Karl-Heinz Frankhäuser
Mühlen im Daadener Land
(veröffentlicht im Heimatbuch des Kreisheimatvereins Altenkirchen 1987 - hier veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung des Heimatvereins)
Ausgangspunkt zu den Recherchen
über die weiteren Mühlen im Daadener Land ist die abgebildete
Urkunde, bzw. deren beglaubigte Abschrift aus dem Jahre 1803. Es
zeigte sich, daß bereits amtlicher Schriftverkehr aus dem Jahre
1778 vorlag. Durch einen Brief des Erbpächters
Hauprich, dessen Name auch in der heutigen
Schreibweise Haubrich zu finden ist, bittet dieser am
18. August 1778 um Steuernachlaß und um intensivere Bannung der
Mahlgäste, also die Verpflichtung der Bürger aus Biersdorf,
auch dort ihr Mahlgut einzubringen. Leider liegt uns kein
Bescheid vor.
Daß aber die zuständigen Stellen nicht immer kleinlich waren, daß man an höchster Stelle mit dem Erbpächter zufrieden war, zeigt die erwähnte Urkunde aus dem Jahre 1803, nachdem das Königlich Preußische Amt Friedewald55 dem Fürsten zu Nassau, Graf zu Saarbrücken ect. im Reichsfrieden 1802 als Entschädigung für verlorenen Reichslande zugeteilt wurde und der neue Herr, Friedrich August zu Nassau, den Erbpächter Johann Peter Hauprich zu Biersdorf weiterhin als Erbpächter anerkennt. Hier wird die Mühle beschrieben: mit einem Gang versehen, für die Ortschaften Biersdorf, Niederdreisbach, dann die Amt Friedenwäldische Unterthanen zur Sulzbach55.
Bereits 1826 wird aber in
Coblenz ein Contract für Johannes Peter Haubrich
aufgesetzt, diesmal vom Königlichen (preußischen)
Finanzministerium, der dann am 12. September 1826 zu Daaden
verhandelt und unterschrieben wurde. Nun ist der Müller wieder
preußisch!
Ein weiterer Beweis der Tüchtigkeit des Müllers und seiner
Familie ist darin zu sehen, daß am 1. 5.1827 die gleiche
Dienststelle in Koblenz für seinen Sohn Wilhelm Haubrich den
Erbkontrakt aufstellt, wobei die Unterschrift des Müllers von
Bürgermiester Weber bestätigt wurde.
Die Jahre gehen ins Land. Staat und Gesellschaft ändern ihre
Ansichten über Eigentum.
So ist es nicht verwunderlich, daß am 12. 4.1834 die königliche Rentei in Altenkirchen einen Vergleich mit Wilhelm Haubrich aushandelt Jetzt geht es um die Mühlbauten, wozu auch die Dämme und Gräben gehörten, und um die Möglichkeit der Auflösung der Erbpacht durch den Erbpächter, damit dieser Besitzer der Mühle werden kann. Erst aber verpflichtet sich der Staat, den Müller nicht aus der Erbpacht zu drängen und, wenn der Staat dennoch einen anderen Erbpächter einsetzen oder die Mühle gar einem anderen Müller verkaufen will, sie ihm für die nun vom Müller selbst auszuführenden Mühlenbauten eine angemessene Entschädigung zu zahlen.
Doch - die Erbpacht geht weiter. So kommt es am 18. 8.1847 zu einem Vergleich hinsichtlich der Ermäßigung der immer noch zu zahlenden Erbpacht; Begründung: Die Mühle sei ja keine Bannmühle mehr, und jeder Bürger könne mahlen lassen, wo es ihm gefällt. Jetzt hat der Sohn von Wilhelm Haubrich unterzeichnet: Peter Haubrich.
Diesem jungen Müller wird am 10.12.1848 zu Coblenz der Erbpackt-Contract erneuert. Das Dokument ist für heutige Begriffe sehr gut lesbar. Interessant ist, daß der Name Peter Haubrich nun eine Nummerierung erhält: Peter Haubrich IV, da es sonst offensichtlich zu Verwechslungen mit anderen Personen gleichen Namens gekommen wäre; eine Gepflogenheit, die sich bis heute erhalten hat.
Da am 9. 12. 1857 bestätigt wird, daß die ehemalige Erbpacht-Mühle in den Besitz von Peter Haubrich IV zu Biersdorf übergegangen ist und eine Ablösungs-Urkunde angefertigt wird, kann es sich bei der am 20.4.1854 getätigten Zahlungsanweisung einer namhaften Summe nach Koblenz nur um eine Rate für die Übereignung gehandelt haben. Nach 20 Jahren geht für den Sohn der Wunsch seines Vaters in Erfüllung, daß die Mühle Privatbesitz wird.
Dann kehrt Ruhe ein in diesem für die Bürger so wichtigen Betrieb. Die ständig zu erneuernden Gebäude befinden sich auf der altem Hofstelle in Daaden-Biersdorf. Der Mühlteich ist noch gut zu erkennen.
Im ersten Weltkrieg wird die
Mühle von der Familie Lenz erworben. Bis 1969 dröhnte das
Mahlwerk, um aus Getreide Mehl herzustellen.
Noch betreibt Manfred Lenz die Bäckerei und
Landesprodukten Meinhard Lenz, genannt nach seinem Vater im
Unteren Mühlhof. Zur Zeit wird Futterschrot gemahlen.
Bedingt durch die veränderte
Einstellung zu unserer Ernährung, wird vielleicht eines Tages
wieder Mehl aus Getreide gemahlen?!
Damit das alte Mühlenhandwerk nicht ganz in Vergessenheit
gerät, wurde vor ungefähr drei Jahren ein Müllerstammtisch
einberufen. Vielleicht wird diese Einrichtung wieder belebt?