- Geschichtliches, Demographisches und Volkskundliches-
Aus dem Jahrbuch 1997 des Kreisheimat-Verein Altenkirchen - Westerwald
Nachdruck mit dessen Erlaubnis
Autor: Markuss Morr
In den folgenden kurzen Aussagen, über Amteroth, einem kleinen Dorf im Almersbachtal, wird auch immer wieder Bezug auf die Nachbardörfer Gieleroth und Herpteroth zu nehmen sein, da diese sich einerseits als Vergleichsgröße anbieten und andererseits gewisse Verflechtungen zwischen diesen Dörfern schon lange vor der politischen Zusammenlegung zur Gemeinde Gieleroth existierten. Durch eine Verordnung der preußischen Regierung zu Koblenz vom 29.10.1938 wurde der Zusammenschluß der drei, ehemals selbständigen Gemeinden Gieleroth, Herpteroth und Amteroth für den 1. April 1939 festgesetzt. Damit verlor Amteroth seine Selbständigkeit.
Während Gieleroth bereits urkundliche Belege von 1408 im Kloster Marienstatt vorweisen kann, wo es als ,,Geilnderode" bzw. "Gelenterode" erwähnt wird und Herpteroth als ,,Herpteroede" ebenfalls im Kloster Marienstadt im gleichen Jahr Erwähnung fand, ist die bislang älteste urkundliche Erwähnung Amteroths auf das Jahr 1464 zurückzuführen. In der Chronik von Hilgenroth heißt es:
,,Am 18. Oktober 1464 verschreiben Gerhard von Ampteroeae und Frau und Herr Horn zu Ingelenbach unser lieben Frau zu Hilgenroae statt aer gerichtlich gewonnenen Frbschaft zu Ingelenbach einige Fruchtrenten daraus"
Diesen gerichtlich zu klärenden Erbstreitigkeiten aus dem Jahre 1464 verdankt Amteroth die bislang älteste schriftliche Erwähnung. Da dieser Vorgang am 18. Oktober stattfand, kann man auch eindeutig auf das Jahr 1464 schließen. Die Tatsache, daß im Mittelalter sechs verschiedene Jahresanfänge (!) bekannt sind (wie z. B. Weihnachten, 1. Januar, 1. März, Ende März und sogar noch im September), läßt ansonsten eine eindeutige Jahreszuordnung nur nach fachgerechter Prüfung zu (z.B. durch Staatsarchive). Wann genau Amteroth gegründet wurde, läßt sich natürlich nicht feststellen. Das ist selbstredend auch nur in den allerseltensten Fällen möglich. Der Anhang ,,-roth" der Orte Gieleroth, Herpteroth und Amteroth deutet bei allen drei Dörfern eindeutig auf eine Rodung hin. Diese -rode, -rath, -roth und -rade - Orte kann man, von einzelnen Ausnahmen abgesehen, als typisch für die mittel- und hochmittelalterlich Rodungsphase des 9. - 14- Jahrhunderts bezeichnen. Karl Ramseger fand nach dem 13. Jahrhundert keine Ortsneugründungen mehr im Kirchspiel Almersbach, wozu die drei Dörfer auch heute noch gehören. Nach Hellmuth Gensicke ist Gieleroth schon zu den frühen ,,-roth" - Gründungen zu zählen. Die Ähnlichkeit in der Namensgebung der drei Dörfer ist wiederum ein Indiz für eine in etwa zeitgleiche Siedlungsgründung. Amteroth ist also sehr wahrscheinlich zwischen dem 9. und 13. Jhd. entstanden.
Zu Amteroth führt Ramseger 1932 aus: ,,Amteroth' früher Ambteroth, munartlich Amtert, von Personennamen Ambo; liegt an einem Nordhang aes oberen Almersbachtales; seine Gemarkungsftäche ist 224 ha groß. Davon sind 66 ha Wald, der 12 Interessenten gehört." Karl Ramseger war es auch, der mühsam die Kirchenbücher der Kirchengemeinde Almersbach durchsah, dabei wichtige Aussagen exzerpierte und insbesondere Angaben zu den Haushaltungen und Einwohnerzahlen festhielt. Trotz der Probleme, die bei der Verwendung von Sekundärquellen auftreten können, stellen die Angaben Ramsegers einen sehr wichtigen Informationsfundus dar, und seinen wissenschaftlich ausgerichteten Nachforschungen ist Glauben zu schenken.
Etymologisch könnten die drei Ortsnamen auf Personenvornamen wie etwa Herbort als verklungene Nebenform von Herbert bei Herpteroth, auf Gib bzw. Gil als Kurzform z. B. zu Gilbert, Ägidius, oder Galen(us) bei Gieleroth und schließlich auf Ambo als mögliche Kurzform von Ambros(ius) bei Amteroth zurückzuführen sein. Diese Aussagen lassen sich jedoch nicht verifizieren und bleiben demnach hypothetisch.
Wahrscheinlich war Amteroth zu unbedeutend, um im größeren Rahmen Erwähnung zu finden, zumal weder adelige noch kirchliche Besitzungen im Dorf bekannt sind, die durch Überschreibungen, Belehnung etc. zu schriftlichen Eintragungen hätten führen können.
Gerade die späten Siedlungsgründungen sind oftmals in den Wirren des 30jährigen Krieges (1618-1648) wüstgefallen, d. h. aufgegeben worden. Ein Schicksal, das Amteroth nicht widerfuhr, wenigstens nicht dauerhaft. Aus dem Jahr 1600 sind in ,,Ampterodt" immerhin 11 Haushaltungen bekannt, während im Vergleich dazu ,,Herpterodt" 10 und Gieleroth nur drei Haushaltungen aufwies. Im Jahre 1671 hatte das gesamte Kirchspiel Almersbach 61 Feuerstellen und damit in 71 Jahren um 17 Feuerstellen (= Haushaltungen) abgenommen. Grund dieser deutlichen Abnahme waren einerseits der 30jährige Krieg, aber auch mögliche Seuchen und Hungersnöte. Auch Pestepidemien hätten laut Ramseger ,,unsere Heimat" in den Jahren 1666 und 1715 heimgesucht, ohne jedoch Auswirkungen oder Zahlen nennen zu können. Die Zählweise nach ,,Feuerstellen" oder ,,Rauchen" war oft ungenau, das sollte an dieser Stelle einmal Erwähnung finden. An Wintermorgen oder frühen Winterabenden zählte man lediglich die aufsteigenden Rauchsäulen im Dorf so wurde nicht selten verfahren. Angaben über exakte Einwohnerzahlen werden erst später erhoben, obwohl auch hierbei nicht festzustellen ist, wie genau diese waren, denn ein nicht geringer Teil der Bevölkerung lebte nur zeitweise in den Dörfern, wie etwa Schumacher, Schneider und Vertreter anderer Berufszweige. Diese wohnten und arbeiteten nur solange in einem Haushalt, wie Beschäftigung für sie vorhanden war. Hinzu kam eine nicht unerhebliche Zahl an Kriechten und Mägden sowie landwirtschaftlichen Saisonarbeitern, die häufig nicht lange in den Dörfern verblieben.
Das belegen z.B. eindrucksvoll folgende Beispiele, die wiederum Karl Ramseger in Almersbacher Kirchenbüchern eruieren konnte:
1715: ,,22 Jahn. begraben worden, Ein frembdes Mensch zu Gilrot bey Wilhelm Bitzhoftr gedient. Das Mensch hat geheißen Margaretha. Sie hat gesagt sie wär von Woltersburg."
1790: ,,4Juli dem Peter Bestgen von Molsburg, welcher in Herpteroth dzs Vieh hütet, ein Söhnlein."
1791: Johannes Andras Lang, ein Maurer aus Wärchheim aus dem Hunsrück, so sich dermahsen zu Amteroth aufhält, ein Töchterlein. NF Johannedta, Catharina Wilhelmina.
,, Hierzu findet sich laut Ramseger später eine Notiz von Rehorn: ,,Nach einer Mitteilung der Direktion der Straf und Correktions-Anstalt zu Saarbrücken vom 26 Jan. 1852, Nr. 192, ist die zur Zwangsarbeitsstrafe auf lo Jahr verurteilte Johannedta usw. Schmidt, geb. Lang von Amtheroth am 23. Januar 1852, morg. 3 Uhr an der Schwindsucht gestorben.
Diese Beispiele zeigen auch gleichzeitig auf, daß es damals eine feste, nach außen abgeschottete Dorfgemeinschaft nicht gab, sondern, daß viele auch von außerhalb kamen. Allerdings - und hier muß man eine wichtige Einschränkung machen - waren dies meist Personengruppen aus den unteren Schichten, die kein eigenes Land besaßen oder ein Haus in den Dörfern ihr Eigen nennen konnten.
In Kirchenbüchern fand Ramseger zudem Hinweise auf die besonderen Gefahren durch mordende und plündernde Banditen, wie die folgenden zwei Beispiele aus Almersbacher bzw. Altenkirchener Eintragungen aufteigen:
,1698, 31. May ist begraben worden, Einer, so bei Gilrod in dem WaLd und ist Batters Friten genant und todt und erschlagen gefunden worden.
,,Sowie: ,,Auf der Straß bey Gylrod ein Koch nahmens Gregorius Hausmann aus Weißenfels, welcher in Brabant in des durchlauchtigen Prinzen von Savoyen Diensten gestanden, von vier Straßenräuber überfallen und ihm die Gurgel durchgeschnitten.
Die vielen Heere und Truppen, die diese Region durchzogen und mal länger oder kürzer verblieben, waren sowohl während des 3ojährigen Krieges als auch im beginnenden 18. Jahrhundert oftmals rau und skrupellos. Sie nahmen sich, was sie wollten. So heißt es beispielsweise 1637:
,, . . . Diese Belagerung (durch Franzosen hatt den westerwalt so ausgeseesset und verderbt, das aufdem ganzen westerwalt keine Kühe mehr zu bekommen gewesen ist." Damit in Zusammenhang steht auch die Tatsache, daß die Zahl unehelicher Kinder nach den Eintragungen in den Kirchenbüchern noch zu Beginn des 18. Jahrhundert sehr hoch war.
Die Krankheiten, die am häufigsten in dieser Zeit zum Tod führten, sind laut Kirchenbücher:
,Auszehrung, Entkräftung (Alter), Schwachheit (Kinder), hitzige Krankheit (auch hitziges Fieber), Wassersucht, Lungenseuche, Nervenfieber, Abzehrung, Epilepsie,, Brustfieber, Halsentzündung, Engbrüstigkeit Rötheln. In vielen Fällen heißt es: ,,Starb an unbestimmter Krankheit."
Karl Ramseger erfaßte weitere Zählungen in den Kirchenbüchern. Demnach ließ der Graf von Wied 1682 durch den Notar Siegmund Reuter die Anzahl der Feuerstellen in den Kirchspielen Almersbach, Höchstenbach und Schöneberg feststellen. Danach wies "Ambtert" 9 und ,,Herpter" 8 Feuerstellen auf. Unter preußischer Herrschaft wurde im Jahr 1787 erneut eine Zählung aller Haushaltungen durchgeführt, die für Amteroth 12 Haushaltungen ergab, während Herpteroth nunmehr auf siebzehn und Gieleroth zusammen mit ,,Wiederstein" 13 zählte. Eine Zählung im Jahr 1816 ergab dann erstmals Unterscheidungsmöglichkeiten nach den Einwohnerzahlen: So wies Amteroth 65, Herpteroth 108 und Gieleroth 81 Einwohner auf Bis 1858 erhöhte sich die Einwohnerzahl Amteroths auf 97 (-- +49%), und Herpteroth wuchs um 51 Einwohner (+47%). Gieleroth (wiederum zusammen mit Widderstein) kam auf 132 Einwohner. Die Zehntablösung und eine Verschonung durch Kriegswirren mögen unter anderem Gründe für die wohl besseren Lebensbedingungen sein, die vielleicht hinter dieser deutlichen Bevölkerungzunahme stehen.
Aufzählungen in den Jahren 1919 sowie 1932 ergaben schließlich:
|
1919 |
1932 |
Amteroth |
102 |
120 |
Herpteroth |
159 |
199 |
Gieleroth (ohne) |
148 |
|
mit Widderstein |
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132 |
Aus einer Reihe von zusammenhanglosen Angaben über Ereignisse unterschiedlichster Art, die Ramseger über Amteroth aus den Kirchenbüchern aufschrieb, soll im nachfolgenden berichtet werden:
So hält er zur Zehntabgabe folgendes schriftlich fest: ,,Von je 2 Morgen Zehntland hatten die Zehntpflichtigen von Amteroth und Herpteroth 2 Mesten der Ernte zu liefern. Lange nachdem die Kartoffel im Kirchspiel eingeführt war, (um 1740) zogen es die obigen Leute noch vor, auch entsprechend dem Hafer auch nur 2 Mesten Hafer liefern".
Auch dem Pfarrer war es also nach dem zunehmenden Anbau der Kartoffel nicht direkt gelungen, eine neue angepaßte Zehntforderung durchzusetzen. Die Nutzung des alten Maßes ,,Meste" für Kartoffelland brachte für die Bauern den Vorteil, vergleichsweise erheblich weniger abliefern zu müssen als zuvor beim Korn. Da im Zitat sogar der Plural ,,die Pfarrer" auftaucht und auch ein ,,endlich" in der Eintragung steht, haben diese sich vielleicht über einen längeren Zeitraum um einen Ausgleich bemühen müssen. Das ist insofern bedeutsam, weil allgemein der Pfarrer immer als die wichtigste Person in den Dörfern anzusehen ist, gefolgt vielleicht vom Schultheißen (später vom Ortsvorsteher) und vom Dorflehrer (wenn es einen gab) sowie natürlich auf einer anderen Ebene von den Großbauern. Zur Zehntabgabe tauchen bei Ramseger noch weitere Aussagen auf wie etwa im Jahr 1847 durch den Ortsvorsteher:
"Es geschieht eine Extrafällung als Tilgung von 1000 Thaler Zehntschuld, zur Hälfte 1848 und 1849 zahlbar".
Erst 1848 wurde offiziell der Naturalzehnt aller Kirchspielgemeinden abgelöst. Die Summe von 1.000 Talern war für ein Dorf wie Amteroth sehr hoch. Vielleicht waren auch noch Schulden in dieser Summe enthalten, was zu dieser Zeit für viele Dörfern der Region typisch war.
Neben der oben genannten Tilgung hat man sicherlich 1871, im Jahr der Reichsgründung, noch einmal große finanzielle Anstrengungen unternehmen müssen, um die moderne Landwirtschafts~Technik vergleichsweise früh ins Dorf zu holen, denn bei der Firma H. Lanz in Mannheim kaufte man in diesem Jahr ... eine gemeinsame Dreschmaschine zu gemeinsamen Gebrauch... Das war gewiß ein Meilenstein in der Weiterentwicklung der Amterother Landwirtschaft, dessen Dimension nachfolgend aufgezeigt werden soll.
Becker weist beispielhaft für ein hessisches Dorf darauf hin, daß in Stedebach 1863 in drei Tagen 276 Sack Getreide ausgedroschen wurden. ,,Das hatte man früher mit 4-6 Dreschern nur im ganzen Winter bewältigen können."
Gemeinsam mußte man auch die Kosten für den Nachtwächter aufbringen, dessen Dienstzeit 1852 von 10 Uhr abends bis 4 Uhr morgens festgelegt wurde. Der Ortsvorsteher vermerkte:
,,Der Nachtwächter muß jede Stunde blasen und die Stunde ansagen. ALs Lohn erhält er 19 lfd Korn und 19 lfd Hafer pro Person."
Eine nähere Erläuterung wann, von wem und wie diese Entlohnung erfolgte, ist nicht bekannt. Dennoch war den Amterothern bereits im Jahre 1880 die Nachtwache zu teuer und wurde aufgegeben.
In Herpteroth hat man z.B. 1847 Nachtwächter bei ,, Vernachlässigung der Wache mit 1 bzw. 2 Thlr. bestraft" (Ramseger).
Als besonders erwähnenswert fand Ortsvorsteher Hermann Hausmann wohl auch folgende Information aus dem Jahr 1870:
,,Es werden Fichten für Telegrafenstangen im Amterother Wald gefällt !" Das Ausrufezeichen allein sagt jedoch noch nichts darüber aus, ob die Masten für eine solche Leitung durch das Dorf oder aber an anderer Stelle gebraucht wurden.
Die Ortsvorsteher in Amteroth waren 1. Jakob Weßler von 1846-1847, 2. H. Hüllbüsch von 1847-1851, 3. Wehler von 1851-1866, 4. Hermann Hausmann von 1866-1893, 5. Peter Lichtenthäler in der Zeit von 1893-1906, 6. Fr. Flemmer in den Jahren 1906-1916, 7. H. Hüllbüsch von 1916-1929 und 8. von 1929 bis mindestens 1933 Emil Hommer. Wichtig ist es zu wissen, daß vor 1846 Schultheiße, Geschworene oder Sendschöffen bzw. Schöffen dieses Amt ausübten, was auch sehr willkürliche Entscheidungen für die jeweiligen Dörfer mit sich bringen konnte.
Der Ortsvorsteher vermerkte z. B. für 1878: ,,Friedrich Schneider vermacht 30 Mark der Gemeindeschule am 30. Nov."
Ebenso interessant sind auch die Angaben Ramsegers über die Wanderschulen in den drei Dörfern:
"Die heutige (1932/1933) Schulgemeinde Gieleroth umfaßt die politischen Gemeinden Gieleroth, Herpteroth und Amteroth. Das war zu Anfang unseres Zeitabschnitts anders. Herpteroth unterhielt für sich einen Schulbetrieb und auf der anderen Seite Gieleroth und Amteroth ebenfalls für sich.
Beide Einrichtungen waren Wanderschulen. Die Abwechslung erfolgte alle 14 Tage, analog der Dauer des Wandeltisches des Lehrers. Wo der Lehrer 14 Tage lang aß war auch für dieselbe Zeit die Schule. Während zu Herpteroth jeder Bewohner Schulstube und Wandeltisch stellen mußte', scheinen es in Gieleroth nur einzelne gewesen zu sein. ln Amteroth niemand .
Die Schüler dieses Ortes sind also immer in die Schule nach Gieleroth gegangen. Die von Ramseger gewählte Zeitangabe ,,zu Anfang unseres Zeitabschnitts" bezieht sich auf die Zeit vor 1859, denn in diesem Jahr wurde in Gieleroth die Schule für alle drei Gemeinden eröffnet. Erster gemeinsamer Lehrer war der Lehrer Schneider. 1861 zählte die Dorfschule 90 Kinder. Frau Emma Henrichs aus Amteroth, gebürtig aus Herpteroth und Jahrgang 1902, konnte sich (1995) noch gut an Lehrer Karl Rexrodt erinnern, der von 1911-1914 und 1920-1927 der Schule vorstand. Sicherlich sei er recht streng gewesen und körperliche Züchtigungen gab es auch, als einziger Lehrer für so viele Kinder mußte er sich wohl auch Respekt verschaffen. Wann genau das Foto der Kinder der Dorfschule Gieleroth entstand, ist unbekannt. Da sich Lehrer Rexroth auf dem Foto befindet und zumindest die Jahrgangsklassen 1898-1902 zu erkennen sind, dürfte es um 1911/1912 entstanden sein.
Im September 1933 wird von einem K. R. 0. (Karl Ramseger, Oberwambach) ein Beitrag mit dem Titel: ,,Ein Dorf ,,uzt" das andere" veröffentlicht. Darin ist zu lesen: "Die Amterother inmitten ihrer herrlichen Obstbaumalleen haben ihren Namen ,,Quötschebüch"'( Quetschenbäuche) ehrlich verdient, das kann niemand abstreiten."
Wann der Neckname entstand, ist nicht bekannt, anzunehmen ist hierfür jedoch Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts oder Anfang dieses Jahrhunderts. Also war demnach schon damals ein bedeutender Baumbestand im Dorf vorhanden, der auch heute sicherlich noch mit dazu beiträgt, daß Amteroth eine so natürliche Ausstrahlung hat. Der schöne Waldfriedhof soll laut Ramseger erst nach 1918 angelegt worden sein, genauso wie in Herpteroth und Oberwambach.
Über die Nachbardörfer ist bezüglich der Necknamen folgendes zu erfahren:
,,Am besten spotten konnten die Gielerothe,; die waren die "Spötter". Ihre Eigenschaft in diesem war so groß, daß man gar nicht an einen anderen Namen dachte, evtl. etwas ,, Unwürdiges" damit zu sagen. Damit war Gieleroth die "Krone aller Waffen".
Die benachbarten Herpterother wurden weniger hoheitsvoll bedacht. Die "Spitzer" haben ihren Namen vom Spitzen (Tätigkeit) eines nichtswürdigen Gegenstandes, der auf dem Misthaufen beheimatet ist und im Schweinestall seinen Ursprung hat. Näheres mag der Leser im Ort befragen, es wird ihm gern und sicher Bescheid (gegeben). -
Von Herpteroth und Gieleroth geht aber noch ein Sprüchlein um, das irgend ein Witzbold in alter Zeit erdachte:
,,Det Lübehen * ohne Wönd,
Herptert ohne Könd,
Gillert ohne Spott,
- wär en Gnad von Gott' (um 1830)"
*Lühchen wurde die Anhöhe zwischen heiden Dörfern gensnnt.
Amteroth hat - wie viele andere Dörfer auch - eine interessante Geschichte. Durch das Hinterfragen von Faktoren, die insbesondere den Alltag, das Arbeiten und das Leben im Dorf bestimmten, kann man hier - wie anderswo - auf die Lebensumstände der damaligen Bevölkerung schließen und über die Kenntnisse der Vergangenheit der Dörfer einen anderen Bezug zur Gegenwart der Orte entwickeln.