(von Wilfried Göbler)
Das ehemalige Hofgut Schönerlen
mit dem heutigen Campingplatz Schönerlen der Familie Kopper befindet sich
zweifelsohne an einem historischen Ort besonderer Art im Westerwald.
Bereits im Jahre 855 hat hier
Kaiser Lothar aus karolingischem Geschlecht eine Urkunde datiert (*11).
Daraus ist zu schließen, dass
es sich bei Schönerlen um ein Königsgut gehandelt haben dürfte, noch bevor es
das wiedische Grafengeschlecht gab und auch der Name „Westerwald“ noch
unbekannt war.
Doch
1347 kannte man Schönerlen als Hof „an den Erlen“ im wiedischen Kirchspiel
Rückeroth. Es handelte sich zu dieser Zeit auch um wiedischen Besitz, vergeben
als Lehen an die Familie v. Erlen, eines Zweiges der v. Schupbach, die ein
Ankerkreuz in ihrem Wappen führte (*04).
Aus
dieser Familie stammten die Ritter Rorich v. Schubach, (1335– um 1360) auch von
den Erlen genannt, 1335 Burgmann zu Herschbach und 1339 Burggraf zu Hartenfels,
verheiratet mit Lukart. Beider Söhne waren: Engelbrecht v. d. Erlen
(1362-1387), genannt Kulbach (1374), verheiratet mit einer v. Cramberg (1365),
Johann v. d. Erlen, genannt Kulbach (1362) und Gottfried oder Godart v. d.
Erlen, genannt Kutemuyl (1362-1402), Amtmann zu Hartenfels und Schultheiß zu
Montabaur (*04).
Die
Namensverwandtschaft v. d. Erlen und Kulbach/Kutemuyl lässt darauf schließen,
dass der Familie auch die heutige Kautenmühle gehörte, von der anzunehmen ist,
dass sie zwischen 1607 und 1631 mit der neuen Mühle Kaulbach gleichzusetzen ist
(*04).
1455
und 1511 wird der Hof Erlen als freier Hof im Bann Maxsain genannt und noch vor
1663 von Bertram von Herschbach und Schenck zu Schweinsberg wieder an die
Wieder Grafen, nämlich an Graf Friedrich v. Wied verkauft, der hier ein Haus
baute, das er „Schönerlen“ nannte.
1683
legte Graf Friedrich v. Wied, der sehr oft auf diesem Landsitz weilte, den
Hausweiher und 1691 den Postweiher an.
Und
Graf Friedrich Wilhelm v. Wied-Neuwied verkaufte den Hof dann später wieder mit
der an Landkommissar Bachoven verpfändeten Fischerei an Graf Rudolf Johann
Waldbott v. Bassenheim.
1699
befindet sich der Hof auf saynischem Hoheitsgebiet (*12).
Doch
1787 wurde der Hof von Wied-Neuwied wieder zurückgekauft.
Im
Jahre1746 war der Hof Ziel eines kurtrierischen Überfalls, wie die Akte Nr. 338
IV b 10-15 des Hauptstaatsarchivs in Wiesbaden zu berichten weiß.
Im
Jahre 1792 scheint der Hof Schönerlen nicht mehr zu existieren und auch 1807
gibt es keine Hofgebäude mehr. An der Stelle des Hofes Schönerlen wurde vor
1820 am Hausweiher das Fischhaus gebaut, das seit 1832 häufig bezeugt wird.
Und um 1910 wurde auch zur
Bewirtschaftung der zahlreichen Weiher der Fürstlich-Wiedische Hof Schöenerlen
wieder aufgebaut (*04).
(*28)
Das
fast hundertjährige Hofgut Schönerlen auf einer Ansichtskarte
aus den
70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts
Als die frühesten Hofleute und
Bewohner von Hofgut Schönerlen sind ausweislich des Steinener Kirchenbuches
folgende Familien und Personen genannt:
1676 Ehemann Gisberth in Schönerlen wird
Vater und 1680 wird
Catharina Gisberth, wahrscheinlich die Kindermutter,
als Pate erwähnt.
1682 Henrich
Lunebecker und Ehefrau wohnen in Schönerlen und
bestatten am 14.01.1682 in Rückeroth ihren Sohn Georgen.
1683
“Hel Sorry” vom Herrenhof (Schönerlen) wird
als Pate erwähnt.
1687 Herbert Stumpf, Hofmann in Schönerlen,
wird als Pate erwähnt.
1688 Herbert Stumpf ist Hofmann in Schönerlen, als
ihm und seiner
Ehefrau Christine in Schönerlen eine
Tochter geboren wird.
1690 Herbert Arent (Geburt einer Tochter am
23.11.1690 in Schönerlen).
1690 Herbert
und Christine Stumpf (beide als Paten erwähnt).
1703 Antonius
Klein und Ehefrau Catharina wohnen in Schönerlen,
als dem Ehepaar in Schönerlen eine Tochter Maria Marcret geboren wird.
1709 Hans
Baltes Forst und Ehefrau Elsa Marcret wird in Schönerlen
ein Sohn Johann Jacob geboren und
drei weitere Kinder folgen bis
1722.
1710 bis
1718 Abraham Bachoven u. Johanna Maria geb. Weyering
(Geburt
mehrer Kinder in Schönerlen).
1741 Gabriel
Henckel ist Hofmann in Schönerlen und ihm wird von
seiner Ehefrau Anna Elisabeth der
zweite Sohn geboren.
Der erste Sohn kam in Wettenfeld zur
Welt.
1751 Anna
Elisabeth Klein, die Ehefrau von Jeremias Klein,
stirbt in Schönerlen.
1760 Hans Kober
und Ehefrau, wohnhaft in Schönerlen, bestatten
am 12.02.1760 ihr Kind.
Hans Kober wird Separatist genannt.
1766 Conrad Trapp
aus Hünsborn/Olpe u. Maria Christina mit Kind Anna
Gerthrauda
erwähnt.
1763 stirbt
der Pächter auf Hof Schönerlen, Hermanus Bender, und
seine Witwe, Anna Elisabeth, heiratet
1766 Johs. Jacob Seelbach
aus Steinen, den Pächter auf Hof
Seeburg.
Hermanus Bender wird Separatist
genannt.
1767 Johann
Herbert Thiel aus Rückeroth ist Pächter und Hofmann
in Schönerlen. Er und seine Ehefrau Maria Margaretha geb. Steul aus
Goddert heiraten1752 in Rückeroth
und haben zw. 1757 u. 1785 zwölf
Kinder, von denen eines bereits 1768 in Schönerlen stirbt. Nach den
Geburtseintragungen kamen die Kinder jedoch erst seit 1777
in Schönerlen zur Welt und vorher in Rückeroth.
1775 Johann
Wilhelm Steinebach heiratet am 20.02.1775 Anna Maria Tiehl,
eine Tochter von Johann Herbert Thiel und Ehefrau Maria Margaretha in
Schönerlen, und ihre beiden Kinder kommen 1776 und 1778 in
Schönerlen zur Welt.
...
1940 Friedrich
Fürst zu Wied wird als Eigentümer und Oberfischmeister
Diplomlandwirt
Konstantin Dorfner als Gutsverwalter am 17.08. bei der Grundsteinlegung für ein
Zweifamilienhaus genannt (*28).
Heute: Eigentümer und Inhaber des Campingparks
Hofgut-Schönerlen ist die
Familie Kopper.
Es gab in älterer Zeit zwei
Fischhäuser an der Westerwälder Seenplatte, früher auch Nassauische Seenplatte
genannt. Eines befand sich am Dreifelder Weiher bei Schmidthahn (*03) und ein
anderes am Hausweiher, unweit vom Hofgut Schönerlen und Stahlhofen (*04).
Das Fischhaus am Dreifelder
Weiher existierte etwa ab 1681 und wird 1851 als „jetzt nicht mehr bestehend“
bezeichnet.
Das Fischhaus am Hausweiher,
früher auch „Haasenweiher“ genannt, muss vor 1820 schon bestanden haben und hat
sich im Schleusenbereich des Hausweihers befunden. In einer Kupferstichkarte
des Fürstentums Wied aus dem Jahre 1824 „Charte der fürstlich-wiedischen
Besitzungen“ ist es bereits eingezeichnet.
In dem Steinener Kirchenbuch
ist die Familie Griebling als erster Bewohner des Fischhäuschens bei
Stahlhofen ab 1818 genannt. Der aus Wölferlingen stammende Johann Georg
Griebling übte das Handwerk des „Fürstlichen Weiheraufsehers“ aus. Mehrere
Generationen der Familie blieben ihrem Handwerk und Wohnsitz treu (siehe Seite
44 und 45).
Wahrscheinlich wurde ihr
Wohnhaus nach dem Vorbild des Fischhauses am Dreifelder Weiher errichtet. Man
muss es sich jedenfalls als ein unterkellertes und aus Ziegelsteinen
errichtetes, festes Wohngebäude vorstellen, welches erst Anfang der 70iger
Jahre des vorigen Jahrhunderts abgerissen worden ist.
Aus den angegebenen
Jahreszahlen ist ersichtlich, dass beide Fischhäuser eine Zeitlang gleichzeitig
existierten. Beide Häuser waren nicht immer durchgehend bewohnt. Und bei den
Eintragungen im Kirchenbuch fehlt mitunter die Angabe, in welchem Fischhaus
sich das jeweilige Ereignis zutrug. Dies macht die Zuordnung der angegebenen
Familien zum richtigen Fischhaus als Wohnsitz nicht einfach.
Allerdings vereinfacht die
Gründung einer selbständigen Pfarrei in Dreifelden im Jahre 1756 die Zuordnung
wesentlich; denn vor 1756 ist allem Anschein nach nur vom Fischhaus am
Dreifelder Weiher auszugehen, während nach 1756 nur noch das Fischhaus „bei
Stahlhofen“ zum Unterkirchspiel Rückeroth pfarrte.
(*28)
Eine
Ansichtskarte des Hofgutes Schönerlen aus den 70er Jahren des vorigen
Jahrhunderts zeigt links im Bild das Fischhaus.
Das
Fischhaus (links im Bild) im Jahre 1962 an
der
Stelle der früheren Gebäude des Hofgutes
Schönerlen
(*03)
(*28)
Das in
den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts
abgerissene
Fischhaus im Winter
Über
das Jägerhaus ist weniger bekannt.
1781
heiraten Johann Wilhelm Weißbinder und Anna Maria geb. Thiel verw. Steinebach,
die Witwe des verstorbenen Hofmannes zu Schönerlen, Johann Wilhelm Steinebach,
und beide wohnen im Jägerhaus bei Schönerlen und Stahlhofen. Johann Wilhelm
Weißbinder ist Herrschaftlicher Jäger und stammt aus Braunsberg.
Ein
Jahr später stirbt seine Ehefrau bei der Geburt ihres gemeinsamen Sohnes Johann
Jakob, der ebenfalls stirbt, und beide werden gemeinsam in einem Sarg
bestattet.
Mit
seiner zweiten Frau, Anna Margaretha geb. Hobgen, hat er zwischen 1789 und 1797
vier weitere Kinder, die offenbar alle im Jägerhaus zur Welt kommen.
Johann
Wilhelm Weißbinder selbst stirbt 1816 im Jägerhaus an einer Brustkrankheit und
Entkräftung im Alter von 72 Jahren.
Zwei
Jahre vorher, 1814, werden dem Ehepaar Johann Henrich Specht und Catharina
Margaretha geb. Weißbinder im Jägerhaus ein Sohn geboren. Johann Henrich Specht
ist Schuhmacher von Beruf. Und bei der Taufe ist Elisabetha Maria Weißbinder,
eine Tochter von Johann Wilhelm Weißbinder und seiner Ehefrau Anna Margaretha
geb. Hobgen, Taufpatin. Die verwandtschaftliche Bezüge lassen vermuten, dass es
sich bei der Kindesmutter ebenfalls um eine Tochter des Herrschaftlichen Jägers
Johann Wilhelm Weißbinder gehandelt hat (siehe Seiten 166 und 167, 180 sowie
190 und 191).