56414 Bilkheim
                    
(Verbandsgemeinde Wallmerod)
 
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Das Liewersch-Haus, das älteste Haus Bilkheims

das älteste Haus von Bilkheim ist das Liewersch-Haus, das  1687, 39 Jahre nach dem 30jährigen
Krieg, erbaut wurde und heute im Rheinischen Freilichtmuseum Kommern steht. Dazu muß man
wissen, daß Bilkheim bis zum 30jährigen Krieg weiter nordwestlich lag und noch Billigheim hieß.
Es wurde völlig zerstört und an der heutigen Stelle als Bilkheim wieder aufgebaut.

In Bilkheim stand es bis 1962 im mittleren Teil des Dorfes, in der Nähe des früherenFeuerlöschteichs.
Als Kind habe ich oft in der Umgebung des Löschteiches gespielt und bin dabei auch in der Nähe des
Liewersch-Hauses
gewesen. Heute steht in diesem Bereich das Dorfgemeinschaftshaus St. Barbara.

Liewerschhaus
das Liewersch-Haus in Kommern mit Kutsche, der an das Haus angebaute Stall mit Scheune stammt von 1661 und stammt aus Ellar bei Limburg 

Da es im Westerwald ein rauhes Klima gab, passten die Leute ihre Häuser dem Wetter an. Dies ge-
schah durch den Niederlaß einer Seite des Hauses in die Wetterrichtung, so heißt das tief herunter-
gelzogene "niedergelassene" Dach, meistens nach Nordosten. Dieser Niederlaß bot einerseits Schutz
vor der oft rauhen Witterung und bot andererseits zusätzlichen Raumgewinn für hauswirtschaftliche
und handwerkliche Zwecke. Man bezeichnete die Westerwälder Häuser mit niedergelassenem Dach
auch "Westerwälder Frackhäuser".

Auch meine Urgroßeltern Menges besaßen in Rothenbach ein solches "Westerwälder Frackhaus".

Liewerschhaus
das altes Fachwerkhaus hat besonders reiches Fachwerk und ist mit Stroh gedeckt, so wie das früher im Westerwald üblich war  

Die Bezeichnung Liewersch ist ein alter Bilkheimer Hausname, wie es auch viele andere gab und gibt,
abgeleitet von einer Familie Lieber, die um 1843 dieses Haus bewohnte. Erbaut wurde das Haus aber
1687 von Theis (Matthias) Kloft. Es war ein ganz auf Außenwirkung, auf Repräsentation und Prestige
des Bauherrn ausgelegter Bau, ist es doch reich an Verzierungen im Fachwerk. Beim Abbruch des Hau-
ses für den Transport nach Kommern fand man auf dem Speicher einen alten Türsturz mit  einer unge-
wöhnInschrift:  

"Ihm Ahnvang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. Dis
Haus hat Theis Kloft erbaut. Dis Haus sted ihn Gottes Hant. Gott behuet es vor Feuer und
Brand. Amen / 1687 D 19 1 (V) NI"

Liewerschhaus


auf diesen beiden Bildern ist das zur Wetterseite tief heruntergezogen Dach zu sehen, rechts die Hofseite                                               

Liewerschhaus

Bilkheim war immer katholisch, bis auf die Zeit von 1556-1564, als in Salz ein Reformationsversuch
unternommen wurde. Der reformatorische Spruch aus dem ersten Vers des Johannes Evangelium auf
dem Türsturz jedoch deutete auf einen protestantischen Bauherrn hin. Der Westerwald war schon im-
mer ein Zuwanderungsland, was besonders auch durch alten Handesstraßen gefördert wurde, die hier
durchgingen, so die Köln-Franfurter Straße, die durch Wallmerod führte.

Der Familienname Kloft stammte ursprünglich aus den durch das Dillenburger Haus Nassau-Oranien
schon früh reformierten Niederlanden. Irgendwann vor 1687 muß nun ein oder mehrere Angehöriger
der Familie Kloft aus den Niederlanden nach Bilkheim eingewandert sein.
1762 wird im Liewersch-
Haus Hauptmann Wörsdörfer geboren, er stirbt 1841. Er diente im Nassauer Infanterie Regiment 87
Später wohnte eine Familie Haas (vermutlich Verwandte von mir) und zuletzt Johannes und Adolf
Schmidt
darin. Nachdem die beiden letzten Bewohner Anfang der 1960er Jahren gestorben waren,
stand das Haus leer. Denkmalpfleger entdeckten das Bilkheimer Kleinod und kauften es für das
Rheinische Freilichtmuseum in Kommern.

Liewerschhaus
die Wohnstube des Hauses mit Westerwälder Möbeln,
auf dem Boden Westerwälder Steingut mit Salzglasur 

1962 wurden zunächst alle Türen, Fenster und die Zwischenräume des Fachwerks entfernt. Das uralte
Haus stand jetzt nur noch als Gerippe da. Es stellte sich heraus, daß alle Ständer und Balken verzapft,
verplattet oder mit großen Holznägeln verbunden waren. In der Kontruktion befand sich keine einzige
Schraube, kein einziger Nagel. Alles wurde auf Lastwagen verladen und nach Kommern in der Eifel
transportiert. Viele Holzteile waren noch sehr gut erhalten, aber einzelne Teile mußten ersetzt werden
und neue Holznägel geschnitzt werden. Danach wurde alles mit Chemikalien konserviert und provi-
sorisch zusammengesetzt. Als alles passte, wurde das alte Haus an seinem heutigen Standort wieder-
aufgebaut und erstrahlt heute wieder in seinem alten Glanz.
 
Liewerschhaus
so wie auf diesem und dem oberen Bild zu sehen, hat es im Liewersch-Haus wohl früher ausgesehen 

1965 war dann der Wiederaufbau abgeschlossen, nachdem man das Haus noch mit Stroh gedeckt und
die Fächer zwischen den Balken mit Ästen des Haselstrauchs und Längshölzern verflochten und mit
Lehm verschmiert hatte. In diesen abgelagerten Lehm, der mit Wasser vermengt wurde, hatte man
dann gehäckseltes Stroh gegeben und alles mit den Füßen gut gestampft. Mit diesem steifen Brei ver-
fugte man jetzt alle Gefache. Die Westerwälder sagten zu so einem Lehmbrei "Batsch".


Liewerschhaus
in der Küche, oder wie man im Westerwald sagte "im Ern", gab es eine große, kniehohe aus Basaltsteinen gemauerte offene Feuerstelle


Liewerschhaus
Liewerschhaus
           auf Hinweistafeln werden die Häuser des Westerwalds und deren Baustil erklärt 

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                                                               Quellen:
                                      Hinweistafeln im Freilichtmuseum Kommern,
                                                Barbara Krekel, Guckheim:
              "Zwischen Schulpflicht und Kartoffelernte", die Bilkheimer Schulchronik von 2001
,
                                                    Archiv Manfred Schaaf

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                               erstellt 29.10.2003 Manfred Schaaf, Hainburg/Bilkheim
                                                        geändert 20.01.2015
                                                alle Fotos (c): Manfred Schaaf


                                                                                            Zurück / back