Die Elkenrother Interessentenmühle

von Heinrich Arndt


(aus Heimatjahrbuch für den Kreis Altenkirchen 1986 - hier veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung des Kreisheimatvereins Altenkirchen)


In den saynischen Akten des Landeshauptarchivs zu Koblenz finden sich erste Hinweise auf die Elkenrother Mühle. Eine Eintragung vom 6. Marz 1667 lautet:

„Von Gottes Gnaden, wir Johannetta Großherzogin zu Sachsen, Jülich, Kleve, Berg tun kund zu wissen unseren Nachbarn, daß wir dem Peter Weber zu Causen und dem Anton Weber zu Hommelsberg Gebrüdern die Mühle zu Elkenroth mit Wassergang, Hang und Haus übergeben dergestalt, daß sie dieselbe erhalten, jedoch mit Gutheiß der Mahlgäste erhalten und gebrauchen sollen. Wogegen sie jährlich an Pacht zu liefern haben die Malterfrüchte - fünfzehn Malter - ein Schwein oder dafür acht Reichsthaler, sechs Capaunen (Masthähne) oder sechs Al­bus (alte deutsche Silbermünze)."


Die Mühle war eine Bannmühle, das heißt eine Mühle mit einem genau festgelegten Bezirk. Dazu gehörten 40 Elkenrother und 38 Naurother „Mahlgäste", die namentlich aufgezählt sind. Mit den „Mahlgästen" sind die Haushaltsvorstände bzw. die „Gemeindenutzungsberechtigten" gemeint.


Ein Vermerk der Fürstlich Sachsen Saynischen Commission aus dem Jahre 1729 sagt: „Zwei gestandene Männer von Elkenroth namentlich Johann Theis Weber und Johann Jakob Lück pachten die Mühle von der Müllerin, die Witwe war, und übernehmen die Kosten und die Pflicht zur Erhaltung der Mühle."


Wegen Wassermangels sollte die Mühle 1745 an die kleine Nister, und zwar an den Platz „Mör­ler Steg" verlegt werden. Die Mahlgäste des Kirchspiels Gebhardshain wehrten sich mit Erfolg dagegen.


Am 1. Juli 1750 bitten die Mahlgäste der drei Mühlen des Kirchspiels Gebhardshain - Elken­rother Mühle, Dickendorfer Mühle, Dauersberger Mühle - den Grafen von Sayn und Wittgen­stein um „Holz zur Erbauung und Reparatur der Mühlen, weil im eigenen Wald die erforder­lichen Stämme nicht stehen".


Bis zum Jahre 1808 unterstand die Mühle der Hofkammer zu Hachenburg. Dann kauften sie die 43 Berechtigten von Elkenroth für 3958 Taler, die an die herzoglich nassauischc Staatskasse zu Wiesbaden bezahlt werden mußten.


Die Berechtigten dingten einen Mühlenknecht und unterhielten die Mühle. Mühlenfactor (Müller) wurde Jakob Seifener.

Reparaturen unter 5 Reichstaler konnte der Ortsschöffe durchführen lassen. Die Motterfrüchte wurden quartalsmäßig erfaßt, und es wurden Listen darüber geführt. Die Gemeinden Elkenroth und Nauroth schafften abwechselnd die Mühlsteine an. „Die Gemeinde Nauroth, welche zur Elkenrother Mühle gebannt ist, verpflichtet sich, das Ihrige beizutragen", bemerkt Bürger­meister Neuhoff aus Gebhardshain in einer Aktennotiz. Die 43 Berechtigten bezahlten die Mühle aus dem Erlös des Waldes.


Von den seit 1815 zugezogenen „Beisassen" der Gemeinde Elkenroth wurde kein Geld erhoben. Vor 1815 gab es in Elkenroth nur die 43 Gemeindenutzungsberechtigten, heute Waldintere-senten genannt.


Von 1819 an stand die Mühle unter der Aufsicht der Bürgermeisterei Gebhardshain. Bürger­meister Neuhoff verpachtete sie und ließ die Molterfrüchte festlegen. Der Ertrag floß in die El­kenrother Gemeindekasse. Daß die Müller unbescholten und rechtschaffen sein mußten, be­weist die folgende Bescheinigung.


„Attestat"

Christian Gillich aus Kackenberg Müllers-Knecht 1835

Christian Gillich hiesiger Ortsbürger, welcher sich als Mühlen-Knecht nach Elkenroth verdingt hat, und daß gegen sein Betragen und Aufführung von hier aus nichts im Wege steht, wird bestä­tigt.

Kackenberg am 23 ten Februar 1835

Amt Marienberg              Weber Schultheis"



Die alte Elkenrother Interessentenmühle stand dort, wo heute der Bahndamm über das Elbbachtal führt. Der heutige Mühlenweg führte weiter ins Tal hinab. Im Jahre 1925, als die Kreisbahnstrecke Bindweide-Weitefeld gebaut wurde, mußte die Mühle dem Damm weichen. Der Kreis Altenkirchen entschädigte die Interessenten mit 10.000 Mark. Oberhalb des Dammes wurde ein neues Mühlenhaus mit neuer Einrichtung erbaut. Mit einem modernen Walzenstuhl konnte nun feines Roggen- und Weizenmehl hergestellt werden.


In einem Notstandsprogramm wurde von 1933 bis 1937 an der Hoh Ödland urbar gemacht. Die Mitglieder der Bodennutzungsgenossenschaft ernteten 1935 zum erstenmal Getreide von 72 Morgen. Da gab es für den Müller viel zu tun. In den Jahren des 2. Weltkrieges und vor allem in der Notzeit danach kamen die Menschen aus nah und fern, um sich in der Elkenrother Mühle Getreide mahlen zu lassen. Da liefen beide Mahlgänge ohne Unterlaß. Bei Wassermangel trieb ein Elektromotor das Räderwerk der Transmission und der Mahlgänge an.


Als Müller der Interessentenmühle war Alois Söhngen von 1934 bis 1957 tätig. Seine naturver­bundene Lebensweise und sein humorvolles Wesen sind vielen „Mahlgästen" von damals noch in Erinnerung.


Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung in den fünfziger Jahren verlor die Mühle mehr und mehr an Bedeutung, und zwar aus zwei Gründen: in den Geschäften gab es Mehl und Brot genug zu kaufen. Die Leute backten ihr Brot nicht mehr selber im Backhaus. Die Backhäuser verfielen, das im Oberdorf wurde gar abgebrochen. Die Bauern scheuten den umständlichen Transport des Futtergetreides zur Mühle. Sie schafften sich eigene Schrotmühlen an.


Die Interessentenmühle wurde 1960 verkauft und zu einem schmucken Wohnhaus umgebaut.

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Die Mäckeser

Doorten ot dä Mäckeshüe worn wijenich Höüser un vill Flüe. Do wahnde hä, dä Mäckes-Fritz, sej Frau heeß Len, sei Hond heeß Spitz. Dä Mäckes-Fritz dat wor en Maan, den ging de Arwet wijenich aan; wor meistens off dä Fochtelduur, für Lomben gowe Zwiern und Schnur. Sej Kenner beällten Speck un Schwaeden un gingen annem en dön Gaeden. Se leefen ohne Schoh un Strömbe un worn recht stolz of ihr Gelömbe. Mündlich überliefert von Josefine Hättig, Nauroth, aufgeschrieben von Heinrich Arndt, Elkenroth.


 


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