Walde
Brennholz u. Nutzholz
versteigert. Am folgenden Tag kam sein Schwager zu ihm u. sagte:
„Ich habe mir
gestern eine Wagenstange gekauft, und nun hat man mir dieselbe im Walde
gestohlen. Kannst du mir keine andere besorgen?"
„Ja“, sagte der
Flurschütz, „unten im Waldgrund liegt noch eine, es
ist vergessen worden, sie
mitzuversteigern. Ich will den Förster fragen, ob du dieselbe
bekommen kannst."
Der Schwager ging hin u. holte sich die Stange. Einige Tage darauf ging
er nach
Hadamar zum Gericht, zeigte den Flurschütz an u. sagte:
„Der Flurschütz hat
eine Wagenstange aus dem Walde verschenkt.“
Es kam auch zur
Gerichtsverhandlung. Jedoch der Förster
schwur:„Der Flurschütz hat mir die Sache
erzählt u. da habe ich gesagt, wenn es
sich so verhält, kann der Mann die Stange bekommen.“
Da war die Rache des Schwagers
zu nichts geworden, und er
konnte frei nach Hause gehen.
Eines Tages fand er im Walde,
in einem Graben versteckt,
drei Gewehre. Diese gehörten Wildschützen. Er
ließ sie aber ruhig liegen. Auf
dem Nachhauseweg rief man ihn in eine Wirtschaft hinein. In derselben
saßen
drei ihm bekannte Männer. Diese sagten zu ihm: „Es
war dein Glück, daß
du die Gewehre nicht aufgenommen hast, du wärst nicht
mehr lebend nach Hause gekommen.“
Dieses alles verleidete ihm
den Schützendienst. Er gab
denselben auf und ging im Jahre 1871 nach Niederzeuzheim,
um dort eine Ziegelei zu leiten. Das Jahr darauf versuchte er es in Arenberg, genannt „Roter
Hahn“. Das ist in der Nähe
von Koblenz. Auch dort leitete er eine Ziegelei. Wieder ein Jahr
später, 1873,
ging er nach Siegen, um sich dort nach Arbeit umzusehen. Er fand aber
keine. Da
er kein Reisegeld mehr hatte, verkaufte er seine silberne Uhr
für zwei Taler u.
fuhr nach Essen-Frillendorf.
Dort arbeitete auf der
Zeche „Elise“ ein guter Freund
aus Frickhofen,
namens Horn. Zu dieser Zeit gab es noch keine Waschkaue.
Die Bergleute mußten,
schwarz wie sie waren, nach
Hause gehen. Er stellte sich am Zechentor auf, konnte aber keinen von
den
Schwarzen erkennen. Da kam einer von den Männern auf ihn zu u.
sagte: „Guten
Tag, Hansjörg.“ Es war Horn. Derselbe wollte ihm nun
Arbeit besorgen, jedoch er
verzichtete. Es war ihm zu schrecklich. Dann ging er nach Horst bei Steele a. d. Ruhr, um sich dort
nach Arbeit umzusehen. Da
er aber schon über 40 Jahre alt war, konnte er nirgends
ankommen. Er war voller
Verzweiflung. Da traf er zwei gute Bekannte, zwei Vettern aus Frickhofen. Der eine war Johann
Georg Schardt
u. der andere sein
Vetter Jakob Schardt.
„Ei, Brötz“,
sagten sie, „wo
willst du denn hin?“ „Ich möchte gerne
Arbeit haben u. kann keine bekommen.“ Da nahmen ihn die
beiden mit zu ihrem
Werkmeister, sprachen gut für ihn und er bekam Arbeit. Nun
besorgten sie ihm
auch noch ein Kosthaus. Er war überglücklich.
Ende Juli 1874 nahm er sich
Urlaub und fuhr nach Hause,
nach Frickhofen. Er
verkaufte sein Anwesen und fuhr
am 2.August 1874 mit seiner ganzen Familie nach Horst bei Steele.
Er arbeitete dort auf dem Stahlwerk. Nach einiger Zeit wurde das
Stahlwerk
stillgelegt. Da bekam er Arbeit auf der „Rheinischen
Eisenbahn“. Diese
wurde in den Jahren 1875/76 gebaut. Nachdem dieselbe fertig war, bekam
er
Arbeit am Hochofen. Anfang Januar 1883 bekam er
Speiseröhrenverengung. Nach
einer Fehloperation starb er am 11.Mai 1883 zu Horst bei Steele
a.d.Ruhr, abends um 10
Uhr. Er wurde nur 54 Jahre
alt, aber was für ein Leben!
Anna Maria geborene Klee, seine Ehefrau, wurde am
10.06.1831 in Frickhofen
als Tochter des Musikers
Konrad Klee und seiner Ehefrau Anna Maria geb. Stimper
aus Dorchheim geboren.
Sie hatte sich, wie schon
berichtet, zuerst mit dem älteren Bruder ihres
späteren Mannes verlobt.
Von ihr wird in der Chronik
berichtet, daß
sie aus Geschwisterliebe ihrem Bruder Jakob im Jahre
1850, als er in Weilburg beim Militär diente, sein Leibgericht
„Topfkuchen“
dorthin brachte. Sie nahm ihren jüngeren Bruder Konrad mit,
der dort bei einem
Militärmusiker Musik studierte. Es sind dies hin u.
zurück wohl an die zwölf
Stunden zu Fuß.
Im Revolutionsjahr 1848 machte
man in Frickhofen
auch eine kleine Revolution. Man sang "Struwe-
u. Heckerlieder." Sie dauerte aber nur einige Tage. Des Nachts mußten immer einige
Familien Wache halten. Als die Reihe an
ihre Familie kam, mußte
sie, Anna Maria, weil ihr
Vater und ihre Brüder auf einer Englandreise waren u. dort
Musik machten, mit
Wache halten.
Um etwas mitzuverdienen, nahm
sie, wenn sie ein Kind
schenkte, ein fremdes Kind mit hinzu zum Schenken. Es hätte
sie dieses aber
bald das Leben gekostet. Als sie nämlich wieder einmal ein
fremdes Kind
schenkte, bekam sie den Starrkrampf und war mehrere Stunden scheintot.
Sie
hatte bei der Erbteilung ein Stück Acker bekommen, auf welchem
vier große
Birnbäume standen. Ihre Mutter hätte das
Stück gerne einer jüngeren Tochter
gegeben. Aber bei der Verlosung fiel es ihr zu. Ihre Mutter
verwünschte das
Land. Vier Jahre trugen die Bäume kein Obst. Im
fünften Jahr hingen alle Bäume
voll. Eines Tages gab es ein schweres Gewitter. Nach demselben kam
jemand zu
ihr und sagte:„Geh, und beschau dir einmal deine
Birnbäume.“ Sie nahm ihre
älteste Tochter Maria mit, um zu schauen. Ein Schreck befiel
sie, als sie
ankam. Ein Baum war vom Blitz glatt abgeschlagen, der zweite Baum oben
am Stamm,
der dritte mitten durchgespalten
und der vierte ganz
zerstört.