Winkelbach
Winkelbach liegt im Westerwald in der Verbandsgemeinde Hachenburg (Rheinland-Pfalz).
Die Gemeinde liegt auf ca. 300 m Höhe im oberen Wiedtal, die Wied fließt östlich des Ortes. Der Weiler (Wohnsiedlung) Krambergsmühle gehört teilweise zur Gemeinde Wied.
Historie
1262 wurde Winkelbach erstmalig urkundlich erwähnt. In einer am 01. November 1262 auf der Freusburg ausgestellten Urkunde wird der Ort genannt. Graf Gottfried von Sayn der Abtei Marienstatt Frondienste erließ, u.a. für eine Hofraite (auf der ein Hof gebaut war), die Albert von Winkelbach bzw. dessen Vorfahren einst der Abtei überlassen hatten.
Winkelbach könnte ähnlich wie Höchstenbach (der Ort entstand um 900 durch Hörige des Hofes Wahlrod) von Wahlroder Hofleuten gegründet worden sein. Die Aufgabe der Hofleute war es die ca. 1,5 km entfernten Wiesen- und Ackerflächen in der späteren Gemarkung Winkelbach zu bewirtschaften. Sie bauten Häuser um in der Nähe ihres Arbeitsortes leben zu können.
Es lässt sich vermuten, dass Albert von Winkelbach einem Niederadelgeschlechtes angehörte. Mitte des 13. Jahrhunderts gab es diese Familie nicht mehr. Die Familie ließ vermutlich von ihren Landarbeitern die sich um das Herrenhaus eigene Wohnhäuser errichteten, das umliegende Land bewirtschaften. Somit wäre vermutlich das Herrenhaus die Keimzelle des Dorfes Winkelbach.
Wann die Gründung erfolgt bleibt unsicher. wahrscheinlich entstand der Ort in wiedischer Zeit im späten 11. Jahrhundert.
1411 konnten die Grafen von Sayn unter Graf Gerhard I. (1408-1419) Wahlrod, zu dem auch Berod und Winkelbach gehörten, von den Grafen von Berg als Pfandschaft erringen. Im Pfandgut standen ihnen alle “Freiheit und Herrlichkeit” zu.
Die Grafen von Sayn verfügten 1461 und 1510 über Eigenleute in Winkelbach, ebenso 1461 die Grafen von Wied und 1494 die Herren von Reichenstein.
1597 zum Gericht Höchstenbach gehörte auch Winkelbach. Das eigenständige Gericht in Wahlrod, war vornehmlich für die Güter im Hof Wahlrod zuständig, kümmerte sich aber auch um Grundstücksangelegenheiten im Dorf Wahlrod und den Gemeinden Berod u. Winkelbach. Sein Schultheiß war zumeist zugleich der Schultheiß des Gerichts Höchstenbach.
1607 wurde im sog. Siegburger Vertrag festgelegt, dass die letzten Reste des alten bergischen Besitzes in Schöneberg und Wahlrod als Lehen an die Grafschaft Sayn ging. Die Grafen von Berg hatten sich inzwischen aus dem Westerwald zurückzogen und auf ihre Rechte am Niederrhein konzentriert.
Als die Gräfin Loysa Juliana (Witwe des Grafen Ludwig von Sayn) 1670 starb, wurde das Kirchspiel Höchstenbach, der Hof Wahlrod u. auch Winkelbach 1671 der neu entstandenen Grafschaft Sayn-Hachenburg zugeteilt.
1790 verweigerten die Einwohner der Dörfer Winkelbach, Berod u. Welkenbach den “Heumahd-Fron (Frondienst) auf dem herrschaftlichen Hof Kleeberg vor Hachenburg. Die Winkelbacher waren verpflichtet in der entsprechenden Jahreszeit auf bestimmten herrschaftlichen Wiesen vor Kleeberg das Gras zu mähen, trocknen und in die Scheuer des Hofgutes zu fahren. Die gräfliche Verwaltung musste Lohnarbeiter anstellen um die Arbeiten zu erledigen, diese Kosten sollten die Gemeinden übernehmen. Um den weiten Anreiseweg nach Hachenburg zu entgehen ließen sich die Winkelbacher 1794 etwas einfallen. Sie beauftragten Einwohner des Dorfes Altstadt mit den Arbeiten und erhielten hierfür eine entsprechende Bezahlung.
Der Frondienst dauerte noch viele Jahre an. 1805 mussten Winkelbacher 10 Froner mit geeigneten Gefährt erscheinen. Neben dem Einwand zum unentgeltlichen Frondienst, kam z.B. auch 1795 die Beschwerde über zu hohe Abgaben, die an die Herrschaft in Hachenburg abgeführt werden mussten.
1799 fiel das Kirchspiel Höchstenbach an das Haus Nassau. Es gab verschiedene Veränderungen, z.B. entfiel 1808 die Leibeigenschaft.
1806 bis 1866 gehörte das Land zum Großherzogtum Nassau. Seit 1866 gehörte Winkelbach zum preußischen Regierungsbezirk Wiesbaden, und seit 1867 zum neu gebildeten Oberwesterwaldkreis.
Am 17. März 1902 brach morgen gegen 8. Uhr bei einem Sturm ein Brand aus. Fünf Gebäude brannten nieder. Den Familien die keinen Besitz mehr hatten, wurde tatkräftig geholfen. Das Dorf stand zusammen und baute die Häuser bis zum 08.09.1902 wieder auf.
1945 gehörte Winkelbach wie auch der übrige Oberwesterwaldkreis zur französischen Besatzungszone. Seit dem 30.08.1946 gehört der Ort zum Land Rheinland-Pfalz.
Ortsname
Ob der Ortsname auf einen Personenname oder eine Ortsbezeichnung (Winkel am Bach) zurückgeht kann nicht ermittelt werden.
Namensentwicklung: Über Winkilbach 1262, Wynckelbach 1461, Winckelnbach 1510, Winckelbach 1631, Winkelbach.
Einwohner
1576: 4 Häuser mit 22 Personen.
1579: 5 Häuse
1590 bis 1676: 6 Feuerstellen
1682: 5 Feuerstellen
1746: 13 Räuchen
1760: 45 Personen
1798: 61 Personen
Bevölkerungsentwicklung
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1815 |
69 |
1961 |
124 |
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1835 |
76 |
1970 |
163 |
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1871 |
73 |
1987 |
139 |
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1905 |
68 |
1997 |
181 |
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1939 |
91 |
2005 |
248 |
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1950 |
106 |
2017 |
231 |
Bürgermeister
1815 Martin Geyer
ab 1853/54 bis 04.07.1860 Friedrich Wilhelm Zeuner (+ 04.07.1860)
1860 (Juli-Oktober) NN Böthhöfer (Bitzhöfer) - Ortsvorsteher
11.1860 - 31.12.1875 NN Dietz
1.1.1876 - ca. 1887 NN Zeuner
Flurschützen
1848 Ludwig Rörig
bis 1874 Anton Dünschmann
ab 1874 Wilhelm Röhrig
ab 1878 Friedrich Dünschmann
Wappen
Beschreibung: „Durch einen silbernen Wellensparren geteilt von Grün und Rot; oben links drei schwebende goldene Ähren, unten ein blau bezungter goldener Löwenkopf.“
Kirche
Da Winkelbach keine eigene Kapelle hatte, mussten die Gläubigen die Kirche in Höchstenbach besuchen. Diese Kirche wird 1486 erstmals erwähnt.
Wie Hachenburg und Höchstenbach nahm auch Winkelbach an der Glaubensveränderung infolge der Reformation (1517) teil. Reformierte u. Lutheraner lebten in Höchstenbach friedlich nebeneinander. Vermutlich gehörten die Winkelbacher überwiegend dem reformierten Bekenntnis an. 1817 schlossen sich die beiden Gemeinden zur evangelischen Glaubensgemeinschaft zusammen.
Begräbnisse fanden in Wahlrod statt. 1554 hatte Wahlrod eine eigene Kapelle. Dort war um 1580 auch der Friedhof für Wahlrod, Berod u. Winkelbach. Später bestatteten die Winkelbach ihre Toten dann in Höchstenbach.
Mühle
Getreidemühle
In Winkelbach hat es nie eine Getreidemühle gegeben, wo die Dorfbewohner ihr Getreide mahlen ließen ist nicht überliefert.
Ölmühle
Im frühen 18. Jahrhundert hatte es eine Ölmühle gegeben. Am 01.01.1734 erteilten die Räte des Grafen Georg Friedrich Burggraf zu Kirchberg dem Johann Adam Schneider von Merkelbach als dem Meistbietenden das Recht, eine “Olichsmühle gegen Winkelbach über” neu zu errichten.
Die Konzession für den Mühlenbetrieb wurde am 29.01.1733 erteilt.
Die Ölmühle wird 1763 und 1771 nochmal erwähnt.
Später wurde das Gebäude als Gaststätte genutzt.
(Quelle:
Chronik Winkelbach; Zusammenfassung/Abschrift B. Kewitsch)