„Er kriegt's mit Scheffeln und gibt’s mit Löffeln“
Löffelstädte
im Westerwald - „Löffelmännchen und Löffelbund“
Mehr als zu anderen Zeiten tritt heute der Löffel wieder
in Tätigkeit, der ehemals, als man zur Morgenmahlzeit noch in der Hauptsache
Suppe oder Brei genoß, häufiger auf dem Tisch
erschien als Messer und Gabel. Da gossen herumziehende Löffelgießer sie aus
Zinn oder Blei. Häufiger noch waren jedoch die holzgeschnitzten
Löffel, die, wenn man sie nach der Mahlzeit „abgeleckt“ hatte, ins Löffelblech,
das über dem Herd seinen Platz hatte, gesteckt wurden.
Der Löffel spielte damals auch im Sprichwort eine wichtige
Rolle. Dem faulen Knecht sagte man nach, daß er eher
zur Ruhe und zum Essen bereit war als zur Arbeit: „Hut an die Wand, Löffel in
die Hand!“ Tüchtige Esser liebten den Brei, wenn er „so steif war, daß der Löffel in ihm stand“: Steht der Löffel im Brei,
ruft der Bauch: Juchhei!“
Und heute kann man von manchem sagen: „Die Suppe, die er
sich eingebrockt, muß er auslöffeln.“ Oder: „Er hat
den Löffel abgegeben“, wenn er gestorben ist.
Der Westerwald sowohl das Siegerland können sich rühmen,
eine „Löffelstadt“ zu haben. Sie werden so genannt, weil in ihr die Holzlöffel
hergestellt oder aber vertrieben wurden.
Die Siegerländer Löffelstadt ist Helbershausen an der Grenze zwischen Siegerland und dem Wittgensteinschen.
Die Westerwälder Löffelstadt ist Frickhofen
und liegt im Elbtal, unweit der Dornburg. Sie trägt ihren Namen davon, daß von den Bewohnern Löffel, vor allen Dingen Kochlöffel,
vertrieben wurden. Bezog man auch hier einen Teil der Ware aus dem Siegerland,
so kam doch die Mehrzahl aus dem Schwarzwald. Das war zu der Zeit, als viele
Westerwälder als Landgänger (Hausierer) durchs Land zogen und jedes Dorf seine
Spezialität hatte. Handelten die Thalheimer mit Töpfen, die Wilsenrother
mit Hirschgeweihen, die Niederzeuzheimer mit
Streichhölzern (Fixfeuer), so taten es die aus Walmerod
mit Schirmen und Wachstuch, die Nenderoder mit
Wollwaren, und so vertrieben die Frickhöfer Löffel.
Auch historisch ist der Holzlöffel nicht ohne Bedeutung.
Die ersten französischen Soldaten, die nach der Revolution nach Deutschland
kamen, nannte man „Löffelmännchen“, weil sie im Knopfloch ihres Rockes
Holzlöffel trugen. Und daß es einmal einen
„Löffelbund“ gab, dessen Mitglieder einen solchen am Hute trugen, gehört zwar
nicht zur Westerwälder Heimatgeschichte, ist aber immerhin doch eine
merkwürdige Tatsache. In der Schweiz war es im zweiten Jahrzehnt des 16.
Jahrhunderts, als sich eine Reihe von Grundbesitzern, unter ihnen viele Adlige,
zusammentaten zu einem Bund gegen die Stadt Genf, mit der man allerlei Händel
hatte. Da man den Zusammenschluß bewerkstelligte nach
einem feuchtfröhlichen Mahl, so kam man auf den seltsamen Gedanken, als Zeichen
der Bundestreue den Löffel, den man soeben aus dem Brei getan und abgeleckt
hatte, an den Hut zu stecken. Dieser sogenannte
Löffelbund führte auch tatsächlich Krieg gegen die feindliche Stadt, rückte mit
10 000 Mann heran, wurde aber, da die Genfer von anderen Schweizer Städten Hilfe
erhielten, geschlagen, so daß der Löffelkrieg und mit
ihm der Löffelbund ein schmähliches Ende fand
Gefunden im Heimatblatt für Limburg und Lahn von Mittwoch,
8. April 1942
Hannelore Neffgen