Hilgenroth

Aus Hilgenroths Vergangenheit

Aus dem Jahrbuch 1992 des Kreisheimat-Verein Altenkirchen-Westerwald

Nachdruck mit dessen Erlaubnis.

Autor: Kurt Idelberger

Am 25. Februar 1722 zeigen zwei Waldknechte aus Hilgenroth folgendes an:

Hans Henrich Raeder (Rader?) zu Hilgenroth hat im Hauberg zwei Buchen ohne Erlaubnis gehauen.

Johann Heinrich Reiter aus Unterschützen habe in der Delle an der Schneiße einen Karren voll junger Maibuchen abgehauen. Strafe 2 fl.

Reformierte Untertanen bitten 1722 um gelegentlichen Gottesdienst zu Hilgenroth, ,,so von der Kirchspiels-Kirche weit und ferne abgelegen", daß unser 2. Prediger H. Brucher solchen Gottesdienst zu Hilgenroth anfangen und gegen eine Zusatzrente Erkenntlichkeit zeigen möge.

Gez. Untertanen von Helmeroth, Flögert, Idelberg, Isert, Eichelhardt, Racksen, Nassen, Volkerzen, Hilgenroth, Beuel, Olsen und Hubelzen (Heupelzen).

Der Richter Martin Kochhäuser zu Hilgenroth stellt 1742 an die gräfliche Verwaltung den Antrag, neben dem Halten eines Kram, auch eine Gastwirtschaft zu betreiben. Im folgenden Antrag stellt er dann Hilgenroth vor.

Wir evang. Lutherische in Hilgenroth halten an allen Sonn- und Feiertagen unsern Gottesdienst. Da wir auch des öfteren Predigt in der Woche haben, so besuchen uns auch andere Dörfer. Nun ist doch dieser Ort dergestalt, daß Fremde und Reisende darin wederEssen noch Trinken haben können, mithin weder Handel noch Wandel daselbst ist.

Ich habe versucht meinen Ort vorzustellen und bitten wollen, mir gnädigst zu erlauben, daß in meinem Haus neben Brot backen auch Bier und Wein verkauft werden dar£

Vom Amtsverwalter Schulz in Altenkirchen wird unterm 7. Juni wegen der von Martin Kochhäuser, Richter zu Hilgenroth, suchenden Erlaubnis, vor Fremde Brot und Weck zu backen, folgendes mitgeteilt: Eine Wirtschaft ist abzuweisen, ein Kram jedoch erlaubt.

Pfarrgefälle von Hilgenroth, von der Mühle zu Neiterschen. 21. Januar 1747

Wohl und Hochedel-Geborene zur Hochfürstl. Canzlei

Denselben muß gehorsamst zu vernehmen geben, wie die Mühle zu Neiterschen alljährlich zu Martini einen Erbzins von 15 Rader-Gulden als ein Stück der Hilgenrother Pfarr-Besoldung zu entrichten hat. Weil nun die Zahlung auf Martini 1746 noch rückständig, der Müller auch gütlicher Forderung kein Gehör geben will, sondern darauf rechnet, daß er, weil die Mühle durch einen Herrschafts-Wechsel, Hochgräfl. Hachenburgische Herrschaft privative zugefallen, keine Zehendl. Execution zu befahren habe.

Also haben wir Ew. Hochwohlgeborene gehorsamst ersuchen wollen, Hochgeneigte Verfügung zu tun, daß dieser Schuldner zu gebührendem Abtrag angehalten werden möge:

Verharren indessen mit allem Respekt

gehorsamster ergebenster Diener C. Friderici

Wegen der Kriegsunruhen konnte in Hilgenroth vom 14. April -15. Mai 1759 kein Gottesdienst gehalten werden.

Streit hat es in Hilgenroth öfter gegeben. Man war auch früher nicht immer friedfertig. So wird aus dem Jahre 1765 von Pfarrer Friderici folgendes berichtet: Der Schöffe Hüllbüsch ließ mir vom vorigen Jahr 6 fl. Eckerngeld abfordern, da ich ein Schwein mit aufgetrieben, 5 Schweine aber mit großen Kosten außer Land gehalten. Pfarrer Friderici ist aber nicht bereit, die geforderten 6 fl. zu zahlen. Er verweist auf Gebertzhahn (Gebhardshain), wo der Pfarrer auch kein Eckerngeld zu zahlen habe. Acht Tage später kam der Schöffe und junge Unterschulz als Deputierter der Gemeinde und behauptete, "mein seliger Vater hätte dergleichen allemal gegeben, wovon mein Bruder das Gegenteil behauptete."

Es sei folgende Anmerkung erlaubt. Pfarrer Johann Wilhelm Friderici war nur drei Jahre Pastor in Hilgenroth. Er war der älteste Sohn von Johann Christoph Friderici, vormals Pfarrer in Hilgenroth von 1718-1762. Pfarrer Friderici hat dann um einen geringen Aufschub gebeten, er wolle sich nur erkundigen, sei aber bereit, seine Schuldigkeit abzutragen. Am nächsten Morgen ließ der Schöffe ihm sagen, wenn er das Geld nicht schicke, könne er seine Schweine daheim behalten, denn sie würden doch wieder fortgejagt werden.

Pfarrer Friderici schreibt nun an die Canzlei in Altenkirchen und bittet um Klärung des Streitfalles. In Punkt 2 dieses Schreibens heißt es dann, ,,denen Bauern, welche ich um 6 fl. willen nicht würde entlaufen sein, ihr impertinentes Wesen nachdrücklich zu verweisen, sie zu mehr Bescheidenheit anzumahnen und besonders bei schwerer Strafe zu befehlen, daß sie mir das Vieh von der Herde zu st6ßen sich nicht wieder unterfangen und ihren Hochmut ablegen sollen." Ungefähr ein halbes Jahr später ist Pfarrer Friderici im Dezember 1765 in Hilgenroth verstorben.

Im Jahre 1777 heißt es in einer Akte, die Hilgenrother Pfarr- und Schulgüter betreffend. Nachdem bei hiesiger Canzlei die Anzeige geschehen, daß die zur ev. lutherischen Pfarrei und Schule in Hilgenroth gehörigen Grundstücke an Gärten, Wiesen und Feldern in ihren Grenzen außerordentlich unrichtig und garnicht versteinert seien. Bei der folgenden Aufmessung und Versteinung durch den Geschworenen Landmesser Schneider hatte man den Schulzen Friderici aus Altenkirchen zugezogen. Selbiger stammte aus Hilgenroth und war ein Bruder des verstorbenen Pfarrers Johann Wilhelm Friderici. Die Kosten der Vermessung betrugen 42 fl. und 4 Silbergroschen.

Die Aufmessung hatte folgendes Ergebnis: 1. Felder, 14 Parzellen, 24 Morgen, 3 Viertel, 33 Ruthen, 1 Schuh. 2. Wiesen, 12 Parzellen, 3 Morgen, 12 Ruthen, 3 Schuh. 3. Gärten und Bitzen, 5 Parzellen, 1 Morgen, 27 Ruthen, 5 Schuh.

Am 4. Juli 1782 bittet der Pfarrer Ebhard aus Hilgenroth um Kostenerstattung für den Bau einer Wasserleitung zur Berieselung der Steinwiese bei Obererbach. Kosten 8 fl. und 30 Silbergroschen.

Am 13. Juli wird der Canzlei in Altenkirchen anbefohlen, dem Pfarrer Ebhard aus Hilgenroth die zur Verbesserung der Steinwiese aufgewendeten Kosten für den Bau einer Wasserleitung (Berieselung) in Höhe von 8 fl. und 30 Silbergroschen zu erstatten.

Der vorerwähnte Pfarrer Ebhard stammte aus Bendorf am Rhein. Von seinen 5 Töchtern und 2 Söhnen sei hier Christian Henrich Wilhelm erwähnt, geboren am 23. September 1785, er lebte in Bonn und hatte der Gemeinde einen Betrag von 220 Thlr. zur Beschaffung einer Orgel gegeben und auf mannigfache Weise Liebe und Anhänglichkeit an seine Heimatgemeinde bewiesen.

Am 27. Januar 1785 wird aus Hilgenroth berichtet, daß der Kirchhof durch Schweine sehr mißhandelt werde. Sobald einer beerdigt ist, kommen die Schweine und verderben und verwühlen die Gräber. Es sieht bald so aus, als hätten selbige ihren Wühl- und Suhlplatz dort. Hierüber sind der Gemeinde schon einige Befehle zugestellt, hat aber nicht fruchten wollen. Nachdem die Anzeige zur Hochfürstl. Canzlei geschehen ist, daß der Kirchhofin Hilgenroth wieder sehr mißhandelt wurde, geschieht dem Amt Altenkirchen hierdurch der Auftrag, diesem unerlaubten Mißstand und Unordnung mittels Verordnung der Gemeinde Hilgenroth bei schwerer Strafe zu untersagen und dem dasigen Amtsschöffen die pflichtmäßige Aufsicht hierauf aufzutragen.

Im Jahre 1786 wird einem Muther (Bergwerksbetreiber) aus Hilgenroth empfohlen, die Brauneisensteingrube bei Hilgenroth stillzulegen, weil der Brauneisenstein bei Hütten nicht anzubringen sei.

Kriegsschäden und Plünderungen der französischen Sambre Armee 1795: Pastor Ebhard meldet einen Schaden von 535 fl., Arnold Kutscher 24 fl., Schulmeister Schmidt 15 fl. Bei der Schadens-meldung von Pastor Ebhard sind wahrscheinlich die Schäden an der Kirche in Hilgenroth mit enthalten.

100 Jahre Geschichte eines kleinen Dorfes im Westerwald:

Hilgenroth, "worin eine evang. lutherische Kirche ist und 18 Räuche sind."

Niedergeschrieben auf - mittlerweile - vergilbten Papier, oft auch schwer entzifferbar, aber doch von unersetzbarem Wert.

 

Quellennachweis:

LHA. Koblenz, Abr. 30 einige Akten.

Dahlhoff: Geschichte der Grafschaft Sayn.