Diefenau

Vor dem Ruin gerettet:

Forsthaus Diefenau am Mehrbach

Aus dem Jahrbuch 1992 des Kreisheimat-Verein Altenkirchen - Westerwald

Nachdruck mit dessen Erlaubnis

Autor: Anton Stockhausen

Das Forsthaus Diefenau ist vermutlich im Jahre 1834 erbaut worden. Nach Meinung von Heimatforschern liegt der Zeitpunkt der Errichtung weiter zurück. Auf halbem Weg zwischen Flammersfeld und Asbach ist das frühere Gut mit dem allein noch bestehenden Forsthaus an der Landesstraße gelegen, unmittelbar rechts des Mehrbaches, der auch hier die Grenze zwischen den Kreisen Altenkirchen und Neuwied bildet.

Das Forsthaus, ein Bruchsteingebäude, machte bis vor wenigen Jahren einen eher verlassenen Eindruck. Es diente schon längere Zeit nicht mehr seinem eigentlichen Zweck. Eigentümerin des Anwesens ist die Gräflich Nesselrod'sche Verwaltung, die das Gebäude umfassend und gründlich instandgesetzt und somit vor dem Verfall bewahrt hat.

Das Haus, an dem noch Kriegsschäden sichtbar waren, ist renoviert worden, ohne daß sich außen etwas Augenfälliges veränderte. Es blieb auch innen, trotz einiger Umgestaltungen, im wesentlichen in seiner ursprünglichen Form erhalten. Zwei Wohnräume waren bisher stets für die Eigentümerfamilie reserviert geblieben.

In diesem alten Forsthaus hat jetzt der noch junge Graf Hubertus von Nesselrode mit seiner vierköpfigen Familie sein Domizil.

Außer der kostspieligen Restaurierung des Altbaues ist gleich seitlich daneben ein neues Gebäude im Westerwälder Fachwerkstil errichtet worden, in dem sich Wohnungen, Arbeits-, Büro- und Geräteräume sowie Garagen befinden. Nachdem beide Gebäude im Sommer 1989 bezugsfertig wurden, wohnen und wirken in dem bis dahin fast verlassenen Ort ca. zehn Personen. Bis vor einigen Jahren gab es beidseitig des Mehrbaches noch drei Forstreviere: Heiderhof bei Obersteinebach, Diefenau und Ehrenstein.

Jetzt wird das Gebiet insgesamt von Diefenau aus beaufsichtigt und betreut.

Der endgültige Abschluß der Bau- und Renovierungsarbeiten ist Grund, über Gut und Forsthaus in verkürzter Form zu berichten.

Man muß die Vorgeschichte mit dem Gut Utgenbach bei Asbach beginnen, das im Jahre 1161 an das Stift Schwarz-Rheindorf (bei Bonn) Pacht zu zahlen hatte. Namentlich wird 1216 ein Theoderich (Dietrich) von Oytginbach als erster genannt. Das Geschlecht der Ütgenbacher war hier schon lange ansässig und hatte sich weit verzweigt. In die nahe der Mündung des Mehrbaches in die Wied neuerbaute Burg Ehrenstein zogen die Utgenbacher um 1330 ein. Um 1350 teilten die Brüder Rorich, Goddert und Wilhelm ihre Grundherrschaft und bauten sie aus. Zu dieser Zeit erhielt so auch das Gebiet Dasbach/Diefenau seine Gestalt. Schon zur damaligen Zeit wurde der Hof Diefenau, der noch in Höhe von Dasbach gelegen war, als altes Anwesen bezeichnet. Die Flächengröße wird mit insgesamt 83 Morgen (20,75 ha) angegeben. In den Hof war das Erbe von Stailbracht gekommen. Es war dies eine kleine Wasserburg, die oberhalb Diefenau an der Einmündung des Ahlbaches in den Mehrbach lag. Die Stailbracht'schen hatten sich zu dieser Zeit unter den Schutz des Grafen von Sayn gestellt. Nachdem das Geschlecht vergangen war, kamen Teile der zugehörigen Ländereien an die Kirche Oberlahr, an die Bruderschaft Asbach und in den Hof Diefenau. Der Hof lag damals beim jetzigen Forsthaus.

Der Diefenauer Pächter hatte Pacht in Form von Geld und Naturalien an die Kirche zu Oberlahr zu entrichten.

Der kinderlose Adam von Ütgenbach starb als letzter seines Geschlechtes. Der Mann seiner Schwester Eva, WILHELM VON NESSELRODE, wurde dessen Nachfolger, indem er am 20.5. 1449 den Besitz käuflich erwarb.

Seitdem sind die Grafen von Nesselrode Herr zu Ehrenstein. Zur Herrschaft Ehrenstein gehörte, wie 1496 ausdrücklich erwähnt wird, u.a. auch der Hof Diefenau. Zum Haus Ehrenstein zählen im Jahre 1619 Wälder im Kirchspiel Flammersfeld, mit denen um 1791 Jagdrechte in den Gemeinden bzw. Ortschaften Flammersfeld, Rott, Kaffroth, Reiferscheid, Strickhausen, Gollershoben, Krämgen und Schürdt verbunden waren. Das umfangreiche Besitztum, das von Diefenau her beaufsichtigt und bearbeitet wird, liegt in den Kreisen Altenkirchen und Neuwied. Die Nachkommen des Wilhelm vön Nesselrode konnten sich diesen Besitz bis heute bewahren. Herrnstein im Bröltal ist der Sitz der Nesselrod'schen Forst- und Renteiverwaltung unter Graf Adolf von Nesselrode. Im Laufe derjahrhunderte sind Verleihungen und Belehnungen erfolgt, die auch auf Stand und Titel ihre Einwirkungen hatten, auf die hier aber nicht näher eingegangen werden kann. Die vollständigen adeligen Namen bzw. Titel der von Nesselrode lauten:

Grafen Droste zu Vischering von Nesselrode-Reichenstein.

Der Vorder-Westerwald kann der gräflichen Nesselrod'schen Verwaltung dankbar sein für die außerordentlichen und aufwendigen Erhaltungs- und Neubaumaßnahmen.

Diefenau ist nunmehr für die weitere Zukunft wohl gesichert.