Zur Geschichte der Pfarrei Friesenhagen
Aus dem Jahrbuch 1981 des Kreisheimat Verein Altenkirchen - Westerwald
Nachdruck mit dessen Erlaubnis
Autor: Hermann Mockenhaupt.
Friesenhagen feierte 1981 ein großes Jubiläum. 850 Jahre sind vergangen seit der ersten urkundlichen Erwähnung. Der Ort wird sicher älter sein. Nach alten Überlieferungen soll bereits der heilige Ludger ( 804 Bischof von Münster, 809 gestorben) in Friesenhagen den christlichen Glauben verkündet haben. Schriftliche Zeugnisse darüber gibt es nicht. Da er aus Friesland kam, soll Friesenhagen nach ihm benannt worden sein. Dies ist jedoch nicht nachweisbar.
Der Ort Friesenhagen wird 1131 zum erstenmal schriftlich erwähnt, und zwar in einer Urkunde Papst Innozenz` II.
Versetzen wir uns einmal in die damalige Zeit zurück. Deutschland ist bereits seit mehr als drei Jahrhunderte christianisiert. Unsere Heimat ist sehr dünn besiedelt. Größere Orte gibt es hier noch nicht. Die meisten Menschen leben auf weit auseinanderliegenden Gehöften.
Das Wildenburger Land liegt im Bereich jenes Grenzwaldes, der bis zur Zeit Karls des Großen Franken und Sachsen voneinander trennte und wegen der vielen gegenseitigen Kämpfe fast unbewohnt war. Erst als diese feindlichen Auseinandersetzungen aufhörten, wagte man hier zu siedeln.
Wegen der dünnen Besiedlung waren die Pfarreien damals räumlich sehr ausgedehnt. (So reichte die Pfarrei Haiger, Kreis Dillenburg, bis zur Sieg. Zu ihr gehörte u.a. auch das gesamte heutige Dekanat Kirchen.)
Nur an wenigen zentral gelegenen Orten wurden Kirchen oder Kapellen errichtet. Die Kirche in Friesenhagen ist also eine der ältesten in unserem Heimatbereich. Die Urkunde Innozenz`II bezeugt die Existenz einer Kirche in Friesenhagen. Selbstverständlich können wir aus ihr schließen, daß diese schon vorher stand, wahrscheinlich aber noch nicht lange.
Die Urkunde selbst gibt uns nur darüber Auskunft, daß die Kirche in Friesenhagen neben einigen anderen Kirchen unserer Heimat mit dem " Zehnten" dem Stift St. Cassius und Florentius in Bonn unterstellt wird. Dies bedeutet, daß der Probst des genannten Stifts in Zukunft die Pfarrer in Friesenhagen einsetzt und die Pfarrei gegenüber dem Stift abgabepflichtig wird. Die Abgaben bestanden damals meist in Naturalien. (Erzeugnisse der hiesigen Landwirtschaft)
Das Recht der Investitur, d.h. Pfarrer in Friesenhagen einzusetzen, blieb dem Stift in Bonn vorbehalten bis Ende des 16.Jahrhunderts, als sich in Friesenhagen für einige Jahrzehnte mit Unterstützung des Hauses Hatzfeldt die Reformation durchsetzte und lutherische Pfarrer von den Landesherren eingesetzt wurden.
Der Kölner Erzbischof hatte somit keinen Einfluß auf die Besetzuing der Friesenhagener Pfarrstelle gehabt.
Als später unter Sebastian von Hatzfeldt und dessen Sohn Hermann etwa um 1630 die Rekatholisierung durchgeführt wurde, versuchten die Herren des Hauses Hatzfeldt, sich geschickt dem Einfluß des Kölner Erzbischofs zu entziehen, und sie haben dies über zwei Jahrhunderte verstanden. (Hermanns Brüder wurden bekannt als Fürstbischof von Bamberg und als Feldherr des Kaisers im dreißigjährigen Krieg)
Für die Wiedereinführung des katholischen Glaubens riefen sie Franziskanermönche aus Limburg und beauftragten diese mit der Leitung der Pfarrei. als Angehöhrige des Franziskanerordens unterstanden diese nur ihrem Ordensoberen und nicht dem Bischof. Einen Weltgeistlichen für Friesenhagen zu gewinnen, wäre ohne Einflußnahme des Kölner Erzbischofes nicht möglich gewesen. Die Landesherren beriefen sich darauf , daß die Friesenhagener Pfarrstelle vor der Reformation nie von Köln aus besetzt worden sei und somit der Kölner Erzbischof auch jetzt kein Recht dazu habe. Diesen Umständen verdankt Friesenhagen auch die Gründung des Franziskaner -klosters. Seitens des Hauses Hatzfeldt achtete man nun peinlichst darauf, Köln aus dem kirchlichen Geschehen herauszuhalten. Sie behaupteten immer wieder, daß Friesenhagen zu keiner Diozese (nullius dioecesis) gehöre und direkt dem Papst unterstellt sei. In geistlichen und weltlichen Angelegenheiten erkennt man als Herrn nur "den Papst und das Reich an" .
Sie hatten sich und ihre Untertanen daher zeitweilig dem Apostolischen Nuntius unterstellt.
Die endgültige Klärung der geistlichen Jurisdiktion hielten sie bewust in der Schwebe. Eine Folge des Gerangels zwischen dem Hause Hatzfeldt und dem Kölner Erzbischof war u.a. die Tatsache, daß Friesenhagen damals das Sakrament der Firmung nicht erteilt wurde, da diese nur durch den Bischof erfolgen konnte.
Auch wurde die Mitte des 18. Jahrhunderts zweimal neu errichtete Kirche aus dem gleichen Grunde nicht konsekriert.
Als der Kölner Weihbischof de Lamargelle im Jahre 1700 in Olpe weilte und auf der Rückkehr nach Köln einen Abstecher nach Crottorf machen wollte, um dort seine Cousine,Gräfin v. H .W. Weisweiler, zu besuchen, sprach er bei der Ankündigung seines Zwischenaufenthaltes in Crottorf auch den Wunsch aus, bei dieser Gelegenheitin Friesenhagen zu firmen.
Daraufhin erteilte Sebastian v. Hatzfeldt-Gleichen von Trier aus den Befehl, die Kirche in Friesenhagen zu schließen und den Schlüssel nach Schloß Crottorf zu bringen. Er verbot dem Präses des Klosters, den Weihbischof zu empfangen.
Dem Bischof wurde jegliche Ausübung seines Amtes in der Pfarrei Friesenhagen untersagt.
Die Herren von Hatzfeldt konnten ihr Recht bezüglich der Besetzung der Friesenhagener Pfarrstelle bis zur Aufhebung des Franziskanerklosters (1814) behaupten.
Danach kamen Weltgeistliche nach Friesenhagen, die nunmehr vom Kölner Erzbischof eingesetzt wurden. Aber selbst bis au den heutigen Tag haben die Nachfolger des Hauses Hatzfeldt noch Einfluß auf die Besetzung der Pfarrstelle in Friesenhagen: Sie besitzen noch das Patronatsrecht, d.h. ein Mitspracherecht, nach Meinung der Wildenburger Bevölkerung ein nicht mehr zeitgemäßes Relikt, das längst der Vergangenheit angehören sollte.
Die 1131 zum erstenmal erwähnte Kirche war im romanischen Stil errichtet worden. Der untere teil des mächtigen Turmsist bis heute erhalten geblieben. Später wurde diese Kirche mit Ausnahme des Turmes wahrscheinlich niedergelgt und an ihrer Stelle eine gotische Kirche errichtet. Diese war zu Beginn des 18. Jahrhunderts vom Zerfall bedroht und außerdem zu klein geworden. So begann man 1740 mit dem Bau der heutigen Barockkirche. Dabei wurde die sogenannte Dornbachs Kapelle (Hof Dernbach) miteinbezogen und ihr gegenüber eine neue Kapelle angegliedert.
1742 war die Kirche fertig, aber schon 1751 wurde sie durch einen Brand bis auf die Außenwände, den unteren Teil des Turmes und das Chor so stark beschädigt, daß man sich zunächst für einen Neubau entschied, wegen de zu erwartenden hohen Kosten dann aber doch die noch stehenden Teile erhielt. Der Turm erhielt nun ein barocke Haube. Das Kirchendach und die Decke wurden erneuert. 1754 war die Kirche wieder fertig und erhielt im Sommer 1755 neue Glocken, die in Friesenhagen gegossen wurdeen. Nah gründlicher Renovierung, die vor einigen Jahren durchgeführt wurde, stellt die Kirche heute wieder ein Schmuckstück dar.
Benutze Quellen:
Pater Dr. Palmatius Säger "Die Residenz der Thüringischen Franziskanerprovinz zu Friesenhagen";
in "Franziskanische Studien" Dietrich-Gölde Verlag, Werl.
Dr. Günther Engelbert: "Reformation und Gegenreformation in der Herrschaft Wildenburg"
in Monatshefte für evangelische Kirchengeschichte des Rheinlandes, Heft 3
Mai/Juni 1961.
Pfarrarchiv Friesenhagen.
Nachsatz: Die Orte und Gehöfte des Katholischen Kirchspiels Friesenhagen.
Laut Bürgermeister Hermann Mockenhaupt, auch Autor des vorgenannten Berichtes, sind alle Orte und Gehöfte der Kommunalgemeinde Friesenhagen grundsätzlich der Katholischen Pfarrei Friesenhagen zugehörig.
Im Laufe der Jahre sind einige Familien aus den Randgebieten, aus "naheliegenden" Gründen aber zu Nachbar- Kirchspielen abgewandert. Die Entfernung nach Friesenhagen war einfach zu groß und so sind diese, in die für sie näheren, Kirchengemeinden gewechselt. Eine offizielle Festlegung sei aber nicht getroffen worden. So aber könnten kirchenamtliche Unterlagen im Einzelfall dort zu finden sein.
Laut Herrn Mockenhaupt gehören die in der nachstehenden Aufstellung aufgeführten Ortsteile alle zur Ortsgemeinde Friesenhagen. Offiziell gehören diese alle zur katholischen Pfarrei St. Sebastianus Friesenhagen bzw. zur evangelischen Pfarrei Wissen.
Die Bewohner einiger Ortsteile fühlten bzw. fühlen sich noch immer näher gelegenen Pfarreien bzw. Kirchfilialen zugehörig. Dort fanden bzw. finden in der Regel auch Taufen, Trauungen und Beerdigungen statt.
Es handelt sich um folgenden Ortsteile bzw. Pfarreien:
Diedenberg |
Kath. Pfarrei Elkhausen |
Möhren, Köppernöll, Wittershagen, Helmert |
Kath. Pfarrei Morsbach, Filiale Alzen |
Sommerhof |
Kath. Pfarrei Morsbach, Filiale Ellingen |
Schönbach, Küchelsschlade, |
Kath. Pfarrei Wildberg |
Hilchenbach, Höfchen |
Kath. Pfarrei Heid |
Heiligenborn |
Kath. Pfarrei Römershagen |
Hühnerkamp |
Kath. Pfarrei Freudenberg bzw. evgl. Pfarrei Freudenberg |