Freusburg

Die Freusburg

Aus dem Jahrbuch 1976 des Kreisheimat-Verein Altenkirchen - Westerwald

Nachdruck mit dessen Erlaubnis

Autor: Prof. Dr. K. Fuchs

Der wohl bekannteste Profanbau innerhalb des Kreisgebietes, die Freusburg, wird zum erstenmal bereits im Jahre 1048 erwähnt. Die Burganlage, auf einem steil ansteigenden Berg gelegen, war Sitz eines Geschlechts, das 1131 mit Graf Eberhard von Vroitzberg seine erste und mit Graf Heinrich im Jahre 1244 seine letzte Erwähnung findet.

Von Bedeutung erscheint die folgende Begebenheit aus der Geschichte der Burg: Seit dem Jahre 1573 befand sich die Freusburg im Besitz Graf Heinrichs IV., Erbauer übrigens des südlichen Schloß-Flügels. Der Graf, zunächst Domdechant zu Köln, hatte den geistlichen Stand nach kurzer Zugehörigkeit wieder verlassen, war zur Lehre Luthers übergetreten und hatte versucht, dessen Lehre in seinem Land einzuführen. Vollständig war ihm dies jedoch nicht gelungen, weil er zur Tilgung der hohen auf seinen Landen lastenden Schulden im Jahre 1600 mit seinem Lehnsherrn, dem Kurfürsten Lothar von Trier, einen Vertrag abgeschlossen hatte, demzufolge der Kurfürst, falls Graf Heinrich, verheiratet mit Godeke von Malinkrat, ohne Leibeserben sterben würde, das Schloß und die Herrschaft Freusburg erhalten sollte, und zwar zu einem Preis von 40.000 Gulden. Als Graf Heinrich dann am 2. Juli 1605 starb, zog der Kurfürst von Trier das Lehen gemäß dem Vertrag vom Jahre 1600 ein. Wegen dieses Vertrages sollte es zu langwierigen Verhandlungen kommen, bzw. Auseinandersetzungen, in deren Verlauf das Reichskammergericht im Jahre 1626 die Herrschaft dem Kurfürsten zusprach, der daraufhin die Burg besetzen ließ. Ansprüche erhob ebenfalls Anna Elisabeth, die Tochter des Grafen Hermann von Sayn, der der Bruder Heinrichs war.

Anna Elisabeth war vermählt mit Graf Wilhelm von Sayn-Wittgenstein. Durch deren Sohn Ernst wurde der Anspruch auf den Freusburger Besitz nachdrücklich geltend gemacht. Während seiner Regentschaft (1623-32) besetzten nach 1626 kurtrierische Truppen die Herrschaft Freusburg. Nach Ernsts Tod begab sich dessen Sohn Ludwig (reg. 1632-36) im Jahre 1632 noch zum Schwedenkönig Gustav Adolf, als dieser sich in Frankfurt aufhielt, nachdem er 1630 erfolgreich in den Dreißigjährigen Krieg eingegriffen hatte. Ludwig bat den Schwedenkönig, er möge ihm bei der Rückgewinnung von Burg und Herrschaft Freusburg, die ihm, nach Ludwigs Worten, widerrechtlich genommen worden seien, behilflich sein. Gustav Adolf schickte daraufhin schwedische Truppen zur Freusburg. Die Feste fiel nach längerer Belagerung, und zwar 1633. Doch bereits 1637 konnte Kurtrier sie erneut in seinen Besitz bringen und 1643 gegen einen Angriff der Schweden behaupten. Der Streit fand sein Ende, als Kurtrier die Herrschaft im Jahre 1652 der Gräfin Johannette, der Tochter des Grafen Ernst, später Gemahlin des Herzogs Georg von Sachsen-Eisenach, zu Lehen gab. 1741 kam die Herrschaft an das Haus Ansbach-Brandenburg, 1803 an das Fürstentum Nassau-Usingen, das 18O6 im Herzogtum Nassau aufging. Durch die Neugliederung Deutschlands auf dem Wiener Kongreß wurden Burg und Herrschaft Freusburg ein Bestandteil der preußischen Rheinprovinz.

Die Burganlage, einer der größten Gebäudekomplexe des gesamten Kreisgebietes, war nicht zuletzt von ihrer Lage her zur Verteidigung bestens geeignet. Die Hauptgebäude wurden auf dem höchsten südlichen Teil des Burgberges an drei Seiten des Innenhofes errichtet. Hier befindet sich auch der noch der romanischen Zeit zuzurechnende Burgteil. Im Jahre 1540 kam es zur Errichtung des sog. Südbaus, eines dreigeschossigen unverputzten Bruchsteinkomplexes. Ein großer Halbkreisturm, der durch sämtliche Stockwerke reicht, liegt an der Südwestecke, während sich an der Südostecke vom 2. Geschoß an, auf Konsolen ruhend, ein polygonaler zweigeschossiger Turm befindet.

Der Nordostbau, vermutlich aus dem 16. Jahrhundert stammend, umfaßt vier Stockwerke. Das Bruchsteinmaterial, aus dem er errichtet wurde, ist verputzt.

Der Mittelbau ist demgegenüber vom ersten Obergeschoß an seit dem Jahre 1926 neu errichtet worden, der Westbau wurde im Jahre 1928 gänzlich neu gebaut. Auf ein Kuriosum besonderer Art sei noch hingewiesen: Nach dem Lageplan aus dem Jahre 1783 befand sich südöstlich des Schlosses ein in barocker Art angelegter Blumengarten und ein Weinberg.

Nachsatz: Die "Freusburg" ist heute eine stark besuchte Jugendherberge.

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