Notscheid
(von
Eberhard Krebs)
liegt an
der alten Fernstraße,
die von Heddesdorf über den Rennweg, die Linzer Höhe,
Asbach
zur Hohen Straße Köln-Frankfurt führte. Die
Straße teilt das Dorf in Notscheid linzerseits und Notscheid
neustädterseits. Von Notscheid Linzer Seite waren 1618
achtzehn
Bürger(innen) im Linzer Bürgerbuch eingetragen.
Nach den
statistisch-topographischen
Angaben von 1829 umfaßte die Gemeinde Notscheid
außer
Notscheid den Weiler Hilkerscheid, das ehemalige Kloster St. Katharinen
und den Hof Rennenberg. Sie zählte zusammen in 42
Wohnhäusern
224 Bewohner. Davon entfielen auf das Dorf Notscheid (Linzer Seite) 26
Häuser mit 129 Einwohnern, auf Neustädter Seite gab
es 1781
nach dem Neustädter Hahnenbuch sieben Häuser.
Die
Notscheider lebten fast
ausschließlich von der Landwirtschaft, die 278 Morgen Acker-
land, 59 Morgen Wiesen und 8 Morgen Gärten umfaßte.
Wegen
des kaltgründigen Bodens und des oft rauhen Klimas wurden nur
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Wispel Roggen, 54 Wispel Hafer und 37 Wispel Kartoffeln, sowie 400 Ztr.
Heu gezogen. Es gab 12 Pferde, 17 Ochsen, 64 Kühe und 40
Stück Jungvieh. Nur Hafer und Heu wurden im
Überfluß
gezogen.
Ein Lehrer
unterrichtete an der
Elementarschule, die sich im Vikariegebäude in St. Katharinen
befand, 39 Kinder. Im Jahre 1900 zählte die Schule von
Notscheid
71 Kinder; davon kamen 27 aus Notscheid Linzer Seite und 16 aus
Notscheid Neustädter Seite, die anderen Kinder kamen von
Hilkerscheid, Rennenberg und St. Katharinen.
1803 wurde
in Notscheid eine Kapelle
des hl. Georg errichtet. Die 1816 ein Vermögen von 800 Talern
besaß und der 1841 ein Bürger Nußbaum ein
Kapital von
100 Talern und später noch einmal von 200 Talern stiftete um
die
Unterhaltung der Kapelle zu sichern. 1880/81 wurde sie durch eine
Herz-Jesu-Kapelle in neugotischem Stil ersetzt.
Im Verlaufe
unseres Jahrhunderts wurde
Notscheid durch zwei technische Errungenschaften an die Entwicklung der
modernen Zeit angebunden. 1911/12 erhielt Notscheid den Kopfbahnhof
„St. Katharinen“, der mit der Bahnstrecke
Linz-Altenkirchen
am 1. Oktober 1912 eröffnet wurde. Der Zug wurde jeweils von
Linz
nach Notscheid, bzw. von Neustadt nach Notscheid wegen der starken
Höhenunterschiede geschoben. Von Linz nach Kalenborn betrug
der
Höhenunterschied 296 m, von Notscheid bis Elsaff 190 m. Bis
1924
konnten die starken Neigungen nur mittels eines Zahngetriebes
überwunden werden. Sechs bis acht Personenzüge und
vier bis
sechs Güterzüge verkehrten täglich auf der
Strecke. Die
Zerstörungen des 2. Weltkrieges kündeten das Ende der
Bahn
an. Am 13. Juni 1945 keuchte die Bahn zwar wieder von Linz nach
Vettelschoß und ab dem 8. Oktober 1945 bis Mettelshahn, aber
schon ab Dezember 1949 verkehrte nur noch ein Personenzugpaar auf
dieser Strecke. Am 28. Mai 1960 um 18.16 Uhr fuhr dann der letzte
Personenzug von Linz nach Neustadt, wo er 70 Minuten später
ankam.
Bis Ende 1960 befuhren noch ein paar Güterzüge die
Strecke
bis Neustadt, aber dann war endgültig Schluß.
Die zweite
technische Errungenschaft
war das 1927/28 erbaute „Kreisgruppenwasserwerk Linzer
Höhe“, das die Höhendörfer
früher als
anderswo mit Wasser aus dem Wiedtal versorgte, das von Kodden
über
drei Zwischenpumpstationen in den Wasserturm nach Notscheid geleitet
wurde. Der Turm wird nach seinem Erbauer „Zeigefinger des
Leggwies“ genannt. 1973 wurde das Wasserwerk
aufgelöst und
an die Fernversorgung des Kreiswasserwerkes eingegliedert.
- Quelle:
Rund um den Hummelsberg
– die Verbandsgemeinde Linz/Rhein
Verfasser:
Adalbert N. Schmitz