Die ehemalige Struthmühle bei Molsberg/Bilkheim

 

Spurensuche

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siehe auch auf der ArGeWe-Seite: "Die Kuh auf dem Mühlrad", Artikel "Vom nassen Tod"  

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Die ehemalige Walderdorff´che Wasser-Mühle, kurz Struthmühle genannt, liegt in der Gemarkung Molsberg in der Struht, der bewaldeten Sänke im Limburger Becken (Elzer Graben), die sich von Nordwesten unterhalb von Bilkheim und Salz bis nach Südosten bis kurz von Thalheim erstreckt. An der tiefsten Stelle der Struth fließt der von Salz kommende Salzbach, der sich im Tal eingeschnitten hat. Er entspringt nördlich von Salz (siehe Karte), fließt durch Salz und erreicht östlich von Bilkheim die Struth. Nachdem er durch die Struth gefloßen ist, durchfließt er Thalheim, um dann bei Niederzeuzheim in den Elbbach zu münden.

Mehrere Mühlen befanden/befinden sich an seinem Lauf, zunächst bei Molsberg/Bilkheim die Struth-Mühle, dann die Schlaudermühle und nachdem der Bach durch Thalheim geflossen ist noch die Neu-Mühle.


Früher war die Struth ein dicht bewaldetes Gebiet mit viel Wild, vor allem Wildschweinen. Heute ist die
Bewaldung eher licht.

 

          
Lage der Struthmühle am Salzbach, Weg von Bilkheim dorthin, von Molsberg geht man
den blau markierten Weg

 

Tongrube

die Tongrube wird erweitert


Teich
in der Nähe des Angelteiches wird der Wald abgeholzt 

Man geht am Schafbach entlang, der sich links zwischen Tongrube und Weg in Richtung Struth schlängelt, kommt an der Gedenktafel für die Urnengräber vorbei und erreicht den Eingang zur Struth. Nach etwa 300 Meter fließ der Schafbach
dann in den von Salz kommenden Salzbach, nach-
dem kurz vorher noch der aus Wallmerod kom- mende Dörrbach in den Schafbach gefloßen ist.
Der Salzbach wird durch den Zufluß der beiden
kleinen Bäche eheblich größer, so daß er damals
für den Mühlenbetrieb gebraucht werden konnte.

 Wenn man zur ehemaligen Struth-Mühle von Bilk-  heim gehen will, dann geht man am  Besten von  Bilkheim in Richtung der Bilkheimer Tongrube "Kel-  lerwiese", die links des Weges liegt (siehe rote Weg-  markierung auf dem Plan). Die Grube wird  z.Zt.  stark in Richtung Bilkheim vergrößert. Rechter    Hand liegt dann der Bilkheimer Angelsee, der dem-  nächst für die Erweiterung der Grube weichen muß.  Rund um  den kleinen See wird bereits der Wald  abgeholzt.

See

der Bilkheimer Angelteich ist zugefroren

 


Schafbach

der Schafbach schlängelt sich zwischen Tongrube und Weg in die Struth 

 

Schafbach

in der Bildmitte hinten fließt der Schafbach in den Salzbach

 

Salzbach

kurz vor den Resten der Struthmühle ist der Salzbach angeschwollen, er macht hier eine kleine 

Biegung nach links, rechts unten im Bild 

 

Wenn man im Sommer zur Struthmühle will, wird man vermutlich daran vorbeilaufen. So erging es mir auch das erste Mal. Aber jetzt im Winter, wo die Bäume kein Laub haben, sieht man am Weg die küm merlichen Reste der einstigen Mühle. Nur noch ein paar überwucherte Steinhaufen an beiden Ufern des Salzbaches sind übriggeblieben.

Struth-Mühle

rechts des Salzbaches ein paar mehr Mauerreste

Struth-Mühle




Struth-Mühle

links des Salzbaches Mauerreste 


Struth-Mühle
ein kleines Stück
Mauer ist schneebedeckt, vom Waldweg aus gesehen

 

Struth-Mühle

hier herunter ging früher die Zufahrt zur Mühle vom Waldweg aus 

 

Mauer

 

 

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links ein Mauerrest 
 

 

Geschichte der Struthmühle

Die Struthmühle gehörte den Grafen von Walderdorff in Molsberg (ab 1660 waren sie Reichsfreiherren, ab 1767 wurden sie in den Reichsgrafenstand erhoben). Sie muß vor 1675 erbaut worden sein, denn im ersten Kirchenbuch von Salz (1675-1780, Film 540) finden wir im Jahr 1675 folgenden Eintrag:

                         Kirchenbucheintrag

"getauft wurde am 27. Januar 1675 Joes Jacobus (Johann Jacob), Eltern: Petrus (Peter) Hilten, Mutter Anna Catharina, Paten: Joes Jacobus Roßen molitor (Müller) gratiosus Herr [Freiherr/Baron] von Walderdorff aus Molsberg, Catharina, Frau von Joes Tilman aus Bilkheim"
(KB 1 Salz, Film 540, Seite 2a, 1675)


Daraus geht hervor, daß 1675 ein Johann Jacob Roß Müller in der Struthmühle war und die Mühle wahr-
scheinlich schon vor diesem Jahr bestanden hat.

1682 begegnet uns Johann Jacob Roß ein letztes mal im Kirchenbuch Salz, da seine Tochter Patin bei der Taufe des CatharinaSebastian Linder war:

"getauft wurde am 5. April 1682 Sebastian, Sohn von Christian Linder und einer Frau Margreth aus Molsberg, Paten: Sebastian Kip aus Salz-Roth und Catharina, Tochter von Johann Jacob Roß, Müller in der Struthmühl" (KB 1, Film 540, Seite 11, 1682)

Im Jahr 1683 dagegen wird im Kirchenbuch ein anderer als Müller in der Struthmühle benannt:

"27. Mai 1683 Taufe von Maria Magdalena, legitime Tochter von Philipp Müller und seiner Frau (Magda- lena), Molitoris (Müller) in der Struthmühle, Ihro Gnaden Herr von Walderdorff zuständig, Paten: Peter Wagener aus Bilkheim und Maria Magdalena. Tochter von Jacob Girling aus Molsberg"

Dieser Eintrag bedeutet, daß zwischen April 1682 und Mai 1683 Johann Jacob Roß entweder gestorben ist, oder er aus anderen Gründen die Mühle an den Philipp Müller als Pächter und Müller in der Struthmühle übergeben hat.

Vorher, im Jahr 1680, gibt es einen Taufeintag für einen Johann Philipp Schmid in Molsberg, wobei ein Philipp Müller, Sohn des Jacob Müllers genannt wird. Das könnte unser Müller auf der Struthmühle und sein Vater sein:
* 28.01.1680 Johann Philipp (Johann Wilhelm Schmid / Maria [?]) Molsberg, P: Johann Jungh ibidem / Philipp Müller, filius Jacob Müller / Maria Magdalena, filia Jacob Jäger, Molsberg (1680, Seite 7)

Im Jahr 1685 finden wir folgenden Eintrag: Heirat am 20. August 1685 von Philipp Müller mit Anna Margreth Keil aus Rothenbach-Himburg. Das bedeutet, daß die erste Frau von Philipp Müller vor August 1685 gestorben ist.

Und wenige Zeilen weiter unten finden wir diesen Eintrag:
Am 26. Januar 1685 starb Magdalena, die Frau von Philipp Müller in der Struthmühle. Er hat also 7 1/2 Monate nach dem Tod seiner ersten Frau ein zweites Mal geheiratet. Sie wurde gerade einmal 25 Jahre alt.

1687 begegnet uns Anna Margreth, die 2. Frau von Philipp Müller als Taufpatin bei der Taufe von Leonard Hartman, dem Sohn von Johann Hartman und seiner Frau Elisabeth aus Girkenroth. Philipp selbst tritt im selben Jahr als Pate von Philipp Hill?, dem Sohn von Jacob Hill? in Herschbach auf.

1695 am 3. Juli begegnet er uns wieder als Pate von Maria Gertrud, der Tochter von Caspar Hoffman aus Salz-Roth. Auch 1697 begegnet er uns nochmals als Pate.

1699 am 20. März starb Anna Margreth, die 2. Frau von Philipp Müller, im Alter von 40 Jahren als Wöchnerin (puerperio). Das bedeutet, daß sie ein weiteres Kind bekommen haben muß.

Am 5. Juli 1699 heiratete der Witwer Philipp Müller ein drittes mal und zwar die Elisabeth Catharina, die Tochter des verstorbenen Johannes Beyling, Zeugen waren Gerhard Schaff und Ludwig Lutger aus Salz. Auch tritt er 1699 wieder als Pate auf.

Falls er weitere Kinder hatte, so sind sie jedenfalls nicht im Kirchenbuch von Salz eingetragen. Man müßte dazu die Kirchenbücher von Dorndorf oder Thalheim? (Niederzeuzheim) durchsuchen.


1704 wird im Kirchenbuch von Salz ein neuer Müller auf der Struthmühle genannt:
Johannes Bawell und seine Frau Maria Catharina bekommen eine Tochter Anna Maria, geboren am 12.
Dezember und getauft am 16. Dezember 1704.

Gehört habe ich über die Mühle noch, daß im 17. Jahrhundert, als im Westerwald die Pest grassierte, sich ein paar Bewohner aus Dorndorf in die Abgeschiedenheit der Struthmühle flüchteten, um dem Pesttod zu entgehen.

Struth-Mühle

so soll die Struthmühle früher ausgesehen haben, Foto eines Gemäldes des Westerwaldmalers Kretz (+2003) aus Bilkheim, entnommen dem Buch von Barbara Krekel "Zwischen Schulpflicht und Kartoffelernte" 


Von 1704 bis zum Zeitpunkt, als der nächste bekannt Müller die Mühle übernahm, besteht eine Lücke im
Wissen um die Bewirtschaftung der Mühle.


Später war dann wieder eine Familie Müller Pächter als Müller auf der Struthmühle. Zunächst Ende des 18. Jahrhunderts ein Hermann Müller, der 1763 vermutlich in Goldhausen geboren wurde und und seine Frau Christina, geborene Noll. Da der Sohn Johann Georg 1788 noch in Goldhausen geboren wurde, hat
Hermann Müller die Mühle nach 1788 übernommen. Für sie wird später als Wohnort die Struthmühle an-
gegeben. 

Sein Sohn Johann Georg Müller, der am 22. Oktober 1788 in Goldhausen geboren und am 14. Dezember
1844 in der Sturhmühle starb, übernahm von seinem Vater die Mühle. Er wird als Mahlmüller bezeichnet. Verheiratet war er mit Maria (oder Anna) Catharina Reusch aus Kleinholbach/Nomborn, die am 16. Juni 1789 geboren wurde und am 23. April 1857 in der Struthmühle starb. Sie wird als Müllersfrau bezeichnet. Das Paar hat vermutlich vor 1816 geheiratet.

Das Paar hatte drei Kinder:
1. Anna Maria, geb. um 1816 in der Struthmühle
2. Peter, geb. 18. August 1820 in der Struthmühle
3. Margaretha, geb. 12. März 1822 in der Struthmühle, die als Kind bereits am 3. Januar 1826 starb.

Peter übernahm vom Vater die Mühle. Auch er wird als Mahlmüller bezeichnet. Er heiratet in erster Ehe am 11. April 1847 Maria Katharina Schneider, die am 3. Juni 1825 in Molsberg gerboren wurde. Ihre Eltern waren Johann Schneider und Anna Catharina Hill aus Molsberg.

Das Paar hatte fünf Kinder:
1. Katharina, geb. 10. Juli 1847 in der Struthmühle, sie starb am 28. November 1848
2. Maria Katharina, geb. am 2. Juli 1849 in der Struthmühle und starb am 4. Juni 1877
3. Adam, geb. am 28. Januar 1851 in der Struthmühle, er starb am 13. Mai 1869
4. Sohn, geb. und gestorben am 20. November 1852 in der Struthmühle
5. Anton, geb. am 14. August 1854 in der Struthmühle, er starb am 4. September 1854

Dann starb Peter Müllers Frau Maria Katharina am 27. Februar 1855.
Peter Müller heiratet deshalb ein zweites mal und zwar Katharina Wagner aus Dorchheim, geb. am 9. Juli 1835, ihre Eltern waren Johann Georg Wagner und Katharina Hartgen aus Dorchheim.

Das Paar hatte neun Kinder:
1. Margaretha, geb. 7. März 1858
2. Anton, geb. 31.
Juli 1859
3. Anna Maria, 20. Dezhember 1860
4. Johanna, geb. 17. August 1862
5. Hermann, geb. 30. Juni 1864
6. Maria Anna, geb. 1.
März 1866
7. Anna, geb. 23. Februar 1868
8. Heinrich, geb. 20. Februar 1877
das 9. Kind hieß August, das Geburtsdatum ist nicht bekannt. Alle wurden in der Struthmühle geboren.

Der Vater, Peter Müller starb am 15. Juni 1887 in der Struthmühle, die Mutter, Katharina Müller, starb
1880 ebenfalls in der Struthmühle.

Das 2. Kind, Anton Müller, heiratete Katharina Lenz, die am 1. Juni 1869 geboren wurde und 1954 in
Dernbach Burghof starb.

Anton Müller übernahm die Mühle als Pächter, zog aber dann vor der Geburt des ersten Kindes (Wilhelm Anton, geb. 7. Februar 1886) nach Montabaur (Hof Roßburg). Das Ehepaar bekam sechs Kinder.
 
Sein Sohn Wilhelm Anton Müller, heiratete 1930 die Katharina Maaß von der Schlaudermühle. Die
Familie Müller übernahm damit auch die Schlaudermühle, nachdem sie vorher etwa 100 Jahre lang die Struthmühle bewirtschaftet hatte. Ob danach noch ein Müller auf der Struthmühle war ist bisher nicht be-
kannt.

 

Dem Buch von Barbara Krekel "Zwischen Schulpflicht und Kartoffelenrte" - die Bilkheimer Schulchronik von 2001 entnehmen wir, wie es mit der Struth-Mühle im letzten Jahrhundert (20. Jahrhundert) weiterging:

"Sonntags trafen wir Bilkheimer uns oft bei der alten, nicht mehr bewohnten Mühle in der Struth. Das
 Wohnhaus der Mühle wurde manchmal von Pfadpfindern zum Campiren benutzt. Eine geschwungene
 Steinbrücke führte über den Salzbach. Auf dem gemauerte Geländer thronte eine Muttergottesstatue....  Das Mühlenanwesen gehörte den Grafen von Walderdorff, der letzte Bewohner war ein gräflicher  Revierförster
gewesen. Kurz vor dem Krieg (2. Weltkrieg) benutzte die Wehrmacht die Gebäude zum  Zielschießen und zerstörte damit die Gebäude".

Struthmühle

ein weiteres Ölgemälde von Walter Kretz, etwas andere Sicht, man erkennt auch die kleine Brücke über den Salzbach, Reste des rechten Gebäudes sind heute noch zu sehen (siehe Foto), Reste des
linken Gebäudes sieht man auf diesen Fotos, das Gemalde ist in Privathand
(Foto vom Orignalgemälde MS 03/09)

 




Brücke

Die Mühle wurde also vor 1939 von deutschen Sol-
daten zerstört. Das erklärt auch, warum heute nur
noch so wenige Steine aufeinander geblieben sind. Wenn man heute den von Bilkheim kommenden Waldweg weiter geht, kommt man nach etwa einer halben Stunde Fußweg nach Thalheim. Die in der Schulchronik angesprochen kleine Brücke gibt es heute auch nicht mehr, nur etwas weiter in Richtung Thalheim gibt es eine kleine Brücke über den Salz-
bach.

Wenn man über diese kleine Brücke (auf dem linken Foto) geht, kommt man auf einen gewunden Weg, der aus dem Tal hoch nach Dorndorf führt.

 

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die Brücke über den Salzbach heute, an der linken Seite ist keine Mauer mehr, am Baum steht eine Muttergottesstatue    
 

 

Struthmühle
dieses Aquarell von der Mühle zeigt auch den Zufahrtsweg, der nur noch andeutungsweise erhalten ist (siehe Foto), (Foto vom Original MS 03/09)

                                                       
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siehe auch auf der ArGeWe-Seite: "Die Kuh auf dem Mühlrad", Artikel "Vom nassen Tod"  

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Quellen:

Kirchenbücher von Salz

Buch von Barbara Krekel:

"Zwischen Schulpflicht und Kartoffelernte" - die Schulchronik von Bilkheim von 2001 

                                                              Archiv Manfred Schaaf

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erstellt 21.01.2009 Manfred Schaaf, Hainburg/Bilkheim, geändert 28.11.2013

                                                alle Fotos (c) Januar 2009: Manfred Schaaf