Die Seifermühle in Forst

aus: Heimatjahrbuch für den Kreis Altenkirchen - hier veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung des Kreisheimatvereins

siehe hierzu auch Foto der Mühle von Horst Ascheid

Die Gebäudegruppe der Seifermühle, die auch entsprechend der Nähe zum Ort Kaltau "Kaltauermühle" genannt wurde, stellt ein bedeutendes Denkmal ländlicher Kleinmüllerei dar. Weiter gibt sie Zeugnis über das handwerkliche Schaffen ihrer Erbauungszeit. An der Erhaltung und Pflege bestand zur Förderung des geschichtlichen Bewußtseins und der Heimatverbundenheit sowie aus wissenschaftlichen und künstlerischen Gründen ein weiteres Interesse.

Eigentümer Erich Gelhausen aus Kaltau. Ihm ist es zu verdanken, daß dieses Kleinod nunmehr für die Nachwelt erhalten bleibt.

Die historische Mühle war immer im Besitz der Familie Gelhausen, bis die ledige Henriette Gelhausen als letzte Besitzerin verstarb. Mit großem Engagement war Miterbe Erich Gelhausen, ein Neffe von Henriette Gelhausen, federführend bei den Erbauseinandersetzungen. Lange Zeit sah es so aus, als ob nicht alle Erben unter "einen Hut" zu bringen wären. Zwichenzeitlich übernahm Erich Gelhausen verschiedene dringende Instandsetzungsmaßnahmen, um die Mühle vor einem weiteren Verfall zu schützen. In mühevoller Kleinarbeit und mit viel Geduld erreichte dann Erich Gelhausen eine Einigung mit allen Erben. Dem jetzigen Besitzer fiel förmlich ein "Mühlenstein" vom Herzen. Nach der Besichtigung der Wassermühle durch die Landeskonservatorin Frau Dr. Schumacher, die von dem Bauwerk und den noch vorhandenen Einrichtungen hellauf begeistert war, stand dann fest, im Frühjahr 1987 kann mit den Restaurierungsarbeiten begonnen werden.

Im Jahre 1880 wurde an der Wassermühle der letzte Umbau durchgeführt. Die "Königliche Regierung", Abteilung des Innern zu Koblenz, erteilte am 5. August 18$0 folgende Genehmigung: "Der Emanuel Gelhausen hat unter Einreichung der erforderlichen Zeichnungen nebst Beschreibung um die Erteilung der Erlaubnis nachgesucht, den in diesen Vorlagen näher bezeichneten Umbau seiner im Banne der Gemeinde Forst am Holper Bach belegene Mahlmühle vornehmen zu dürfen. Dem Gesuchsteller wird daher nach Paragraphen 16 bis 18 der Gewerbeordnung für den Norddeutschen Bund vom 21. Juni 1869 die polizeiliche Erlaubnis zur Gedachten gewerblichen Anlage unter den Bedingungen ... erteilt."

Zur Mühle selbst hat Gartenbauberater Diethard Bahles von der Kreisverwaltung Altenkirchen, gleichzeitig auch Müllermeister und Mühlenhistoriker, eine historische und technische Beschreibung verfaßt.

Die heutigen Baulichkeiten, Wassermühle mit Wohnhaus als Gebäudeeinheit, Müllerstube, Gesindestube, Mehl- und Getreidelager, Scheune mit Viehküche und Stallungen sowie einem separaten Backhaus, sind entsprechend der vorliegenden Baugenehmigung dem Jahre 1889 zuzuschreiben. Die typische Mühlenlage deute jedoch auf eine sehr frühe Ansiedlung hin. Erstmals erwähnt wird die Mühle im Jahre 1623. Die stetig nutzbare Wasserkraft und der hochwassersichere Standort, so Bahles, deute auf einen gesicherten Winterbetrieb hin.

Der Mühlenbetrieb, mit einer 24-Stunden-Leistung von 1,5 bis 2 Tonnen, versorgte bis in die letzten Kriegsjahre fünfzehn umliegende Dörfer mit Mehl und Futtermitteln.

Der Mahlbetrieb wurde eingestellt im Jahre 1953, als die letzte hochbetagte Besitzerin einen Unfall im Mühl-Räderwerk erlitten hatte.

Um die Jahrhundertwende diente die Seifermühle auch der Stromerzeugung, als Dreschmaschinenbetrieb oder zum Betrieb einer Langholzsäge.

Lange Zeit war die Wassermühle der zentrale Punkt im Leben der Menschen in diesem Bereich. So war hier auch lange Jahre die Poststation untergebracht.

Optisch gesehen ist das malerische Fachwerkensemble mit dem naturbefriedeten Bauerngarten und dem Mizhlenweiher ein vielbeachteter historischer Punkt in der Landschaft des Holperbachtales geblieben und stellt auch ein wertvolles Denkmal in der Kette der ländlichen Versorgung dar.

Zur Fachwerk-Wassermühle gehören ein "oberschächtiges" Wasserrad mit zwei "Mahlgängen" für Backschrot und für Futterschrot, mit "Galgen" zum Wechseln und Schärfen der Steine. Der Steindurchmesser beträgt 1,50 Meter. Die Steinart wird erst bei der Restaurierung erkennbar sein. Es wurden früher Steine aus Basalt (Mayen) oder sogenannten "Franzosen" aus der Champagne verwendet. Das noch teilweise vollständige vorhandene Wasserrad (mit "Eishaus" als Winterschutz) hat einen Durchmesser von 3,10 Meter, eine Breite von einem Meter.

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