Mehren

Die romanische Kirche in Mehren

Aus dem Jahrbuch 1978 des Kreis Heimatverein Altenkirchen/Wester-wald

Nachdruck mit dessen Erlaubnis

Autor: Julius Seifen


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Die evangelische Pfarrkirche in Mehren gehört in die Reihe der kleinen dreischiffigen Bruchsteinbauten mit flachgedecktem Schiff und gewölbten Chor, wie sie für das Ende des 12. und den Anfang des 13. Jahrhunderts auf dem Westerwald charakteristisch sind; aus dieser großen Gruppe, die auf eine besonders reiche Bautätigkeit auf dem Westerwald zu jener Zeit schließen läßt, sind die Kirchen in Birnbach und Flammersfeld schon fürher mit Hilfe der Rheinischen Provinzialverwaltung hergestellt worden. Dem Kirchlein in Mehren kommt innerhalb dieser Gruppe eine etwas größere Bedeutung zu, weil einmal die Chorpartie eine reichere Ausbildung mit Lisenen und Bogenfriesen aufzuweisen hat und weil sie außerdem einen überaus malerischen Fachwerkaufbau trägt, auf dessen Erhaltung die Denkmalspflege den größten Wert legen mußte. Dieser niedrige Aufbau aus der Mitte des 18. Jahrhunderts in der charakteristischen kräftigen Fachwerkkonstruktion des Westerwaldes hat lediglich den Zweck gehabt, Mittelschiff und Chor unter ein einheitliches Dach zu bringen, weil die Dichtung des Anschlusses des Chordaches an dem Ostgiebel des Schiffes Schwierigkeiten machte; es ergibt sich das aus der im Pfarrarchiv erhaltenen Niederschrift eingehender Verhandlungen, die im Jahre 1744 über die bald darauf wohl ausgeführten Herstellungsarbeiten geführt wurden.

Schon damals befanden sich auch die Seitenschiffe, die neue Fensteröffnungen erhielten, in sehr schlechtem Zustand und sind wenigstens teilweise zugleich mit den Dächern erneuert worden; wahrscheinlich ist gleichzeitig auch der ganze Bau mit einem deckenden Putz versehen worden. Die Kosten einer durchgreifenden Instandsetzung der im Laufe des 19. Jahrhunderts stark vernachlässigten Kirche und ihrer sehr ärmlichen Ausstattung sind im Jahre 1907 auf 11.500 Mark ermittelt worden, nachdem die Putzhaut des 18. Jahrhunderts beseitigt worden war. Bei den im Frühjahr 1910 begonnenen und im Jahre 1911 abgeschlossenen Arbeiten ergab es sich jedoch alsbald, daß die Seitenschiffe einschließlich der nördlichen Seitenkapelle infolge des sehr schlechten Zustandes des Mauerwerkes fast ganz erneuert werden mußten. Die hierfür benötigten Bausteine (Bruchsteine) konnten einem am Ortsrand von Mehren, in unserem Familienbesitz befindlichen Steinbruch entnommen werden, nachdem dieselben zuvor von hinzugezogenen Geologen auf ihre Tauglichkeit (Farbe, Festigkeit und Form] hin, geprüft worden waren. Das ersparte der Gemeinde erhebliche Kosten, zumal auch die Arbeiten zur Gewinnung der Steine von Gemeindegliedern selbst ausgeführt wurden. Hier wurden Namen wie Bellersheim und Deneu aus Kraam bekannt.

Auch sonst erforderten Mauer- und Dachflächen weitgehende lnstandsetzungsarbeiten; sämtliche Türen und Fenster mußten erneuert werden. Im Inneren mußten die Wand- und Gewölbeflächen fast ganz neu verputzt werden; der Plattenbelag war neu herzustellen, und von der Ausstattung sollte nur die jedoch stark ausgebaute und interessante Emporeanlage der Barockzeit erhalten bleiben.

Zum Schluß ist nach Angaben und unter Aufsicht des Malers A. Bardenhewer, Köln, eine schlichte Ausmalung mit einzelnen ornamentalen Motiven durchgeführt worden. Infolge der als notwendig sich herausstellenden Neuaufführung der Seitenschiffe und der weitergehenden Wünsche der Gemeinde bei der Ausstattung der Kirche hat sich naturgemäß der Kostenanschlag von 11.500 Mark nicht einhalten lassen; es sind vielmehr insgesamt 17.200 Mark durch die Arbeiten erforderlich geworden. Hiervon haben der 49. Rheinische Provinziallandtag im Jahre 1909 2.000 Mark und der Provinzialausschuß im Jahre 1912 nochmals 500 Mark bereitgestellt; der evangelische Oberkirchenrat hat 4.500 Mark und die Provinzialsynode 3.000 Mark bewilligt, der Rest von 7.200 Mark ist von der Gemeinde selbst aufgebracht worden - für damalige Zeiten ein recht beachtlicher Beitrag.

Die Leitung der Arbeiten lag seinerzeit in den Händen des Kreishochbaumeisters (späteren Kreisbaurats)

Metzler, Altenkirchen.


Anmerkung:

Einer der Pfarrer an der dortigen Kirche war Christian Jacob Stoehr (1801 - 1880), dessen Name in den heute noch benutzten Abendmahlskelch eingraviert ist. Er traute dort unter anderem seine Tochter Emilie Luise Karolie Wilhelmine (1846 - 1924) mit dem Pfarrer Johannes Jüngst (1841 - 1932), der später nach Viersen zog und für seine Verdienste den roten Adlerorden 4. Klasse erhielt.


siehe auch  Fotos der Kirche in Mehren


*) © 2003 by Horst Ascheid, Almersbach