Heupelzen

500 Jahre Heupelzen

Aus dem Jahrbuch 1995 des Kreisheimat - Verein Altenkirchen-Westerwald

Nachdruck mit dessen Erlaubnis

Autor: Helmut Wagner

Die Ortschaft Heupelzen feierte am 10. und 11.7.1993 ihr nachweisbar 5oojähriges Bestehen. Die im Staatsarchiv Koblenz registrierte Urkunde über die Ersterwähnung von Huypeltzhusen vom 1. 7.1493 wurde in eine verständliche Sprache übertragen .

Auszug:

,,Ich, Hengin von Huypeltzhusen tue kund und bekenne für mich und alle meine Erben und Nachkommen, daß ich recht und redlich einen rechten Erbhoffs verkauft habe und verkauft in Kraft dieses Briefes der Kapelle unserer lieben Frauen zu Hilgerode, einem Kaplan und Kirchengeschworenen daselbst jetzt sind, genannt der Klesenhof mit allem seine Zubehör es sei Haus, Hof Acker Wiesen, Garten, Heide und Weide, Hainbusch (Niederwald) und Hochwald, naß und trocken, besät und unbesät über all nichts davon ausgenommen, wie oder wo das gelegen ist, für eine Summe Geld, die mir der Kaplan und Kirchengeschworene der vorgenannten Kapelle zur Zeit gütlich und wohl bezahlet haben.

Mögen der genannte Kaplan und Kirchengeschworene der genannten Kapelle unserer lieben Frauen zu Hilgerode fortan erblich und zu eu'gen Tagen sich der vorgenannten Hofserben und Gut bedienen und genießen zu all ihrem Nutzen und Willen, damit tun und lassen, brechen und bassen wie mit anderem Erbe und Gut der Kapelle, ungehindert von mir meinen Erben und Nachkommen oder jemand anders von meinen Verwandten, auch alle graflichen Gulden davon geben und bezahlen.

Hierbei sind dabei gewesen meine Kauf und Gerichtsleute mit Namen: (heutige Schreibweise)

- Gobel von Mammeltzhusen, Richter zur Zeit in Altenkirchen (Mammelzen)

- Hincken Heinrich von Birkenbulbel (Birkelbeul)

- Johann von Bosenhusen (Busenhausen)

- der aLde Paulus von Bosenhusen (w.v.)

- Eichmann von Bosenhusen (w.v.)

- Hengings Bruder von Huypeltzhusen (Heupelzen)

- Henne von Huypeltzhusen (w.v.)

- Henne von Kedenhusen (Kettenhausen)

Alle Anwesenden bekennen, daß dieser Verkauf vor ihnen geschehen ist und abgewickelt wurde, wie es geschrieben steht. Auch bekennen die anwesenden Schultheißen und Schöffen daß Clais, Hengings Bruder, für sich und seine Nachkommen ebenfalLs durch Unterschrift dem Hofverkauf zugestimmt hat.

Alles geschah in dem Jair unßers Herrn dusenvierhundertdryundneunzych uff Moendach nechist Sanct Peters und Paulus Dag, dem hilgen apostolen."

Auftakt und offizieller Höhepunkt der Festlichkeiten war ein Empfang der Ortsgemeinde am Samstag, dem 10.7.1993. Viele Gäste, unter ihnen Bürgermeister Heijo Höfer, Altenkirchen, Kreisbeigeordneter Nikolaus Roth, MdB Ulrich Schmalz, MdL Dr. Alfred Beth, der ehemalige Bürgermeister Karlheinz Klöckner, Altenkirchen, Fraktionsvertreter, die Ortsbürgermeister der umliegenden Ortsgemeinden, Vertreter von Banken und Kirchen, Mitglieder der Vereine des Dorfes und natürlich viele Heupelzer und Beuler Bürger fanden sich im Festzelt vor dem Bürgerhaus ,,Helenenhof" ein, um gemeinsam zu feiern.

Den Empfang umrahmte musikalisch der MGV Beul-Heupelzen mit gelungenen Liedvorträgen.

Sicher ist Heupelzen viele Jahre älter als durch die Urkunde von 1493 ausgewiesen», meinte Ortsbürgermeister Erich Pick im Hinblick auf Vermutungen daß es schon zur Zeit der Kelten Siedlungen am Beulskopf gegeben habe.

Auch wenn das Dorf alt sei - hinter seiner Zeit zurückgeblieben sei es wahrlich nicht:

,,Es gibt keine allgemeine dörfliche Rückentwicklung", stellte Pick zufrieden fest. Er verwies auf das große Engagement der Bürger, die sich immer wieder aktiv für ihr Dorf einsetzten. Stolz sei man auch auf die Metzgerei im Ort, den Kfz.-Betrieb,den Betrieb des Landschaftsbaues und - nicht zu vergessen - den gut geführten Tante Emma-Laden. Bedauerlich sei es aber, daß es keine Gaststärte mehr gebe und auch der Fremdenverkehr zurückgegangen sei. Viel Beifall gab es für seine Anmerkung, daß der Ort keine Schulden habe. Da kann ich den Scheck ja wieder mitnehmen', rief ihm gutgelaunt Bürgermeister Höfer zu und unterließ dies zur Freude des Ortsbürgermeisters dann doch.

Der Beigeordnete Nikolaus Roth, der in Vertretung von Landrat Blank sprach überreichte Ortsbürgermeister Pick den Wappenteller des Kreises. Roth betonte daß sich die Gemeinde in den vergangenen Jahren gut entwickelt habe. Es habe keinen Stillstand gegeben. Roth meinte weiter, daß das Image eines Landkreises wesentlich vom Erscheinungsbild der Dörfer abhänge. ,,Und da muß man Heupelzen danken, da es zum guten Ansehen des Landkreises Altenkirchen beiträgt.'

,Dies ist keine bloße Geschichtsstunde, sondern eine Brücke in die Zukunft', würdigte Bürgermeister Höfer das Jubiläum des Ortes. Er führte weiter aus: »In der heutigen Zeit die für Stille und Besinnlichkeit nur wenig Raum laßt, ist es nicht genug Überliefertes zu sammeln und festzuhalten. Es gilt vielmehr, die sich hier anbietende Möglichkeit zu nutzen, um die Kommunikation mit dem Menschen zu suchen und zu erkennen daß es über den materiellen Dingen noch ideelle Werte gibt die höher stehen und das Leben erst lebenswert machen.'

Einen großen zeitlichen Bogen über die Jahrhunderte schlug der Bundestagsabgeordnete Ulrich Schmalz (CDU). Er erinnerte daran, daß erst ein Jahr vor der ersten urkundlichen Erwähnung Heupelzens Kolumbus Amerika entdeckte und gratulierte einem "vitalen Ort". Gleichzeitig lud er die sehr aktiven Heupelzer Vereine zu einem Besuch nach Bonn ein.

Nach einem zwanglosen nachmittäglichem Beisammensein spielte abends die Kapelle "Nero" aus Oberlahr zum Tanze au£ Die Singgemeinschaft Busenhausen brachte zwischendurch einige Liedvorträge zu Gehör.

Der darauffolgende Sonntagmorgen stand im Zeichen eines ökumenischen Zeltgottesdienstes. Pfarrer Niederhausen von St. Jakobus Altenkirchen und der im Frühjahr 1993 in den Ruhestand getretene Pfarrer Gallus von der evangelischen Kirche gestalteten diesen Gottesdienst, der durch Liedvorträge des MGV Beul-Heupelzen und des Kirchen-chores ,"Cäcilia" Beul bereichert wurde.

Mittags hatte die heimische Metzgerei Schüller ein kräftiges Mittagessen vorbereitet. Nachmittags erwartete die Besucher ein buntes Festprogramm. Starker Andrang herrschte zunächst beim Luftballon-Wettfliegen für die Kinder. 100 Jubiläumskarten waren schnell ausgegeben und die Ballons konnten starten.

Anschließend konnte man sich im Kirschkern-Weitspucken testen. Zwischenzeitlich haue der Zauberer "Pierre La Jen" aus Oettershagen im Bürgerhaus seine Künstlerbühne aufgebaut. In zwei Showblöcken zeigte er zahlreiche Tricks und Spielereien. Jung und Alt waren begeistert. Im Festzelt unterhielten derweil die Westerwälder Dorfmusikanten die zahlreichen Gäste aus Nah und Fern. Volkstümliche und heitere Weisen förderten die gute Laune der Besucher. Zum Nachmittagskaffee hatten Frauen des Dorfes über 30 leckere Kuchen gebacken.

Elfriede Niederhausen hatte das alte Spinnrad nochmals hervorgeholt und zeigte insbesondere der Jugend, wie man mit einem solchen Gerät umgeht. Gleich nebenan stand die Korbflechterei von Walter Ochsenbrücher. Auch diese Tätigkeit wird heute nur noch von wenigen Personen beherrscht.

Ein eigens eingerichteter Weinstand war ständig umlagert. Zum Jubiläum wurden besondere Weingläschen mit dem Aufdruck ,,500 Jahre Heupelzen" hergestellt und verkauft.

Zum abendlichen Festausklang saß man noch lange in gemütlicher Runde zusammen. Rechtzeitig zum großen Jubiläum erschien die fast 300 Seiten starke, reich bebilderte Chronik des Dorfes Heupelzen.