Ev. Gemeindeamt Puderbach, Daufenbacher Str. 27, 56305 Puderbach.
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Eine für die Dörfer des Westerwaldes typische spätromanische Pfeilerbasilika wird bereits in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts in Puderbach errichtet worden sein. Sie war Maria, der Mutter Jesu, geweiht. Die Pfarre Puderbach in der oberen Grafschaft Wied wird erstmalig 1256 erwähnt. Damals plante Ludwig Walpod von der Neuerburg mit seiner Familie den Bau einer Ganerbenburg auf jenem Berg über dem Holzbachtal, an dem sie Gerichtsrechte besaßen. Diese Burg, die Reichenstein heißen sollte, wurde jedoch erst 1331 errichtet. Aber noch im gleichen Jahre musste Ludwig seine soeben errichtete Burg Graf Wilhelm von Wied zu Lehen auftragen. Als 1511 das Geschlecht der Herren von Reichenstein im Mannesstamm erlosch, suchte Wied das erledigte Lehen einzuziehen. 1523 war Graf Johann von Wied im Besitz der Herrschaft Reichenstein. Hatte 1480 die Freiheit und Herrlichkeit von Reichenstein noch Schloss und 2 1/2 Fuß um die Ringmauer umfasst, so war es schon 1549 allein die Ruine. Im Juli 1698 wurde die Ruine als reichsunmittelbares Allod an Franz Freiherr von Nesselrode-Trachenfels für 6000 Taler verkauft. Dieser verpflichtete sich, die Ruine nicht wieder aufzubauen und wurde daraufhin ins niederrheinisch-westfälische Grafenkollegium aufgenommen.
Der Amtstitel des Walpoden hat sich übrigens im Ortsnamen Puderbach erhalten. "Walpode" setzt sich aus den althochdeutschen Wörtern waltan (herrschen, besitzen, pflegen, sorgen) und biotan (bekanntmachen, verkündigen, entgegenstrecken, vor Gericht laden) zusammen. Puderbach bedeutet also Sitz des Walpoden.
Die Hohe Feste (Berufungsgericht der Kirchspielgerichte) und das Kirchspielgericht Puderbach werden zuerst 1553 genannt. Die Hohe Feste ist aber wahrscheinlich schon um 1480 aus der Hohen Feste Urbach herausgelöst wurden. Zum Gerichtsbezirk der Hohen Feste Puderbach gehörten die Kirchspielgerichte Niederwambach, Oberdreis und Puderbach, die Kirchspielgerichte Almersbach und Schöneberg bis 1489. Berufungsgericht der Hohen Feste, die in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts verfiel, war zunächst die Hohe Feste zu Rückeroth, später der Oberhof zu Altwied.
Als in Wied 1556 endlich eine durchgreifende Reformation gelang, visitierte der Siegener Reformator und Superintendent Leonhard Wagner die Gemeinde. - 1838 kam Hilgert zum Kirchspiel Oberdreis. Auf Drängen der preußischen Bezirksregierung beschloss das Presbyterium um 1870 den Abriss der baufälligen Kirche. Dabei war die Kirchengemeinde mit einem Neubau finanziell überfordert. Der Puderbacher Kirchenneubau ist dem Namen des damaligen Pfarrers Friedrich Heinrich Mohn (1849-1926) eng verbunden. Auf einer wochenlangen Predigt- und Vortragsreise sammelte der aus einer Heiligenhauser Pfarrersfamilie stammende Mohn in der gesamten Rheinprovinz Kollekten für einen Neubau. 1887 wurde der neogotische Kirchenbau fertig gestellt. Der 54 Meter hohe Kirchturm ist von weither sichtbar. 1903 musste er durch zusätzliche Pfeiler befestigt werden. 1975 vereinigte sich das Kirchspiel Puderbach mit den Kirchspielen Niederwambach und Oberdreis zur Ev. Kirchengemeinde Puderbach.
Politisch kam das Kirchspiel Puderbach, das von 1591 bis 1806 zum Amt Dierdorf der Obergrafschaft Wied gehörte, zum 1816 neu geschaffenen preußischen Landkreis Neuwied. In Puderbach wurde das Amt Puderbach geschaffen, dazu zählten die Ortschaften des Kirchspiels - außer den nördlich des Holzbaches gelegenen Orten Haberscheid, Hilgert, Niederdreis, Richert, Strunkeich, Weroth und Woldert, die zum Amt Niederwambach kamen - und die Kirchspiele Raubach - ohne Hanroth - und Urbach. Das Amt Puderbach wurde zum 1.7.1937 mit dem Amt Niederwambach in Steimel zum Amt Puderbach vereinigt. Als bei der rheinland-pfälzischen Verwaltungsreform 1970 die Ämter in Verbandsgemeinden umgewandelt wurden, kamen die Ortschaften des Kirchspiels zur Verbandsgemeinde Puderbach.
Die Kirchenbücher (Taufen 1701-1861; Heiraten 1703-1837; Sterben 1701-1895) liegen im Archiv der Ev. Kirchengemeinde Puderbach (Gemeindeamt, Anschrift oben) und im Archiv der Ev. Kirche im Rheinland (AdEKiR) Archivstelle Boppard. Dort findet sich auch ein chronologisches und alphabetisches Heiratsregister für die Jahre 1703-1838.
Zur Gemeinde zählten folgende Wohnplätze/Orte:
ORT |
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Bauscheid |
Breitscheid |
Daufenbach |
Döttesfeld |
Dürrholz |
Haberscheid |
Hilgert |
Muscheid |
Niederdreis |
Oberähren |
Puderbach |
Reichenstein |
Richert |
Strunkeich |
Werlenbach |
Weroth |
Woldert |
Wüstungen: Heidersbach, Rutschberg, Trennesheim. |