Otto Zimmermann

 

Das Schulwesen in Dauersberg

 

(veröffentlicht im Heimatbuch 1987 des Kreisheimatvereins Altenkirchen  - hier veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung des Heimatvereins)

Sorgten im Mittelalter die Kloster- und Domschulen für die Ausbildung, auch im Schreiben und Lesen, so begannen etwa im 14. Jahrhundert Universitäten ein umfassenderes Wissen zu vermitteln. In der Reformationszeit entstanden Schreib- und Leseschulen sowie in der Zeit der Gegenreformation Latein- und Jesuitenschulen, war doch der Bedarf an Schreib- und Lesekun­digen durch die Gutenbergsche Verbesserung der Drucktechnik ganz enorm gestiegen. Damit wurde eine kleine Gruppe von gebildeten Spezialisten geschaffen, aber die Bevölkerung profi­tierte davon in keiner Weise; und man kann sich kaum des Eindrucks erwehren, daß den damals Herrschenden auch gar nichts an einer Bildung ihrer Untertannen gelegen war, zumal die naiven Bürger viel leichter zu regieren waren.

 

Erst im 16. Jahrhundert wurde das Schulwesen auf eine etwas breitere Grundlage gestellt, doch handelte es sich - der Graf Johann von Dillenburg mit seiner fast modern anmutenden Schulordnung von 1511 war eine rühmliche Ausnahme - immer noch um sogenannte Kloster­oder „gelehrte Schulen”, die u. a. Latein lehrten, oder aber in den Städten die sogenannten Schreib- und Leseschulen, an denen die Landbevölkerung aber noch immer kaum Anteil hatte.

 

Eine durchgreifende Änderung der Verhältnisse gab es dann erst im 18. Jahrhundert - obwohl auch schon vorher hier und da recht fortschrittliche Schulordnungen existierten -, als festgelegt wurde, daß der Unterricht „Winters und Sommers“ gehalten werden mußte und die Eltern ihre Kinder bei Strafe zur Schule schicken müssen. Aber die Schule war kostenpflichtig!

Damit die Kosten für den Schulbesuch von der Bevölkerung leichter aufgebracht werden konnten, empfahl die hohe Obrigkeit den Dörfern, sogenannte Schulgemeinschaften zu bilden. So bildete sich um 1745 eine solche zwischen Aisdorf und Betzdorf für die evangelischen, etwas später zwischen Betzdorf und Kirchen für die katholischen Kinder. Dauersberg schloß sich mit Steineroth zu einer Schulgemeinschaft mit den Lehrern Hartmann und Weyer zusammen, und diese endete erst 1810, als die Dauersberger eine eigene Schule errichteten und ein Lehrer Weller den Unterricht aufnahm.

 

Diese Lehrer erhielten für jeden Schüler einen geringen Barbetrag sowie von jedem Haushalt mit schulpflichtigen Kindern eine Naturalabgabe, bestehend aus Hafer, Roggen und Kartoffeln, dazu reihum im Dorf ein Mittagessen, den sogenannten Wandeltisch. Als Unterkunft diente ein einfacher Wohn-Schlafraum in der Schule, in deren späterem Anbau auch der Gemeindehirte lebte. Wahrlich kein hochgeachteter Stand, der damalige Lehrerberuf, aber die Lehrkräfte jener Zeit waren auch keine für diesen Beruf fachlich besonders ausgebildete Lehrer. Von ihnen wurde nur verlangt, den Kindern etwas Bibellesen sowie ein wenig Schreiben und Rechnen beizubringen.

 

Das Ansehen der Lehrer wuchs erst, als man diesen durch Lehrerseminare eine bessere Qualifikation und damit einen höheren Verdienst ermöglichte, obwohl die Einkünfte eines guten Lehrers immer noch sehr gering waren und das Wort vom „armen Dorfschulmeisterlein“ noch lange Zeit seine Berechtigung behielt. So erhielt der eingesessene Lehrer Johann Peter Pfeiffer bei Aufnahme seiner Lehrtätigkeit am 1. April 1832 siebenunddreißig Taler, 20 Silbergroschen und den Wandeltisch, 1857 bei 45 Schulkindern bereits folgende Einkünfte:

Pro Schüler 20 Silbergroschen, gleich 30 Taler, von den 37 Haushaltungen mit schulpflichtigen Kindern jeweils 37 Pfd. Roggen, 25 Pfd. Hafer und 50 Pfd. Kartoffeln; eine Menge, die der Gemeinderat mit je 2 Taler, 11 Sgr. und 6 Pfg. bewertet, das macht dann zusammen 88 Taler, 5 Sgr. und 4 Pfg.! Dazu 10 Taler Wohnungsmiete und von den Schulkapitalien 23 Taler, 19 Sgr. und ein Pfennig, und damit erhält der Herr Lehrer insgesamt 151 Taler, 24 Silbergroschen und 7 Pfennig! Darüber steht im Protokollbuch der Gemeinde Dauersberg vom 29. Oktober 1857 die Bemerkung: „Diese Einnahme ist für eine so unbedeutende Schule wahrlich hoch genug,...“.

 

Ausgelöst war das Ganze worden, weil „... der Lehrer Pfeiffer höheren Orts um Erhöhung seines Gehalts eingekommen sei, mit dem Bemerken, daß die Diensteinnahme seiner Stelle nicht entspreche und er von demselben nicht leben könne.“ Der Gemeindevorsteher Weller wird um Stellungnahme gebeten, beruft den Gemeinderat Wilhelm Wolf johann Peter Arndt, Balthasar Orten und Johannes Pfeiffer ein und lehnt eine Zulage ab, nicht zuletzt deswegen, weil der Herr Lehrer wohl von Hause aus recht wohlhabend war und, obwohl das mit der Bitte um Gehaltserhöhung gar nichts zu tun hatte, „... der Lehrer ein bedeutendes Vermögen hat, er gehört zu den größten Grundbesitzern der Gemeinde. Er besitzt 20 Morgen 115 Ruthen 50 Fuss Ackerfeld und Wiesen, hat bedeutenden Antheil an den Haubergen... usw.“ Damit stellte der Lehrer Pfeiffer die große Ausnahme dar, denn einen reichen Lehrer hat es in Dauersberg nicht mehr gegeben.

 

Von der „Königlichen Regierung zu Coblenz und im Auftrage des königlichen Bürgermeisterei-Amtes zu Kirchen ...“ wird im März 1856 verfügt, daß die Mädchen vom 10. Lebensjahr ab in Nähen, Stricken und Spinnen unterrichtet werden. Frau Kober aus Scheuerfeld erteilt den Unterricht für 22 Silbergroschen und 6 Pfg. pro Kind jährlich, als Unterrichtsraum stellen die Eltern der Mädchen im „Reihengange“ ein Zimmer zur Verfügung.

Interessant ist in diesem Zusammenhang eine Nebeneinnahme des jeweiligen Betzdorfer Lehrers, der von jeder Familie in Bruche, Scheuerfeld und Dauersberg jährlich ein Bund Stroh bekam, daß er das Schulglöckchen läutete, sobald aus diesen Orten ein Leichenzug auf dem Weg nach Kirchen durch Betzdorf kam.

 

Die Dauersberger Schule

1872 wurde der Schule noch eine Hirtenwohnung angebaut, aber die ständig wachsende Bevölkerung ließ das Klassenzimmer immer enger werden, und der Gemeinderat stand vor der Frage, ob Umbau oder ein Neubau günstiger wäre. So wurde 1881 am Ortausgang nach Betzdorf eine Schule mit Lehrerwohnung errichtet, und 1882 zog Lehrer Heinz Stahl mit seiner Schülerschar in den für damalige Verhältnisse recht komfortablen Neubau ein. Die alte Schule wurde im April 1882 für 900,- Mark an Peter Pfeiffer IV verkauft, und die neuen Besitzer erhielten zur Unterscheidung von den anderen Pfeiffer-Familien auf lange Zeit den Namen „aal Schulls“. Der Bau steht noch heute, ist aber durch Umbau und Modernisierung nicht mehr als alte Schule zu erkennen. Im Heimat-Jahrbuch des Kreises Altenkirchen 1986 wurde auf Seite 119 ein altes Foto dieser ehemaligen Schule veröffentlicht.

 

Im Jahre 1888 bestimmt der Gemeinderat: „Es wird beschlossen, den Schulhof mit Obst- oder anderen geeigneten Bäumen bepflanzen zu lassen. Die Wege eignen sich dazu nicht, weil sie als Triften benutzt werden.“ Gemeint sind damit die heutige Kohlhardt- und die Dellstraße. Man hat sich dann auf Linden geeinigt, und die sind inzwischen zu prächtigen Bäumen herangewachsen, obwohl man sie 1947 ganz rigoros gekappt hatte. Diese Linden haben wohl vor allem dazu beigetragen, daß die spöttische Bezeichnung der Schule als „Villa Windeck“ allmählich in Vergessenheit geriet, obwohl sie sicher berechtigt war, denn als erstes Haus des Oberdorfes bekam der hohe Bau natürlich einiges vom Wind und Wetter ab. Ohne Notwendigkeit hätte die sparsame Gemeinde die Lehrerwohnung sicher nicht mit Doppelfenstern ausgestattet, und es ist im Dorf noch nicht vergessen, daß um 1900 unter dem damaligen Lehrer Jakob Rath (1897-1901 in Dauersberg) bei einem Sturm das gesamte Schuldach abgehoben und schräg gegenüber auf Lück’s Weide geworfen wurde.

 

Wenn auch die Bezahlung der Lehrer langsam besser wurde - das Grundgehalt war 1893 auf 1050,- Reichsmark und 1905 gar auf 1200,- Reichsmark, pro Jahr gestiegen, so besserten die Lehrer diese doch immer noch recht mageren Einkünfte durch etwas Viehhaltung und Gartennutzung auf. Hatte es doch der Gemeinderat wegen des großen Geldmangels in der Gemeinde am 12. Dezember 1890 abgelehnt, die an die Schule zu leistende Naturalabgabe in Bargeld umzuwandeln, denn Naturalien hatten sie alle, Geld nur wenige. Diese landwirtschaftliche Nebentätigkeit der Lehrer hatte für die Kinder außer einigen Nachteilen aber auch einen großen Vorteil: Da sie als unbezahlte landwirtschaftliche „Helfer55 herangezogen wurden, lernten sie viel dazu, und das ging in der Gartenwirtschaft teilweise sogar bis zur Obstbaumveredelung. So hatte der Lehrer Anton Erben (1907-1926) z. B. zwei Kühe und ein Rind sowie eine große Anzahl Bienenstöcke, und von den Schülern wurden jeweils welche abgestellt, um die von ihm gepachteten Gewannenwege zu mähen und Grünfutter heranzuschaffen oder zu häckseln oder auszumisten. Die Viehhaltung in der Schule endete erst um 1926 beim Lehrer Franz Dahlke, der sich nur noch dem Schul- und Privatgarten widmete.

Schulklasse um 1930 mit Lehrer Dahlke und (im Hintergrund) die Maimies


Doch noch einmal zurück zum Lehrer Erben! Durch Neuregelung der Lehrerbesoldung erhielt er ab 1909 etwa 1400,- Reichsmark, und dieses Gehalt wurde im Laufe der Jahre immer wieder aufgebessert, was unter anderem auch dazu beitrug, daß der Lehrerstand langsam immer geachteter wurde. Nach ihm kam der Lehrer Müller für einige Monate nach Dauersberg und wurde dann vom Lehrer Dahlke für die Zeit von 1926 bis 1938 abgelöst. An ihn und die folgenden Leh­rer werden sich sicher noch viele Dauersberger erinnern.

 

Nach 1938 wechselten die Lehrer plötzlich sehr häufig. Bis 1939 war der Lehrer Otto Langer hier tätig, dann als Vertretungen die Lehrer Buchta aus Steineroth und sein Kollege Manjura aus Eiben. Da der Lehrer Kremer, der 1940 mit seiner Familie bereits die Schulwohnung bezogen hatte, aber dann einberufen wurde, seine Lehrtätigkeit erst 1945 aufnehmen konnte, ging es mit den Vertretungen lustig weiter, und ein geregelter Schulbetrieb wurde erst nach Kremers Rückkehr möglich. Für die Kinder war diese Zeit schwieriger als sonst, da sie sich immer wieder an neue Lehrer gewöhnen mußten und diese kurzfristig wechselten. Da obendrein noch jeder Lehrer seine eigene Lehrauffassung hatte, war es für die Schüler gar keine schöne Zeit.

Schülerschaft mit Lehrer Kremer 1949

So war es z. B. seit eh und je im Frühjahr üblich, daß sich die Jugend ihre Weidenpfeifen schnitt. Als das jedoch dem Lehrer Langer zu Ohren kam, verdonnerte er die „Schuldigen“ zur Strafarbeit, und zwar mußten die im 5. = fünfzigmal, die im 6. = sechzigmal und die im 7. Schuljahr sogar siebzigmal den Satz schreiben:

„Ich darf keine Weiden beschädigen, weil ich sonst der deutschen Volksernährung Schaden zufüge.“ (Dabei dachte der Lehrer an die Bienen). Die Strafe wirkte so nachhaltig, daß sich die damaligen Sünder noch nach all’ den Jahren so genau an den Wortlaut erinnern können, daß ich ihn hier zitieren kann.

 

Kaum hatten sich die Kinder an die Eigenheiten des Lehrers Langer gewöhnt, als er durch Lehrer Manjura aus Eiben ersetzt wurde. Der kam mit einem kleinen Sportwagen; aber als der Winter mit Eis und Schnee einzog, da mußten ihn die Schüler unten in der Mühlhardt abholen, denn das Wägelchen schaffte den Berg einfach nicht. Er hatte es besonders mit der Sauberkeit, bei ihm wurden vor dem Unterricht Fingernägel, Taschentücher und oft sogar die Füße inspiziert. Seine Besonderheit war den Schülern wieder etwas ganz Neues. Wer im Unterricht eine Frage nicht beantworten konnte, der mußte stehenbleiben, wer eine weitere Antwort schuldig blieb, der mußte aus der Bank heraustreten, beim 3. Mal mußte das Kind nach vorn kommen, und konnte es auch auf ein 4. Frage keine richtige Antwort geben, gab es Schläge auf die Fingerspitzen.

 

Von 1950 bis 1964 lehrte Lehrer Anton Meiser, danach bis 1967 Lehrer Josef Löcherbach und bis zur Aufgabe der Schule im Juni 1969 sein Bruder Hans Georg Löcherbach in Dauersberg. Die Kinder wurden nach Betzdorf umgeschult, die Schule verkauft und der Erlös für einen Kinderspielplatz mitten im Dorf verwendet.

 

Auf dem Schulgrundstück befand sich lange Jahre ein Brunnen an der Kohlhardtstraße in der Ecke zum heutigen Haus Greb hin, der das „Oberdorf“ einige Zeit mit Wasser versorgte.

 

1912 wurde ein Schulhof angelegt, der aber so schräg und abschüssig war, daß Spiel und Sport keine reine Freude bereiteten. 1943 wurde der Hof dann aufgefüllt und mit Mauer und Zaun umgeben, eine Arbeit, zu der man Kriegsgefangene heranzog; am Ende des Westgiebels gab es dann eine Sprunggrube und Turngeräte.

Feierliche Glockenweihe auf dem Schulhof 1949


1949 wurde für die 1854 gekaufte und im letzten Krieg eingeschmolzene Glocke mit gesammeltem Geld eine neue Glocke gekauft und nach feierlicher Glockenweihe in ein Gerüst auf dem Schulhof gehängt. Dort blieb sie, bis 1951 die Kirche in Dauersberg fertig war und die Glocke damit ihren endgültigen Platz erhielt. Zur 25. Kirchweih 1976 und 1979 wurde auf dem Schulhof noch einmal tüchtig gefeiert.

 

Streiche in der Schule hat es wegen des großem Respektes vor dem Lehrer und der zu erwartenden Prügel nur wenige gegeben. Unsinn und Schabernack trieb man außerhalb der Schule, und oftmals nicht zu knapp. Da die meisten Jugendstreiche überall ziemlich gleich sind, will ich hier nur die etwas ausgefalleneren erwähnen, die auch heute noch zum Schmunzeln Anlaß geben -obwohl den Beteiligten damals nicht gerade immer zum Lachen zumute war.

 

Sehr beliebt war es, während man die Kühe hütete - zu der Zeit gab es den Kuhhirten nicht mehr -, die ersten Rauchversuche zu unternehmen und im Herbst von den nahegelegenen Kartoffelfeldern einige „Düffel“ zu stiebitzen, um sie dann im Feuerchen zu garen. Überhaupt war und ist die „Flämmerei“ immer ein recht gefährliches „Spiel“ geblieben. Zu der Zeit, da im Wald noch alles und jedes genutzt wurde - man hatte die Waldweide, Beeren und Pilze wurden gesammelt, Laub und Ginster benötigte man als Streu im Stall, aus dem Reisig band man Schanzen für das Backhaus oder zum Verkauf-, da passierte es mit Streichhölzern spielenden Kindern, daß so ein Stapel Schanzen in Brand geriet und völlig verbrannte! Zum Glück griff das Feuer nicht auf den Wald über, aber der Schaden war auch so groß genug und dann die Strafe! Die Prügel ging vorüber, viel schlimmer war es, daß die Übeltäter neue Schanzen binden mußten. Das war kaum zu schaffen, da die Wälder damals fast „gefegt“ wirkten, und es hat lange gedauert, und es mußte mancher Kilometer zurückgelegt werden, bis der Schanzenstapel wieder stand.

 

Ohne größeren Schaden für den Wald verlief auch ein „Lagerfeuer“, welches spielende Kinder ausgerechnet unter einem Hochsitz anlegten und das zum Glück nur auf diesen übergriff. Der damals für das hiesige Jagdwesen Mitverantwortliche war über die mutwillige Zerstörung so wütend, daß er für die Nennung oder Ergreifung des „Täters“ eine Belohnung aussetzte. Obwohl die für damalige Verhältnisse recht beachtliche Summe sehr verlockend war, hielten alle Beteiligten dicht, und so hat er nie erfahren, daß er die Belohnung auf einen seiner eigenen Söhne ausgesetzt hatte.

 

Eines Tages entdeckten spielende Kinder in der oberen Etage eines Wohnhauses ein offenste­hendes Fenster, und da an den Straßenrändern so herrlicher Matsch lag, kam jemand auf die Idee, daraus Klumpen zu formen und diese durch das Fenster zu werfen, ohne zu ahnen, daß die Hausfrau dieses Zimmer gerade geputzt und die Betten frisch bezogen hatte! Als der Schaden Stunden später entdeckt wurde, folgte die Beschwerde beim Herrn Lehrer, und der griff sich am nächsten Morgen, da sich niemand freiwillig zu der Tat oder besser „Untat“ bekennen wollte, einige seiner Schäfchen heraus, denen er zutraute, mitgewirkt zu haben. Es folgte eine Straf­predigt, die darin gipfelte, daß die heimische Erziehung eben doch sehr zu wünschen übrig lasse und z. B. sein Sohn sich niemals zu so einer ruchlosen Tat hinreißen lassen würde. Nun, das schluckten die „Angeklagten“ alles wortlos, aber als die zum größten Teil obendrein Unschuldigen auch noch Strafe erhalten sollten, setzten sie den hauptschuldigen Lehrerssohn so unter Druck, daß er sich zu seiner Tat bekannte und seinen Herrn Papa in eine etwas peinliche Lage brachte.

 

Die älteren Schüler „erfanden“ das Tür- und Törchenspiel. Da man im Dorf recht früh zu Bett ging, war es leicht, im Dunkeln die Gartentörchen auszuhängen und im Dorf zu einem großen Stapel aufzuschichten. Noch effektvoller war es natürlich, wenn das mit den Türen der etwas abseits von den Häusern stehenden Klo’s geschah und sich der morgendliche Gang zum Herzhäus’chen in aller Öffentlichkeit abspielen mußte. Da wird es mit dem Verständnis für die Jugend manchmal nicht mehr weit her gewesen sein.

 

Da hatte einer - eigentlich war er den Kinderschuhen bereits entwachsen - aus purem Übermut beim Kälken des Kuhstalles den Kühen die Hörner gleich mit geweißt und damit den Anstoß dazu gegeben, daß es im Dorf auf einer Weide plötzlich weiße Kühe, auf einer anderen mittels Ostereierfarbe herrlich buntgetönte Schweine gab.

 

Es gäbe zu diesem Thema noch genügend zu berichten, aber mit der (wohl kaum allein aus kindlichen Überlegungen stammenden) Idee der korkenbewehrten Stricknadel im Fensterrahmen, die aus einem Versteck heraus über eine dünne Kordel in Schwingungen versetzt immer wieder an das Fenster klopft und im Dunkeln nicht zu entdecken ist, soll die Reihe der Streiche (von denen nicht wenige vom Vater auf den Sohn vererbt wurden, was den Junior aber nicht davor schützte, vom Senior dieselbe Prügel zu beziehen, die dieser seinerzeit von seinem Vater reichlich zugemessen erhielt!) beendet werden.

 

Überhaupt sollte man in diesem Zusammenhang einmal überlegen, daß es noch gar nicht so lange her ist, seit die Prügelstrafe in der Schule verboten wurde!

 

Lehrkräfte in Dauersberg

Aus der Zeit der Schulgemeinschaft mit Steineroth, die nach 1745 begann und mit dem Bau der eigenen Schule 1810 in Dauersberg endete, sind die Namen der Lehrer Hartmann und Weyer überliefert. Wann sie allerdings unterrichteten, ist leider nicht mehr bekannt.

 

1810 bis 1819

Lehrer Weller

1819 bis 1831

Lehrer Peter Wolf

1832 bis 1879

Lehrer Johann Peter Pfeiffer (PK-Buch 1, S. 127)

ab 1856

Frau Kober erteilt Handarbeits-Unterricht, pro Kind für 22 Silbergroschen und 6 Pfennig.                        ,

ab 1875

Katharina Rademacher erteilt Näh- und Strickunterricht für 45,- Mark pro Jahr.

1879 bis 1881

Die Zeit der Vertretungen: Fräulein Lohmann, die Aspiranten Johann Becher und Milz, der beantragt 1880 mehr Gehalt, da er mit zweiundvierzig und einer halben Mark nicht leben kann.

1881 bis 1884

Lehrer Heinz Stahl, der ohne den Gemeinderat zu fragen, Lehrbücher bestellt die dieser für überflüssig hält und nicht bezahlt. (PK-Buch 1, 20. Sept. 1881).

1884 bis 1890

Lehrer Adam Schmidt

1890 bis 1896

Lehrer Johann Schmidt, der oft von A. Schmidt aus Betzdorf, Lehrer Steffens aus Eiben sowie den Lehrern Pfeiffer und Geissler vertreten wurde.

1897 bis 1901

Lehrer Jakob Rath, in seiner Zeit flog das Dach weg.

1901 bis 1907

Lehrer Peter Weinand

etwa 1905

Frau Bender aus Dauersberg lehrt Handarbeiten.

1907 bis 1926

Lehrer Anton Erben

26, Aug.-Okt.

Lehrer Müller

1926 bis 1938

Lehrer Franz Dahlke, er erlebte 1934 während eines Gewitters einen Blitzeinschlag.

ca. 1934

Fräulein Pistor aus Kirchen lehrt Handarbeit.

1938 bis 1939

Lehrer Otto Langer

1939 bis 1940

Lehrer Buchta aus Steineroth und Manjura, Eiben als Vertretungen.

1940 bis 1950

Lehrer Friedrich Kremer, der kurz danach einberufen wurde und erst im Oktober 1945 seine Lehrtätigkeit aufnahm. Die Lehrer Nikolaus Müller, Lorscheid und Fräulein Buchen hatten die Vertretung.


ab 1945

Die gebürtige Dauersbergerin Johanna Arndt geb. Pfeiffer erteilt Hand­arbeitsunterricht, ebenso die Lehrersfrau Meiser.

1950 bis 1964

Lehrer Anton Meiser

1964 bis 1967

Lehrer Josef Löcherbach

1967 bis 1969

Lehrer Hans Georg Löcherbach

1969

Mit dem Beginn der großen Sommerferien endete die Lehrtätigkeit in Dauers­berg. Die Schule wurde verkauft.

    Quellennachweis:

Dauersberger Schulchronik

Dauersberger Bürgerinnen und Bürger

Dr. A. Wolf, Geschichte von Betzdorf

Protokollbücher der Gemeinde Dauersberg

Eugen Heyn, Der Westerwald und seine Bewohner

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