Die Fockenbachsmühle

(aus: Im Land der Neuerburg an der Wied, (Verbandsgemeinde Waldbreitbach 1987) - hier veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung des Autors Dr. Albert Hardt)

Wer von Verscheid aus an Goldscheid vorbei in das Fockenbachtal hinabsteigt, trifft bald auf die Fockenbachsmühle. Sie ist tief in das Geheimnis des geschichtlichen Werdens verflochten. Als im Jahre 1660 die Vermessungsbeamten durch das Land zagen, trafen sie anscheinend nicht auf eine Fockenbachsmühle. Doch weiß Fabricius in seinem Geschichtsatlas von einer Fockenbachsmühle zu berichten, die im Jahre 1670 bestanden hätte. Nun wäre es seltsam genug, wenn sich innerhalb von zehn Jahren das Bild in dieser Weise verändert hätte. Es klärt sich manches, wenn man bedenkt, daß die sogenannte heutige Hümmerichsmühle (unterhalb von Niederhümmerich) in früherer Zeit immer »Fackenbacher Mühle« hieß. Auch gab es von 1830 bis 18S1 eine Hümerichsmühle in Niederbreitbach, die so genannt wurde, weil der Regierungsrat Hümerich aus Dierdorf diese Mühle aus der konkursmasse des Zehntempfängers Lux im Jahre 1830 gekauft hatte, bis dann im Jahre 1851 der Goswin Hohn (Huhn) diese Mühle an sich brachte.

Ohne jeden Zweifel wurde die heutige Fockenbachsmühle von den Ehrensteiner Herren des Verscheider Hofes gegründet. Dies wird noch vor dem Jahre 1500 geschehen sein. Als Bestandteil des Hofes wurde diese Mühle bei den Spezifikationen nicht erfaßt. Vermutlich war sie zunächst auch eine Ölmühle und später mit einem Beutelgang ausgerüstet. Die Wieder Grafen bezeichneten diese Mühle stets als »die andere Fockenbachsmühle«. Die Pächter der Hümmerichsmühle sprachen dagegen immer von der Holliger Mühle.

Die Isenburger auf Arenfels, nachdem sie 1583 die Pfandherren Neuerburgs geworden waren, sagten, daß ein Herr Garritz von Oberen (Over?) ihnen wegen Besitzungen zu »Hümmerichshausen« im Breitbacher Lande abgabepflichtig wäre. Sollte mit diesem Ort die Fockenbachsmühle gemeint sein?

In den Akten der Hümmerichsmühle werden die Besitzer Buhr zum ersten Mal nach 1700 für die Fockenbachsmühle angegeben. Diese Familie bleibt auch durchgängig im Besitz dieser Mühle, bis sie sich im Jahre 1985 von der althergebrachten Mühle trennte. Noch einmal kritisch wurde es für die Mühle nach 1810, als sie sich ihre Mahlgäste in den näheren Ortschaften pachten mußte. Mit der Aufhebung des Mahlzwangs etwa um 1855 war sie von dieser Last befreit.

Die Fockenbachsmühle ist inzwischen für die Menschen aus nah und fern ein beliebtes Ausflugsziel geworden, bedingt durch die ruhig-geborgene Lage, durch die Romantik der Sagenwelt und nicht zuletzt, weil dort seltene Pflanzen im Verborgenen blühen und gedeihen.

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