Rimbach

Ein Dorf "Im Grund"

Aus dem Jahrbuch 1987 des Kreisheimat-Verein Altenkirchen - Westerwald

Nachdruck mit dessen Erlaubnis

Autor: Artur Bitzer

Im Kirchspiel Bimbach gibt es drei Dörfer, die neben ihrem Namen noch eine besondere Lagebezeichnung ihr eigen nennen. Marenbach, Oberirsen und Rimbach liegen ,,Im Grunde" (,,Öm Grond"), und die Bewohner dieser genannten Ortschaften sind hiesigem Dialekt zufolge ,,Grönner". Der Gesangverein führt den Namen: ,,Männergesangverein - Im Grunde".

Oberirsen ist seit 1970 das Hauptdorf im Grunde. Auf dem Ortsschild ist zu lesen: Oberirsen Kreis Altenkirchen. Auf den beiden anderen steht Oberirsen -Ortsteil Marenbach bzw. Oberirsen -Ortsteil Rimbach. Des Schreibens kundige Männer schreiben diese Namen vor etwa 50 Jahren Mardelbach, Rimpach und Guersell.

Etwa auf halbem Hang entspringt aus mehreren kleinen QIlellen in der Gemarkung Bimbach der Scharfenbach. Beim Durchfließen der Grenze nach Nordrhein-Westfalen hin - etwa 500 m unterhalb der früheren Rimbacher Mühle - ist diesem Wasserlauf der Name Irsenbach zugelegt worden. Diesen Namen behält er bis zur Einmündung in die Sieg bei Imhausen.

Wenn man vor Birnbach ,,Auf der Höhe", Höhenlage lt. topographischer Karte 1: 25.000 = 293,6 Meter NN' auf der Landstraße 277 in nördlicher Richtung fährt oder zu Fuß geht, kommt man zuerst nach Oberirsen mit einer Höhenlage von 234,7 Meter. Dieser Höhenpunkt ist auf der Karte verzeichnet, wo es links abgeht nach Marenbach. Wir lassen dieses Dorfbuchstäblich links liegen und kommen alsbald nach Rimbach. Mit 16 Feuerstellen war Rimpach um das Jahr 1600 herum das größte Dorf im Kirchspiel Bimbach. Es war damals und ist auch heute noch ein ausgesprochenes Haufendorf oder Runddorf wenn man über die Neubauten am Dorfrand geflissentlich hinwegsieht.

Im 17.Jahrhundert sind in der Kirche zu Birnbach Kirchenbücher eingeführt worden, in denen der Tauftag eines Kindes, der Tag einer Eheschließung und der Tag einer Beerdigung eingetragen worden sind. Hierfür einige Beispiele: Am 14. Januar 1685 hat Peter Schneider eine junge Tochter taufen lassen und ist Anna Maria genannt worden. Am 3. Februar 1667 hat Conrad Marenbach ein junges Söhnlein taufen lassen und ist Johann Christian genannt worden. Am 27. September 1706 ist Johannes Pfeiffer mit Sara Johann Heinrich Schneider nachgelassene Tochter daselbst copuliert worden. Am 9. August 1719 hat Gotthard Vester ein Kind begraben lassen. Am 3. Dezember 1727 ist Gerhard Mäueler mit Elisabeth Catharina Heinrich Ochsenbrüchers Tochter copuliert worden. Am 27. April 1719 hat Balthasar Bitzbrücher ein Kind begraben lassen. Am 20. Mai 1720 ist Johannes Pfeiffer begraben worden. Derartige Formulierungen waren damals gang und gäbe und nicht zu beanstanden.

1822 besaß das Dorf Rimbach an Waldungen 465 Morgen, 86 Ruthen und 8 Schuh, den 13. Teil der Pfarr- und Schulgüter und den 13. Teil der Pfarr- und Schulgebäude in Birnbach. Zum Kirchspiel Birnbach gehörten die Gemeinden, Birnbach, Hasselbach, Hemmelzen, Hilkhausen, Marenbach, Neitersen, Niederölfen, Oberölfen, Rimbach, Werkhausen, Weyerbusch und Wölmersen.

Drei Feuerleitern, drei Feuerhaken, ein Wachthorn, zwei Ortsschilder und eine Schultafel waren Gemeindeeigentum. Der Schöffe hieß Schmidt, und die beiden Deputierten (Mitglieder des Gemeinderates) waren Marenbach und Enders. 1837 standen im Dorf Rimbach 1 Mahlmühle, 1 Ölmühle, 17 Wohnhäuser, 17 Ställe, Schuppen und Scheunen. Die Einwohnerzahl betrug 103 Personen, wovon eine Person der kath. Kirche angehörte. 2 Pferde, 13 Zugochsen, 31 Kühe, 22 StückJungvieh, 11 Ziegen und 9 Schweine bildeten den Viehbestand. Die Getreidemühle gehört der Vergangenheit an, und von der Ölmühle weiß man nur noch den Platz, wo sie einmal gestanden hat.

Vor Jahren war an einem Hause in Rimbach ein Wegweiser mit der Beschriftung ,,Herchen" angenagelt. Leider ist der verschwunden. Auf einer alten Landkarte aus dem Jahre 1607 ist eine Markierung eingezeichnet mit der Beschriftung: Der Weuerspat von Herchen nach Rimpbach (s. auch Heimat-Jahrbuch 1973 S.44-48). Diese Markierung ist auf neueren Landkarten nicht mehr verzeichnet.

Am Wege von Weyerbusch nach Leuscheid heute Leuscheider Straße - hat am Wegrand auf der Parzelle ,,Am alten Zollstock" ein großer viereckiger Stein mit eingemeißeltem Buchstaben gestanden. Das hat mir vor etwa zehn bis zwölf Jahren ein alter Rimbacher namens Schumacher erzählt. Die Buchstaben wären aber fast unleserlich gewesen, und die Waldbesitzer hätten den Stein zerschlagen, um mit den Gesteinsbrocken die Löcher auf den Wegen einzuebnen. Es hat sich wahrscheinlich um einen Grenzstein gehandelt, und der Wortlaut zeigt an, daß sich hier die Grenze zwischen Herzogtum Berg und Grafschaft Sayn befand und man beim Überschreiten dieser Grenzmarkierung eben im Ausland war.

Ein anderer historischer Grenzstein aus dem Jahre 1776 stand bis vor etlichen Jahren in der Haarnadelkurve an dem Holzabfuhrweg, wo die Gemeinden Kuchhausen und Rimbach aneinander grenzen. Eines Tages war der Stein weg. Weiße Farbflecken und Striche sollten andeuten, daß eine Grenzvermessung durchgeführt worden sei. Das ,,vermutete" ein Waldfachmann auf Rheinland-Pfälzischer Seite. Eine Anfrage beim Katasteramt Altenkirchen stieß auf ungläubiges Erstaunen. Ich habe dann die Sache auf sich beruhen lassen, wie man zu sagen pflegt. Dieser ,,Moolschdeen" (Mahlstein) heißt auf einer Karte aus dem Jahre 1821 ,,Stein am Endes des Landgraben". Er ist abgebildet im Heimat-Jahrbuch 1973, S.45. In irgendeinem Museum wird er gut aufbewahrt werden.

Oben erwähnter Herr Schumacher aus Rimbach erzählte mir auch, daß in den Befreiungskriegen 1813 (Österreicher, Preußen und Russen gegen Napoleon) Kosaken in Rimbach einquartiert waren. Rimbach sei zu dieser Zeit mit einem Holzzaun umgeben gewesen. Die Kosaken hätten sich aber nicht daran gestört und seien auf ihren Pferden über den Zaun gesprungen. Allzuhoch wird er deshalb wohl nicht gewesen sein. Die Kosaken waren die besten Reiter der leichten russischen Kavallerie. Daß sie hier in der Gegend gewesen sein müssen, hatte ich in frühester Jugend auch schon von ganz alten Leuten erzählen hören.

Das Geschehen in Rimbach 1945

Gegen Ende des II. Weltkrieges sind die Dörfer Rimbach und Oberirsen, ohne eigenes Zutun, auf ungute Art und Weise in das Kriegsgeschehen verwickelt worden. Im März 1945 hat sich der später durch Selbstmord geendete Generalfeldmarschall Model in der Gastwirtschaft Katzmann, Rimbach, einquartiert; in der Gastwirtschaft Pick, Oberirsen, General Hübner, der Leiter des Standgerichts West, dazu Oberstleutnant Anton Ernstberger und Obersleutnant Paul Penth als Beisitzer zu diesem Standgericht. Auf Befehl Hitlers mußte über fünf Offiziere der Wehrmacht das Todesurteil gefällt werden, weil sie die Remagener Brücke über den Rhein nicht gesprengt bzw. nicht genügend verteidigt hatte. Es waren Major Scheller, Major Strobel, Major Kraft, Hauptmann Bratge und Oberleutnant Peters. Bratge wurde in Abwesenheit verurteilt. Er hat den Krieg überlebt. Zwei der zum Tode verurteilten Offiziere wurden am 13. März 1945 in Rimbach und zwei am 14. März in Oberirsen im nahen Walde durch Kopf- bzw. Genickschuß getötet und dann verscharrt. Ein Jahr später sind sie auf dem Friedhof in Bimbach neben anderen Soldaten beigesetzt worden. Bei der Umbettung wurde festgestellt, daß die vier bei der Erschießung gefesselt waren.

Die Gebeine des Major Strobel sind auf Veranlassung seines Sohnes in die Heimat überführt worden. Frau Scheller hat beim Landgericht Landshut die Rehabilitierung ihres Mannes beantragt. Dem Antrag wurde stattgegeben. Die Gräber der Offiziere werden auf dem Friedhof der Gemeinde Bimbach neben den anderen Soldatengräbern gepflegt und in Ordnung gehalten.

Der frühere Generalfeldmarschall Model soll in einem Tagesbefehl an seine Armee zu dem Urteil über die fünf Offiziere den Satz verwendet haben: ,,Wer den Tod in Ehren fürchtet, stirbt in Schande". Dabei hat er wohl noch nicht daran gedacht, sich kurze Zeit später das Leben zu nehmen.

Quellenangabe zu dem Geschehen ,,Im Grunde":

Die Heimat in Scherben von Willi K. Micheh

Verschiedene Artikel v. Willi Müller, Redakteur der Rhein-Zeitung, und sonstige Zeitungsartikel