Hargarten
(von Eberhard Krebs)
Nach der Teilung der „Linzer Höhe“ in die Gemeinden Hargarten und Notscheid, zählten zu Hargarten die Weiler Noll und Ginsterhahn und der Hof Grendel. Nach dem Bürgerbuch der Stadt Linz lebten in Hargarten im Jahre 1618 34 Personen, die das Bürgerrecht besaßen, mit Kindern, Knechten und Mägden dürften es also insgesamt 180 bis 200 Personen gewesen sein. Da die Einwohnerzahl 1810 nur 168 betrug, müssen Krieg und Seuchen die Bevölkerung stark dezimiert haben. Bis 1875 war diese fast um das Doppelte angestiegen auf 321 Perso- nen. Das Dorf Hargarten allein zählte 1829 in 22 Wohnhäusern 125 Bewohner und 1875 in 30 Häusern 181 Personen. Die Bewohner ernährten sich fast ausschließlich vom Ackerbau. Es gab nur wenige wohlhabende Bauern.
Insgesamt umfaßte die Gemeinde 498 Morgen Ackerland und 94 Morgen Wiesen, dazu ein paar Gärten. Auf dieser Fläche wurde durchschnittlich 350 Wispel Roggen, 76 Wispel Hafer, 48 Wispel Kartoffeln und 400 Zentner Heu gezogen. Der Anbau von Geste und Heu war unbedeutend. Roggen und Hafer wurden im Überfluß gezogen. Den Bedarf an Rindvieh, etwa 100 Kühe und Jungvieh, zogen die Bauern selbst. Die Tiere waren von kleiner Gattung und wurden nur in den Ställen gefüttert. Dazu kamen noch 12 Ochsen und 18 Pferde. An Hand- werkern gab es nur einen Schmied, einen Schreiner und einen Schuhmacher.
Hargarten hatte schon um 1750 eine eigene Schule, die von den Kindern der ganzen „Linzer Höhe“ besucht wurde, denn 1746 stiftete Johann Reidt, Bürgermeister und Schöffe der Stadt Linz, 500 rth zur Haltung eines Geistlichen oder Schulmeisters „auf hiesiger lintzer höche“ zur Unterweisung der Jugend. 1794 bestätigte der Linzer Stadtrat die gemeinsame Schule für Hargarten und Notscheid obwohl die Notscheider sich inzwischen einen eigenen Lehrer zugelegt hatten. 1829 unterrichtete der Lehrer zu Hargarten nur noch 32 Kinder. Nach einer Kompetenz-Nachweisung von 1858 versah der Lehrer auch den Dienst als Küster und Klöckner der Kapelle zu Hargarten, begleitete den Geistlichen zu Krankenbesuchen, hielt die Abendandacht in der Kapelle und war Organist der Kirche in St. Katharinen.
Die Kapelle der hl. Apollonia in Hargarten bestand schon 1690. Sie wird 1757 in einem Visitationsprotokoll erwähnt. 1760 verkaufte ein Peter Heegs zu Hargarten Haus, Hof und Garten für 125 rth an die Kapelle. Die Eheleute J. Peter Büttgenbach und Agathe Löhndorf stifteten mit 600 Talern 1776 zwei Wochenmessen in die Kapelle. 1816 bestanden an der Kapelle insgesamt 85 fundierte Messen. Demnach muß damals in der Kapelle zur hl. Apollonian sehr oft eine hl. Messe gelesen worden sein. 1872 wurde die ehemalige 21 Fuß lange Fachwerkkapelle durch eine größere im neugotischen Stil erbaute Kapelle ersetzt.
- Quelle: Chronik „Rund um den Hummelsberg – die Verbandsgemeinde Linz/Rhein“
Verfasser: Adalbert N. Schmitz