Aus dem Jahrbuch 1986 des Kreisheimatverein Altenkirchen / Westerwald
Der Ort Werkhausen und der Geldborn
Autor: Artur Bitzer (hier veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung des Autors)
Nun soll eines der interessantesten Dörfer des Kirchspiels Birnbach beschrieben werden.
Geschrieben wird es Werkhausen, gesprochen Wergessen.
Erstmals schriftlich erwähnt wird das Dorf l43O, als Ludwig von Werkhausen, Richter an der Kirche zu Birnbach war. 1558 hat ein des Schreibens kundiger Mann mit dem Gänsekiel Werickhuisen aufs Papier gebracht. Das schließt nicht aus, dass seine Vorgänger oder Nachfolger es nicht anders geschrieben haben könnten.
Um das Jahr 1600 hatte das Dorf 14 Feuerstellen und war der zweitgrößte Ort im Kirchspiel Birnbach. Zu Werkhausen gehören die Ortsteile Acker, mundartlich: om Agger, Ochsenbruch, mundartlich: om Ossebrooch und Überdorf - Üwwerdort, es ist der kleinste Ortsteil. Der größte Ortsteil heißt Leingen, mundartlich: Lehnichen.
In Leingen sollen im Jahre 1600 fünf Häuser gestanden haben, und um diese Zeit hieß die Ortschaft Lempfgen. So habe ich ihn im Hauptstaatsarchiv Koblenz gelesen.
Der Verfasser des Buches ,,Geschichte des Kreises Altenkirchen", Jakob Rausch, hat 1921 Sempfgen geschrieben, (wahrscheinlich handelt es sich um einen Druckfehler).
Aus Leingen stammen die Vorfahren des Andreas Balzar von Flammersfeld
Werkhausen liegt im Mehrbachtal, von den Quellen des Mehrbachs und dem Geldborn etwa zwei Kilometer in südlicher Richtung, und seine Vororte liegen etwa im Halbkreis 500 Meter Luftlinie entfernt. Ein großer Teil der Häuser in Werkhausen und seinen Vororten ist nach dem II. Weltkrieg in moderner Bauweise errichtet worden.
Einzelne Fachwerkbauten werden zur Erinnerung an vergangene Zeiten der Nachwelt erhalten.
Die ersten Eintragungen im Kirchenbuch der Ev. Kirche zu Bimbach datieren für Taufen aus dem Jahre 1666 und für Eheschließungen und Sterbefälle aus dem Jahre 1696.
Es sollen nun ein paar Beurkundungen aus dieser Zeitgeschichte dem geneigten Leser des Jahrbuches bekannt gegeben werden.:
Am 3. März 1669 hat Thrin, dieWitfrau zu Werkhausen, ein Kind zur Taufe bringen lassen,
und ist Anna Catharina genannt worden.
Am 22. März 1671 hat Claß, der Krämer zu Werkhausen, eine Tochter taufen lassen,
und ist Clara Margarethe genannt worden. Die Gevatter sind Müller Pauly,
des Bergers Ewald und Diedrichs Tochter Cläre.
Am 25. März 1730 hat Johannes Henrich Müller sein Töchterlein Elsa Margarethe
begraben lassen (ohne Altersangabe).
Am 27. Januar 1731 ist Nikolaus Lüders eheliche Hausfrau, Anna Elisabeth, begraben
worden (ohne Altersangabe).
Am 27. September 1733 ist Johann Gerhard Weber, Henrich Webers nachgelassener
eheliche Sohn,
mit Anna Catharina, Adam Engels auf dem Ochsenbruch eheliche Tochter,
proklamiert und darauf am 28. Oktober copuliert worden."
Politisch gehörte das Kirchspiel Bimbach um diese Zeit zur Grafschaft Sayn-Hachenburg.
Etwa um die Mitte des 18.Jahrhunderts soll sich im Üwwerdorf etwas ereignet haben, was der Nachwelt mündlich hinterlassen worden ist. Eine Überdorfer Schönheit und ein Soldat der ,,Grande Nation" waren sich ein wenig zu nahe gekommen. Das aber passte dem Vater und Hausherrn nicht in seinen Familienplan. Es soll der Entschluss gefasst worden sein, den Franzosen umzubringen und die Leiche über die Grenze ins Ausland (Herzogtum Berg) zu schaffen. Den Toten packte man auf einen ,,Ereschlirren" (Eggenschlitten), der von einem Ochsen gezogen wurde, und bei Nacht und Nebel ging's ab in die ,,Hohe Mark". Das war zu der Zeit die amtliche Bezeichnung für den heutigen Leuscheid. Das Zugtier soll im Walde störrisch geworden und durch nichts zum Weitergehen zu bewegen gewesen sein. Die Üwweerdörfer haben daraufhin den Leichnam irgendwo eingegraben.
Im Kataster zu Altenkirchen heißt eine Werkhausener Flurparzelle an der Grenze zum Siegkreis (früher Herzogtum Berg) ,,Am toten Mann".
Eine andere Parzelle hat den Namen ,,Kornstoppelsträucher", und ein bestimmter Platz in der Parzelle heißt im Volksmund ,,Am Tränkepool" (im Tränkepfuhl, also in der Viehtränke). Hier hat man vereinzelte Teile von Schlacke gefunden, Abfälle, die beim Schmelzen von Eisenerz und anderen metallhaltigen Gesteinen anfallen. Fundstellen ähnlicher Art gibt es mehrere in der hiesigen Gegend, beispielsweise die sogenannte ,,Waldschmiede" zwischen Oberirsen und Wölmersen.
An Erzgruben hat es im Westerwald nicht gemangelt. Leider sind sie mit der Zeit unrentabel geworden, und kein Brocken Erz wird mehr gefördert. Die ersten Erzschürfer und Metallverarbeiter sind wohl die Kelten gewesen. Von den Erzgruben in der Gemeinde Werkhausen ist im Dorf nichts bekannt. Es ist aber nicht von der Hand. zu weisen, dass vor 1000 oder gar 2000 Jahren am Tränkepool ein Schmelzofen gestanden hat.
Das Erz könnte von nicht allzu weit entfernt liegenden Gruben herangekarrt worden sein. Holzkohle und Wasser waren keine Probleme. Nach dem Inventarium der Bürgermeisterei Weyerbusch vom Jahre 1821 gehörten zum Werkhauser Gemeindevermögen der 13. Teil des zur Pfarrei Bimbach gehörenden Kirchen- und Schulvermögens, 4 Feuerleitern, 4 Feuerhaken, 2 Ortstafeln, 1 Ofen in der Schulstube und ein Wachthom. Der Schöffe (Ortsvorsteher) war ein Mann namens Schneider.
Die Präambel zur Vermessung und Teilung des Werkhauser und Weyerbuscher Erbenwaldes hat folgenden Wortlaut: ,,General-Vermessungs-Tabelle über die Waldparzellen des Weyerbuscher- und Werkhäuser Erbenwaldes, so wie sie nach vollzogener Theilung des Verlosungs- Protokolls vom 12. Februar 1831 den verschiedenen Besitzern zugefallen sind". Vermessung und Teilung dauerten vom 30. Oktober 1830 bis zum 7. April 1831. Sie wurde durchgeführt von dem Geometer Trips von Gebhardshain.
1837 standen in Werkhausen 34 Wohnhäuser, ein Schulhaus für den öffentlichen Unterricht, in das auch die Kinder von Hasselbach gehen mussten, 1 Mühle und 35 Ställe, Schuppen und Scheunen. 14 Pferde, 1 Stier, 20 Ochsen, 50 Kühe, 26 Stück Jungvieh, 13 Ziegen, 7 Schafe und 24 Schweine betrug der Viehbestand.
Von den 182 Einwohnern waren 6 römisch-katholisch.
Wie überall machten sich auch in Werkhausen die Folgen der Missernte des Jahres 1846 bemerkbar. Am stärksten betroffen waren die Minderbemittelten. Durch gegenseitige Hilfe und Regierungsmaßnahmen ist die schlimme Zeit des Winters 1846/47 überbrückt worden.
Hierbei muss auch an den damaligen Bürgermeister vom Weyerbusch Friedrich Wilhelm Raiffeisen gedacht werden, der durch Errichtung eines provisorischen Konsum-Vereins, der später Weyerbuscher Brodverein genannt worden ist, die Not zu lindern verstanden hat.
Von 1868 bis 1937 waren zwei Männer, Vater und Sohn, Ortsvorsteher. Beide hießen Wilhelm Hassel und wohnten im Überdor. Der jetzige Ortsbürgermeister heißt ebenfalls Wilhelm Hassel und ist ein direkter Nachkomme der vorgenannten Hassel. Er wohnt auch im Überdorf. ( Stand 1986)
Otto Krämer vom Ossebrooch leitete von 1947 bis 1974 als Ortsbürgermeister die Geschicke des Dorfes Werkhausen. Nach dem Zweiten Weltkrieg errichtete die Gemeinde Werkhausen einen eigenen Friedhof. Auf ihm steht das Denkmal für die Gefallenen beider Weltkriege.
DIE NAMEN DER GEFALLENEN
1914/18 1939/45
Zimmermann, Heinrich Balzar , Otto Zimmermann, Willi
Balzar , Wilhelm Müller, Walter Herrmann, Hugo
Marenbach, Karl Klein, Walter Schneider, Hans
Grolhus , Heinrich Fuchs, Peter Altgeld, Fritz
Müller, Heinrich Hassel, Heinrich Hassel, Otto
Marenbach, Karl Molly, Fritz Hedler , Willi
Rohnstadt, Heinrich Weiler, Willi Grolhus, Karl
Rink, Karl Schneider, Heinrich Goliat, Paul
Scharfenstein, Heinrich Marenbach, Willi Theiß, Heinrich
Müller, Ewald
Der Goldborn
Im nördlichen Teil der Gemarkung Werkhausen, bis an die Grenze des heutigen Siegkreises (früher Herzogtum Berg), liegt ein Flurstück mit der Katasterbezeichnung ,,Die Geldbornwiesen". Hier entspringt der Mehrbach, hier ist das Quellgebiet der ,,Mihr". Dieser Bach hat neben dem Geldborn noch andere in den Geldbornwiesen gelegene Quellen, die ihn mit Wasser versorgen. Um den Geldborn rankt sich die Sage um ein untergegangenes Dorf, essen Name nirgendwo geschrieben steht. Grundstückseigentümer ist fast ausschließlich die staatliche Forstverwaltung, d.h. das Land Rheinland-Pfalz.
Eine andere denkbare Möglichkeit eines untergegangenen Dorfes am Geldborn wäre die Pest gewesen, die um das Jahr 1350 mehrere Millionen Einwohner Europas hingerafft haben soll. Diese Krankheit hieß später ,,Der schwarze Tod".
Das Gelände der Geldbornwiesen lässt auf eine buchstäbliche sagenhafte Vergangenheit schließen, denn von nichts kommt nichts. Es wird ein Rätsel bleiben, das wahrscheinlich niemals gelöst werden wird.