Girod
(Ortsteile: Girod u. Kleinholbach)
(zusammengestellt von Bettina Kewitsch)
Die Ortsgemeinde Girod gehört zu den Eisenbach-Gemeinden, im östlichen Teil der Verbandsgemeinde Montabaur, im Westerwald gelegen.
Seit dem 07.06.1969 besteht die Gemeinde aus zwei Ortsteilen, die zuvor eigenständigen Orte Girod (595 Einwohner) und Kleinholbach (326 Einwohner).
Geschichte
Girod
wurde 1235 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Der Name wird
abgeleitet vom Gründer des Ortes "Gero", der den Wald
rodete. Aus Gerenrode, später auch Gerinrode, wurde Girod.
1291
wird Girod als Filiale der Pfarrkirche in Nentershausen genannt.
Kleinholbach
wird 1350 erstmalig als "Weningenholbach" erwähnt. Der
Name wird vom älteren "Grozerne Holebach" nahe der Quelle
des Holbaches abgeleitet.
Wappen
Die
Gemeinde Girod liegt im ehemaligen Niederlahngau, dem
Herrschaftsgebiet der Grafen zu Nassau und Diez. Im Ortswappen stehen
die beiden Felder Rot und Gold für die beiden Ortsteile. Durch die
Diezer Verträge fielen Girod und Kleinholbach 1564 an das
Kurfürstentum Trier, kamen aber 1802 bzw. 1815 wieder an Nassau
zurück.
Ab 1886 gehörten beide in Preußen zur Provinz Hessen
und Nassau. Im Ortswappen ist die ehemalige Landesherrschaft durch
die kurtrierischen Wappenfarben Rot/Silber und den nassauischen
Wappenfarben Blau/Gold dokumentiert.
Die Attribute der
Schutzheiligen beider Kirchen sind zu einem Symbol vereint. Vorn oben
als gekreuzte silberne Schlüssel und Schwert (St. Peter und Paul),
von einer silbernen Muschel (Jakobus- oder Pilgermuschel) überdeckt
dargestellt und stehen somit symbolisch für die beiden Ortsteile.
Der Eisenbach durchfließt beide Ortsteile und ist als
Wellenleiste Silber und Blau ins Ortswappen aufgenommen. Für die
Mühlen am Eisenbach steht hinten oben das blaue Mühlrad mit den
fünf Speichen.
Der Ortsname "Girod" deutet auf einen
Rodungsort hin. Wald und Rodung sind im Ortswappen hinten unten durch
die blaue Rodehacke symbolisiert. Die drei silbernen (weißen) Stufen
vorn unten deuten auf die Tonvorkommen in der Gemeinde hin. Der Ton,
das "weiße Gold" des Westerwaldes, wird bis heute im
Tagebau "stufenförmig" in Girod abgebaut.
Einwohner
Einwohner Girod
1298
Konrad von (aus) Gernerode
1379 Heinrich Lucen Sohn aus
Girod (Schultheiß)
1399 Eberhard von (aus)
Gerinrode
02.11.1463 Philipps Henne zu Girod (später
Schultheiß)
1457 - 1469 Philipps Henne (Schultheiß u.
Erbpächter der Schultheißenmühle)
1525
(lt. Dillenburger Salbuch):
Purtz, Schmidt, Nolden (Noll), Ewertz, Konten (Kunz, Konnen), Michel,
Weymer.
1653 (lt.
Mai- und Herbstbedeliste):
Johannes Hermes |
Christ Quirnbach |
Claßen Veltin |
Johannes Henkes |
Simons Johannes |
Lamprich Koningh |
Baltheß (Heimburger) |
Greth NN (Wittwe) |
1663 (lt. Steuerliste):
Balthes Hatzmann |
Johann Henkes |
Johannes Eberharts |
Nicolaus Eiffert |
Bastian Schönberger |
Stingel (Christinchen) Gerth |
Johannes Stoffel |
Christ Quirmbach |
Lambert König |
Johann Huß |
Nicolaus Schmidt |
Georg der Kuhhirt |
Johann Grauss |
|
13.01.1666 (lt. Einwohnerverzeichnis): Eberharts, Evertz, Eith, Hatzmann, Henckeß, Hermes, Huß, König, Quirmbach, Schmidt, Schönberger, Thome.
17. Jahrhundert (lt. Leibeigenenverzeichnis):
Johannes Eberhard |
Georg Kuntz |
Balthes Hatzmann |
Henrich Leidtßbach |
Johannes Henckeß |
Christ Qurienbach |
Johann Stoffel Hermes |
Clauß Reiffarth |
Johann Jacob Hermes |
Nikolaus Schmit |
Johannes Huß |
Bastian Schönberger |
Lambert König |
Velten Thome |
1682 - 1711 (lt. Kirchenbucheintragungen): Arndt, Cuntz, Eberth, Ehl (Oel), Eith, Geis, Goebel, Hahnapel, Hatzmann, Heck, Heippel, Henckes, Hermes, Klein, Krimbel, Leutzbach, Müller, Quirmbach, Roeßmann, Reiffert, Sabel, Schaaf, Schmidt, Schnell, Schoenberger, Sturm, Thome, Weißenfeld.
21.04.1743: Der Giroder Bürger Christian Quirmbach, 60 Jahre alt, wird auf dem Weg nach Montabaur in der Hermolder von Räubern überfallen, niedergeschlagen, beraubt und starb an den Folgen des Überfalls.
1743 (lt. Verzeichnis der Haushaltsvorstände): Arndt (2x), Blaum, Daum, Ehl, Hannappel (2x), Hatzmann (2x), Heck, Herborn (2x), Krempel (2x), Marx, Meudt, Müller, Noll, Quirmbach (2x), Reiffert (2x), Reßmann, Schaaf, Schmitt, Schoenberger (2x), Schumacher, Thome (3x), Weidenfeller, Weyandt, und ein Schäfer und ein Hirte (ohne Namen). Weiterhin (lt. Kirchenbucheinträgen) Jung, Gasser, Michel.
Hinzu kommen die Namen (1777 - 1818): Andris, Baumann, Bender, Dromm (Drum), Distel, Dahlem, Fürster, Foll (Voll), Haas, Hahn, Heer, Hertz, Hertzgen, Horn, Hübinger, Ihl, Knebel, Kluft, Kurtenacker, Laiendahl, Lind, Lus, Martin Metternich, Metzler, Meurer, Münz/Müntz, Neu, Paulgen, Püsch, Rörig, Sabel, Schaefer, Schlosser, Schneider, Schroeder, Simon, Speyer, Stahlhofen.
Schultheiß
1379 Heinrich Lucen Sohn
1457 - 1469 Philipp Henne (Müller)
1795 - 1821 Johann Thome
1821 - 1848 Philipp Meudt
Heimburger (ab 12.12.1848 Bürgermeister)
1525 Weymers Nolde (Heimburger)
16... Eberts Henn (Heimburger)
1653 Johannes NN (Heimburger)
1724 - 1725 Andres Schmitt (Heimburger)
1726 - 1743 Mathias Hatzmann (Heimburger)
1744 - 1776 Philipp Meudt (Heimburger)
1776 - 1795 Johannes Meudt (Heimburger)
1796 - 1804 Wilhelm Meudt (Heimburger)
1848 - 1865 Andreas Schneider
1865 - 1878 Peter Heibel
1878 - 1902 Johann Meurer
1902 - 1916 Jakob Schneider
1916 - 1922 Peter Reusch
1922 - 1933 Johann Thome
1933 - 1934 Josef Endres I.
1934 - 1945 Aloys Schneider
- 1945 Theodor Steden und Willi Frensch
1946 - 1951 Bernhard Horsch
1951 - Johann Leber
Einwohner Kleinholbach
1633 (lt. Steuerliste): Caspar der Hirt zu Kleinholbach
1653
(lt. Mai- und
Herbstbedeliste):
Jacob Bender |
Arndt Kuch |
17.
Jahrhundert (lt. Leibeigenenverzeichnis) ca. 1666:
Johann Becker (Heimburger) |
Jacob Bender |
Georg Herborn |
Johann Jacob Bender |
Arndt Kuch |
Johannes Plaum |
Einwohnerzahl
Girod
1666: ca. 80.
1565 - 250 Einwohner (davon 2 Schmiede, 2 Schreiner, 1 Schneider, 1 Butterhändler) alle Einwohner sind keine Leibeigenen mehr.
1743 - 39 Familien
1843: 347 Einwohner (59 Häuser, 71 Familien)
1886: 374 Einwohner (75 Haushalte)
1908: 427 Einwohner (91 Haushalte)
1950: 543 Einwohner
1956: 527 Einwohner (122 Haushalte, 102 Wohnungen)
Girod mit Kleinholbach
Jahr |
Einwohner |
Jahr |
Einwohner |
1815 |
437 |
1950 |
845 |
1835 |
529 |
1961 |
851 |
1871 |
578 |
1970 |
984 |
1905 |
652 |
1987 |
973 |
1939 |
827 |
2005 |
1230 |
|
|
2014 |
1171 |
Mühlen
Am Eisenbach gab es fünf Mühlen, dies sind heute noch bekannt und teilweise erhalten.
Es sind dies die Schultheißenmühle, Struthmühle, Dollmühle, Michelmühle und die Freimühle.
Schultheißenmühle (Girod)
Mühlenbetrieb 1463 bis 1973.
Am 02.11.1463 wird eine Mühle zu Girod in Erbpacht an Philipps Henne zu Girod in Erbpacht vergeben. Es ist die Philipps-Henne-Mühle, seit 1673 Schultheißenmühle. Sie liegt unter Girdo nach dem Weidfelde mit dem 1457 angelegtem Wassergraben und dem Wehr.
Für die Orte Girod, Steinefrenz, Pütschbach und die beiden Holbach (später Kleinholbach und Großholbach) bestand zu dieser Mühle der Mühlzwang. Diese Mühle wurde später eine Erbenmühle.
Struthmühle (Girod)
Mühlenbetrieb 1525 bis 1955.
Rolhenmühlen 1525, dann Ruillen-Michelmühle 1601 - 1624, seit Ende des 30.jährigen Krieges (1618-1648) wüst. Wurde ca. 1650 wieder aufgebaut und hieß seit dem 1653 Struthmühle. Sie war eine Gesellschafts- und Erbenmühle, 1928 zählte sie 77 „Erben“. Die Mühle hatte einen Schroth- und Mahlgang. 1939 wurde die Mühle umgebaut. Die Mühle wurde bis 1955 genutzt und 1970 an eine Tonfirma verkauft.
Dollmühle (Girod)
Mühlenbetrieb 1525 bis 1940.
Druckmühle 1525 - 1627, danach Frentz-Heintzenmühle, war 1648 - 1652 verfallen, 1653 als Ölmühle wieder aufgebaut. Diese wurde zwischen 1670 und 1786 Franz-Heinsemühle genannt und dann ab dem 19. Jahrhundert Antonettenmühle. Vermutlich wurde die Mühle nach der Müllerstochter Antonetta Schumacher (geobrn 30.05.1795) benannt. Später hieß die Mühle Dollmühle, bis 1940 der letzte Müller „Dollmüllers Heinrich“ verstarb und die Mühle als Wohnhaus nutzte. Die Mühle ist nicht mehr bewohnt, das Gelände wird landwirschaftlich genutzt.
Michelsmühle (Kleinholbach)
Mühlenbetrieb 1525 bis 1648
Michel-Hennmühle oder Ettersmühle 1525 - 1627. Die Mühle wurde ebenfalls im 30.jährigen Krieg zerstört (war 1648 zerfallen) und danach wieder aufgebaut, ab jetzt hieß jetzt Michel/smühle. Sie war ebenfalls eine Gesellschaftsmühle. 1774 gab es 48 „Erben“, der damalige Müller hieß Jacob Müller. Die Michelsmühle brannte 1960 ab. Inzwischen sind nur noch wenige Mauerreste zu sehen.
Freimühle (Kleinholbach)
Mühlenbetrieb 1848 bis 1956
Freimühle 1848 bis 1870, Ludwigsmühle ab 1870, später wieder Freimühle.
Der Name wird auf den Bau im Freiheitsjahr 1848 zurückgeführt und war frei vom Mühlenbann. Schon 1843 beantragten Caspar Müller von der Studentenmühle und sein Bruder Johann Besitzer der Kautenmühle den Bau einer Mühle oberhalb der Studentenmühle. Erst 1846 lag die Baugnehmigung vor , die Bau konnte begonnen und 1848 fertiggestellt werden. Die Freimühle ist die „jüngste“ Mühle am Eisenbach, unterhalb des Hausberges „Bornkasten“ gelegen. 1867 verstarb der Besitzer der Studenten- und der Freimühle, dieser hatte 1866 die Freimühle an Michael Trumm übergeben. 1870 erwarb Ludwig Wolf die Mühle. Danach hieß die Mühle lange Zeit „Ludwigsmühle“. Sein Sohn Peter Wolf führt die Mühle weiter, danach dessen Sohn Hermann Wolf. Die Mühle war eine technisch hochmoderne Mühle mit je zwei Mahl- und Schrotgängen und viel Automatik. Die Müller Wolf fuhren über Land und holten Getreide bei den Bauern ab und lieferten das Mehl wieder aus. Die Mühlentätigkeit endete 1956. Die Tochter von Hermann Wolf und ihre Tochter sind danach die Eigentümer.1978 wurde die Mühle zu einem Lokal umgebaut und 1993 um ein 3-Sterne-Hotel erweitert. 2005 erfolgte eine Teilrenovierung. Neben dem Hotel und Restaurant gehört noch ein Campingplatz zur Freimühle.
Kirchen
1525
wird erstmalig eine Kapelle in Girod erwähnt, die 1657 dem
Schutzpatron "St. Jakobus" geweiht wurde. Im Jahr 1786
erfolgte an Stelle der Kapelle der Neubau der Giroder Kirche „St.
Jakobus“.
1871 wurde ein Pfarrhaus an der Stelle der alten
Schule errichtet. 1903 fand die Erweiterung durch einen Chor- und
Sakristeineubau statt. Um 1900 wurde an der Bahnlinie die Feldkapelle
zu Ehren der U.L. Fr. der Hilfe der Christen erbaut.
Wie
im Ortsteil Girod wird auch in Kleinholbach erstmals 1525 eine
Kapelle erwähnt. Sie ist 1657 "St. Petrus" geweiht worden.
1771 wurde die heutige Kapelle erbaut und den Patronen "Petrus
und Paulus" geweiht.
Sie gehörten früher zur Pfarrei Nentershausen, ab 1711 zur Pfarrei Großholbach, ab 1889 war Girod eine selbständige Pfarrei.
Pfarrer in Girod
|
Sacellan Schroeder aus Nentershausen war Stationarius in Girod |
1921 - 1929 |
Emil Schmidt |
|
Anton Stahlhofen von Wirzenborn (g 1718, + 17.07.1776), Benefiziat als Kaplandienst |
1929 - 1930 |
Koadjutor Wilhelm Schäfer |
.17.07.1776 |
Sacellanus Schönberger |
1930 - 1933 |
Karl Rentz |
1871 - 1874 |
Pfarrvikar NN |
1933 - 1934 |
Adolf Glotzbach |
1889 - 1912 |
Georg Rudolphi |
1934 - 1946 |
Hermann Schmidt |
1913 - 1921 |
Heinrich Dezius |
. 1947 - |
Aloys Schuth |
Schule Girod
Im Jahr 1711 löste Kleinholbach ihren Verband mit der Schule in Girod und schickte ihre Kinder fortan nach Großholbach. Somit müsste schon vor diesem Zeitpunkt eine Schule in Girod exsistiert haben. 1732 wurde ein Schulhaus gebaut, an dessen Stelle später das Pfarrhaus stand.
1819 fand der Unterricht im Hause des Johann Jakob Daum, ab 1823 im Haus des späteren Schreinermeisters Aloys Meurer, und 1829 bis 1847 in einem Zimmer des Hauses der Familie Oswald Daum statt. Am 22. Juni wurde ein Schulhaus mit einer Lehrerwohnung im Erdgeschoß, aus Basaltsteinen des Wingenfrenzer Berges erbaut. 1900 wuchs die Schülerzahl auf 90 und die Gemeinde entschloß sich ein neues Schulgebäude zu errichten. Ab Herbst 1904 fand dort dann der Unterricht in zwei Klassen statt, die Lehrerwohnungen befanden sich in der alten Schule.
Die Schülerzahl stieg weiter an, von 56 Schulkindern 1956 bis 1920 auf 101 Kinder.
1968 wurde ein neues Schulgebäude gebaut und immer wieder modernisiert. Der Schule steht eine Turnhalle und einen Rasenplatz zur Verfügung. Erfreulicherweise wird diese Schule auch heute noch genutzt. In der Eisenbachtal-Grundschule werden die Grundschüler der Orte Girod, Kleinholbach und Großholbach vom ersten bis vieren Klasse unterrichtet.
Lehrer in Girod
1729 - 1755 |
Heinrich Wilhelm Noll |
1901 - 1940 |
Heinrich Weiand |
1755 - 1796 |
Johann Philipp Steuber |
1907 - 1910 |
Maria Burkard |
1796 - 1819 |
Christian Hübinger |
1910 |
Fräulein Köhne |
1819 - 1850 |
Johann Jakob Weidenfeller |
1910 - 1913 |
Fräulein Holly |
1850 - 1852 |
Konrad Massenkeil |
1919 - 1920 |
Fräulein Brückner |
1852 - 1854 |
Jakob Decku |
1920 - 1933 |
Aloys Weimar |
1854 - 1866 |
Franz Schwarz |
1933 - 1945 |
Robert Stähler |
1866 - 1867 |
Karl Egenolf |
1946 - 1955 |
Josef Eufinger |
1868 - 1886 |
Johann Baptist Stemmler |
1952 - 1958 |
Karl Schütze |
1886 - 1892 |
Johann Alzen |
1955 - . |
Fräulein Amalie Wittmann |
1892 - 1901 |
Heinrich Schäfer |
1958 - . |
Werner Stricker |