Die Einnahme Altenkirchens durch die amerikanischen Streitkräfte im März 1945


Aus: "Ralf Anton Schäfer, Das Kriegsende in der Heimat" : http://62vgd.de/buecher.htm

(hier veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung des Autors)


Ich habe diesen Bericht 2001 einmal zusammengestellt im Zusammenhang mit einer Nachfrage zu den dort stattgefundenen Kämpfen.


Nachfolgend der Bericht zur Einnahme Altenkirchens:


Am 25. März erließ General Bradley, Kommandeur der 12. US – Armeegruppe, an die kommandierenden Generäle der 1. und 3. US – Armee den Befehl, in die Bereiche Gießen – Siegen und Mündungsgebiet der Sieg in den Rhein vorzustoßen.


Die Divisionen der 1. US – Armee wurden angewiesen in östlicher Richtung auszubrechen, und den Raum nördlich des Brückenkopfes bis zur Sieg endgültig vom Feind zu säubern und südlich der Sieg eine Verteidigungsstellung zu beziehen. Den Divisionen des VII. US – Korps hatte man befohlen, auf Altenkirchen und dann weiter zur Dill vorzustoßen.


Die Spitze der Angriffstruppen wurde von der 3rd US. Panzerdivision gebildet. Als Verstärkung hatte man von der 104th Infanterie Division das Regiment 414 (Colonel Gerald C. Kelleher) erhalten. Die Divisionstruppen wurden in Combat Commands aufgeteilt. Den nördlichen Bereich hatte das

Combat Command „Alpha“ zu übernehmen. CC „Alpha“ sollte unter der Führung des Brigadegenerals Hickey mit den Kampfgruppen Doan und Kane entlang der Straße von Asbach nach Altenkirchen vorstoßen. Das Combat Command „Bravo“ wurde von Brigadegeneral Bondinot geführt und hatte den Befehl erhalten, mit den beiden Kampfgruppen Welborn und Lovelady entlang der Straße von Uckerath nach Altenkirchen vorzustoßen. Nun verblieb nur noch das Combat Command „Romeo“. Die Kampfgruppen Hogan und Richardson vom CC „Romeo“ wurden durch Colonel Howze geführt. Ihnen wurde zur Aufgabe, den beiden anderen CC´s zu folgen und die bereits überrannten deutschen Stellungen säubern und diese Sektoren sichern. Die Flankensicherung wurde vom 83. schweren Aufklärungsbataillon gestellt .


Den vorstoßenden Keilen der 3. US Pz.Div. folgte das gepanzerte Versorgungsbataillon mit Codename „Oxygen“, darunter befanden sich neun M-25

Panzertransporter, die größten Radfahrzeuge der Armee, und beförderten Ausrüstung, Treibstoff und Munition. Chef dieser Einheit war Lt. Colonel

Mc.Carthy. Pionierunterstützung kam durch das 23. schwere Pionierbataillon, unter der Führung von Lt. Colonel Lawrence G. Foster waren Minen zu Räumen,Straßen fahrbar zu machen und Brücken zu errichten.


Luftunterstützung wurde von der 365. Fighter Group mit 3 Staffeln P 47 Thunderbolts für die 3rd US. Panzerdivision bereitgestellt . Um 4 Uhr am

Morgen des 25. März rollen die Panzer der Panzerregimenter 32 und 33 an den vorgeschobenen Stellungen der 1st und 104th US. Infanterie Division vorbei. Den Panzern folgen die Sturmgeschütze des 703. Panzerzerstörer Bataillonsund die Halbkettenfahrzeuge vom 36. gepanzerten Infanterieregiment.


Innerhalb weniger Minuten nach den ersten Versuchen aus dem Brückenkopf auszubrechen, wurden sie von mittlerweile alarmierten deutschen Panzern unter Feuer genommen und verloren dabei drei Panzer. Erst nachdem einer der neuen schweren Pershing Panzer eingesetzt wurde, und einen Tigerpanzer und ein 75mm Sturmgeschütz ausschalten konnte, ging der Vormarsch weiter.


Die deutschen Verteidigungsstellungen im Bereich der 3rd US. Panzerdivision wurden (zumeist) durch Panzerabwehrwaffen und Artillerie stark unterstützt. Hinzu kam noch, das die Panzerfahrzeuge in dem hügeligem und stark bewaldeten Gelände am die Straßen gebunden waren. Dort hatten die Deutschen jedoch entlang sämtlichen Routen immer wieder Panzersperren errichtet. Diese wurden zum Teil mit heftigem Widerstand durch Panzer, Infanterie und Artillerie verteidigt. Trotz des heftigen Abwehrfeuer stoßen die Panzerspitzen an diesem Tag bis Flammersfeld vor, und erzielen damit in diesem Abschnitt den tiefsten Einbruch durch die deutsche Frontlinie. Die entstandenen Kämpfe im Divisionsbereich dauerten die ganze Nacht über an, aber immerhin konnte man erste Brückenköpfe über die Mehr errichten.


In der Heimatchronik des Kreises Altenkirchen von Prof. Dr. Heinrich Neu, aus dem Jahre 1956, heißt es Hierzu: „...Durch das Wiedgebiet stießen die Amerikaner auf Flammersfeld vor, wo die deutsche Führung ihnen ein im Kreise ausgehobenes Bataillon Volkssturm entgegen warf. Die deutsche Führung vermochte mit dem Einsatz dieser Formation, die schwere Verluste erlitt, den Gegner nicht aufzuhalten.“ Hiermit endet der Beitrag von Prof. Dr. Neu zu dem Gefecht bei Flammersfeld. Die Erklärung, das bei Flammersfeld ein Bataillon des Volkssturmes verheizt worden wäre, möchte ich jedoch als Unrichtig bezeichnen. Dem gegenüber steht die Schilderung des Zeitzeugen Erich Bäcker. Damals Feldwebel in der 3. Pz.Gren.Div. und bei diesem Gefecht als Führer dem Volkssturm zugeteilt. Nach schwerer Verletzung kam Bäcker in amerikanische Gefangenschaft. Im August 1947 wurde Herr Bäcker in die Heimat entlassen.


In den Wäldern zwischen Rott, Eichen und Flammersfeld stand eine Kampfgruppe von ca. 75 Mann des LXXIV. AK., hinzu kamen noch etwa 150 Angehörige des Volkssturms. Kommandant dieses abwechslungsreich zusammengesetzten Verbandes war ein vermutlich aus dem Saarland stammender Hauptmann mit Namen Kalbitz. Diese Truppe zog in bereits vorbereiteten Stellungen unter.


Weil man für die meisten Angehörigen des Volkssturmes keine Waffen zur Verfügung stellen konnte, wurden mehr als die Hälfte dieser überwiegend

alten Männer durch Hauptmann Kalbitz entlassen.


Die verbliebenen Männer wurden fast ausschließlich mit Panzerfäusten und nur mit sehr wenigen Gewehren ausstaffiert. Jeder der ein Gewehr erhalten hatte, es waren höchstens 10 Mann, bekam dazu noch 10 bis 15 Schuss Munition. Noch bevor erster Feindkontakt bestand, hatte sich schon ein Teil der Volkssturmleute und der Wehrmachtssoldaten in Richtung Heimat abgesetzt. Die Truppe war abermals geschrumpft. In diesem Bereich lagen nun nur noch ungefähr 60 Soldaten und etwa 50 Volkssturmleute. Als sich die Amerikaner den deutschen Stellungen näherten, erhielten sie Feuer aus Panzerabwehrwaffen und MG´s. Obwohl ein Teil der Volkssturmleute in Panik davon rannte, als die Amerikaner das Feuer erwiderten, konnte ein amerikanischer Panzerwagen vernichtet werden. Da die deutschen Verteidiger hierbei keinerlei Unterstützung durch Panzer oder Artillerie erhielten, war das entstandene Gefecht nur von kurzer Dauer. Angesichts der Übermacht der Amerikaner zogen sich die Reste der deutschen Truppe in Richtung Altenkirchen zurück. Während des Gefechtes konnten die Amerikaner mehrere Gefangene machen, darunter waren zwölf Leute des Volkssturmes und siebzehn Angehörige der Wehrmacht. Ob es bei diesem Rückzugsgefecht noch Tote gegeben hat, war leider nicht mehr nachzuvollziehen.


Am Morgen des 26. März setzten die Combat Commands ihre Angriffe in östlicher Richtung fort. Gegen 17 Uhr rollten die Kampfgruppen Doan und Kane vom CC „Alpha“ an Altenkirchen vorbei. Währenddessen trafen die Kampfgruppen Welborn und Lovelady von „Bravo“ auf hartnäckigen Widerstand, als sie sich Altenkirchen näherten. Hierzu der After Action Reports des 36th Amored Infantry Regiment für den 26. März 1945: „Die Straßenschäden, welche das 2. Bataillon am Vortag aufhielten, waren in der Nacht um 2.00 Uhr behoben und der Vormarsch ging weiter zum Höhengelände östlich von Rettersen, die Höhewar um 3.45 Uhr gesichert. Der Angriff auf Hasselbach wurde um 7.45 Uhr aufgenommen. Einsetzendes Panzer- und Pak – Feuer brachten den Angriff zum stehen, unter schmerzlichen Verlusten wurde der Befehl zum Rückzug und Neugruppierung erteilt. Ein für 13.00 Uhr geplanter Angriff der abgesessenen Infanterie wurde durch beobachtetes Artilleriefeuer verzögert und es dauerte bis um 14.30 Uhr, als der Angriff gestartet werden konnte. Dieses mal mit Erfolg und die Ortschaft war um 15.45 gesichert. Eine Straßensperre nach (Ortschaft wird im AAR nicht erwähnt) wurde überwältigt, die Ortschaft um 24.00 Uhr gesichert. Der feindliche Widerstand bestand den Tag über aus leichten Waffen und bedrohlichem Artilleriefeuer.“


Hier war man auf Reste der Panzer Lehr-Division und auf Teile der 3. Pz.Gren.Div. gestoßen. Diese beiden Verbände hatten Befehl erhalten, den
Amerikaner in südlicher Richtung anzugreifen und es nach aller Möglichkeit zu verhindern, dass Altenkirchen in feindliche Hand fällt. Als die Verluste

bei den CC´s „Alpha“ und „Bravo“ größer wurden, wurde am Nachmittag die Einheit „Romeo“ heranbeordert. Ihnen wurde befohlen, Altenkirchen 

einzunehmen und die linke Flanke der Division auszudehnen. Nachdem der Verteidigungsriegel nordwestlich Altenkirchens umgangen war, und sich die deutsche Truppe aus diesem Bereich zurückgezogen hatte, marschierte wenigspäter die Kampfgruppe Richardson in Altenkirchen ein.

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