Die Katholische Kirchengemeinde Katzwinkel-Elkhausen von 1872 bis 1987
Aus dem Jahrbuch 1988 des Kreisheimat-Verein Altenkirchen - Westerwald
Nachdruck mit dessen Erlaubnis
Autor: Hermann Reifenrath
Zur Pfarrei Wissen, Dekanat Erpel, gehörte der mit einem eigenen Kuratpriester versehene Filialdistrikt Elkhausen; dieser besteht als solcher seit dem 20. April 1872. Vor der Gründung der Filialgemeinde gehörten die Katholiken dieses Distriktes ebenso zur Pfarrei Wissen. Als Kirchweg wurde der Weg über die ,,Alte Poststraße" benutzt. Die Wegstrecken von den einzelnen Orten bzw. Höfen fand ich im Handbuch der Erzdiözese Köln von l~1 genau angegeben. Als weiteste Entfernung zur Kirche nach Wissen ist Fähringen mit 11,1 km angegeben.
Der Filialbezirk, der sich ziemlich kreisförmig um den Ort Elkhausen als Mittelpunkt ausdehnt, umfaßte sämtliche zum Schulbezirk Elkhausen, Katzwinkel gehörende Orte sowie einige zum früheren Schulbezirk Mühlenberg gehörende, der Sieg entlang liegende Orte, nämlich Vorderhardt, Wingertshardt, Mühlenberg und Seifen, ehedem auch Niedergüdeln, jetzt Schulbezirk Elkhausen, ferner Obergüdeln, Staade und Dasberg, jetzt Schulbezirk Katzwinkel, die kirchlicherseits zu Elkhausen gerechnet wurden.
Die Seelenzahl betrug damals zwischen 800 und 900. Als Raum £ür den Gottesdienst diente der im Jahre 1859 erbaute Schulsaal mit dem damals gleichzeitig angefügten Chörchen, an das 1872 eine kleine Sakristei angebaut wurde. Das erste heilige Meßopfer feierte in diesem Schulsaal in Verbindung mit seiner Einsegnung Herr Pfarrer Steinbusch aus Wissen am 12.2.1872. An Christi Himmelfahrt, am 9.5.1872, kam der erste Rektor von Elkhausen, der Neupriester Franz ,Schwarz, der zum ersten Male Hochamt mit Predigt für seine Gemeinde hielt. Der Gottesdienst wurde von nun an regelmäßig an Sonn- und Werktagen gehalten.
Die junge Gemeinde entwickelte sich vorteilhaft und sehnte sich mehr und mehr nach einem eigenen Gotteshaus", so Rektor Schwarz. Es wurde ein Baufonds eingerichtet, der bald mehrere hundert Taler aufwies. Der Fürst von Hatzfeldt-Wildenburg war mit der Gemeinde für die Errichtung einer neuen Kapelle und bewilligte die Schenkung des Bauplatzes sowie die unentgeltliche Lieferung sämtlicher Bau-Bruchsteine. Am 25.4.1879 bereits konnte der Grundstein der ersten Kapelle gelegt werden - in der jungen Gemeinde ein großer Freudentag. Den Grund- und Aufriß der Kapelle hatte der Baumeister August Lange aus Köln entworfen. Die Bauausf'ührung machte die Firma Hermann Koenemund aus Wissen.
Ohne Unglücksfall wurde die Kapelle erbaut und am 3.8.1879 unter feierlichem Umzug und Übertragung des Allerheiligsten aus dem Schulsaal in die Kapelle eingeweiht. Mit vielen Festgästen freute sich besonders Dechant Steinbusch aus Wissen mit der Gemeinde und gab mit dem Text des Evangeliums ,,Mein Haus ist ein Bethaus" der Freude und dem Dank Ausdruck gegen Gott und allen, die zum Gelingen des großen Werkes beigetragen hatten.
Am 7.1.1888 erhielt der erste Rektor seine Versetzung nach Mariadorf bei Aachen. Nachfolger wurde Martin Eschenbrücher. Im Jahre 1889 erhielt die Rektoratgemeinde einen eigenen Friedhof. ,,Die verstorbenen Gemeindeglieder mußten bis dahin nach Wissen beerdigt werden, was namentlich zur Winterszeit bej tiefem Schnee von den entlegensten Ortschaften wie Ebenseifen, Fähringen mit geradezu ungeheuerlichen Schwierigkeiten verbunden war." So der Chronist von damals. Als erste wurde Witwe Adam Schneider aus Katzwinkel auf dem neuen Friedhof beerdigt.
Am 3.8.1893 wurde die Kapelle und der Hochaltar zu Ehren des Heiligen Bonifatius durch den R. H. Weihbischof Dr. Fischer geweiht. 1894 wurden am Weißen Sonntag die Kinder des Rektoratsbezirkes in der hiesigen Kapelle zur Heiligen Kommunion geführt. Rektor Eschenbrücher wurde am 15.1.1895 nach Horbach als Pfarrer versetzt. Bis September 1895 blieb die Rektoratstelle unbesetzt. Der Gottesdienst wurde aushilfsweise von Wissener Priestern gehalten. Am 3.9.1895 wurde dann der Neupriester Paul Josef Koch aus Bensberg zum Rektor ernannt. Ein Freudentag der Gemeinde war die Priesterweihe des Peter Rödder, eines Sohnes der Gemeinde, im Dom zu Köln. Am 23.8.1895 wurde unter großer Beteiligung der Heimatgemeinde in Elkhausen seine Primiz gefeiert.
1904 wurde der katholischen Gemeindevertretung die Einrichtung einer eigenen Vermögensverwaltung genehmigt. Pfarrer Koch erhielt am 4.9.1904 die Versetzung nach Friesenhagen. Als Nachfolger wurde am 10.9.1904 Heinrich Zimeons aus Brand bei Aachen ernannt. Am 1.8.1906 wurde auch vom Staat die Errichtung der selbständigen Kapellengemeinde bestätigt, so daß nun die Kapellengemeinde einen eigenen Vermögenshaushalt und zum ersten Mal einen Kirchenvorstand erhielt, bestehend aus sechs Kirchenvorstehern.
Der 19.3.1907 war wieder ein großer Tage in der Gemeinde. Pater August Hombach aus Hönningen feierte in der Heimatgemeinde seine Primiz. Am 31. Mai 1907 fand die erste Fronleichnamsprozession in der Gemeinde statt. Da die Kapelle besonders an Sonn- und Feiertagen den räumlichen Anforderungen nicht mehr gerecht wurde, wurden immer mehr Stimmen laut, die Kapelle zur Kirche zu erweitern. Der Bonifatiusverein hatte ein Kapital von 5.815 Mark bereits angespart. Die erzbischöfliche Behörde wurde um Bewilligung einer Diözesankollekte für die Erweiterung der Kapelle ersucht. Die Gemeinde mußte entsprechende Unterlagen mit Bauplan vorlegen und auf gute Eigenleistungen verweisen können. Der Baufonds konnte bis 1910 um weitere 4.000 Mark aufgestockt werden. Am 21.1.1908 wurde Rektor Zimeons zum Rektor der Kapellengemeinde Much ernannt. Nach seinem Weggang meldete sich lange kein neuer Rektor. Die erzbischöfliche Behörde ernannte dann den Kaplan Nelles aus Essen-Krey zum Rektor von Elkhausen. Doch der spätere Rektor Wilhelm Lücking schreibt dazu in der Chronik: ,,Herr Nelles kam, sah, nahm eine Retourkutsche - und ward nicht mehr gesehen." Die Elkhäuser, die sich diesen, ihr Selbstbewußtsein verletzenden Ausgang nicht zu erklären vermochten, schrieben die Schuld dem damaligen schlechten Wetter zu, das die Schönheiten Elkhausens arg verhüllte. Erzürnt, aber nicht entrnutigt, faßte man im Einverständnis mit der Wissener Geistlichkeit zur Verhütung ähnlicher Vorkommnisse in Elkhausen einen ,,Schwarzen Plan", dessen Ausführung nur zu gut gelingen sollte. Als nämlich am Mittwoch in der Karwoche Rektor Lücking die Fahrt zur ,,Besichtigung" der Rektoratsstelle antreten wollte, wurde ihm eröffnet, es sei alles zur feierlichen Einführung des neuen Rektors bereit. ,,Und in der Tat: als unser Wagen vor Elkhausen erschien, lag das Dorf im reichsten Schmuck der Fahnen, Kränze und Bogen vor mir. In Nimrod wartete unser die in Prozessionen aufgestellte Gemeinde, und ehe ich mich erholt hatte, stand ich im Ornat vor der Prozession." So wurde Wilhelm Lücking ohne vorherige Besichtigung, aber mit Bauernschläue Rektor von Elkhausen.
Am 5.1.1909 konnte die bisherige Rektorwohnung für 5.000 Mark von der Fürstlich-Hatzfeldt'schen Verwaltung in den Besitz der Gemeinde übergehen. Doch gleichzeitig wurden schon Pläne für den Umbau des Hauses diskutiert. Die Gemeinde befürwortete an anderer Stelle ein neues Haus, während sich der Kirchenvorstand mit dem Plan, das bestehende Gebäude aufzustocken, durchsetzte. Damals ist hierüber zwischen der Gemeinde und dem Kirchenvorstand heftig gestritten worden. Anfang Dezember 1909 war der Erweiterungsbau abgeschlossen und fand dann schließlich die Anerkennung der ganzen Gemeinde.
Kaum war der Rektor eingezogen, da wurde er nach Ippendorfbei Bonn versetzt. Am 23.5.1910 war Einführung des neuen Rektors Jakob Braun. Ihm blieb dann die große Aufgabe der Erweiterung der Kirche. Die Ausführung eines Bauplanes übernahm Diözesanbaurat Statz, Köln.
Der Erweiterungsbau der Kapelle war so gedacht, daß nach Abbruch des Chores an der Kapelle ein Querschiff angebaut würde, woran der neue Chor sich anschließt, rechts vom Chor war dann ein Glockenturm und links die neue Sakristei geplant. Zur Finanzierung wurde erneut eine Diözesankollekte beantragt, die die Gemeinde für den 6.4.1911 genehmigt bekam und die einen Erlös von ca. 8.000 Mark erbrachte. Unter dem 18.8.1911 erfolgte die Baugenehmigung des Erzbschöflichen Generalvikariates mit der Bemerkung: ,,Auf die Eingabe erwidern wir unter Rücksendung von Plan und Kostenanschlag, daß der Entwurf gutgeheißen werden kann."
Nach Weißen Sonntag 1912, an dem 90 Kinder zur Ersten Heiligen Kommunion kamen, wurde mit dem Abbruch des Chores begonnen. Die Arbeiten am Erweiterungsbau waren dem Unternehmen Lorenz Schneider und Sohn aus Katzwinkel übertragen worden. Am 10.12.1912 bereits war die Einweihung der Kirche Anlaß zu einem bedeutenden Fest in der Gemeinde. Nach längerem Bemühen bekam 1914 die Gemeinde die Urkunde über die Pfarrerbebung. Die Kapellengemeinde Elkhausen hatte ein weiteres großes Ziel ihrer Wünsche erreicht und war ab 1.7.1914 Pfarrei.
Am 18. Oktober 1921 schied Pfarrer Jakob Braun aus der Pfarrgemeinde. Als Nachfolger wurde Josef Herpers, zuletzt Kaplan in Fischeln bei Krefeld, eingeführt. ,,Die weltliche Einführung verlief in der schönsten Weise und ließ Mut und Hoffnung aufkommen für das Jahr 1922", so Pfarrer Herpers. Anfang 1923 wurde ein Sohn der Gemeinde, Peter August Hombach, aus Hönningen zum Erzbischof von Honduras ernannt. Zu Weihnachten 1927 erhielt die Pfarrkirche neue Glocken: eine Glocke zu Ehren der Gottesmutter, eine zu Ehren des Heiligen Bonifatius und eine Glocke zu Ehren des Heiligen Josef.
Am 23.9.1930 wurde Pfarrer Herpers zum Pfarrer an St. Martin in Neuß-Hedesheim ernannt. ,,So scheide ich von Elkhausen, wo ich keine Stunde Leid gehabt und wo Friede und Eintracht in der ganzen Pfarrgemeinde wohnt", so Pfarrer Herpers.
Zum 30.12.1930 wurde Pfarrer Füsgen zum Pfarrer von Elkhausen ernannt, dessen feierliche Einführung am 25.1.1931 stattfand. Der 15.2.1931 war wieder ein Freudentag besonderer Art, konnte doch unter größter Beteiligung der Heimatgemeinde Albert Schmidt aus Hecke seine Primiz Im Kriegsjahr 1942 mußten auch in Elkhausen die Glocken der Pfarrkirche abgegeben werden. Zu Weihnachten 1949 konnte zum ersten Mal in Katzwinkel in einer Baracke der Grube ,,Vereinigung" das heilige Opfer gefeiert werden. Doch wurde der Wunsch nach einer eigenen Kirche in Katzwinkel nun mit Nachdruck verfolgt. Ein Kapellenbauverein wurde gegründet. Am 18.6.1954 hatte die Pfarrkirche wieder neue Glocken, welche an diesem Tage feierlich gweiht wurden.
Am 31. Oktober 1957 trat Bruder Lukas, unser Pfarrkind Eugen Röttgen aus Wingertshardt, in Genua die Seereise nach Formosa an, wo er als Klosterbruder wirkt. Pater Alfons Höfer erhielt am 11.4.1958 in Costa Rica die Bischofsweihe.
Am 12.7.1959 konnte durch Dechant Adenäuer aus Wissen der Grundstein für die Kirche in Katzwinkel gelegt werden.
Bischof Alfons Höfer kam am 13.5.1960 aus Costa Rica zum ersten Heimatbesuch. Die ganze Gemeinde freute sich mit den Angehörigen und besonders mit dem Bischof selbst. Am 11.12. 1960 konsekrierte er mit nachfolgender Pontifikalmesse die Kirche in Katzwinkel.
Am 31.7.1962 wurde Pfarrer Peters auf seinen Antrag hin in den Ruhestand versetzt. Josef Salg, zuletzt Kaplan in Gelnhausen, wurde zum 1.8.1962 zum Pfarrer von Elkhausen ernannt.
Am 27.7.1968 konnten viele aus der Heimatgemeinde Elkhausen-Katzwinkel dabei sein, als in Frankfurt/M. Pater Alfons Höfer 5. J. aus Hönningen die hl. Priesterweihe empfing. Am 4.8. feierte er dann unter großer Anteilnahme der Bevölkerung sein Primiz in der Heimatpfarrei.
Ein bedeutendes Datum in der Geschichte der Pfarrgemeinde war der 25., 26. und 27. August 1972, als sie ihr hundertjähriges Bestehen im großen Rahmen auch in Verbindung mit dem hundertjährigen Bestehen des Kirchenchores Cäcilia feiern konnte.
Im Jahre 1980-81 fand eine gründliche Renovierung der Pfarrkirche statt, die dringend notwendig war. Dankenswerterweise hat das Erzbistum Köln sich an den Kosten maßgeblich beteiligt, so daß nach etwa einjähriger Bauzeit sich die Kirche innen und außen in neuem Glanz präsentierte.
Am 4.10.1986 ging Pfarrer Josef Salg nach 24 Jahren selbstloser seelsorgerischer Tätigkeit in denRuhestand. Am 7.12.1986 erfolgte die Einführung des neuen Pfarrers Christian Feldgen in der Gemeinde St. Bonifatius. Wegen des Priestermangels ist Pfarrer Feldgen gleichzeitig auch Pfarrer der Gemeinde St. Elisabeth Birken-Honigsessen.
Nach nun 115 jähriger Pfarrgeschichte können wir dankbar Rückblick halten auf eine lebendige, kirchliche Tradition in der Gemeinde und Gott bitten, daß er über dieser seiner Gemeinde wache, damit sie auch in Zukunft fruchtbarer Weinberg des Herrn bleibe.
Verzeichnis der in der Kirchengemeinde Elkhausen-Katzwinkel tätigen Geistlichen:
Rektor Franz Schwarz vom 20.4.1872 bis 7.1.1888
Rektor Martin Eschenbrücher vom 17.1.1888 bis 15.1.1895
Rektor Josef Koch vom 3.9.1895 bis 19.9.1904
Rektor Johann Heinrich Zimeons vom 23.9.1904 bis 21.2.1908
Rektor Wilhelm Lücking vom 2.4.1908 bis 2.5.1910
Rektor Jakob Braun vom 23.5.1910 bis 18.10.1921
Am 31.7.1914 Pfarrerhebung
Pfarrer Josef Herpers vom 20.12.1921 bis 23.9.1930
Pfarrer H. Füsgen vom 30.12.1930 bis 8.3.1932
Pfarrer Hubert Peters vom 1.4.1932 bis 31.7.1962
Pfarrer Josef Salg vom 16.9.1962 bis 4.10.1986
Pfarrer Christian Feldgen seit 7.12.1986
(Quellen: Pfarrarchiv Elkhausen)