Astert

700 Jahre Astert

Ein Ort an der Nister

Aus dem Jahrbuch 1982 des Kreisheimat Verein Altenkirchen - Westerwald

Nachdruck mit dessen Erlaubnis

Autor: Dieter Trautmann

Die Ortsgründung reicht sicherlich bis ins 9. oder 10. Jahrhundert zurück. Veranlaßt wurde diese Gründung wahrscheinlich durch die in diesem Raum ansässigen Grundherren, durch die Edelherren von Nister. So stellten diese den Grund und Boden, das erforderliche Werkzeug, sowie sicherlich auch einige Helfer zur Verfügung. Ihr Anliegen war, durch die vermehrte Ansiedlung auch mehr Abgabepflichtige zu erhalten. Und zur Unterscheidung aller dieser abgabepflichtigen Orte war eben auch für jeden Ort ein individueller Name nötig. So mag ein Aistulf, Haistuif, Astger, Asthar, Asthad, Astemar, Astald oder Asduard als Namensspender der Begründer dieser Talrodung gewesen sein.

Bis zur Ersterwähnung im Jahre 1282 sind also schon Jahrhunderte an Astert vorübergegangen. Die in lateinisch abgefaßte Urkunde ist als Abschrift von einem Urkundenverzeichnis des Klosters Marienstatt aus dem 16. Jahrhundert vorhanden. Übersetzt lautet sie:

,,Henrich, Reichwein und Tillmann verkaufen einen Zins (von Grundbesitz) von 6 Schilling in Astert (Asderade) an Heinrich von Meirishausen, bekräftigt mit dem Siegel des Grafen von Sayn. Aus Anlaß dieses Kaufes spenden Heinrich von Meinshausen und seine Frau Demud für ihr Seelenheil jährlich am Martinstag dem Kloster 1 Pfunf Wachs für Kerzen. Geschehen um Peter und Paul (29.6.) 1282." (Struck, Marienstatt im Mittelalter, Nr. 123).

Dieser Spende an das Kloster Marienstatt haben wir es zu verdanken, daß der Ortsname Astert so früh notiert wurde. Die Schreibweise Asderde in der lateinisch abgefaßten Urkunde muß wohl mit Asterode übersetzt werden.

Schon ein Jahr später wurde Astert ein zweites Mal genannt (Struck Nr.: 131). Diese Urkunde lautet wie folgt:

,Jutta, Witwe des verstorbenen Grafen Gottfried von Sayn, und dessen Sohn Johann geben zur Jahrgedächtnisfeier des Verstorbenen am 31. 10. u. a. auch eine Rente von Grundbesitz im Werte von 2 Schilling in Astert (Astinrode)."

Ebenso erscheint 1322 und 1449 Astert in Marienstätter Urkunden. Im 15.Jahrhundert werden eine ganze Reihe von Spendern erwähnt, die als Wohltäter des Klosters Marienstatt oder der Kirche zu Hilgenroth verzeichnet sind. Dabei tauchen auch schon die Steindecker auf, die später im 16. Jahrhundert als große Sippe der Leyendecker die Schiefergrube des Klosters pachten. Außer an den Klostergebäuden mit den umliegenden Höfen werden diese Leyendecker auch für die Grafen von Sayn tätig.

Als Graf Adolf von Sayn 1560 - 61 die Reformation in der Grafschaft durchführt, gibt es auch gerade für die Leyendecker Schwierigkeiten mit dem Kloster. So blieben einige von ihnen katholisch, obwohl sie offiziell die lutherische Lehre angenommen hatten. Bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts findet man sie namentlich noch in Astert.

Dann verschwinden sie hier, um sich in den umliegenden Orten anzusiedeln. Nach Astert kehrte bis heute kein Namensträger Leyendecker wieder zurück.

1579 zählte man in Astert 13 Häuser. Es war nach Luckenhach (19), Mudenbach (18), Kroppach (16) und Giesenhausen (15) mit eines der größten Dörfer im Kirchspiel Kroppach.

Der Bevölkerungsrückgang bis zur Mitte des 17.Jahrhunderts war in Astert nicht so gravierend. Um 1650 gab es hier noch zehn Häuser, die alle im heutigen Unterdorf angesiedelt waren.

Trotz der Reformation war die Bevölkerung, wie überall, nicht sofort eines Besseren belehrt. Kirchenvisitationen aus dieser Zeit besagen, daß es damals schon ,,wilde" Ehen und auch Anhänger des Hexenglaubens in Astert gegeben hat. Trotzdem scheinen Asterter noch mit zu den Besten gehört zu haben, denn 1625 schreibt der Kroppacher Pfarrer Henrico Ruperti:

,,Astert ist das vornehmste Dorf in diesem Zehnt."

Der wirtschaftliche Aufschwung nach dem dreißigjährigen Krieg ließ die heute noch zum Teil vorhandenen Fachwerkhäuser entstehen. Auf einigen Holzbalken sind Jahreszahlen vom Ende des 17. bis zum Ende des 18. jahrhunderts zu finden. Schwierigkeiten gab es mit den aus dem Wildenburger- und Bergischen Land einwandernden Katholiken, die vom Kloster Marienstatt und dem katholischen Grafen Salentin Ernst von Manderscheid begünstigt wurden. Erst nach Jahrzehnten, und dann meist durch Heirat, wurden sie volI berechtigte Bürger. Ein Prozeß am Reichskammergericht zu Wetzlar brachte ihnen 1732 die völlige Religionsfreiheit.

War das 18. Jahrhundert zu Anfang von großer Bautätigkeit und Wohlstand gekennzeichnet, hrachte die zweite Hälfte wieder einen sittlichen Verfall, der sich in den vielen diesbezüglichen Verordnungen der Burggräflichen Regierung widerspiegelt. Auch erhält die Gemarkung ihre jetzige Gestalt. Doch ging dies nicht ohne Schwierigkeiten mit den Nachbargemeinden ab. Streitigkeiten wegen der Viehhut auf den Gemarkungsgrenzen mit Heutzert, Limbach und Müschenbach werden letztlich nur durch Prozesse beendet.

Die dauernden Streitigkeiten der beiden Konfessionsgruppen, der Katholiken und der Reformierten, machten sich jetzt auch in einer diesbezüglichen Trennung des Dorfes bemerkbar. So findet man die Katholiken fast ausschließlich im Unterdorf, während die Reformierten sich im nun entstehenden Oherdorf ansiedeln. 1793 beträgt die Einwohnerzahl 125, und die Häuserzahl ist auf 20 gestiegen.

Mit den Koalitionskriegen zu Ende des 18. Jahrhunderts tritt auch eine Verarmung der Bevölkerung ein, die trotz Befreiung 1813 von der französischen Besetzung fast in der gesamten Nassauischen Zeit anhält. Trotz vieler vorbildlicher Gesetze, Simultanschule, Kirchenunion usw. war eben diese Nassauische Zeit eine arme Zeit. Dies spiegelt sich auch in den vielen Versteigerungsterminen dieser Zeit wider.

Unter dem sehr rührigen Schultheißen Mies kaufte die Gemeinde 1826 ein bestehendes Gebäude, um es zu einer Schule umzubauen. Der erste Lehrer wurde Peter Marx aus Niederhadamar.

Wirtschaftlich hatten die in der Gemarkung vorhandenen Schiefergruben eine gewisse Bedeutung erlangt, die schon von 1730-1760 und um 1840-1860 in Betrieb waren.

Nach dem Übergang zu Preußen (1866) wird wieder von einem Wohlstand in Astert berichtet. So wurde 1894 die noch stehende Brücke über die Nister Richtung Heimborn-Limbach gebaut. 1899 folgte der Bau einer Hochdruckwasserleitung für die gesamte Ortslage. und 1910 wurde für das alte Schulhaus ein neues erbaut.

Die Weltkriege und die Zeit dazwischen bringen wenig Veränderung im Ort. Doch nach 1945 nimmt auch Astert an dem allgemeinen Aufschwung teil. Viele alte Fachwerkhäuser werden umgebaut oder auch ganz entfernt. Es entsteht eine Reihe von neuen Häusern. Gleichzeitig nimmt die Landwirtschaft ab, die jahrhundertelang das bestimmende Element in Astert gewesen ist. Auch wird die jetzt unzureichende Wasserversorgung durch eine Tiefbohrung mit Hochbehälter und einem neuen Rohrnetz im Ort erneuert. Gleichzeitig erfolgt der Bau des Abwassernetzes sowie der Bau der Kläranlage. Folgearbeiten sind die Herstellung der Ortsstraßen.

Nach den Aufbaujahren folgt jetzt eine Zeit der Rückbesinnung auf alte Werte. Die Teilnahme am Wettbewerb ,,Unser Dorf soll schöner werden" (5. Platz) und die 700-Jahrfeier 1982 bestätigen diesen Trend. Zu wünschen bliebe der Erhalt und die Restaurierung einiger noch vorhandener Fachwerkhäuser, wie auch ein wenig mehr Verständnis für die Belange des Umweltschutzes. Trotz allem aber ist Astert eine Gemeinde mit hohem Wohnwert geblieben, in der es sich angenehm leben läßt.