Das Dorf MEHREN im Wandel der Zeiten
Aus dem Jahrbuch 1978 des Kreis Heimatverein Altenkirchen - Westerwald
Nachdruck mit dessen Erlaubnis
Autor: Artur Bitzer
Mehren liegt im Mehrbachtal, einem romantischen und sagenumwobenen Seitental der Wied. An der Quelle des Mehrbaches, etwa am Fuße des Berges Mönchskopf, ist die Sage vom Geldborn entstanden und an der Mündung die von den drei Ritterbuben auf der Burg Ehrenstein. Auch das Herzstück des Tales, das Dorf Mehren, hat seine Sage, wie nachher noch zu lesen sein wird.
Mehren! Mihr sagt man mundartlich, und allgemein heißt die Gegend dort än de Mihr, man sagt aber auch äm Mihedschen". Hinsichtlich der Lage des Dorfes sprechen die Nicht-Mihedscher mit einem Ouäntchen Bosheit gerne vom ,,Mihedscher Loch". Der Mehrbach, der bei der Ruine und dem Kloster Ehrenstein in die Wied mündet, ist die Mihr. Dorf und Bach haben im Dialekt gleiche Namen. Seit wann das so ist, weiß man nicht. 1031 nannte sich das heutige Mehren ,,Meirne", 1406 Meerne" und gegen Ende des 15. Jahrhunderts "Myrne". Auf den beiden historischen Landkarfen in "Westerwald im Bild" ist auf der einen ein Ort mit ,,Myrl" und auf der anderen der gleiche Ort mit ,,Mir!" bezeichnet. Ohne Zweifel ist mit beiden Ortsnamen das Dorf Mehren gemeint. Die geographischen Genauigkeiten lassen zu wünschen übrig, denn Myr! und Mir! liegen mit Mihr nicht auf einem Breitengrad, verglichen mit neueren Landkarten. Das darf man nun nicht so haargenau nehmen, weil die Kartographen damals noch nicht so firm waren wie heutzutage. Sie lassen auf denselben Landkarten ja auch die ,,Weed" (Wied) unweit Dierdorf entspringen.
Orts- und Flußnamen hat es bekanntlich von jeher seine eigene Bewandtnis gehabt., haben sich immer wieder verändert. Schaut man vom ,,Wolfshahn" - Flurname am Rande der Gemarkung Weyerbusch - über "Föschmihr" (=Forstmehren) hinaus ins Mehrbachtal, sieht man in der Ferne zwischen Bäumen und Häusern das Mihedscher Wahrzeichen, den Kirchturm, hervorragen. Der AnbIick, für einen Landschaftsmaler oder Fotografen ein lohnendes Objekt, läßt irgendwie was Geheimnisvolles "än dem Mihedscher Loch" vermuten. Der Ortskern, mit gepflegten Fachwerkhäusern, gruppiert sich um das altehrwürdige Gotteshaus. Abgesehen von etlichen Gebäuden neuerer Bauart, könnte man sich in frühere Jahrhunderte zurückversetzt fühlen und in Versuchung geraten, Träumereien nachzuhängen. Darüber hinaus gibt es im Dorf tatsächlich etwas, was der Gedankenwelt Anregungen zu geben vermag, über längst vergangene Dinge und Zeiten nachzugrübeln. Es sind die gewölbten Keller im Hause des Kaufmanns Kramer, die ein übriggebliebenes Stück Mittelalter vermuten lassen und über deren Herkunft und Alter völliges Dunkel herrscht. Sechs Stufen führen in die Tiefe, in ein fensterloses, gruselig anmutendes ,,Verlies" von 2,9()m Länge, 2,50 m Breite und 2,10 m Scheitelhöhe, in dem seit Jahr und Tag Spinnen samt ihren Netzen sich ungestörter Daseinsfreude hingeben können. An der gewölbten Decke sind rechts und links ]e ein vom Rost zerfressener Eisenring eingelassen. In derartige Blindgewölbe warf man in vergangenen Zeiten unbequeme Gefangene, die in den seltensten Fällen das Tageslicht wiedererblickten. In solchen Kerker hat Friedrich d. Gr. seinen früheren Freund und späteren Todfeind, den in die preußische Geschichte eingegangenen Friedrich Freiherr von der Trenk, einlochen lassen, weil der ein Techtelmechtel mit des Königs Schwester Amalie gehabt haben soll. Wenn Kellerräume und Verlies Bilder der Vergangenheit aufrollen und erzählen könnten, wer weiß, was dabei herauskäme.
An den Neubau des Kaufmanns Kramer lehnt sich ein Fachwerkbau an, der allgemein als ,die alte Schule" bezeichnet wird. Dieses Haus gehört zu den ältesten spätgotischen Bauwerken dieser Art in Rheinland-Pfalz. Eine kurze Erwähnung findet es auch in Die Kunstdenkmäler des Kreises Altenkirchen. Dem Landesamt für Denkmalspflege in Mainz ist dieser spätgotische Bau eingehend bekannt. Daß er unter Denkmalschutz steht, ist eine Selbstverständlichkeit.
Einstmals hat in Mehren eine Burg gestanden. Nun darf man sich darunter nicht wer weiß was für einen Palast mit Burgfräuleins, Spießknechten, Zinnen, Türmen und dergleichen vorstellen. Nein! Es war eine sogenannte Wasserburg, eine Burg des niederen Dorfadels. Ein durchaus festes Gebäude, vom Wasser des Mehrbaches umspült mit Zugbrücke und wahrscheinlich einem kleinen Turm. Der Sage nach soll der Burgherr ein durch und durch redlicher Mann gewesen sein, mit irdischen Gütern aber nicht allzureichlich gesegnet. Einmal hat sich eine Jagdgesellschaft, lauter Westerwälder Rittersleute und Burgherrn, nach beendeter Jagd bei ihm aus purem Schabernack eingeladen und ihn buchstäblich leer gefressen und gesoffen, also noch ärmer gemacht, als er ohnehin schon war. Hinterher haben die Freßsäcke und Saufbrüder sich auch noch über den Gastgeber wider Willen lustig gemacht. Zur Strafe dafür gehen sie nachts auf dem Gelände, wo die Burg gestanden hat, um. So erzählt es die Sage. Ältere Dorfbewohner wissen sich zu erinnern, daß noch zu Anfang dieses Jahrhunderts Mauerreste und Gestein zu sehen waren. Heute ist alles dem Erdboden gleichgemacht und längst Gras darüber gewachsen. An die Burg erinnert nur noch eine Eintragung in der
Flurkarte beim Katasteramt Altenkirchen: ,Flur 1 In der Burgwiese".
Die Antwort auf die Frage nach dem Alter des Dorfes wird immer nur ein Achselzucken, mit ,wer weiß". sein können.,, Mihr" wird, wie auch andere Dörfer, eine keltische Gründung sein, was nicht besagen soll, daß vorher nicht schon andere Völker hier gehaust haben. Nach den Kelten kamen die Germanen. Über sie wissen wir am meisten von den Franken, die als unsere Vorfahren gelten, ein Zusammenschluß mehrerer freier Germanenstämme.
Im 8. Jahrhundert sind die Westerwälder Franken zum Christentum bekehrt worden. Einige Historiker vertreten die Ansicht, daß das schon etliche Jahrhunderte früher geschehen sei. Wann es auch immer gewesen sein mag, die wotangläubigen Mihedscher werden der neuen Lehre zunächst abwartend und wohl auch mißtrauisch gegenüber gestanden haben. Und die erste Kirche in Mehren? Sie ist, so wird angenommen, zur Zeit der fränkischen Karolinger (768 - 843) als kleine Holzkirche errichtet worden. Man könnte sich vorstellen, daß die störrischen Mihedscher solch einen Holzbau hin und wieder aus heidnischer Bosheit in Flammen aufgehen ließen. Im 12. Jahrhundert ist dann die erste massive Kirche aus Steinen gebaut worden. Teile von ihr sollen sich noch an der jetzigen befinden.
Aus der Zeit vor der Reformation ist nicht allzuviel bekannt. Anno 1406 wird ein Herr Rorich Henrici de Meerne (von Mehren), Priester der Diözese Köln, genannt. Richter zu Mehren waren im 15. Jahrhundert Teilgin von Fiersbach 1430, Henne Dunst von Mehren 1431-1440 und Hyntze von Hemmelzen 1492. Das ,,de" bzw. "von" bedeutet nicht, daß diese Männer etwa ,,blaues Blut" in den Adern gehabt hätten. Nein! Es hätte ebensogut aus Meerne (Mehren), aus Fiersbach und aus Hemmelzen heißen können. Hyntze von Hemmelzen (damals Hemmelhusen genannt) muß ein tüchtiger Mann gewesen sein, denn ,,zu miz Winter am Johanadach", also mitten im Winter, am 27. Dezember 1491, verpachtete ihm die gräflich-saynische Verwaltung die Mühle zu Nutershausen, d. i. das heutige Neitersen.
Der erste lutherische Pfarrer in Mehren war Jost Fischer (1560-1600), von dem angenommen wird, daß er vorher katholischer Geistlicher gewesen sei. Der zweite war Honorlus Wurich (160~1605), der von dem rabiaten Grafen Wilhelm von Sayn fortgejagt worden ist, weil er sich nicht sofort zur reformierten Lehre bekannte. Dieser Graf soll mit keinem viel Federlesens gemacht haben, und wer nicht sofort parierte, flog aus Amt und Würden. Dieser von Sayn war, was die Religion betraf, ein grober Landesvater.
Im 17. und 18. Jahrhundert ist den Mihedscher durch Kriegswirren mit Mord und Totschlag, Plünderung und Brandstiftung übel mitgespielt worden. Wie grausam der Dreißigjährige Krieg gewesen Ist, geht daraus hervor, daß der spätere Geschworene des Kirchspiels, dessen Jugend in die traurige Zeit fiel, geschrieben hat: ,,Das Land ist ganz ruiniert, geplündert, in vier oder fünf Jahre keine Frucht gewonnen, die Mannschaft vom Feind erschossen oder ermordet, so daß wohl 1 Tag 10-15 umkommen sind; was übrig geblieben an der Pestilenz, Hunger oder rother Ruhr gestorben der 10. Mann nicht blieb".
Pfarrer Johann Theodor Leuscher (1722-1739) hat besonders zu leiden gehabt. 1735 zog eine französische Heeresabteilung plündernd über den Westerwald, überfiel das Pfarrhaus in Mehren und schleppte den Geistlichen und einige Gemeindeglieder, die alle zu Fuß gehen mußten, mit. Als sie nicht mehr laufen konnten, durften sie sich zwar auf einen Wagen setzen, fielen aber bei dem schnellen Fahren unterwegs herunter. Leutscher verletzte sich dabei schwer an der Achsel. Sie wurden bis Trier mitgenommen und dort noch 18 Wochen festgehalten. Bei der Rückwanderung wurden sie erneut von einem französischen Offizier festgenommen. Es heißt In dem Bericht hierüber wörtlich: ,,Der ließ sie die ganze Nacht über bei kaltem Wetter in ein garstig enges Loch unmenschlicher Weise werfen". Leuscher war hinfort ein kranker Mann und ist vier Jahre später an den Folgen der Strapazen gestorben.
Aus dem österreichischen Erbfolgekrieg (1740-1748) berichtet die Chronik, daß im Kirchspiel Mehren französische Offiziere wie gemeine Soldaten "ohne unterscheidt von allen vier Colonnen Vieh geraubt, Jagd, Feldfrucht und Fischerei ruiniert hätten". Beim Abzug der Truppen mußten die Bauern des Kirchspiels den Franzosen mit 13 Pferden und 31 Paar Ochsen bis Niederhadamar Vorspann leisten. Von der damaligen Zeit schreibt ein Schriftsteller sehr treffend: ,,Da werde es Einquartierung geben, Erpressung, Plünderung, wenn man so einem verfluchten Franzosen nicht die Perücke mit Goldstaub pudere, die Stiefel nicht mit Mandelöl schmiere und das Gewissen mit Krontalern, dann schlage er das ganze Haus zusammen".
Aus dem Jahre 1779 vermeidet der Chronist: ,,Durch heftigen Sturm, wie ihn noch niemand dahier erlebt hat, war vom Kirchturmhelmdach ein Stein 4-6 Fuß lang (etwa 1,20-1,50 m) nebst Kreuz abgestürzt". Dieses Malheur war natürlich nicht auf Kriegsereignisse zurückzuführen. Pfarrer war zu dieser Zeit Hermann Konrad Altgelt (1776-1804), Schultheiß war von 1794-1800 Karl Friedrich Lommier vom Ortsteil Adorf.
In früheren Jahrhunderten, im Mittelalter, und es ist wohl nicht vermessen, zu behaupten, daß schon lange vor Christi Geburt ,,äm Mihedschen" das Töpferhandwerk betrieben worden Ist. Professor Kossack von der Universität Kiel schreibt in einer Abhandlung über die Germanen, in dem von Pierre Grimal, Professor an der Sorbonne, Paris, herausgegebenen Buch "Der Aufbau des römischen Reiches" bezüglich Eisenindustrie, Glasherstellung und Keramik: Ähnliche Züge verfolgt man nördlich der Lahn bis zum Rand des rechtsrheinischen Schiefergebirges usw.". Zumindest hat es also Töpferei auch im Mehrener Raum gegeben; der dazu benötigte Ton war vorhanden. Und so wird man es auch hier verstanden haben, ihn sich nutzbar zu machen; denn nur mit der hohlen Hand sind auch in frühester Zeit Wasser und Milch nicht geschöpft worden. Wenn auch bisher, wie etwa im Kannebäckerland, keine Funde aus vorchristlicher Zeit zu verzeichnen sind, besagt das noch lange nicht, daß irgendwo äm Mihedschen nicht derartige Beweisstücke unter der Erdoberfläche verborgen liegen.
In jüngster Zeit ist man bei Ausschachtungsarbeiten in Mehren auf Scherrwelen (Scherben) gestoßen. Diese Funde beweisen eindeutig, daß alles, was in Küche und Keller und Im Krug zum grünen Kranze benötigt wurde, in Mehren hergestellt worden ist. Die Stücke stammen allerdings nicht aus grauer Vorzeit. Sie sind jüngeren Datums, vielleicht aus dem 16, 17. oder 18. Jahrhundert. Krug- und Kannebäcker in Mehren!
Anton Remy aus Bendorf a. Rh. hat 1737, in dem für das Mehrbachtal nicht gerade günstigen Jahrhundert, den Versuch gewagt, die noch tätigen Töpfer des Kirchspiels zu einer Zunft zu vereinigen (5. Heimatkalender 1967, Beitrag von W. Schneider, ,,Die Kannebäckerzunft in Mehren"). Ober seinem Vorhaben hat kein guter Stern geleuchtet und seine Pläne von vornherein zum Scheitern verurteilt. Das Kannebäckerland im Unterwesterwald hatte eben doch bessere Tonerde, als die bis heute noch bekannten Tongruben bei Giershausen und Fiersbach herzugeben vermochten. Kriegereignisse in den verschiedenen Jahrhunderten haben mit dazu beigetragen, daß die Keramik-Industrie äm Mihedschen zum Erliegen kam.
Auch den Siegburger Töpfern ist es so ergangen, von denen man weiß, daß ein Teil ins Kannebäckerland abgewandert ist. Es liegt durchaus im Bereich des Möglichen, daß auch Mehrener Töpfer dorthin verzogen sind. Unterlagen darüber sind bisher nicht bekannt geworden. Die Töpfer nannte man auch "Euler", und ihre Werkstatt war die " Eulerei". Der Name ist abgeleitet von dem uralten Wort "Ulla", d. h. Topf.
1767 zählte man in Mehren, wozu die Ortsteile Acker, Adorf, Hardtmühle und Seifen gehören, insgesamt 29 Haushalte. Eine Statistik aus dem Jahre 1821 weist das Vermögen der Gemeinde aus. Es heißt da u. a. 51 Morgen und 103 Ruthen Wald, 1 Brücke (wahrscheinlich über den Mehrbach), 2 Ortstafeln, 3 Feuerleitern, 3 Feuerhaken, 1 Wachthorn, 1 einstöckiges Backhaus (Backes) und mit der Gemeinde Ziegenhain gemeinschaftlich 453 Morgen und 100 Ruthen Wald. Die in Mehren stationierte Feuerspritze war Eigentum des Kirchspiels. Das bezeugt nachstehender Wortlaut:
Das ich als Sprützenmeister die Mehrkirchspiels Feuersprütze in Verwahrung habe, wird hiermit von mir attestiert. Mehren den 6. März 1821 Anton Bay".
Die Mehrener Schule war zu dieser Zeit in einem zweistöckigen Hause untergebracht. An Raumen waren vorhanden: 1 Wohnstube mit 3 Fenstern und einem runden Stubenofen, 1 Schulstube mit 6 Fenstern und einem Stubenofen mit Windröhren, 2 Kammern, eine mit einem Fenster und eine mit zwei Fenstern versehen. 1 Küche und 1 Keller. Dann noch 1 Schweinestall am selben Gebäude". Zur Schule gehörten noch eine Scheuer mit Stall und Heuboden, 24 Ruthen Garten, 2 Morgen 82 Ruthen Ackerland und 1 Morgen 125 Ruthen Wiese.
1837 standen außer der Kirche, der Schule und dem Pfarrhaus 35 Wohnhäuser und ebensoviel Ställe, Schuppen und Scheunen im Dorf. Daneben gab es eine Getreidemühle, zwei Ölmühlen und eine Knochenstampfmühle. Die Einwohnerzahl betrug 230 Köpfe, wovon 19 Juden waren. An Häusern und Einwohnerzahl rangierte Mehren in der Bürgermeisterei Weyerbusch an erster Stelle. Die Statistik weist an Viehbestand nach: 5 Pferde, 1 Bulle, 37 Ochsen, 79 Kühe, 66 Stück Jungvieh' 17 Schafe, 9 Ziegen und 58 Schweine.
Die Hardtmühle war, wie alle Mühlen in ehemals saynischen Landen, eine sogenannte Bannmühle. Das bedeutete, daß namentlich genannte Bauern der umliegenden Ortschaften ihr Getreide in keiner anderen Mühle mahlen lassen durften, d. h. sie waren an die ihnen zugewiesene Mühle gebannt. Dieser Bestimmung lagen zwei Hauptursachen zugrunde. Einerseits sollten die Mühlen in etwa gleich ausgelastet sein, und andererseits wollte man die stets und ständig sich wiederholenden "Mäckesereien" (Zänkereien) der Bauern untereinander in den Mühlen auf ein Mindestmaß reduzieren. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst hat wohl nie so richtig geklappt. Sich in den Mühlen mäckesen, gehörte sozusagen zum Mahivorgang.
1831 war die Hardtmühle im Besitz der Erbpächterin Elisabeth Nieht. Ihr wurde zusammen mit Karl Hobräck der Betrieb einer oberschlägigen Ölmühle und einer Knochenstampfmühle durch die königliche Regierung in Koblenz unter mehreren Auflagen genehmigt. Betrieben wurden die Neuanlagen aus demselben Mühlenteich (Klause] wie die Mahlmühle. Das unbeschränkte Vorrecht in der Benutzung des Wassers hat bei der Mahlmühle zu verbleiben, lautete eine der Bedingungen. Gespeist wurde die Klause aus dem Mehrbach.
Der provisorische Schullehrer, Küster und Glöckner Wilhelm Marenbach, der zuvor in Weyerbusch ,,Schule gehalten hatte", ist am 20. April 1844 durch die Regierung in Koblenz in dieser Stelle ,,definitiv" bestätigt worden (für endgültig sagte man anno dazumal definitiv). Er war über 20 Jahre lang Mitglied des Gemeinderates, wie auch Emil Julius Rehborn, der von 1874 bis 1900 Pfarrer zu Mehren war und sich ebenfalls in der Gemeindepolitik betätigt hat. Rehorns Schwiegervater, Christian Jakob Stöhr, war dort von 1828 bis 1874 Seelsorger.
Am 5. Juni 1847 ist im Gemeinderat entschieden worden, daß Hand- und Spanndienste geleistet werden mußten. Dieser Beschluß erfolgte im Zusammenhang mit dem Bau der Rheinstraße von Weyerbusch nach Neuwied durch den Bürgermeister Fr. W. Raiffeisen. Für ein Pferdefuhrwerk sind 4, für ein zweispänniges Ochsenfuhrwerk ebenfalls 4 und für ein einspänniges Ochsenfuhrwerk 2 Tage Handdienste angerechnet worden. Mit Kühen bespannte Fahrzeuge wurden nicht angenommen. Man benötigte ja auch Leute für den"Handdienst' und da die ,,Kuhbäuerchen" wohl recht zahlreich waren, paßte das ausgezeichnet. Gemeindevorsteher war dazumal ein Mann namens Zöllner.
Daß die Nachkommen der Mihedscher Franken gute preußische Patrioten geworden waren, geht daraus hervor, daß im Monat August 1857 im Gemeinderat, unter Vorsteher Reinhard, einstimmig beschlossen worden ist, zur Errichtung eines Denkmals für Seine Hochselige Majestät König Friedrich Wilhelm III von Preußen" zwei Thaler aus der Gemeindekasse beizusteuern.
Viele Jahre sind seitdem ins Land gegangen. Zwei verlorene Kriege innerhalb von rd. 30 Jahren haben von manchen Mihedscher Familien Opfer gefordert. In unserem Jahrhundert hat sich vieles verändert. Im Tale der Mihr klappert keine Mühle, und kein Wasserrad dreht sich mehr. Kein Fuhrmann knallt mehr mit der Peitsche, und kein Echo schallt vom Berg zurück ins Tal. Das und vieles andere gehört unwiderruflich der Vergangenheit an. Auch die Kanzel ist anno 1969 bei der Renovierung der Kirche nicht wieder aufgestellt worden. Der Pastor soll künftig den Mihedscher nicht mehr über die Köpfe hinwegpredigen.