(von Martin Göbler)
Eine erste Mitteilung über Kirchspiel und Dorf Almersbach finden wir in einer päpstlichen Urkunde aus dem Jahre 1199. Im Januar 1261 begegnen wir dem ersten namentlich bekannten Geistlichen zu Almersbach: Ein "Walter, Priester [sacerdos] zu Almersbach" tritt in der Abtei Marienstatt als Zeuge einer Beurkundung auf. Wahrscheinlich gehörte er zu den Kanonikern des Bonner Stiftes St. Cassius und Florentius, das mit dem Zehnten auch bis ins Jahr 1576 das Patronatsrecht für Almersbach besaß. Scheinbar versorgten - zumindest zeitweise - mehrere Bonner Chorherren die Almersbacher Pfarre simultan. In den "Grundmauern des Kloster"
1), das nach der verstiegenen These eines Heimatforschers und des Volksmundes bei Almersbach gestanden haben soll, sehe ich die Fundamente eines alten und geräumigen Pfarrhofs, den die Bonner Chorherren als Pfarrer bewohnten und bewirtschafteten.Ab 1343 war das Dorf Sitz eines Schiedsgerichtes. Graf Wilhelm von Wied erhielt am 7. Februar 1357 durch Kaiser Karl IV. Stadtrechte für Almersbach:
»Wir, Karl von Gottes Gnaden römischer Kaiser, zu allen Zeiten Mehrer des Reiches und König zu Böhmen, bekennen öffentlich und tun allen Leuten, die diesen Brief sehend oder hörend lesen, kund, dass der edle Wilhelm Graf zu Wied, unser und des heiligen Reiches lieber Getreuer vor unsere kaiserliche Majestät kam, um uns ernstlich zu bitten, dass wir ihm und seinen Erben zugestehen und aufgrund unserer kaiserlichen Macht erlauben wollen, dass er sein Dorf zu Almersbach zu einer Stadt und zu einer gemauerten Feste machen und ausbauen darf. Nun haben wir angesehen, leiste mir solche treue Dienste, wie sie der Graf uns und dem heiligen Reich häufig und bereitwillig getan hat und in künftigen Zeiten noch tun soll und mag. Wir haben demselben Grafen und seinen Erben mit wohlbedachtem Mute und mit rechtem Wissen aufgrund unserer kaiserlichen Macht erlaubt und zugestanden - und erlauben ihm folglich durch diesen Brief - dass er das vorgenannte Dorf und was dazu gehört, mit Graben, Mauren, Türmen, Erkern, Pforten oder so wie er es kann und vermag, dauerhaft befestigen und zu einer ummauerten Stadt ausbauen darf, ohne dass ihn jemanden daran hindert oder etwas dagegen einwendet. Auch geben wir durch unsere kaiserliche Gewalt der Gemeinde zu Almersbach und den Leuten, die dort leben oder dauerhaft wohnen oder eingesessene Bürger sind, dieselben Freiheiten, Vorteile und Rechte wie sie unsere Reichsstadt und die Bürger zu Friedberg in der Wetterau haben und seit alters gehabt haben, unter Bewahrung der Rechte anderer. Auch wollen wir aus besonderer Gnade und durch unsere kaiserlichen Macht, dass der Graf und seine Erben alle ihre Rechte, Gewohnheiten und Besitzungen in je jeder Weise wie sie der Graf und seine Vorfahren zu Almersbach genossen haben und überkommen sind, gänzlich behalten sollen. Mit Urkunde wurde dieser Brief besiegelt mit unserer kaiserlichen Majestät Siegel. - Gegeben zu Maastricht, nach Christi Geburt Dreizehnhundertsiebenundfünfzig Jahre am Dienstag nach Maria Lichtmess, unserer königlichen Regentschaft im elften und der kaiserlichen Regentschaft im zweiten Jahre.« (Urkunde im Fürstl. Wied. Archiv IV-8-11 Nr. 7)Die Grafen zu Wied verpfändeten Kirchspiel und Dorf Almersbach 1459 an Sayn, lösten es aber 1483 wieder ein. Als Mitgift der wiedischen Grafentochter Johannetta kam das Kirchspiel 1489 endlich an Sayn.
1561 kam es zur Einführung der Wittenberger Reformation durch die Grafen von Sayn. Diese starben 1606 im Mannesstamm aus. Als am 12. September 1605 Graf Wilhelm von Sayn-Wittgenstein-Sayn die Regierung der Grafschaft übernahm, verfügte er den Übergang zum reformierten Bekenntnis. 1623 überließ sein Sohn Graf Ernst der Stiefmutter Anna Ottilie von Nassau-Saarbrücken das Kirchspiel Almersbach als Wittum, 1629 wurde Almersbach Witwenvermögen der Gräfin Louise Juliane. Nach deren Tod im September 1670 fiel Almersbach über Sayn-Altenkirchen an das Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach. Zur Jahreswende 1688 wurde das Dorf von durchziehenden französischen Truppen geplündert und eingeäschert. 1741 erbten die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach die Grafschaft Sayn-Altenkirchen, 1791 traten diese die Grafschaft an Preußen ab, das Sayn-Altenkirchen infolge des Reichsdeputationshauptbeschlusses im Februar 1803 an das Herzogtum Nassau abgeben musste. Mit dem Wiener Kongress 1815 fiel Sayn-Altenkirchen wieder an Preußen und ging als Landkreis Altenkirchen im preußischen Regierungsbezirk Koblenz auf. Kirchspiel und Dorf Almersbach wurden dem Amt Altenkirchen zugeordnet. Mit dem Landkreis Altenkirchen kam Almersbach 1946 zu Rheinland-Pfalz.
Das seit 1784 an der Wied betriebene und zur Papierfabrik erweiterte Hammerwerk erwarb 1838 der Solinger Fabrikant Ferdinand Jagenberg. 1893/94 wurde an der Koblenz-Olper Provinzialstraße ein neues Schulhaus errichtet, das bis zur Schließung der Schule im Jahre 1966 genutzt wurde. 1922 wurde das Dorf elektrifiziert und auch der Spiel- und Sportverein Almersbach/Fluterschen wurde gegründet. Die Nationalsozialisten planten zunächst eine Zusammenlegung der Dörfer Almersbach und Fluterschen, dann die Gemeinde Almersbach nach Altenkirchen einzugemeinden, doch der Kriegsbeginn durchkreuzte diese Vorhaben. Im Zuge der rheinland-pfälzischen Verwaltungsreform 1969 gab es seitens der Landesregierung erneut die Idee zur Eingemeindung der Gemeinden Almersbach, Helmenzen, Mammelzen und Michelbach nach Altenkirchen. Doch der Altenkirchener Stadtbürgermeister Dr. Emil Haas sprach sich dagegen aus.
Sehenswert ist die romanische Pfeilerbasilika mit ihren mittelalterlichen Fresken. Ihr Patronat lässt sich nicht mehr klären.
Einwohnerzahlen: 5 Räuche, 19 Kommunikanten (1576), 9 Räuche (1582), 1 Rauch (1667), 6 Feuerstellen (1745), 16 Haushalte (1787), 41 (1817), 139 (1853), 192 (1885), 260 (1919), 251 (1933), 378 (1961), 478 (2003).
1)
K. REHORN, Der Westerwald, unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 1912, Vaduz 1984, 189f.