Montabaur
gestern und heute
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Die Geschichte Montabaurs läßt sich bis ins Jahr 959 zurückverfolgen. In diesem Jahr wird von einem Castellum Humbacense
berichtet. Diese Urkunde ist erhalten und liegt heute im Staatsarchiv
Kob- lenz. In der Urkunde wird die Weihe der ersten auf steinernem
Fundament gebauten Kirche in Hum- bach, wie Montabaur früher hieß,
erwähnt. Der Trierer Erzbischof Heinrich weihte die Kirche zu
Ehren der Heiligen Petrus und Georg. Humbach war damals die Residenz
des Konradinergrafen Hermann im Engersgau, später Herzog Hermann von
Schwaben. |
Entstanden war die Siedlung Humbach am Fuße des Schloßberges, oberhalb der Gelbachbrücke, weil hier seit mehreren Jahrundert bereits eine bedeutende Handelsstraße vorbeiführte. 1018 fiehl diese Siedlung mit dem Florinstift in Koblenz dem Erzbistum Trier zu. Erzbischof Dietrich von Wied, der im Heiligen Land auf einem Kreuzzug gewesen war, ließ im Jahr 1227 anstelle des zerstörten Castells einen Wehrturm erbauen und nannte ihn, wegen seiner Ähnlichkeit mit dem Berg Tabor im Heiligen Land, Mons Tabor. Der Berg Tabor galt damals den Christen als Berg der Verklärung Christi. Aus diesem Namen der Burg wurde dann für den Ort anstelle von Humbach der Name Montabaur. |
das Schloß Montabaur mit alter Stadtmauer, Sauertalstraße und Stadtmauerturm an der Judengasse
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das Schloß lugt durch die winterkahlen Bäume, am Tag und am Abend |
das Schloß ragt über die Stadt hinaus, Ansicht am Abend
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1291
verlieh der deutsche König Rudolf von Habsburg der Siedlung die
Stadtrechte. Damit verbunden war das Recht Wochen- und Jahrmärkte
abzuhalten, sowie eine Stadtmauer zu bauen. Vor allem in den Jahren 1686 - 1699 wurde das Schloß mehrfach um- und ausgebaut. Bis 1802, als Napoleon das Kurfürstentum Trier besetzte, war das Schloß eine der Re sidezen der Kurfürsten von Trier. Auch war hier das Amt Montabaur untergebracht. 1803 ging Montabaur mit dem übrigen Teil der rechtsrheinischen Gebiete von Kurtrier an die Herzöge von Nassau. Nassau trat danach dem Deutschen Bund bei. Das Land bestand aber nur 60 Jahre, da es nach dem 1866 verlorenen Deutschen Krieg zwischen |
Österreich und Preußen von Preußen 1868 annektiert wurde. So wurde auch
Montabaur preußisch. Das Schloß wurde von 1866 bis 1954 als Lehrer- seminar und Landratsamt genutzt. Von 1946 bis 1969 war hier die Bezirksregierung unterge- bracht und seit 1969 dient es der deutschen Genossenschaften als Fortbildungsakademie. Unter den Trierer Kurfürsten entwickelte sich die Stadt zum Handeslzentrum im Westerwald und durch das Privileg des deutschen Kaisers hatten die Montabaurer Kaufleute über viele Jahrhun- derte hinweg Zollfreiheit und verschiende Zünfte gelangten zu großem Wohlstand. Durch verschie- de Brände und den 30jährigen Krieg wurde viel davon zerstört. Eingige gut erhaltene Fachwerkhäuser in der Alt- stadt zeugen von Wiederaufbau im 16. und 17. Jahrhundert. 1991 feierte Montabaur sein 700 jähriges Bestehen als Stadt. |
Stadtmauerturm im Gebück
links:
Fachwerkhäuser an der Kirchstraße (Beginn der Fußgängerzone) |
die Fuhrmannskapelle von 1452 war ursprünglich ein Beinhaus und eine Totenkapelle des alten Friedhofs (erbaut um 1300), sie steht genau gegenüber der Pfarrkirche St. Peter in Ketten |
die katholische Pfarrkirche St. Peter in Ketten
rechts bunte Fenster im Altarbereich, Klappaltar |
Das
Stadtbild von Montabaur wird heute geprägt von den schönen
Fachwerkhäusern, besonders in der Fußgängerzone, dem Schloß, dem
neugotischen Rathaus, der alten Stadtmauer und der katholischen
Pfarrkirche Sankt Peter in Ketten. Die Kirche steht vermutlich an der
Stelle, wo 959 das steinerne Fun- dament einer Kirche geweiht wurde.
St. Peter in Ketten ist vermutlich ab dem 13. Jahrhundert ent- standen.
In den letzten Jahren wurde der alte Kir- chenbau aufwenig restauriert. Für uns Familienforscher ist die Kirche besonders interessant, beginnen ihre Kirchenbücher doch bereits 1599, so früh wie sonst kaum irgendwo. |
Eine
Vorläuferkirche wurde bereits 940 aus Holz erbaut, die dann durch die
steinerne Kirche von 959 ersetzt wurde. Ende des 12. Jahrhunderts wurde
der Bau der heutigen Kirche begonnen und
Mitte des 14. Jahrhunderts vollendet. Der Innenraum ist
frühgotisch geprägt und enthält frühe Malerei- en, vor allem das
großflächige Weltgericht über dem Chorbogen. |
Ansicht vom Beginn der Fußgängerzone aus in der Kirchstraße
Modell der Kirche in einem Schaufenster in der Nähe der Kirche
links:
rückseitige Ansicht von der Stadtmauer aus |
Weiter
unten am Großen Markt in der Fußgäng- erzone steht das neugotische alte Rathaus von
Montabaur, das zwischen 1866 und 1868 erbaut wurde. In der Mitte der
Eingangsfront kommt Mineralwasser aus einem Löwenkopf, der sogannte
Sauerbrunnen, der auf eine 400jährige Geschichte zurückblicken kann. |
oben:
das
neugotische Rathaus (mit Türmchen) und Weihnachtsmarkt auf
dem Großen Markt und in der
Fußgängerzone
links: der Sauerbrunnen (07/05)
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Unweit
des Rathauses finden wir das ehemalige Wohnhaus der Familie vom Stein,
heute ist ein Spielwarengeschäft darin. Die vom Stein´s sind Vorfahren
des berühmten Freiherrn vom Stein, der in Preußen durch seinen Kampf
gegen Napo- leon berühmt wurde. Wenn man schräg gegenüber durch das "Schus- terählchen" geht, kommt man in die Judengasse. In Montabaur lebten bis zur Zerstörung der Syna- goge und der anschließenden Verfolgung einige Juden. Sie waren Händler und Krämer, da sie von keiner Zunft oder Gilde aufgenommen wurden. Nach dem Großen Markt kommt man zum Klei- nen Markt und dann zum Vorderen und Hinteren Rebstock. Auch hier findet man noch schöne alte Fachwerkhäuser. Vom Vorderen Rebstock aus gelangt man direkt zum Schloß Montabaur. im Eingang des Hauses steht eine Inschrift zum
Gedenken an die Familie von Stein rechts: Blick in die Bahnhofstraße |
das Haus der Familie vom Stein in der Kirchstraße
der Weihnachtsmarkt beginnt am Kleinen Markt
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Montabaur
ist heute eine liebenswerte, moderne Kleinstadt im südlichen Westerwald
und hat 7 Stadtteile: Horressen, Elgendorf, Eschelbach, Wirzenborn,
Reckenthal, Bladernheim und Ettersdorf. Montabaur hat ca. 12.571
Einwohner (Dez. 2013) und ist 33,61 km² groß. Gleichzeitig ist Montabaur die Kreisstadt des Westerwaldkreises und Sitz der Verbandsge- meindeverwaltung. Sie hat ein Mittelzentrum (mit Fußgängerzone seit 1984) mit sehr guter Infrastruktur und ist Sitz zahlreicher Behörden. Nicht vergessen sollte man die beliebten Ausflugs- und Erholungsziele in der Umgebung, das Gel- bachtal und den Naturpark Nassau. In der Stadt selbst läd das Mons Tabor-Bad und die Stadthalle ein, in der unser diesjähriges Wällertreffen statt- findet. |
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Auch verkehrmäßig ist Montabaur gut angebun- den, liegt es doch direkt an der Autobahn A3 Köln- Frankfurt. Paralell dazu verläuft seit einigen Jahren die ICE-Schnellfahrtstrecke Köln-Frankfurt. Montabaur hatte sehr darum gekämpft einen ei- genen Bahnhof zu bekommen, ist doch der Bahn- hof Limburg nicht weit entfernt. Aber man hat das Ziel erreicht und hat heute einen modernen Bahnhof. Vergessen sind die Zeiten, als auf der ehemaligen Westerwald-Querbahn die Schie- nenbusse fuhren und am Alten Bahnhof anka- men. Gleichzeitig ist der moderne Bahnhof Montabaur Umschlagbahnhof für die im Wester- wald geförderte Tonerde. Auf einer Reststrecke von Wallmerod aus wird diese Tonerden in großen Güterwagen an verschienden Stationen gesam- melt und nach Montabaur gebracht. Von dort wird sie dann in langen Zügen nach Italien verfrachtet. weitere Bilder von der Tonerdeverladung |
Desweiteren ist die Autobahn A 48 (Trier-Koblenz-Dernbacher Dreieck-A3) nicht weit entfernt. Zwei Bundesstraßen, die B 49, die von Koblenz nach Montabaur und Limburg führt und die B54 - B 255, auf der man von Montabaur nach Siegen fahren kann, vervollständigen die gute Verkehrsanbindung. |
alle Fotos (12/2008) (c): Manfred Schaaf
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