Westerwälder Zeitung 12.04.2006
Familiengeschichte auf der Spur
Manfred Wehler aus Westernohe überträgt die Elsoffer Kirchenbücher - die Jahrhunderte werden mit Namen und Daten gefüllt. Schon immer hat sich Manfred Wehler für Geschichte interessiert. Jetzt ist er dabei, die Elsoffer Kirchenbücher zu übertragen und kann genau Auskunft zur Genealogie der Lasterbacher Familien geben.



Manfred Wehler vor dem Stammbaum seiner Familie. Ähnliche Ergebnisse sollen seine Übersetzungen der Elsoffer Kirchenbücher nun auch für andere Genealogen ermöglichen.

Foto: Wolfgang Gerz

Westernohe. Eingetaucht in die Vergangenheit ist schon seit Jahren. Die Historie hat den pensionierten Malermeister schon immer begeistert und so lag es nahe, sich im Rentenalter zunächst mit der Geschichte der eigenen Familie zu beschäftigen. Eine umfassende und kunstvoll gestaltete Ahnentafel in seinem Arbeitszimmer ist der Beleg für seine erfolgreichen Recherchen. Doch wer einmal der Geschichte „verfallen“ ist, den lässt der Drang immer weiter, immer tiefer einzutauchen nicht mehr los. Wohl niemand im ehemaligen Kirchspiel Elsoff kann so detailliert zur Genealogie der Lasterbacher Familien Auskunft geben wie der 68-jährige Lokalgeschichtler aus Westernohe.
So ist er dann im September vergangenen Jahres an eine Aufgabe herangegangen, die ihn noch etliche Monate beschäftigen und noch für Tage und Wochen an seinen Schreibtisch binden wird. Manfred Wehler überträgt gemeinsam mit seinem Cousin Werner Espanion aus Elsoff, die Kirchenbücher des Kirchspiels Elsoff für die Zeit von 1630 bis 1874.
Warum gerade diese zeitlichen Eckpunkte ? Die Kirchenbücher vor 1630 sind entweder in den Wirren des 30- jährigen Krieges verloren gegangen, oder es gab bis dahin keine Aufzeichnungen. 1874 führte Preußen dann die staatlichen Standesämter ein.
Zum Kirchspiel Elsoff gehörten die Dörfer Elsoff, Mittelhofen, Oberrod und Westernohe. Vereinzelt finden sich Eintragungen zu Hof Krempel und Hüblingen. Diese werden in ein so genanntes Ortssippenbuch übertragen. Werner Espanion erfasst die Daten im Computer. eine spezielle Software ordnet die Eingaben zeitlich und alphabetisch. Im Jahr 2008 wollen die beiden ihre mühevolle Arbeit abschließen. Dann sollen die Ergebnisse in Buchform erscheinen. Geplant ist ein etwa 500 Seiten starkes Werk im DIN A-4- Format. Eine Fundgrube, oder besser gesagt eine Schatztruhe, für alle, die sich für die Geschichte der Lasterbachgemeinden interessieren. Aber nicht nur für die. Auch ein Buch für Fachwissenschaftler und die große Schar derer, die über Familienforschung auf der Suche nach ihren Vorfahren sind.
Das Lesen der Jahrhunderte alten Eintragungen macht sehr viel Mühe und ist nur möglich, wenn man sich intensiv mit der alten Schrift auseinander setzt. An Aufzeichnungen des 17. und 18. Jahrhunderts können auch Leser scheitern, die die Sütterlinschrift noch beherrschen. Damals wie heute ist schreiben zweierlei. So wie mancher Lehrer mit der Schrift seiner Schüler kämpft, so kämpft Wehler mit den unterschiedlichen Handschriften der Elsoffer Pfarrer. Teilweise wird klar und deutlich Buch geführt. Andere Schreiber wiederum überzeugen genau vom Gegenteil. In jeden Schrifttyp, so Manfred Wehler, „muss man sich erst einen halben Tag einlesen“.
Vermerkt sind in den Büchern Taufen, Hochzeiten und Sterbefälle in chronologischer Reihenfolge. Wehler überträgt aber die Eintragungen nicht fortlaufend, sondern ordnet sie einzelnen Familien zu. Zu den Taufen sind neben dem Täufling, die Eltern und die Paten erfasst. Ganz selten werden Berufe genannt. Da quasi alle Bauern waren, ist dies nie erwähnt. Ein Schultheiß, ein Schöffe oder gar der Schmied haben da schon mehr Chancen, genannt zu werden. Das Landgängerwesen am oberen Lasterbach dokumentiert sich in den Sterbeorten wie Moskau, Petersburg, London, Stockholm oder Brüssel. Was den Westernoher Familienforscher etwas erstaunt, sind die mitunter lückenhaften Eintragungen. Nicht alle Pfarrer haben die Bücher sorgfältig geführt. Das mindert aber den Wert der Übertragungen keineswegs. Was besonders deutlich wird, wenn man einen Blick auf die zahlreichen prall gefüllten Ordner wirft, die der Heimatforscher mit genealogischen Daten gefüllt hat. Er leistet mit seiner Arbeit Grundlagenforschung. „Ad fontes“ sagt der Lateiner- zu den Quellen. Manfred Wehler ist schon ganz tief darin eingetaucht.

Wolfgang Gerz

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