Wilhelm Gemmer:

Die Ortsgemeinde Hardt - ein Beitrag zur Besiedlungsgeschichte, zur Einwohnerentwicklung und zum Besitzstand

(Aus "650 Jahre Hardt. 1332-1982. Eine Westerwald-Gemeinde im Wandel der Zeit!")

Der Ort Hardt (Zur Hart, auch die Schreibweise Zur Hardt ist bekannt) gehört in die vierte von insgesamt fünf Rodungsperioden und entstand auch als Rodungssiedlung. Hardt zählt zu den jüngeren Gründungen der großen Besiedlungsepoche, die vom 10. bis zum 14. Jahrhundert andauerte. Ortsnamen, die auf die Endungen »Struth«, »Holz« und »Hardt« auslaufen, bezeichnen durchweg Waldrodungs-Siedlungen (nach Dr. Hellmuth Gensicke).

Obwohl die »Geburtsstunde« des Dorfes wohl 1332 schlug, stammt die erste Angabe über die Zahl der Haushalte aus dem Jahre 1534. Damals wurden in dem Dörfchen 19 Haushalte gezählt (in Erbach waren es im gleichen Jahr nur zehn). Die Bewohnerzahl ging dann im »Unnauer Grund« stark zurück (wie Dr. Häbel in seinem Werk »Die Kulturlandschaft auf der Basalthochfläche des Westenvaldes vom 16. bis 19. Jahrhundert« berichtet). Im Jahre 1565 war der Ort »partiell wüst«, also teilweise entvölkert, und zählte nur noch drei Haushalte. Die Zahl der Wohnhäuser war um die Mitte des 16. Jahrhunderts sehr gering. So wird vermerkt, daß in Hardt 1579 vier Häuser gestanden hätten. Die Zahl wuchs zwar 1606 auf sieben an, ging aber kurz vor dem Beginn des 30jährigen Krieges (1614) wieder auf drei zurück.

Dr. Hans-Joachim Häbel, Sohn des einstigen Marienberger Gastwirts Otto Häbel, und heute Archivrat beim Hessischen Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden, spricht von großen sozialen Unterschieden, 200 Jahre nach der ersten urkundlichen Erwähnung des Siedlungsdorfes Hardt. Im besagten Jahr 1534 besaßen von den 19 ansässigen Familien sieben zwischen drei und fünf Kühe, acht Familien hatten zwischen sechs und neun Kühe, je zwei Familien nannten zwischen zehn und zwölf, beziehungsweise zwischen achtzehn und sechsundzwanzig Kühe ihr eigen.

Nicht genau bekannt ist die Zahl der Bewohner, die den »großen Krieg« (1618 - 1648) in Hardt überlebt haben. Wie Dr. Häbel in diesem Zusammenhang mitteilt, liegen für die Dörfer im Unnauer Grund nur Angaben aus dem Jahre 1635 vor. Damals war die Bevölkerung bis auf einen kleinen Rest zusammengeschmolzen. In den Folgejahren nahm die Zahl der Einwohner langsam, aber stetig wieder zu. Im Jahre 1665 wurden 29 Bürger von Hardt registriert, im Jahre 1741 waren es dann bereits 78. Immer wieder verließen Menschen ihre angestammte Heimat, um sich in der Feme eine neue Existenz zu gründen. In einer Statistik aus dem Jahre 1724 werden unter den Westerwäldem, die nach Ostpreußen, die östlichste Provinz des damaligen Königreichs Preußen, auswanderten, auch zwölf Personen genannt, die aus Hardt stammten. Die Historiker vermuten, daß es Mißernten waren, welche die Bauersleute zu diesem Schritt veranlaßten.

Ziemlich genaue Angaben liegen über die Entwicklung der Einwohnerzahlen im 18. und 19. Jahrhundert vor. Beginnen wir mit dem Jahr 1715. Es gab damals 15 Wohnhäuser in Hardt. Die Gesamtzahl der Einwohner wird allerdings nicht genannt. Interessant ist die berufliche und soziale Struktur. Die Fuhrleute waren recht zahlreich vertreten, ihre Zahl belief sich auf zwölf. Aufgeführt werden u.a. zwei »Handfröner« und drei »Beisassen«.

Ein Überblick über die Bevölkerungszahlen macht das Anwachsen deutlich.

1750: 69 Einwohner

1807: 130 Einwohner

1840: 220 Einwohner

1855: 204 Einwohner

1871: 183 Einwohner

Aufschlußreich ist noch die Anmerkung, daß die Gemarkung Hardt um die Mitte des vergangenen Jahrhunderts (1840) eine Fläche von 188 Hektar umfaßte (und auch heute noch umfaßt).

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