Die Mühlen im Wissener Land
(von Kunibert Stock)
Auch im Bereich der heutigen Verbandsgemeinde Wissen gab es einige Mühlen und andere Möglichkeiten die Wasserkraft zu nutzen.
Im Bereich der alten Gemeinde Holschbach wird eine Mühle am Holperbach genannt. Nachzulesen ist dies im Findbuch des FürstlichHatzfeldtWildenburg`schen Archivs zu Schönstein. Dort befinden sich Hinweise auf Unterlagen zu dieser Mühle. So ist unter dem Stichwort Verpachtung von Mühlen auch die Mühle am Holper Bach und zwar in Band 8 unter der Nr. 590.Es sind dort Unterlagen aus dem Jahre 1696. In der Überlieferung ist weiter von dieser Mühle nichts bekannt.
Wassergang und Hüttengraben bei Stocken und Wisserhof.
Hierzu sagt eine Urkunde etwas aus. Sie wird von Kloft unter der Nr. 2057 vom 06. 10. 1597 wie folgt übersetzt: "Klein Johann sowie Johann, Hofleute des Hofs zu Stöcken bzw. des Hofs Wisserhof, werden in ihren Streitigkeiten wegen des langen Oelgin und der in der Nähe davon hinziehenden Hart, wegen sonstiger Weiden (drifften) und anderweitigen Nachbarschaftsstreitigkeiten, die bereits zwischen ihren Vorfahren bestanden und die des Öelgin wegen bereits vor vielen Jahren einmal beigelegt wurden, nun durch Hermann und Sebastian Vettern von Hatzfeldt, Herren zu Wildenburg, die als Erbherren (erb- und Jandthern) auf beiden Höfen erschienen, wie folgt verglichen:
1.) Das lange Oelgin, das links durch den Lauf der Wisse, rechts durch den alten, an der Hart hinziehenden Hüttengraben sowie unten durch vier mit Kreuzen versehene Eichen begrenzt wird, gehört künftig erblich zum Hof Stöcken, sodaß der Hofmann es ungehindert durch denjenigen des Hofs Wisserhof nutzen kann;" Und weiter unter Punkt "6) Die Streitigkeiten im Feld bey der Wulffskaullen, wo ein Grenzstein verloren ging, der auf den Ameissenhauff gerichtet war, und wo der Hofmann des Hofs Stöcken die Grenze annahm, wird dahingehend beigelegt, daß mitten zwischen WolffskauhIen und Amissenhauffe ein großer Grenzstein gesetzt wird, von wo die Grenze auf die große Eiche in der Hart und von dort durch den Wiesengrund auf die Hainbuche jenseits der Laroerbach zieht. - Die Streitigkeiten wegen des Viehtriebs, den der Hofmann des Hofs Stöcken in diesem Wiesengrund und auf (gleich uff) der Scheide alleine nutzt, wo er angeblich zu weit auf Feld trieb, das zum Hof Wisserhof gehört, wird durch Tausch beigelegt, indem die Wiese bachabwärts rechts, die bisher vom Hof Wisserhof genutzt wurde, künftig zum Hof Stöcken erblich gehört. Das bisher von dort genutzte Wieschen am Hombergsseiffen bleibt künftig dem Hof Wisserhof erblich vorbehalten. - In diesem Zusammenhang wird noch vereinbart, dass der Hofmann des Hofs Stöcken den Wassergang in dem ertauschten Wieschen beim Lechenbach (Lawerbach) unbeeinträchtigt lässt. Hierfür lässt ihm der Hofmann des Hofs Wisserhof den zuvor zwischen beiden Wiesen hindurchgehenden Viehtrieb unbeeinträchtigt, der entlang der Hart oberhalb der von ihm ertauschten Wiese und somit zwischen beiderseitigen Wiesen hindurchgeht." Es sind leider nur undeutliche Andeutung, aber es muss in dieser Gegend etwas gegeben haben wo die Wasserkraft genutzt wurde. Gab es dort einmal eine Mühle ? Führte der Hüttengraben an die Hüttenstelle gegenüber von Hof Hufe ? Bei Hufe war der Wisserbach gestaut und Wasser über einen Mühlengraben zu Wissener Mühle geleitet.
Im Bereich der alten Gemeinde Bruche wurde die Wasserkraft unterhalb des Hofes Bruche bis um 1950 zur Erzeugung von Strom genutzt. Der Hofname Mühlenschlade könnte auf eine ehemalige Mühle hinweisen. Gefunden wurde bisher hierüber noch nichts. Auch beim Hof Wippe, Niederwippe lag dicht bei Fahren am Ufer des Wipperbaches soll eine Mühle gestanden haben. Heute ist sie weiter oben im Bereich von Friesenhagen zu finden.
Im Bereich der alten Gemeinde Birken ist der Hof und die Mühle Mühlenthal schon sehr früh erwähnt. Jacob Rausch schreibt in der Geschichte des Kreises Altenkirchen : "Durch die vielen Fehden und sonstigen Unternehmungen war Hermann von Wildenburg in Geldverlegenheiten gekommen. Mit Genehmigung des Erzbischofs verpfändete er daher 1371 April 25. dem Ritter Simon von Isengarten seine von Kurköln lehnsrührige Güter und Rechte im Kirchspiel Wissen gegen Zahlung einer Summe von 1759 Gulden. Zu den verlehnten Lehnstücken gehörten die Höfe Diedershagen, Buchen, Wippen und Steckelbach, sowie die Mühle zu Mühlenthal. Die vom Erzbischof für die Wiedereinlösung festgesetzte Frist von 4 Jahren hat Hermann nicht innehalten können. Auch in den Hatzfeldt'schen Urkunden die von Kloft im "Inventar des Urkundenarchivs der Fürsten von Hatzfeldt-Wildenburg zu Schönstein/Sieg" überbersetzt wurden, ist unter der Nr. 75 vom 8.8.1362 erwähnt: "Heinrich, Gerhard und Simon Gebrüder von Mühlenthal (van dem Mulendal] verzichten, zugleich für ihre Erben, zugunsten von Hermann Edlen zu Wildenburg auf die Mühle in den Mulendal samt Zubehör, die sie und ihre Eltern von der Herrschaft Wildenburg innehatten, alle künftigen Forderungen dieserhalb ausgeschlossen. - Siegler: die Aussteller. - Secunda feria ante Laurentii.Ausf., Perg., Sg. l, 3 besch., 2 ab. - Beiliegend: Abschr. (19. Jh.), Pap. - Nr. 69" und weiter steht unter der Nr. 96 vom 13. 4. 1371 die von Rau erwähnte Urkunde übersetzt. Die Mühle wird über die Jahrhunderte bestanden haben. Weitere Einzelheiten über den Hof Mühlenthal und die Mühle finden sich in dem Band "Die alte Gemeinde Birken Höfe im Wissener Land)
Im Hessischen Landesarchiv zu Wiesbaden findet sich bei den Sayn Hachenburger Akten ein Hinweis auf das Hauptregister der Herrschaft Wildenburg des Heinrich Ludwig von Hatzfeldt aus dem September 1686 mit einer Liste von Abgabenzahlern auf den Höfen. Auch der Hof zu Mühlenthal und die Mühle zu Mühlenthal sind hier erwähnt. (LHA Wiesb. Abt. 340 Best. 2117).
Nach einer Aufzeichnung gehörten um 1830 in Mühlenthal unter anderem folgende Gebäude zum herrschaftlichen Hofgut:
1. Eine Mühle, massiv, Ziegeldach (Flur A., Nr. 204) mit 40 Fuß Länge und 25 Fuß Breite (ein Preußischer Fuß sind 31,4 cm),
ein Stallgebäude, massiv mit Ziegeldach (Flur A., Nr. 205) mit 24 Fuß Länge und 20 Fuß Breite (ein Preußischer Fuß sind 31,4 cm),
eine Schmiede, Holz mit Lehmfachwerk, Strohdach (Flur A., Nr. 205) mit 38 Fuß Länge und 17 Fuß Breite (ein Preußischer Fuß sind 31,4 cm).
Im Findbuch des FürstlichHatzfeldtWildenburg'schen Archivs zu Schönstein befinden sich Hinweise auf Unterlagen zu dieser Mühle. So ist unter dem Stichwort Verpachtung von Mühlen auch die Mühle zu Mühlenthal in Band 8 unter der Nr. 1663 mit Unterlagen aus den Jahren 1482 1767 vertreten.
Es soll hier nicht unerwähnt bleiben, dass ein großer Teich sich oberhalb von Mühlenthal bei Hähnchen im Tale noch 1830 befand.
Im Bereich der alten Gemeinde Nochen hatte beim Hof von Alzenthal am Bach einmal eine Mühle gestanden. Nach den Unterlagen im Hatzfeldt'schen Archiv ist diese ab dem Jahr 1882 vorhanden. Diese Mühle war eine Getreidemühle. Auch wurde hier die Butter gekirnt und später mit einem Dynamo der Lichtstrom für den Hof erzeugt. Die Mühle hatte ein eisernes Mühlenrad, es passte also in die damalige Zeit. Josef Schlechtriemen hat diese Mühle noch im Gebrauch gehabt haben. Heute ist sie verschwunden. Ebenso eine noch ältere Mühle. Hierzu ist zu sagen, dass bei Schürfarbeiten in der Wiese im Jahre 1905 man in ca. 2 m Tiefe ein großes hölzernes, oberschächtiges Mühlenrad mit vollständig erhaltenen Radkammern gefunden hat. Nach Berechnung war das Mühlrad einmal 4,46 m groß gewesen. Direktor Kanaff aus Wissen hat diese Untersuchungen gemacht und Analysen gefertigt. Nach der Überlieferung soll es in irgendeinem Museum aufbewahrt werden. Mehr und in welchem Museum weiß man heute nicht mehr. Es ist durchaus möglich, dass dieses Mühlenrad etwas mit der dort im 15. bis 17. Jahrhundert gestandenen Verhüttungsstelle zu tun hat.
Unterhalb des aufgegebenen Hof Bröl hat es auch einmal eine freie Mühle Bröl gegeben. Die Lage dieser Mühle ist heute noch zu sehen. Sie ist gegenüber der "Rampe".
Im Bereich der alten Gemeinde Hövels gab es die Wissener Mühlen . In Mehrzahl geschrieben, denn es gab mehrere davon. Die Alte Wissener Mühle wird auch öfters als Hof benannt. Es kann davon ausgegangen werden, dass der Müller auch eine Landwirtschaft hatte. Die Mühle in Wissen entrichtet nach der Aufstellung aus dem Jahre 1692 für eine drittel Verleihung 11 Reichsthaler. Die Walkmühle vor der Brücke gibt außerdem, wenn sie in Betrieb ist, vom Wassergang jährlich 12 Albus und zwei Osterbrote oder nach belieben 3 Albus. Heute gehört das gesamte Gebiet zur Stadt Wissen. Unterhalb des Hofes Hufe befand sich im Wisser Bach einmal eine Staumauer. Von hier wurde das Wasser zu der Stelle geleitet, wo die Wissener Mühle stand. Mit diesem Wasser betrieb man die Wissener Mühle. Nach der Überlieferung folgte der Mühle ein Sägewerk. Auch es wurde mit Wasserkraft betrieben. Neben der Getreidemühle gab es in dieser Gegend eine Walkmühle, eine Knochenmühle und eine Lohmühle.
Josef Heer aus Wissen hat in seiner Schrift über die Lederer etwas über dieses alte Handwerk zusammengetragen. Er schreibt, dass die Wissener Getreidemühle des Müllers Albert Hirsch in Jahre 1933 abgebrannt ist. Weiter führt er an, dass1727 Johannes Roderikus Schlößer als Gerber in der Brückhöfe tätig war. Dazu hat er von 1763 bis 1773 die Steuern eingetrieben. Später bestanden Verbindungen zwischen der Familie Schlösser und der Familie Dörner, die beide wohl in dem Dönnerschen Haus in Brückhöfe gelebt haben. Das Haus wird wohl um 1616 gebaut worden sein, denn seit dieser Zeit gibt es Unterlagen über die Lohmühle in der Brückhöfe. Es werden, wie in alle alten Häusern üblich Eichestämme zum Zimmern verwendet. Weiter erwähnt er als Gerberfamilien, die Familien Herzog, Michels, neben Dörner, Schlößer, Zuerst gehörten die Gerber von Wissen der Zunft von Hachenburg an. Dies ist wohl ein Überbleibsel der Zugehörigkeit des Wildenburger und Schönsteiner Landes zur Grafschaft Sayn. 1682 stand neben dem Haus an der Mühleck, die Lohmühle. Johann Wilhelm Dörner heiratet 1772 die Katharina Klein aus Durwittgen. Es könnte sein, das der Lederwarenhändler in Hüngesberg, der von Heer nicht erwähnt wird, hiermit zusammenhängt. Ihr Sohn Johann Peter, geboren 1773 erwarb die alte Lohmühle in Wissen und erbaute sie neu. Damals war er sich nicht mehr Gerber sondern Wollenweber und benutzte diese Mühle als Walkmühle. 1801 hatte Franz Wilhelm Dörner die Gerberei in der Brückhöfe. 1834 gibt es in Wissen einen Johann Peter Dörner, der von Beruf Rotgerber und Lederhändler war. Im Alter von 90 Jahre verstarb am 16. 11. 1863 der Gerbermeister in Schönstein.
Wie Jost Kloft im " Inventar des Urkundenarchivs der Fürsten von Hatzfeldt-Wildenburg zu Schönstein/Sieg" unter der Nr. 2051 vom 11. 11. 1596 berichtet, hat Bernhard von Hatzfeldt, Herr zu Wildenburg, und seine Frau Barbara von Broel [vom Bruell] gen. Plater verkaufen an Johann Dausch (Dauschen) zu Reifenrath [Reifferoidt] und seine Frau Lißgen für quittierte 800 Rader fl. zu je 24 Rader alb. Sieger W. kraft Erbkauf ihre Wiese unterhalb der Reifenrather (Reifferoder) Wiese vor Nöchers seippen mit folgenden jährlichen Nutzungen: 3 Ml. l Meste l Kop Korn und 3 Ml. Molterfrucht, jeweils Wildenburger M., V2 Tlr. Schweinegeld, eine halbe Gans oder 3 alb. sowie 9 Tlr. zu je 3 alb. Die Fälligkeiten sind jeweils zu St. Martinstag (November 11) von ihrem Sechstel der beiden Mahlmühlen zu Mühlenthal (Mollenthall) und vor der Brücke zu Wissen, sowie von ihrem Höfchen und Gut zu Hassenthal (Hasenthaell) in der Herrschaft Wildenburg, die Bernhard von seinen Eltern erbte, zu leisten. Bernhard weist die Inhaber bzw. Pächter (geroinner, einhaberen oder pfechter) der beiden Mühlen bzw. der Güter an, den Käufern die Nutzungen zukommen zu lassen. Sie leisten der verkauften Güter und Nutzungen wegen Währschaftsversprechen und setzen hierfür ihren übrigen Besitz zu Unterpfand. Den Käufern ist es künftig auf Verlangen möglichst zu gelten die erwähnten beiden Mühlen selbst zu gebrauchen; sie erhalten , Bernhards Anteil an dem notwendigen Bauholz. Der Verkauf muss jeweils innerhalb von 8 Tagen vor und nach dem Rententermin mit der Verkaufssumme zuzüglich etwaigen Rückständen bei Wahrung vierteljähriger Kündigungsfrist einlösbar. - Unterschriften des Bernhard von Hatzfeldt, Herrn zu Wildenburg, und seines Vetters Hermann von Hatzfeldt Herrn zu Wildenburg und Schönstein. - Siegler: Bernhard von Hatzfeldt, Herr zu Wildenburg, Hermann von Hatzfeldt, Herr zu Wildenburg und Schönstein.
Auch von der Grube und Hütte zu Wingertshardt wurde die Wasserkraft genutzt. In früher Zeit legte man einen 2,5 km langen Wassergraben von der Sieg, am dicken Stein beginnend, an. Mit einer an der Wingertshardt gebauten "Kunst" versuchte man das Wasser im Grubenbereich abzupumpen. Wenn im Winter das Wasser im Wassergraben zufror, kam es zu großen Schwierigkeiten. Im Jahre 1857 wurde die Wissener Matallhütte im Frankenthal jenseits der späteren Bahntrasse gegründet. Gründer war der Siegener Hüttendirektor August Schulte. Das Wasser wurde mittels eines Grabens von der Sieg aus der Gegend von Hof Auen herangeführt. Dazu mussten mit der FürstlichHatzfeldtWildenburg'schen Verwaltung zu Schönstein Abmachungen getroffen werde, die auch in dem Streit über die Siegfischerei von Hof Mitteldurwittgen zur Sprache kamen. Die Metallhütte hatte keine lange Lebensdauer, schon nach ein paar Jahren schloss sie wieder. Beim Bau des Wissener Weißblechwalzwerkes wurde der Graben meist zugeschüttet.
Im Bereich der alten Gemeinde Elbergrund bestand die Mühle zu Altenbrendebach. Im Findbuch des FürstlichHatzfeldtWildenburg'schen Archivs zu Schönstein befinden sich Hinweise auf Unterlagen zu dieser Mühle. So ist unter dem Stichwort Anlage einer Fruchtmühle auch die Mühle zu Altenbrendebach in Band 8 unter der Nr. 10567 mit Unterlagen aus den Jahren 1867 vertreten. In der Altenbrendebacher Mühle, in der auch eine Gastwirtschaft war, wohnte die Familie Holschbach. Anfang der 1970er Jahren wurden diese Gebäude abgerissen. Heute ist von diesem Wohnplatz, der in die neuen, etwas verlegte Talstrasse hineinreichte, und daher weichen musste, nichts mehr zu sehen. Etwas Näheres über diese Mühle mit Gastwirtschaft zu erfahren, schlug fehl. Es war mir leider nicht möglich, einen kundigen und gesprächsbereiten Partner zu finden. Die Mühle könnte zu einer Zeit, als der Zwang nur in einer vorgeschriebene Mühlen sein Getreide mahlen zu lassen, abgeschafft wurde, entstanden sein. Damals nutzten diesen Freiraum viele Müller eine eigene Mühle zu erbauen.
In der alten Gemeinde Schönstein soll es mehrere Mühlen gegeben haben. In der statistischen Übersicht des Amtes Schönstein aus dem Jahre 1811 werden folgende Mühlen erwähnt: eine Mahlmühle mit zwei Gängen und eine mit einem Gang. Im Heimatjahrbuch des Kreises Altenkirchen 1958 schreibt Christan Ebach, Steckenstein einen Bericht über Mühlen unter dem Titel "Die Mühlen des Tales Schönstein im Jahre 1583." Hier soll ein Auszug gebracht werden. "Wenn der fremde Wanderer heute durch das anmutige, mit landschaftlichen Reizen wohl ausgezeichnete alte Tal bei Schönstein kommt und durch den mächtigen, gotischen Torbogen in die sogenannten Freiheit eintritt, so vernimmt er dort das beständige Rauschen eines Wasserfalles. Dieser aber zeigt sich ihm erst, wenn er das alte Gemäuer, das ihn verdeckt, besteigt. Unschwer nur wird er erraten, dass dort, wo der Wasserfall hinabstürzt, vorzeiten ein Mühlrad ging, denn im alten Gemäuer sind Nischen ausgespart, in denen damals die Radachse lagerte. Unwillkürlich mag dann die Frage auftauchen, wann diese Mühle ging, und ob sie nicht noch ihresgleichen hatte." Er4 fährt fort über "Das Mühlengewerbe. Um so mehr muss es uns Heutige verwundern, dass vor dem Dreißigjährigen Kriege in Schönstein ein recht reges Mühlengewerbe ansässig war. Es gab nämlich im Jahre 1583 nicht weniger als fünf Mühlenbetriebe und zwar:
1) die Broich Mühl
2) die "New Mühl
3) die "Mittelste Mühl
4) die "Niederste Mühl
5) die "Lohmühl
Als einzige Mühle ist uns die zweite, die New Mühl überkommen, die anderen aber sind bis auf die letzten Reste der Niedersten Mühl verschwunden. Wo die anderen drei Mühlen standen, ist nicht überliefert, selbst wann sie untergingen, verschwindet im Dunkel der Geschichte. Anzunehmen aber ist, dass sie im Dreißigjährigen Kriege zerstört wurden, als der schwedische Graf Baudissin mit seiner Armee siegaufwärts zog, um dem Kurfürstenerzbischof von Trier die Freusburg zu entreißen, die dieser den Saynern genommen hatte. Bekanntlich wurde damals in Wissen und Schönstein arg geplündert und der Kirchenschatz weggeführt wurde, ging in Schönstein während der kriegerischen Handlungen das Schloss teilweise in Flammen auf.
Die "Mahlgäste: In damaliger Zeit waren die Mühlen sogenannte"Bannmühlen, das heißt, dass die Bewohner der umliegenden Orte als Mahlgäste an sie gebannt waren und nur in ihrer Bannmühle mahlen lassen konnten. An die Schönsteiner Mühlen waren damals alle Bewohner der Herrschaft Schönstein gebunden. Das waren also alle Menschen, die in den heutigen Gemeinden Wissen (halb). Schönstein, Selbach, Elbergrund, Köttinger- und Blickhauserhöhe wohnten. Die Mühlen selber waren im Besitz des Landesherren, und zwar war dies 1583 noch der Kurfürtsterzbischof von Köln und gebrandschatzt. Während in Wissen außerdem die Brücke gesprengt.
Dieser sorgte durch die Anweisungen seines Amtmannes in Schönstein für den Unterhalt und die Betriebsbereitschaft der Mühlen. Als Gegenleistung erhielt er von den Müllern als Pächter seinen Zins. Und zwar von
der Broich Mühl 2 Thaler 6 Albus
der Niedersten Mühl dito
der New Mühl l/2 Gulden
der Lohmühle 6 Albus
der Mittelsten Mühl 2 Gulden 7 Albus
Die ersten vier Mühlen waren Getreidemühlen, von denen wohl eine noch als Ölmühle mit diente, denn im Jahre 1811 waren noch zwei Mahlmühlen vorhanden, wovon eine der beiden nach Aufzeichnungen des damaligen Amtsmanns Busch eine unbedeutende Ölmühle dabei hatte. Die Vielzahl der Getreidemühlen erklärt sich noch dadurch, dass in alter Zeit die Ernährungsweise der hiesigen Bewohner eine andere als heute war. Die Kartoffel als wichtiges heutiges Nahrungsmittel gab es noch nicht. Sie fand ihren ersten Anbau hier erst im 18. Jahrhundert. Deshalb war der Getreideanbau in alter Zeit im Verhältnis zu heute ein größerer, denn die Menschen mussten sich ja mehr von Brot und Mehlspeisen ernähren. Wie sehr der Getreidebau betrieben wurde, ergibt sich auch noch dadurch, dass damals weite Flächen der auch hier an der mittleren Sieg vorhandenen Hauberge mit Roggen und Buchweizen (Heidloft) jährlich eingesät wurden. Die auf den Äckern und im Hauberg gewonnenen Getreidemengen wurden dann in den Schönsteiner Mühlen zu Brot und vor allem zu Breimehl (Hafermehl) verarbeitet. Auf diese Weise ist wohl auch der Spottname der Schönsteiner ""Wissener Breimehlsäcke" entstanden, denn die alten Wissener Bürger mussten ja in Schönstein mahlen lassen. Auffallend ist die Existenz einer Lohmühle. Ihr Vorhandensein wirft ein interessantes Schlaglicht auf das Gerbergewerbe, welches noch bis zu Beginn dieses Jahrhunderts in Schönstein ansässig und tätig war. Diese Gerber benötigen für den Gerbprozess die sogenannte Lohe, wie man die gemahlene Eichengerbrinde nannte. Diese Eichengerbrinde fiel damals Jahr für Jahr an, wenn die jungen Eichenstämme geschält wurden, die jährlich beim Jahreshau im Hauberg mit abgetrieben wurden. Diese Eichenrinde wanderte dann gebündelt in die Lohmühle, wo sie gemahlen und so für den Gerbprozess reif gemacht wurde.
Heute liegt nur eine Mühle am romantischen Mollengraben, den damals die von Wissen und Schönstein "samendter Hand zu fegen und zur Winterszeith das Eis zu hauen hatten so offt das von Nöden", die anderen Mühlen sind nicht mehr und wurden vergessen. Mag auch mit ihnen ein gut Teil alter Mühlenromantik und Betriebsamkeit in Schönstein geschwunden sein, so wollen wir Heutigen uns dennoch mit dem fremden Wanderer freuen am Spiel der Wellen und am Plätschern und Rauschen des Mühlwassers, das uns geblieben ist, und das gottlob Schönstein noch immer zur besonderen Zier gereicht." Bekannt sind die Schönsteiner Mühle, die vom Elbbach über einen Mühlengraben gespeist wurde. Es war eine Getreidemühle. In alten Karten wird sie auch die Werther Mühle genannt .Diese schöne, mit Fachwerk gebaute kleine Mühle befindet sich im Privatbesitz und wurde vererbt. Auch im Innern ist noch gut intakt. Sie kann noch in Gang gesetzt werden, allerdings wird heute nicht mehr gemahlen, da sie weitgehend als Wohnung dient. Die Mühle war Mitte der 1950er Jahre stillgelegt worden. Die Schönsteiner Schlossmühle liegt am gleichen Mühlengraben wie die Schönsteine Mühle. Auch sie war eine Getreidemühle. Im ersten Hof des Schlosses Schönstem hat diese Mühle gestanden, die wohl auch eine Bannmühle gewesen sein mag. Beim Eingang in den Hofraum war ein hohes, schlankes Haus mit Walmdach, das in einer Federzeichnung von 1840 zu sehen ist zu finden. Die Wasserzuführung erfolgte über einen Graben aus dem Elbbach rechtseitig im heute bebauten Teile von Schönstein. Diese Mühle wird 1518 und 1593 erwähnt. 1605 ist von der "Amtsmühle zu Schönstein" die Rede (KLOFT, a.a.O.), welche ihre Abgaben (bzw. Einnahmen) an das von Hermann von Hatzfeldt und dessen Frau Margarethe gegründete Armenhaus in Wissen abzugeben habe. Auch diese Mühle hat ihren Betrieb schon seit langem eingestellt.
Im Bereich der alten Gemeinde Köttingerhöhe wurde die Wasserkraft der Nister mit einer "Kunst" zur Entwässerung der Grube "Glücksbrunnen" in alter Zeit genutzt. Der Wassergraben war oberhalb von Nisterstein an der Nister angelegt und wird in einer Karte, die in "500 Jahre Roth" zu finden ist eingezeichnet. Auch die alte Gemeinde Selbach hatte eine Mühle.
Nach einem alten Erbvertrag hat die Familie Röter einen Anteil an der Genossenschaft im Kleefeld Hauberg zu Fensdorf. Die Familie hatte 8,5 Morgen Anteil daran und dazu hatten sie in Selbach die Selbacher Mühle und ein kleines Bauerngut, so schreibt man damals. Später war es der Mühlenbesitzer und Landwirt Brucherseifer, der aus dem Morsbacher Gebiet bei Niederdellingen stammte. Diese Familie hatte zuletzt einen größeren Besitz in Selbach. In alten Urkunden wird unter der
Nr. 2953 vom 28. 04. 1679 folgendes berichtet: Heinrich Kraft von Gevertshain (Geberzhagen) zu Mühlen (Müllen) im Amt Blankenberg und Land Berg verkauft an Christian Wagner, seinen Hofmann zu Seelbach, sowie an Rörich Groß (Gros) und die Kinder und Erben von Johannes Gölten zu Wissen, wie im Gericht und Kirchspiel Wissen üblich, seine Hälfte des sog. Kolbenhofs zu Seelbach. Eine 1678 Mai 11 auf die Hälfte erteilte Verschreibung wird in genanterweise - verrechnet. - Unterschriften des Ausstellers sowie von Johannes Imhaußen, Klein Johann Thall und Lorenz Thewes (Laurentz Theweß). Der Gebhardshain zu Mühlen muss nicht im Zusammenhang mit einer Mühle im Wissener Raum stehen.