56414 Bilkheim
                    
(Verbandsgemeinde Wallmerod)
 
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                                   Die Schulen in Bilkheim

Wenn die schulpflichtigen Kinder von Bilkheim früher (vor 1893) zur Schule gingen, trafen sie sich im
Unterdorf und gingen dann gemeinsam zur Schule nach Salz. Sie mußten die Neurother Straße hoch
gehen in Richtung Salz. Bevor sie in den Wald des Neurother Hahns gingen, kamen sie am Heiligen-
häuschen, auf bilkheimerich "Helljehäjse", einer kleinen Kapelle, vorbei. Nachdem sie den Neurother
Hahn durchquert hatten, erreichten sie am Ortseingang die Salzer Schule.


Neurother Straße
auf diesem Foto sieht man die neue Schule von 1901 (rote Markierung) und die Neurother Straße nach Salz, im Hintergrund Salz, man kann erahnen, wie beschwerlich damals der Schulweg war,
besonders im Winter
, mußten die Kinder doch vom Oberdorf erst ins Unterdorf gehen und dann nach Salz losgehen (Foto vom Oberdorf aus, 08/08)


Neurother Straße
die Neurother Straße in Richtung Salz heute, am Beginn des Neurother Hahns ist die kleine Kapelle, das Heiligenhäuschen oder "Helljehäjse" zu sehen (05/07)

Besonders in den früher noch viel härteren Wintern im Westerwald, war der Schulweg nach Salz für
die Kinder sehr beschwerlich, waren sie doch nach dem Marsch durch Matsch und Schnee oft durch-
näßt und durchfroren und mußten sich erst einmal am Ofen im Schulraum aufwärmen. Die Kinder,
die ein Pausenbrot dabei hatten, durften dieses auf dem Ofen trocknen, denn von nassem und teil-
weise noch gefrorenem Brot hätte man leicht krank werden können. Aber einige Kinder hatten gar
keine Brote dabei, weil nichts im Haus zu essen gewesen war.



Die erste Schule in Bilkheim bei Schaaf´s (Dreispetzers)

Anfang 1893 hörte man dann vom Landbriefträger Bahls, der die Post brachte, daß im Amt Wall-
merod beschlossen worden war, eine Schule in Bilkheim einzurichten.

Dreispetzer
im Haus der Familie Schaaf (Dreispetzers) war von 1893-1901 die
erste Schule, meine Urgroßmutter vor ihrem Haus
(Foto ca. 1925, Archiv M. Schaaf)



Diese Schule sollte im Haus der Familie Adelphus und Margaretha Schaaf, geborene Heinz, in der
großen Stube, genannt die "gruß Stoo" im 1. Stock eingerichtet werden.

Adelphus und Margaretha Schaaf waren meine Urgroßeltern. Mein Urgroßvater wurde am 7. Fe-
bruar 1846 in Bilkheim geboren und starb am 8. Mai 1923 mit 77 Jahren. Meine Urgroßmutter
wurde am 18. Dezmeber 1866 ebenfalls in Bilkheim geboren und starb 1953 mit 86 Jahren in Bilk-
heim. Meinen Urgroßvater habe ich naturgemäß nicht gekannt, aber an meine Urgroßmutter kann
ich mich noch gut erinnern. Sie wohnte bis zu ihrem Tod in diesem Haus bei ihrer Tochter, Maria
Schaaf, die den Baumeister des Dorfes, Kaspar Schmidt, geheiratet hatte und deren Tocher Luzia
mit Mann und Töchtern.   



Dreispetzer
das Haus der Familie Schaaf (Dreispetzers) ca. 1941 (Archiv M. Schaaf)

Man nannte die Familie Schaaf in Bilkheim "Dreispetzer", weil an der Stelle, wo das Haus stand, die
heute Hauptstraße einen scharfen Knick macht und von oben die Friedhofstraße daraufstößt, also eine
Kreuzung mit drei Straßeneinmündungen entstand. Wie auf dem Bild ganz oben zu sehen ist, war das
Haus ursprünglich ein Fachwerkhaus, wurde aber später verkleidet (Bild oben), bzw. später von mei-
nem Großonkel, Kaspar Schmidt, verputzt.

Dreispetzer
im markierten Bereich war damals die Schulstube, so sieht das Haus heute aus (04/06)
Erbaut wurde das Haus vermutlich von Johann Gerhard Schaaf, meinem UrUrUrgroßvater, der um
1815/16 aus Hahn am See nach Bilkheim kam und fünf Kinder hatte. Das Haus wäre demnach ca. 1816
gebaut worden.

Dreispetzer
der Eingang wurde erst später überdacht (04/06)

In diesem Haus wurde nun am 29. April 1893 die erste Bilkheimer Schule eröffnet. Die Gemeinde Bilk-
heim zahlte meinen Urgroßeltern 120 Mark Miete im Jahr dafür. Gleich wenn man zur Eingangstür her-
reinkam, mußte man eine Treppe nach oben gehen und kam in das etwa 30 qm große Zimmer in dem
44 Kinder unterrichtet wurden.

Der erste Lehrer hieß Anton Glückmann und kam direkt vom Lehrerseminar aus Montabaur. Die Ge-
meinde Salz zahlte der Gemeinde Bilkheim ein Drittel von 5400 Mark für Schulinventar, da die Salzer
Schule zu 1/4 der Gemeinde Bilkheim gehörte, nachdem man über ein Jahr über die Trennung ver-
handelt hatte. Obwohl dem Lehrer Glückmann nach der preußischen Lehrerbesoldung vom 26. Mai
1887 ein Gehalt von 800 Mark jährlich zugestanden hätte, zahlte ihm die Gemeinde Bilkheim aber nur
787 Mark. Außer dem Lehrer gab es an der Einklassenschule noch eine Handarbeitslehrerín, die Industrie-
lehrerin M. Hannappel. Die Mädchen hatten jeden Mittwoch Nachmittag Handarbeitsunterricht, die
Jungen hatten dann frei. An den anderen Tagen hatten alle zusammen auch nachmittags Unterricht.

Der nächst Lehrer war der Schulamtskadidat Johann Peter Stimper. Der damalige Kreisschulinspektor
Pfarrer Buus aus Möllingen war mit ihm überhaupt nicht einverstanden und erreicht später, das der
Lehrer im August 1897 selbst seine Entlassung beantragte, da er glaubte, für diesen Beruf nicht ge-
eignet zu sein.

Am 3. September 1897 kam dann der dritte Lehrer, Josef Becker aus Ettinghausen. Der neue Lehrer
führte an der Bilkheimer Schule die Leibesertüchtigung ein. Dazu führte er die Kinder einmal in der
Woche nach draußen, über die Straße auf eine kleine Wiese. Von den Eltern und Großeltern gab es
deswegen herbe Kritik: "Statt die wott liern in da Schul, hebbe die do of da Wies erem", die Kinder
dagegen hatten große Freude daran.

Ein Problem der damaligen Zeit war die Kinderarbeit. Im Sommer mußten die Kinder früh um halb
5 Uhr aus dem Bett und ohne Frühstück eine Koppel Vieh auf die Weide führen. Dabei wurden die
Tiere bis halb 7 Uhr an einem Strick geführt. Dann eilten die Kinder nach Hause, frühstückten in Eile
und hastete im Laufschritt zur Schule, teilweise viele Kilometer weit. Die Folge war, die Kinder saßen
übermüdet in der Schule, oder schliefen ein. Viele Kinder versäumten den Unterricht auch ganz, ob-
wohl seit September 1901 ein "neues Fürsorgegesetz zur Zwangserziehung zum Wohle der Kinder"
erlassen worden war. Entweder zahlten die Eltern zähneknirschend die Strafe dafür, oder der Vater
saß sie sonntags oder im Winter in Wallmerod im Gefängnis, dem "Bolesje" ab.

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Neue Schule von 1901

Schule
 die Schule von 1901 steht im Unterdorf und ist heute in Privatbesitz (05/07)
Vor 1901 wurde die Gemeinde Bilkheim vom Lehrer Becker und anderen gedrängt eine neue Schule zu
bauen, da die Klasse immer größer wurde. Ein neues Gesetz besagte, daß in einer einklassigen Schule
die Klasse nicht größer als 80 Kinder sein sollte. Diese Größe war in Bilkheim zwar noch nicht erreicht,
trotzdem entschloß sich die Gemeinde zum Bau eines Schulgebäudes.

Nachdem das erforderliche Gelände gekauft war, beauftragte die Gemeinde Bilkheim den Bautechniker
Adam Löwenguth aus Montabaur mit der Erstellung eines Bauantrags für ein neues Schulhaus. Der
Bau kostete nach der Kostenabrechnung von Löwenguth 16.000 Mark. Löwenguth hatte sich mit dem
Bau von Schulen einen Namen gemacht, wurden doch die Schulengebäude von Görgeshausen, Kölbin-
gen, Oberahr, Meudt, Dahlen, Steinfrenz, Sainscheid, Weltersburg und Girod von ihm geplant und alle
wurden im gleichen Stil gebaut.

Schule
zwischen den beiden oberen Fenstern zur Straße wurde eine Steintafel eingelassen (05/07)

Die Gebäude hatten meistens zwei Stockwerke mit Außnahme der Schulen in Brandscheid un Härtlin-
gen, die nur anderhalb Stockwerke haben. Alle Schulen wurde aus Backsteinen, die teilweise auf der
Baustelle im sogannten Feldbrandverfahren gebrannt wurden, erbaut. Nur in Dahlen und Meudt wurden
Steine aus dem Bruch zwischen Dahlen und Ruppach verwendet.


Schule
der ehemalige Schulhof ist heute Garten (05/07)

Am Donnerstag, 14. März 1901 war es dann soweit, der Schulneubau wurde begonnen. Für den Bau
wurden etwa 100.000 Ziegelsteine gebaucht.  Das Gebäude hatte eine Grundfläche von 10,40 x 10,40
Meter, der Schulsaal hatte eine Größe von 9,60 x 6,27 m, war also 60,19 qm groß, die Deckenhöhe
betrug stolze 3,70 m. So groß hatte sich in Bilkheim keiner das neue Schulhaus vorgestellt. Vorne zur
Straße hin wurde im Bauwerk ein Stein eingefügt auf dem stand "Erbaut 1901".


Schulbild
Schulbild von 1923, in der 2. Reihe 6. von links ist mein Vater, Josef Schaaf, ganz links stehend Lehrer Adam Müller (10/08)

Wann die neue Schule dann eingeweiht wurde, kann heute nicht mehr festgestellt werden, da die da-
malige Schulchronik leider verschollen ist. Aber am 11. März 1902 fand die alljährliche Schulrevision
statt, durchgeführt vom Kreisschulinspektor, Pfarrer Laufen aus Hahn am See. In seiner Beurteilung
notierte er unter "Zustand des Schulgebäudes": "die Schule ist neu". Daraus kann entnommen weden,
daß die Schule Anfang 1902 eingeweiht wurde.

In der Fastenzeit des Jahres 1910 ging es wie ein Lauffeuer durch das Dorf, wir bekommen einen neu-
en Lehrer. Und richtig, zum neuen Schuljahr 1910 trat Adam Müller mit 20 Jahren sein Amt als neuer
Lehrer an der preußischen Volksschule in Bilkheim an. Er kam ganz frisch vom Lehrerseminar in Monta-
baur. Er wurde am 17. November 1889 als Sohn des Landwirts Josef Müller und seiner Ehefrau Anna
Maria, geb. Wüst geboren. In Bilkheim erhielt er ein Anfangsjahresgehalt von 1.120 Mark und mußte
dafür mindestens 32 Stunden Unterricht erteilen. Niemand hätte damals gedacht, daß er bis zu seiner
Pensionierung am 1. April 1955 diese Stellung
45 Jahre inne haben würde. Er starb 1970 und wurde
auf dem Friedhof von Meudt begraben.


Liewerschhaus
die ehemalige Schule überragt die anderen Gebäude (02/05)


Sein Nachfolger in Bilkheim war der Lehrer Karl Richter, der die Schule erst aml renovieren ließ. April
1959 gab die Handarbeitslehrerin, Maria Anna Haas, ihre Stellung auf. Ihre Nachfolgerin wurde Gertrud
Hannappel. Lehrer Richter und seine Frau verließen die Schule im April 1965. Neuer Lehrer wurde Egon
Zoth. 1968 wurde er aus persönlichen Gründen nach Höhn versetzt. Seine Nachfolger wurden Lothar
Trzeciok und Ewald Eberz.

Nachdem 1963 die Schule aus allen Nähten platzte, beantragte die Gemeinde Bilkheim den Bau einer
neuen Schule. Man kaufte auch schon Gelände dafür, aber es kam anders. Anfang 1965 teilte das Kreis-
schulamt Montabaur der Gemeinde mit, daß nach der Novelle des Volksschulgesetzes der Schulverband
Salz gegründet werden sollte. Bilkheim war damit überhaupt nicht einverstanden, mußte sich letzlich
aber dem Kreisschulamt Montabaur beugen und trat dem Schulverband Salz bei. Die Schulklassen
1 bis 4 blieben zunächst in Bilkheim, während die Klassen 5 bis 8 ab 1970/71 in die Verbandsschule
Salz gingen.

Das Ende kam dann doch sehr schnell: Nach Absprache mit dem Kreisschulamt Westerburg wurde
die Bilkheimer Schule zum 1. August 1971 aufglöst. Später wurde das Gebäude von Herbert Mai,
dem ehemaligen Vorsitzenden der ehemaligen Gewerkschaft  ÖTV, heute ver.di gekauft und
seit 1981 renoviert und weitgehends im Ursprungszustand erhalten.

Von ihm wurde auch 2001 die neue Bilkheimer Schulchronik bei Barbara Krekel aus Guckheim in
Auftrag gegeben und verlegt.


              Schulchronik
die Schulchronik von 2001, geschrieben von Barbara Krekel, herausgegeben von Herbert Mai
 
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                 Barbara Krekel, Guckheim:
               "Zwischen Schulpflicht und Kartoffelernte", die Bilkheimer Schulchronik von 2001
,
                                                         Archiv Manfred Schaaf

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                                  erstellt 15.11.2003 Manfred Schaaf, Hainburg/Bilkheim
                                                         geändert 21.01.2015
                                                   alle Fotos (c): Manfred Schaaf

                                                                                           
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