Otto
Zimmermann
Das Schulwesen in Dauersberg
(veröffentlicht
im Heimatbuch 1987 des Kreisheimatvereins Altenkirchen - hier veröffentlicht mit freundlicher
Genehmigung des Heimatvereins)
Sorgten
im Mittelalter die Kloster- und Domschulen für die Ausbildung, auch im
Schreiben und Lesen, so begannen etwa im 14. Jahrhundert Universitäten ein
umfassenderes Wissen zu vermitteln. In der Reformationszeit entstanden Schreib-
und Leseschulen sowie in der Zeit der Gegenreformation Latein- und
Jesuitenschulen, war doch der Bedarf an Schreib- und Lesekundigen durch die
Gutenbergsche Verbesserung der Drucktechnik ganz enorm gestiegen. Damit wurde
eine kleine Gruppe von gebildeten Spezialisten geschaffen, aber die Bevölkerung
profitierte davon in keiner Weise; und man kann sich kaum des Eindrucks
erwehren, daß den damals Herrschenden auch gar nichts an einer Bildung ihrer
Untertannen gelegen war, zumal die naiven Bürger viel leichter zu regieren
waren.
Erst
im 16. Jahrhundert wurde das Schulwesen auf eine etwas breitere Grundlage
gestellt, doch handelte es sich - der Graf Johann von Dillenburg mit seiner
fast modern anmutenden Schulordnung von 1511 war eine rühmliche Ausnahme -
immer noch um sogenannte Klosteroder „gelehrte Schulen”, die u. a. Latein
lehrten, oder aber in den Städten die sogenannten Schreib- und Leseschulen, an
denen die Landbevölkerung aber noch immer kaum Anteil hatte.
Eine
durchgreifende Änderung der Verhältnisse gab es dann erst im 18. Jahrhundert -
obwohl auch schon vorher hier und da recht fortschrittliche Schulordnungen
existierten -, als festgelegt wurde, daß der Unterricht „Winters und Sommers“
gehalten werden mußte und die Eltern ihre Kinder bei Strafe zur Schule schicken
müssen. Aber die Schule war kostenpflichtig!
Damit
die Kosten für den Schulbesuch von der Bevölkerung leichter aufgebracht werden
konnten, empfahl die hohe Obrigkeit den Dörfern, sogenannte Schulgemeinschaften
zu bilden. So bildete sich um 1745 eine solche zwischen Aisdorf und Betzdorf
für die evangelischen, etwas später zwischen Betzdorf und Kirchen für die katholischen
Kinder. Dauersberg schloß sich mit Steineroth zu einer Schulgemeinschaft mit
den Lehrern Hartmann und Weyer zusammen, und diese endete erst 1810, als die
Dauersberger eine eigene Schule errichteten und ein Lehrer Weller den Unterricht
aufnahm.
Diese
Lehrer erhielten für jeden Schüler einen geringen Barbetrag sowie von jedem
Haushalt mit schulpflichtigen Kindern eine Naturalabgabe, bestehend aus Hafer,
Roggen und Kartoffeln, dazu reihum im Dorf ein Mittagessen, den sogenannten
Wandeltisch. Als Unterkunft diente ein einfacher Wohn-Schlafraum in der Schule,
in deren späterem Anbau auch der Gemeindehirte lebte. Wahrlich kein
hochgeachteter Stand, der damalige Lehrerberuf, aber die Lehrkräfte jener Zeit
waren auch keine für diesen Beruf fachlich besonders ausgebildete Lehrer. Von
ihnen wurde nur verlangt, den Kindern etwas Bibellesen sowie ein wenig
Schreiben und Rechnen beizubringen.
Das
Ansehen der Lehrer wuchs erst, als man diesen durch Lehrerseminare eine bessere
Qualifikation und damit einen höheren Verdienst ermöglichte, obwohl die
Einkünfte eines guten Lehrers immer noch sehr gering waren und das Wort vom
„armen Dorfschulmeisterlein“ noch lange Zeit seine Berechtigung behielt. So
erhielt der eingesessene Lehrer Johann Peter Pfeiffer bei Aufnahme seiner
Lehrtätigkeit am 1. April 1832 siebenunddreißig Taler, 20 Silbergroschen und
den Wandeltisch, 1857 bei 45 Schulkindern bereits folgende Einkünfte:
Pro
Schüler 20 Silbergroschen, gleich 30 Taler, von den 37 Haushaltungen mit
schulpflichtigen Kindern jeweils 37 Pfd. Roggen, 25 Pfd. Hafer und 50 Pfd.
Kartoffeln; eine Menge, die der Gemeinderat mit je 2 Taler, 11 Sgr. und 6 Pfg.
bewertet, das macht dann zusammen 88 Taler, 5 Sgr. und 4 Pfg.! Dazu 10 Taler
Wohnungsmiete und von den Schulkapitalien 23 Taler, 19 Sgr. und ein Pfennig,
und damit erhält der Herr Lehrer insgesamt 151 Taler, 24 Silbergroschen und 7
Pfennig! Darüber steht im Protokollbuch der Gemeinde Dauersberg vom 29. Oktober
1857 die Bemerkung: „Diese Einnahme ist für eine so unbedeutende Schule
wahrlich hoch genug,...“.
Ausgelöst
war das Ganze worden, weil „... der Lehrer Pfeiffer höheren Orts um Erhöhung
seines Gehalts eingekommen sei, mit dem Bemerken, daß die Diensteinnahme seiner
Stelle nicht entspreche und er von demselben nicht leben könne.“ Der
Gemeindevorsteher Weller wird um Stellungnahme gebeten, beruft den Gemeinderat
Wilhelm Wolf johann Peter Arndt, Balthasar Orten und Johannes Pfeiffer ein und
lehnt eine Zulage ab, nicht zuletzt deswegen, weil der Herr Lehrer wohl von
Hause aus recht wohlhabend war und, obwohl das mit der Bitte um Gehaltserhöhung
gar nichts zu tun hatte, „... der Lehrer ein bedeutendes Vermögen hat, er gehört
zu den größten Grundbesitzern der Gemeinde. Er besitzt 20 Morgen 115 Ruthen 50
Fuss Ackerfeld und Wiesen, hat bedeutenden Antheil an den Haubergen... usw.“
Damit stellte der Lehrer Pfeiffer die große Ausnahme dar, denn einen reichen
Lehrer hat es in Dauersberg nicht mehr gegeben.
Von
der „Königlichen Regierung zu Coblenz und im Auftrage des königlichen
Bürgermeisterei-Amtes zu Kirchen ...“ wird im März 1856 verfügt, daß die
Mädchen vom 10. Lebensjahr ab in Nähen, Stricken und Spinnen unterrichtet werden.
Frau Kober aus Scheuerfeld erteilt den Unterricht für 22 Silbergroschen und 6
Pfg. pro Kind jährlich, als Unterrichtsraum stellen die Eltern der Mädchen im
„Reihengange“ ein Zimmer zur Verfügung.
Interessant
ist in diesem Zusammenhang eine Nebeneinnahme des jeweiligen Betzdorfer
Lehrers, der von jeder Familie in Bruche, Scheuerfeld und Dauersberg jährlich
ein Bund Stroh bekam, daß er das Schulglöckchen läutete, sobald aus diesen
Orten ein Leichenzug auf dem Weg nach Kirchen durch Betzdorf kam.
Die Dauersberger Schule
1872
wurde der Schule noch eine Hirtenwohnung angebaut, aber die ständig wachsende
Bevölkerung ließ das Klassenzimmer immer enger werden, und der Gemeinderat
stand vor der Frage, ob Umbau oder ein Neubau günstiger wäre. So wurde 1881 am Ortausgang
nach Betzdorf eine Schule mit Lehrerwohnung errichtet, und 1882 zog Lehrer
Heinz Stahl mit seiner Schülerschar in den für damalige Verhältnisse recht
komfortablen Neubau ein. Die alte Schule wurde im April 1882 für 900,- Mark an
Peter Pfeiffer IV verkauft, und die neuen Besitzer erhielten zur Unterscheidung
von den anderen Pfeiffer-Familien auf lange Zeit den Namen „aal Schulls“. Der
Bau steht noch heute, ist aber durch Umbau und Modernisierung nicht mehr als
alte Schule zu erkennen. Im Heimat-Jahrbuch des Kreises Altenkirchen 1986 wurde
auf Seite 119 ein altes Foto dieser ehemaligen Schule veröffentlicht.
Im
Jahre 1888 bestimmt der Gemeinderat: „Es wird beschlossen, den Schulhof mit
Obst- oder anderen geeigneten Bäumen bepflanzen zu lassen. Die Wege eignen sich
dazu nicht, weil sie als Triften benutzt werden.“ Gemeint sind damit die
heutige Kohlhardt- und die Dellstraße. Man hat sich dann auf Linden geeinigt,
und die sind inzwischen zu prächtigen Bäumen herangewachsen, obwohl man sie
1947 ganz rigoros gekappt hatte. Diese Linden haben wohl vor allem dazu
beigetragen, daß die spöttische Bezeichnung der Schule als „Villa Windeck“ allmählich
in Vergessenheit geriet, obwohl sie sicher berechtigt war, denn als erstes Haus
des Oberdorfes bekam der hohe Bau natürlich einiges vom Wind und Wetter ab.
Ohne Notwendigkeit hätte die sparsame Gemeinde die Lehrerwohnung sicher nicht
mit Doppelfenstern ausgestattet, und es ist im Dorf noch nicht vergessen, daß
um 1900 unter dem damaligen Lehrer Jakob Rath (1897-1901 in Dauersberg) bei
einem Sturm das gesamte Schuldach abgehoben und schräg gegenüber auf Lück’s
Weide geworfen wurde.
Wenn
auch die Bezahlung der Lehrer langsam besser wurde - das Grundgehalt war 1893
auf 1050,- Reichsmark und 1905 gar auf 1200,- Reichsmark, pro Jahr gestiegen,
so besserten die Lehrer diese doch immer noch recht mageren Einkünfte durch
etwas Viehhaltung und Gartennutzung auf. Hatte es doch der Gemeinderat wegen
des großen Geldmangels in der Gemeinde am 12. Dezember 1890 abgelehnt, die an
die Schule zu leistende Naturalabgabe in Bargeld umzuwandeln, denn Naturalien
hatten sie alle, Geld nur wenige. Diese landwirtschaftliche Nebentätigkeit der
Lehrer hatte für die Kinder außer einigen Nachteilen aber auch einen großen
Vorteil: Da sie als unbezahlte landwirtschaftliche „Helfer55 herangezogen
wurden, lernten sie viel dazu, und das ging in der Gartenwirtschaft teilweise
sogar bis zur Obstbaumveredelung. So hatte der Lehrer Anton Erben (1907-1926)
z. B. zwei Kühe und ein Rind sowie eine große Anzahl Bienenstöcke, und von den
Schülern wurden jeweils welche abgestellt, um die von ihm gepachteten
Gewannenwege zu mähen und Grünfutter heranzuschaffen oder zu häckseln oder
auszumisten. Die Viehhaltung in der Schule endete erst um 1926 beim Lehrer
Franz Dahlke, der sich nur noch dem Schul- und Privatgarten widmete.
Schulklasse um 1930 mit Lehrer Dahlke
und (im Hintergrund) die Maimies
Doch
noch einmal zurück zum Lehrer Erben! Durch Neuregelung der Lehrerbesoldung
erhielt er ab 1909 etwa 1400,- Reichsmark, und dieses Gehalt wurde im Laufe der
Jahre immer wieder aufgebessert, was unter anderem auch dazu beitrug, daß der
Lehrerstand langsam immer geachteter wurde. Nach ihm kam der Lehrer Müller für
einige Monate nach Dauersberg und wurde dann vom Lehrer Dahlke für die Zeit von
1926 bis 1938 abgelöst. An ihn und die folgenden Lehrer werden sich sicher
noch viele Dauersberger erinnern.
Nach
1938 wechselten die Lehrer plötzlich sehr häufig. Bis 1939 war der Lehrer Otto
Langer hier tätig, dann als Vertretungen die Lehrer Buchta aus Steineroth und
sein Kollege Manjura aus Eiben. Da der Lehrer Kremer, der 1940 mit seiner
Familie bereits die Schulwohnung bezogen hatte, aber dann einberufen wurde,
seine Lehrtätigkeit erst 1945 aufnehmen konnte, ging es mit den Vertretungen
lustig weiter, und ein geregelter Schulbetrieb wurde erst nach Kremers Rückkehr
möglich. Für die Kinder war diese Zeit schwieriger als sonst, da sie sich immer
wieder an neue Lehrer gewöhnen mußten und diese kurzfristig wechselten. Da
obendrein noch jeder Lehrer seine eigene Lehrauffassung hatte, war es für die
Schüler gar keine schöne Zeit.
Schülerschaft mit Lehrer Kremer 1949
So
war es z. B. seit eh und je im Frühjahr üblich, daß sich die Jugend ihre
Weidenpfeifen schnitt. Als das jedoch dem Lehrer Langer zu Ohren kam,
verdonnerte er die „Schuldigen“ zur Strafarbeit, und zwar mußten die im 5. =
fünfzigmal, die im 6. = sechzigmal und die im 7. Schuljahr sogar siebzigmal den
Satz schreiben:
„Ich
darf keine Weiden beschädigen, weil ich sonst der deutschen Volksernährung
Schaden zufüge.“ (Dabei dachte der Lehrer an die Bienen). Die Strafe wirkte so
nachhaltig, daß sich die damaligen Sünder noch nach all’ den Jahren so genau an
den Wortlaut erinnern können, daß ich ihn hier zitieren kann.
Kaum
hatten sich die Kinder an die Eigenheiten des Lehrers Langer gewöhnt, als er
durch Lehrer Manjura aus Eiben ersetzt wurde. Der kam mit einem kleinen
Sportwagen; aber als der Winter mit Eis und Schnee einzog, da mußten ihn die
Schüler unten in der Mühlhardt abholen, denn das Wägelchen schaffte den Berg
einfach nicht. Er hatte es besonders mit der Sauberkeit, bei ihm wurden vor dem
Unterricht Fingernägel, Taschentücher und oft sogar die Füße inspiziert. Seine
Besonderheit war den Schülern wieder etwas ganz Neues. Wer im Unterricht eine
Frage nicht beantworten konnte, der mußte stehenbleiben, wer eine weitere
Antwort schuldig blieb, der mußte aus der Bank heraustreten, beim 3. Mal mußte
das Kind nach vorn kommen, und konnte es auch auf ein 4. Frage keine richtige
Antwort geben, gab es Schläge auf die Fingerspitzen.
Von
1950 bis 1964 lehrte Lehrer Anton Meiser, danach bis 1967 Lehrer Josef
Löcherbach und bis zur Aufgabe der Schule im Juni 1969 sein Bruder Hans Georg
Löcherbach in Dauersberg. Die Kinder wurden nach Betzdorf umgeschult, die
Schule verkauft und der Erlös für einen Kinderspielplatz mitten im Dorf
verwendet.
Auf
dem Schulgrundstück befand sich lange Jahre ein Brunnen an der Kohlhardtstraße
in der Ecke zum heutigen Haus Greb hin, der das „Oberdorf“ einige Zeit mit
Wasser versorgte.
1912
wurde ein Schulhof angelegt, der aber so schräg und abschüssig war, daß Spiel
und Sport keine reine Freude bereiteten. 1943 wurde der Hof dann aufgefüllt und
mit Mauer und Zaun umgeben, eine Arbeit, zu der man Kriegsgefangene heranzog;
am Ende des Westgiebels gab es dann eine Sprunggrube und Turngeräte.
Feierliche Glockenweihe auf dem
Schulhof 1949
1949
wurde für die 1854 gekaufte und im letzten Krieg eingeschmolzene Glocke mit
gesammeltem Geld eine neue Glocke gekauft und nach feierlicher Glockenweihe in
ein Gerüst auf dem Schulhof gehängt. Dort blieb sie, bis 1951 die Kirche in
Dauersberg fertig war und die Glocke damit ihren endgültigen Platz erhielt. Zur
25. Kirchweih 1976 und 1979 wurde auf dem Schulhof noch einmal tüchtig
gefeiert.
Streiche
in der Schule hat es wegen des großem Respektes vor dem Lehrer und der zu
erwartenden Prügel nur wenige gegeben. Unsinn und Schabernack trieb man
außerhalb der Schule, und oftmals nicht zu knapp. Da die meisten Jugendstreiche
überall ziemlich gleich sind, will ich hier nur die etwas ausgefalleneren
erwähnen, die auch heute noch zum Schmunzeln Anlaß geben -obwohl den
Beteiligten damals nicht gerade immer zum Lachen zumute war.
Sehr
beliebt war es, während man die Kühe hütete - zu der Zeit gab es den Kuhhirten
nicht mehr -, die ersten Rauchversuche zu unternehmen und im Herbst von den
nahegelegenen Kartoffelfeldern einige „Düffel“ zu stiebitzen, um sie dann im
Feuerchen zu garen. Überhaupt war und ist die „Flämmerei“ immer ein recht
gefährliches „Spiel“ geblieben. Zu der Zeit, da im Wald noch alles und jedes
genutzt wurde - man hatte die Waldweide, Beeren und Pilze wurden gesammelt,
Laub und Ginster benötigte man als Streu im Stall, aus dem Reisig band man
Schanzen für das Backhaus oder zum Verkauf-, da passierte es mit Streichhölzern
spielenden Kindern, daß so ein Stapel Schanzen in Brand geriet und völlig
verbrannte! Zum Glück griff das Feuer nicht auf den Wald über, aber der Schaden
war auch so groß genug und dann die Strafe! Die Prügel ging vorüber, viel
schlimmer war es, daß die Übeltäter neue Schanzen binden mußten. Das war kaum
zu schaffen, da die Wälder damals fast „gefegt“ wirkten, und es hat lange
gedauert, und es mußte mancher Kilometer zurückgelegt werden, bis der Schanzenstapel
wieder stand.
Ohne
größeren Schaden für den Wald verlief auch ein „Lagerfeuer“, welches spielende
Kinder ausgerechnet unter einem Hochsitz anlegten und das zum Glück nur auf
diesen übergriff. Der damals für das hiesige Jagdwesen Mitverantwortliche war
über die mutwillige Zerstörung so wütend, daß er für die Nennung oder
Ergreifung des „Täters“ eine Belohnung aussetzte. Obwohl die für damalige
Verhältnisse recht beachtliche Summe sehr verlockend war, hielten alle
Beteiligten dicht, und so hat er nie erfahren, daß er die Belohnung auf einen
seiner eigenen Söhne ausgesetzt hatte.
Eines
Tages entdeckten spielende Kinder in der oberen Etage eines Wohnhauses ein
offenstehendes Fenster, und da an den Straßenrändern so herrlicher Matsch lag,
kam jemand auf die Idee, daraus Klumpen zu formen und diese durch das Fenster
zu werfen, ohne zu ahnen, daß die Hausfrau dieses Zimmer gerade geputzt und die
Betten frisch bezogen hatte! Als der Schaden Stunden später entdeckt wurde,
folgte die Beschwerde beim Herrn Lehrer, und der griff sich am nächsten Morgen,
da sich niemand freiwillig zu der Tat oder besser „Untat“ bekennen wollte,
einige seiner Schäfchen heraus, denen er zutraute, mitgewirkt zu haben. Es
folgte eine Strafpredigt, die darin gipfelte, daß die heimische Erziehung eben
doch sehr zu wünschen übrig lasse und z. B. sein Sohn sich niemals zu so einer
ruchlosen Tat hinreißen lassen würde. Nun, das schluckten die „Angeklagten“
alles wortlos, aber als die zum größten Teil obendrein Unschuldigen auch noch
Strafe erhalten sollten, setzten sie den hauptschuldigen Lehrerssohn so unter
Druck, daß er sich zu seiner Tat bekannte und seinen Herrn Papa in eine etwas
peinliche Lage brachte.
Die
älteren Schüler „erfanden“ das Tür- und Törchenspiel. Da man im Dorf recht früh
zu Bett ging, war es leicht, im Dunkeln die Gartentörchen auszuhängen und im
Dorf zu einem großen Stapel aufzuschichten. Noch effektvoller war es natürlich,
wenn das mit den Türen der etwas abseits von den Häusern stehenden Klo’s
geschah und sich der morgendliche Gang zum Herzhäus’chen in aller
Öffentlichkeit abspielen mußte. Da wird es mit dem Verständnis für die Jugend
manchmal nicht mehr weit her gewesen sein.
Da
hatte einer - eigentlich war er den Kinderschuhen bereits entwachsen - aus
purem Übermut beim Kälken des Kuhstalles den Kühen die Hörner gleich mit
geweißt und damit den Anstoß dazu gegeben, daß es im Dorf auf einer Weide
plötzlich weiße Kühe, auf einer anderen mittels Ostereierfarbe herrlich
buntgetönte Schweine gab.
Es
gäbe zu diesem Thema noch genügend zu berichten, aber mit der (wohl kaum allein
aus kindlichen Überlegungen stammenden) Idee der korkenbewehrten Stricknadel im
Fensterrahmen, die aus einem Versteck heraus über eine dünne Kordel in
Schwingungen versetzt immer wieder an das Fenster klopft und im Dunkeln nicht
zu entdecken ist, soll die Reihe der Streiche (von denen nicht wenige vom Vater
auf den Sohn vererbt wurden, was den Junior aber nicht davor schützte, vom
Senior dieselbe Prügel zu beziehen, die dieser seinerzeit von seinem Vater
reichlich zugemessen erhielt!) beendet werden.
Überhaupt
sollte man in diesem Zusammenhang einmal überlegen, daß es noch gar nicht so
lange her ist, seit die Prügelstrafe in der Schule verboten wurde!
Lehrkräfte
in Dauersberg
Aus
der Zeit der Schulgemeinschaft mit Steineroth, die nach 1745 begann und mit dem
Bau der eigenen Schule 1810 in Dauersberg endete, sind die Namen der Lehrer
Hartmann und Weyer überliefert. Wann sie allerdings unterrichteten, ist leider
nicht mehr bekannt.
1810 bis 1819 |
Lehrer Weller |
1819 bis 1831 |
Lehrer Peter Wolf |
1832 bis 1879 |
Lehrer Johann Peter
Pfeiffer (PK-Buch 1, S. 127) |
ab 1856 |
Frau Kober erteilt
Handarbeits-Unterricht, pro Kind für 22 Silbergroschen und 6 Pfennig. , |
ab 1875 |
Katharina Rademacher
erteilt Näh- und Strickunterricht für 45,- Mark pro Jahr. |
1879 bis 1881 |
Die Zeit der Vertretungen:
Fräulein Lohmann, die Aspiranten Johann Becher und Milz, der beantragt 1880
mehr Gehalt, da er mit zweiundvierzig und einer halben Mark nicht leben kann. |
1881 bis 1884 |
Lehrer Heinz Stahl, der
ohne den Gemeinderat zu fragen, Lehrbücher bestellt die dieser für
überflüssig hält und nicht bezahlt. (PK-Buch 1, 20. Sept. 1881). |
1884 bis 1890 |
Lehrer Adam Schmidt |
1890 bis 1896 |
Lehrer Johann Schmidt,
der oft von A. Schmidt aus Betzdorf, Lehrer Steffens aus Eiben sowie den Lehrern
Pfeiffer und Geissler vertreten wurde. |
1897 bis 1901 |
Lehrer Jakob Rath, in
seiner Zeit flog das Dach weg. |
1901 bis 1907 |
Lehrer Peter Weinand |
etwa 1905 |
Frau Bender aus
Dauersberg lehrt Handarbeiten. |
1907 bis 1926 |
Lehrer Anton Erben |
26, Aug.-Okt. |
Lehrer Müller |
1926 bis 1938 |
Lehrer Franz Dahlke, er
erlebte 1934 während eines Gewitters einen Blitzeinschlag. |
ca. 1934 |
Fräulein Pistor aus
Kirchen lehrt Handarbeit. |
1938 bis 1939 |
Lehrer Otto Langer |
1939 bis 1940 |
Lehrer Buchta aus
Steineroth und Manjura, Eiben als Vertretungen. |
1940 bis 1950 |
Lehrer Friedrich Kremer,
der kurz danach einberufen wurde und erst im Oktober 1945 seine Lehrtätigkeit
aufnahm. Die Lehrer Nikolaus Müller, Lorscheid und Fräulein Buchen hatten die
Vertretung. |
ab
1945 |
Die
gebürtige Dauersbergerin Johanna Arndt geb. Pfeiffer erteilt Handarbeitsunterricht,
ebenso die Lehrersfrau Meiser. |
1950
bis 1964 |
Lehrer
Anton Meiser |
1964
bis 1967 |
Lehrer
Josef Löcherbach |
1967
bis 1969 |
Lehrer
Hans Georg Löcherbach |
1969 |
Mit
dem Beginn der großen Sommerferien endete die Lehrtätigkeit in Dauersberg.
Die Schule wurde verkauft. |
Quellennachweis:
Dauersberger
Schulchronik
Dauersberger
Bürgerinnen und Bürger
Dr.
A. Wolf, Geschichte von Betzdorf
Protokollbücher
der Gemeinde Dauersberg
Eugen
Heyn, Der Westerwald und seine Bewohner