Kosten von Lebensmitteln und Gebrauchsgegenständen im Dreißigjährigen Krieg im Westerwald


Zum Anfang des Dreißigjährigen Krieges von 1618 bis 1648 verteuerten sich Lebensmittel und Gebrauchsgegenstände im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Das Geld war auf einmal viel weniger wert geworden,aber die Preise für Lebensmittel schnellten zu einer Höhe empor, die man bis dahin noch niemals gekannt hatte. Im Westerwald ist in Hachenburg etliches über diese Zeit zu berichten, und es gibt einen Auszug, was man dort käuflich erwerben konnte.

Dort gab es um 1630 In Hachenburg den Kramladen der Witwe des Dieterich Scheld. Und von diesem Laden sind einige Preise überliefert.


Lebensmittel:


25 Heringe 3 Kopfstück und 7 1/2 albus

1 Hering 2 albus

4 1/2 Pfund Stockfisch 32 albus

2 1/2 Pfund Kuchen 8 albus

Getrocknete Pflaumen 8 Albus

Eine Mest Salz 3 Gulden,13 albus

Ein Lot Pfeffer 12 Pfennig

Ein Lot Ingwer 12 Pfennig


Gebrauchsgegenstände:


Ein Pfund Seife 10 1/2 albus

Ellen Leinen Schnur 4 Albus

1 1/2 Lot blaues Garn 3 albus.

Ein Lot weißes Garn 2 albus

Ein Lot Nägel 8 albus

3 Dutzend Knöpfe 9 albus

Ein Quintgen Seide 4 albus.


Aber was musste als Leistung erbracht werden, um an die Güter zu kommen?


So bekam eine Magd, die der Bürgermeister 1626 dem Rittmeister stellen musste, täglich 10 albus. Und ein Holzhacker, ebenfalls 3 albus pro Tag.So konnte sich damals der Holzhacker für einen Tag Holz hacken einen vierpfündigen Leib Brot kaufen, der 2 2/3 albus kostete. Zur Zeit wäre sein Lohn circa 1,50 Euro am Tag. Der Man musste für einen Schoppen Branntwein drei Tage arbeiten. Um eine Familie zu unterhalten, mussten die Frau und die Kinder Geld mit einbringen.


Weitere erhaltene Löhne oder Zahlungen sind überliefert. Henrich Dünschmitts erhielt für einen Gang nach Koblenz 1 Gulden 15 albus.


Der Jacob Dilden führte nach Limburg ein Pferd, und bekam dafür 6 albus. So konnte sich der Jacob Dilden dann in einem Gasthaus 1623 in Hachenburg noch nicht mal eine Quart Wein, die 13 albus kostete, leisten, oder in einem Gasthaus einkehren, um den Hunger zu stillen.


1625 bezahlte man für den Wein 10 albus, für ein Köpgen Branntwein 9 albus 11 Heller, 1643 nur noch 9 albus. Bessere Weine waren teuer. 1625 kostete die Maß Bier 2 albus, 1626 schon 2 1/2 albus. Für Kost und Bier musste ein Reiter in einem Wirtshaus 12 albus bezahlen.In der damaligen Zeit war es also nicht für jeden möglich, einen Schoppen im Wirtshaus zu schlürfen. Auch Essig war damals für die Leute sehr teuer: ein Quart 16 albus.


Der Jacob Zimmerman, von Beruf Zimmermann, bekam pro Tag 12 albus, sein Gehilfe Thiel Greiz nur täglich ein Kopfstück. Dieser Thiel Greiz scheidete 4 1/2 Tage lang Bretter und bekam dafür 20 albus.


Wilhelm Fischer, der 11 Rinder schlachtete, bekam pro Rind 3 albus, für ein Kalb 2 albus, und für ein Lamm 1 albus. Wilhelm Dilden erhielt für einen Stadtochsen, den er über den Winter pflegte und fütterte 7 Gulden. Wenn er etwas gespart hätte, könnte er sich selbst einen Ochsen kaufen, da damals für den Kauf eines Ochsen in Geilrod 12 Gulden und etwas später 11 Gulden bezahlt wurde.


Weitere Preise sind ebenfalls überliefert. 1627 kostete ein Malter Korn 12 Gulden, Hafer 4 1/2 Gulden und ein "Buschen" Stroh 2 albus.


Für die Marktpütz wurden bei Peter Faßbender zwei neue Eimer gekauft für 10 albus. Für das Seil zum Heraufziehen des Eimers war 1 Gulden zu zahlen. Um die Eimer nach oben ziehen zu können, waren auf einer Welle die Ketten aufgewickelt. Ein Seil, 20 Klaster lang, kostete im fernen Koblenz 1 Gulden 3 albus.


Ein Buch Papier kostet 1627 5 albus. Es dürfte sich um ein leeres, unbedrucktes Buch gehandelt haben. Für zwei Kerzen 18 albus ! Der Hans Henrich Röcher verkaufte 1625 die Elle "Bildwerks", wohl ein plastisches Bildwerk, für 1 Gulden 18 albus.


Ein Tannenbrett kostete 1627 13 1/2 albus. Das Grundstück, ein Morgen Land in der Dieffenbach wurde auf 18 Gulden 6 albus geschätzt. An Pacht für 3 Ruten eines Gärtchen wurden 2 albus Pacht verlangt.


In Hachenburg standen nicht alle gewerblichen Betriebe still. Wollweber, Gerber sowie Schreiner, Schuhmacher sowie Kaufmänner waren durchweg tätig. Aber aus den obigen Beispiele ist zu erkennen, dass damals der Lohn für die menschliche Arbeit in schreiendem Gegensatz zu den Preisen der Lebensmittel stand.


Quelle: Stadtarchiv Hachenburg


Thomas Keul

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